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444 Nr. 10. STAHL UND EISEN.* Mai 1893. Trotz des bedeutend höheren Preises der übrigen Walzeisensorten scheint der hierbei erzielte Gewinn geringer zu sein, als bei Eisenbahnschienen, was in den grofsen Mengen, in denen die letzteren hergestellt werden, ihren Grund haben mag. Falls Träger von annähernd gleichem Querschnitt in denselben Quan titäten gebraucht würden, dürften sich dieselben nur um eine Kleinigkeit höher im Preise stellen als Schie nen. Der Verfasser des genannten Artikels macht daher den Walzwerksbesitzern den Vorschlag, an Stelle der Stahlschienen Träger u. dergl. zu walzen und diese ebenso billig zu verkaufen wie Schienen. Der anfangs entstehende Verlust würde voraussicht lich durch den bei Verbilligung zu erwartenden Mehr bedarf von Bauflufseisen zur Aufführung feuersicherer Gebäude reichlich gedeckt werden. Aluminium - Antimonlegirungen. Wie D. A. Roche im „Moniteur Scientificque" S. 269 mittheilt, lassen sich Legirungen von Alu minium mit Antimon leicht auf verschiedene Weiseher stellen. Am einfachsten durch directes Zusammen schmelzen beider Metalle in einem Perrot-Ofen. Die Legirungen mit niedrigem Antimongehalt (unter 5 %)sind härter, zäher und besitzen neben grofser Dehnbarkeit eine viel gröfsere Elasticität als Aluminium. Sie sind etwas weniger weifs als reines Aluminium, aber ihr Glanz ist lebhafter, silberartiger und widerstandsfähiger den atmosphärischen Einflüssen gegenüber. Bei zu nehmendem Antimongehalt wächst die Härte, während die Zähigkeit und die Elasticität sich rasch vermin dern ; die Legirungen werden bei höherem Antimon gehalt brüchig. In dieser Beziehung zeigen die Aluminium - Antimonlegirungen dasselbe Ver halten wie die entsprechenden Chrom-, Nickel-, Kobalt- und Wolfram- Aluminiumlegirungen. Der Schmelz punkt steigt mit zunehmendem Antimongehalt, gleichzeitig werden die Legirungen mehr und mehr von feuchter Luft angegriffen. Ein besonders interes santes Verhalten zeigt eine Legirung aus 81,63 % Antimon und 18,37 % Aluminium bestehend, deren Zusammensetzung der Formel Ah Sbs entspricht. Diese Legirung stellt eine dunkelgraue homogene Masse dar, die im Bruch schwarz erscheint. Sie ist in der hohen Temperatur des Perrotofens vollständig unschmelzbar und scheint ihr Schmelzpunkt noch höher als der des weichen Stahles zu liegen. Dieses Verhalten ist jedenfalls um so bemerkenswerther, als beide Metalle verhällnifsmäfsig leicht schmelzbar sind. Letztgenannte Legirung ist atmosphärischen Einflüssen gegenüber wenig widerstandsfähig. Telegraphie und Telephonie. Nach Angaben des „Journal Telegraphique" hat sich das allgemeine Telegraphennetz der Welt im Jahre 1892 um 81000 km Linien und nahe an 340000 km Leitungen vermehrt. An dieser Vermehrung ist Europa mit 30 720 km Linien und 125 530 km Leitungen, die aufsereuropäischen Länder sind mit 50 080 km Linien und 214 255 km Leitungen betheiligt. im einzelnen sind betheiligt: Linien Leitungen km km Deutschland mit 8 000 und 24 000 Frankreich (einschl. Telephon leitung) „ — „ 7 500 Italien , 1 100 , 6 000 Grofsbritannien „ 2 000 „ 12 500 Der Western Union Telegraph (Amerika) „ 9 000 „ 100 000 Die Gesammtlänge der dem öffentlichen Tele graphenverkehre dienenden Linien (auschliefslich der für Eisenbahnzwecke) betrug am Anfang des Jahres | gegen 1 500 000 km Linien und 4 350000 km Leitungen. Ueber die Entwicklung des Telephonwesens, | das zweifellos im vergangenen Jahre erhebliche Fort schritte gemacht hat, liegen weniger umfassende Nach- } richten vor. Soweit sich aus ihnen ersehen läfst, I waren in den Staaten Belgien, Deutschland, Luxem burg, Niederlande, Oesterreich, Rufsland, Schweden, | Schweiz, Tunis, Ungarn, Britisch-Indien, Japan und Amerika im Jahre 1892 vorhanden: 1 901 Orte mit Fernsprechnetz, 731 680 km Telephonleitungen, 363 512 (öffentl. und private) Fernsprechstellen. Besonders schnell und von Jahr zu Jahr steigend , i hat sich das unterseeische Kabelnetz vermehrt. Seil 1888 wurden 53 000 km Leitungen gelegt, im Jahre 1891 23000 km, hiervon 3600 km in europäischen I Gewässern, 7000 km an den Küsten von Nord- und Mittelamerika, 6000 km an der Ost- und Westküste von Südamerika und 7000 km an den afrikanischen I Küsten. Der Ausdehnung der telegraphischen Verbindungen entsprechend ist auch der telegraphische Verkehr ge wachsen. Es betrug nämlich: die Zahl der beförd. Telegramme die Summe der im Inlande internation. überhaupt Gebühren i. in den Ländern des europäischen Regime: 171050000 47485000 218525000 205921600 in den Ländern des aufsereuropäischen Regime: 80652000 13310000 93962000 221364000 zusammen 251702000 60795000 312497000 427285000 '“gw™ 238543000 57474000 296017000 419355200 1892 mehr 13159000 3321000 16480000 7930400 und die Gesammtzahl der Gespräche im Jahre betrug 800 754467. Den stärksten Antheil hieran hat Nord amerika. In Deutschland gab es: 337 Orte mit Fernsprechnetz, 137 000 km Telephonleitungen, 71 212 (öffentl. und private) •Fernsprechstellen und die Gesammtzahl der Gespräche betrug 208 938691. Für den internationalen Telephonverkehr sind bisher nur wenige Linien vorhanden. Blofs Frankreich ist ' mit Belgien, England und der Schweiz, und der zuletzt genannte Staat mit Deutschland, Oesterreich und Frankreich verbunden. (Elektrotechn. Echo.) Petroleumgewinnung. Petroleum wird auf zweierlei Weise gewonnen, erstens als Rohöl unmittelbar aus den Oelbrunnen und zweitens durch Destillation bituminöser Schiefer. Erstere Gewinnungsweise ist die in den Vereinigten Staaten, in Canada, in Rufsland, im Elsafs, in Galizien sowie in Rumänien, Peru, Argentinien, Equador und Niederländisch - Indien übliche; letzteres Verfahren wird in Schottland, Frankreich und Italien ausgeführt. Bisher haben die Vereinigten Staaten das meiste Petroleum geliefert, indessen scheinen die ölführenden Schichten daselbst an Ergiebigkeit zu verlieren, wie dies aus den nachfolgenden Angaben über die Petro leumgewinnung der letzten 4 Monate hervorgeht. Sept. October Novemb. Decemb. Mittel in hl hl hl hl hl 1891 . . . 148343 178432 194369 187129 134800 1892 . . . 132162 120756 121370 118827 132794 Eine bedeutende Verminderung zeigen auch die Zahlen für die Gesammtgewinnung in den Jahren 1890 und 1891 an. Während im ersteren Jahre rund