Volltext Seite (XML)
welcher in den durch Bisse mit dem Ofeninnern in Verbindung stehenden Kanälen der Wände und Sohle durch die Zugverhältnisse des Kamins ent steht, dem Gase die Möglichkeit geboten wird, ungereinigt zu entweichen und mit den darin enthaltenen Nebenproducten direct zu verbrennen, wodurch die Täuschung hoher Verdampfungs fähigkeit und grofse Verluste an Nebenerzeugnissen bedingt sind. Lege ich mir nun die Frage vor: Sind diese wenigen Vortheile geeignet, das Solvaysystem als Muster einer Kohlendestillationsanlage gegenüber anderen Systemen hinzustellen? so ist es mir nicht möglich, diese Frage zu bejahen. Die folgenden Betrachtungen sollen dies weiter erläutern. Wir müssen dabei von vornherein zwischen einem Betriebe von Koksöfen mit Nebenproduct- gewinnung auf einem Hüttenwerke, welches seine Kohlen beliebig einkaufen kann, und einem gleichen Betriebe auf einem Bergwerke, das nur seine eigenen, bestimmten Kohlen verkokt, unter scheiden. Dort kann man den Anforderungen an den Koks, dessen Härte, Schaumigkeit, Beinheit, Wassergehalt u. s. w., an den Theer, den das Hüttenwerk beim heutigen Stande der Eisen erzeugung meist selbst verwerthet, beliebig weiten Spielraum geben und nur die finanziellen End resultate berücksichtigen. Anders beim Bergwerke, das den Koks und Theer verkaufen und hier mit den Ansprüchen der Abnehmer rechnen mufs. Es würde ein beträchtlicher Theil des Solvaykoks, so wie er in Buhrort fallt, wegen seiner Schaumig keit und Porosität und damit theilweisen Zerreib lichkeit oft Anstände ergeben; mit dem hohen Wassergehalt, mit dem der Koks dort verbraucht wird, würde der Koks von keinem Hüttenwerk einem Bergwerk abgenommen. Vielleicht ist hierin auch ein gewisser Grund des so besonders hervorgehobenen guten Ausbringens aus den Solvay-Oefen zu finden; 12 bis 15 % Wasser über schreitet die Grenze handelsüblicher Waare. Dieses bessere Ausbringen an Koks ist bei den Solvay- Oefen gar nicht vorhanden. Wir leisten in Rhein- land-Westfalen bei den Kohlendestillationsöfen mit Fettkohle 70 bis 75 % verkäuflichen Koks je nach Beschaffenheit der Kohle; bei monatelangen Versuchen mit Mischungen von Fett- und Mager kohlen (20 bis 22 % der letzteren) sind bis zu 80 % erzielt worden. Ich will hier gleich vorab bemerken, dafs bei Verarbeitung magerer Kohle mit Fettkohle die Härte des Koks ganz bedeutend steigt und zwar oft so, dafs der resultirende Koks wegen zu hohen Windbedarfs für manche Zwecke unbrauchbar und vielfach schwerer verkäuflich wird, und dafs bei dieser Mischung das Gelingen guter Ver kokung nicht von der Hitze allein, sondern fast ausschliefslich von derSorgfalt gleich- mäfsiger Mischung abhängt. Die Hitze allein vermag eine schlecht gemischte Kohle nicht zu gutem Koks umzuwandeln; jedem einzelnen kleinen Magerkohlentheil mufs die Verbackung mit den umgebenden Fettkohlentheilen ermöglicht sein, es mufs eben gut gemischt sein, im andern Falle zerfällt der Koks und rieseln die nicht zusammen verbackenden Magerkohlenthoile ab; der Koks ist und bleibt bröckelig, bei guter Mischung wird er dagegen sehr hart (die Dichte hängt von anderen Ursachen ab, ebenso die Schwere; in Buhrort scheint z. B. die Beimengung von Stauberzen auf die letztere sehr stark einzuwirken) und demzufolge auch gut tragfähig. Diese alte Thatsache erbringen aber die Solvay-Oefen nicht erst, erklärt aber vielleicht die gute Meinung der Buhrorter Herren sehr leicht. Unsere bisherigen Koksöfen in Rheinland- W estfalen sind bei Innehaltung der Vorsichtsmafsregel sorgfäl tiger Mischung bisher sämmtlich imstande gewesen, dasselbe Mischungsproduct, besonders aber auf der schmäleren Maschinenseite der Oefen, zu ver arbeiten und ein gleich gutes, meist noch besser aussehendes Koksproduct zu liefern, wie jedem Koksingenieur bekannt ist; Hr. Lürmann giebt es für 10 bis 15 % Magerkohle heute schon zu. Nicht besonders vertrauenerweckend sind Hrn. Lürmanns verschiedene Angaben über die Leistungsfähigkeit und das Ausbringen der Solvay- Oefen. In Heft 4 wird angegeben als Verarbeitungs ¬ fähigkeit pro Ofen und Jahr _ 1643 t 24 30 552 Kohlen und daraus resultirende —a , = 1273 t 24 Koks = 76,87 % der Kohle. In Heft 18 ist das Ausbringen pro Ofen und Jahr auf etwa 1125 t Koks bei 1440 t Kohlen, also zu 78% festgestellt; dies ergiebt im Zeitlaufe von einem halben Jahre eine Verminderung in den Angaben um 148 t Koks = beinahe 12 % der ersten Angabe. Ich frage nun Hrn. Lürmann: Haben die Oefen in so kurzer Zeit schon so gewaltig an Leistungs fähigkeit eingebüfst, oder ist ein wenig Kohlen destillateurlatein unterlaufen ? In Buhrort werden 3 t Koks pro Tag = 1095 t pro Jahr als Ausbringen = 74 % der Kohle angegeben. Dies halte ich incl. Wassergehalt auch für annähernd richtig. Im procentualen Ausbringen haben also die Solvay- Oefen gar keinen Vorzug vor anderen Oefen; die Leistungsfähigkeit in Bezug auf die tägliche Char- girung der Oefen ist, wie ich schon vorher nach gewiesen habe, in der geringeren Ofen weite zu suchen und nicht begründet im System, sondern auch unseren anderen Systemen bei enger Ofen weite eigen. Oberschlesische Kohle, in Solvay- Oefen verkokt, zeigt kein besseres Besultat als in Otto-Oefen. Was die behauptete gröfsere Haltbarkeit der Solvay - Oefen gegenüber den Otto - Oefen betrifft, so ist durch die lange Beihe von Jahren, in wel chen Otto-Oefen ohne jeden Nachtheil bestehen, wohl hinlänglich bewiesen, dafs die Befürchtungen wegen zu grofser Belastung der Wände eingebildete