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reise von New York nach Bremen kennen zu lernen. Merkwürdigerweise schlofs sich der Ver ächter der Techniker eng den deutschen Eisen hüttenleuten an, die er doch als kurzsichtige Menschen eigentlich links liegen lassen mufste, oder handelte er vielleicht nach dem französischen Sprichwort: „faute de grives on mange des merles", was der grobe Deutsche übersetzt: „Wenn der Teufel hungrig ist, frifst er Mücken ?“ Der „Perle von Meppen“ Erbe klopfte eines Abends bei der üppigen Mahlzeit unerwartet ans Glas und brachte trotz der zahlreichen amerika nischen Fahrgäste einen feurigen Trinkspruch auf den Feldmarschall Graf von Moltke aus, der selben Tags seinen 90jährigen Geburtstag feierte. Der Redner begann mit der hübschen Wendung, dafs er an Bord der „Spree“ — es war die erste transatlantische Reise des Riesen dampfers —- sich verpflichtet hielt, des Mannes zu gedenken, dem heute an den Ufern der Spree tausendfältiges Hoch dargebracht würde. Leider störte ein Baby den Eindruck der schwungvollen Worte, bis der glückliche Vater den Schreihals wegbrachte. In Southampton wurde ein nach trägliches Begrüfsungstelegramm namens der deutschen Reisenden von Dr. Lieber an den Jubilar gesandt. Der weitsichtige Reichs- und Landbote dachte wohl nicht an die Möglichkeit, dafs er ein paar Jahre später den Nachfolgern des grofsen Strategen das rundweg abschlagen würde, was diese als unbedingt nöthig erachten, um das Werk ihres Vorgängers zu erhalten und fort- zusetzen. Ferner erinnern wir uns, dafs der weitblickende Parlamentarier, in frischem Gedächt- nifs an die hohe Achtung, die der erste Reichs kanzler drüben geniefst, Fürst Bismarck ganz anders beurtheilte, wie heute der Fall zu sein pflegt, oder beruhten die damaligen Aeufserungen vielleicht mehr auf Höflichkeit gegen unsere Gesellschaft als auf innerer Ueberzeugung? Wir bedauern herzlich, dafs der liebens würdige Reisegenosse uns zu einer etwas un sanften Anremplung gezwungen, aber der Streit ist von ihm begonnen worden. Nach seiner Logik giebt es nur zwei Technikerarten: kurz sichtige gute und weitsichtige schlechte. Da zwischen wählen zu müssen, ist für Unsereinen recht peinlich. J. Schlink. Zur Entwicklung des Bergbaues in Südafrika. Die südafrikanischen Staaten und Colonieen haben in neuester Zeit einen Aufschwung ge nommen, der märchenhaft erscheint, wenn man den Blick nur um wenige Jahre rückwärts schweifen läfst, sich die Mühseligkeiten der Fortschaffung von Gütern und Personen auf Ochsenwagen vor stellt und heute die Telegraphen- und Eisenbahn linien als sichere Kennzeichen des Gullurstaats unaufhaltsam dem Innern zueilen sieht Ohne Zweifel haben die grofsen landwirthschaftlichen Reichthümer in Verbindung mit einem gesunden Klima die solide Grundlage zu dem stetigen Aufblühen des Handels und Wandels in der Südecke des schwarzen Erdtheils gegeben, der mächtige Aufschwung und eine neue Epoche in der Gulturerschliefsung des Landes ist aber von dem Zeitpunkt zu datiren, in welchem das Land in die Reihe der bedeutendsten Bergbau - Districte unserer Erde getreten ist. Vollständiges statistisches Material über die Handelsbewegung Südafrikas ist uns leider nicht bekannt; nach dem Statistical Register der Cap- Golonie stellte sich der den gröfsten Bruchtheil des Gesammtverkehrs repräsentirende Verkehr durch die Häfen derselben wie folgt: Einfuhr 1886 3 799 261 1890 9 366 446 1891 8 572 766 Ausfuhr von Südafrika 7 125 356 £ 9 837 796 , 11 116 231 , Die Nachbarcolonie Nat: Bewegung Einfuhr 1891 für Natal . 2 280 419 Für das Jahr 1891 nach Waarengattungen getrennt interessiren uns aus der Capcolonie besonders : 1 zeigte folgende Ausfuhr von Südafrika 1 183 987 £ Herkunftsland und Waarengattung Werth in £ Gesammt- Einfuhr Hiervon aus Deutschland Eisen- und Stahlwaaren . 590 401 17 664 Maschinerieen aller Art 223 567 1 437 Kohlen, Koks 238 828 66 Stabeisen, Eisenblech, Wellblech , desgl. ver zinkt u. s. w 153 177 13 Die „südafrikanische Wochenschrift“, welche j seit October v. J. in Berlin erscheint, schreibt hierzu mit Recht: „Die winzigen Ziffern, mit welchen unsere vaterländische Industrie an dem Import Südafrikas beiheiligt ist, sind geradezu beschämend für den sonst so gerühmten Unter nehmungsgeist unserer Kaufleute. Woher es । kommt, dafs sie den Engländern dort das Feld | fast ganz überlassen haben, ist um so weniger begreiflich, als die weifse Bevölkerung nicht etwa i ausschliefslich aus englischen Golonisten besteht,