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1. Mai 1898. 424 Stahl und Eisen. Hauptversammlung d. Vereins deutscher Eisen- u.Stahlindustrieller. jedem Schienenwalzwerk mit Leichtigkeit geliefert werden können. Vorbedingung würde freilich sein, dafs solche Schienen in genügender Quantität bestellt werden, damit die Werke in der Lage sind, die entsprechenden Walzen einlegen bezw. anfertigen zu können. Ferner wurde darauf hingowiesen, dafs eine Controle, ob die Schienen wirklich ausgeführt und ob nur die angegebenen Profile bezogen und ver arbeitet werden, schwerlich durchgeführt werden könnte; schliefslich sei zu erwägen, dafs der bei der Wcichenfabrication entstehende nicht un bedeutende Abfall, im Falle des zollfreien Ver edlungsverkehrs, zu allen möglichen Zwecken zoll frei im Inlando verwendet werden könnte. In der Sitzung vom 9. December v. J. wurde berichtet, dafs ein Eisenwerk in Harburg um Ge stattung des zollfreien Veredlungsverkehrs mit Platten aus schmiedbarem Gufseisen gebeten hatte, die, aus England bezogen, hier gebohrt, mit ähn lichen schmiedeisernen Platten inländischen Ur sprungs zusammengenietet und demnächst wieder ausgeführt werden sollen. Die Firma behauptete, dafs die inländische Eisenindustrie nicht in der Lage sei, Platten in Tempergufs so dünn herzustellen, wie die eng lischen Werke. Da der Vorsitzende, Hr. Geheimrath Meyer, zu der Zeit verreist war, ist dem stellvertretenden Vorsitzenden, Hrn. Commerzienrath Servaes, von der Sache Mittheilung gemacht und derselbe ge beten worden, zu verfügen, wie in der Sache verfahren werden soll. Auf Grund einer Umfrage, die derselbe veranlafste , ist dem Herrn Minister unter dem 26. August v. J. erwidert, dafs ein Gut achten nicht abgegeben werden könne, ohne dafs nähere Angaben über die Dicke der Platten, der Kippen auf denselben, sowie über die Gröfse der Platten bekannt sind. Nachdem die erbetenen Angaben von dem Herrn Minister unter dem 6. September v. J. eingegangen waren, sind auf Veranlassung des Herrn stellvertretenden Vor sitzenden eingehende Probeversuche gemacht worden, über deren Resultat dem Herrn Minister unter dem 19. October v. J. in dem Sinne berichtet werden konnte, dafs die fraglichen Platten auch in Deutschland hergestellt werden können. Da aber die Fabrication eine sehr schwierige ist, werden sich die Kosten sehr hoch stellen und es dürfte deshalb kein Grund vorliegen, den Zoll für solche Platten zu ermäfsigen. Nunmehr beabsichtigt dasselbe Eisenwerk, welches gegenwärtig die Vergünstigung des zoll freien Veredlungsverkehrs mit dünnen Platten aus schmiedbarem Gufseisen trotz des ablehnenden Gutachtens des Vereins deutscher Eisen- und Stahlindustrieller geniefst, in Zukunft „constructiver Vorzüge“ halber gleichartige Platten von doppelter Dicke einzuführen. Dasselbe hat deshalb um | Ausdehnung der gewährten Zoll Vergünstigung auf I Platten von 850 mm Länge, 425 mm Breite und 30 mm Dieke gebeten, da es ihm trotz vieler Be mühungen nicht gelungen sei, eine inländische Fabrik für deren Herstellung zu gewinnen. Der Herr Handelsminister ersucht um schleunige Mit theilung darüber, ob und zutreffenden Falls wo und zu welchen Preisen Platten, wie die bezeich neten, im Inlande käuflich sein würden. Diese Angelegenheit ist zur näheren Fest stellung von dem Herrn Vorsitzenden der Nord westlichen Gruppe überwiesen worden, deren Er hebungen noch nicht beendet sind. In der Generalversammlung vom 10. December 1896 und der Sitzung des Vorstandes vom 9. De cember 1897 ist eingehend über die Bestrebungen des Vereins für Ermäfsigung der - Eisenbahnfracht für Schiffbaumaterial berichtet worden. Da diejenigen Fragen, welche von der König lichen Eisenbahndirection Altona als solche be zeichnet waren, bezüglich deren noch eine gröfsere Klarheit erforderlich war, in höchst befriedigender Weise in der Sitzung am 2. December v. J. beant wortet werden konnten, so war mit Sicherheit anzunehmen, dafs der Herr Minister der öffent lichen Arbeiten nicht länger zögern würde, die erbetene Fraehtermäfsigung zu gewähren. Unterm 1. Februar d. J. ist denn auch dem Verein von der Königlichen Eisenbahndirection in Altona die Mittheilung zugegangen, dafs für die preufsischen Staatseisenbahnen die Herab setzung der Schiffbaueisentarife genehmigt worden ist. Das Waarenverzeichnifs wird künftig lauten: Klasse I: Eisen und Stahl, zum Special tarif I gehörig; ferner gebrauchte Schiffskojen (Bettstellen) im Verkehr von den Seehafenstationen nach binnenländischen Stationen, wo neue Schiffs kojen zum Versand kommen oder wo sieh Ver zinkereien befinden. Klasse II: Eisen und Stahl zum Special tarif II gehörig; Roheisen zum Specialtarif HI gehörig. Die Neuberechnung der Frachtsätze wird auf folgender Grundlage stattfinden: a) in Klasse I (Eisen und Stahl des Special tarifs I u. s. w.) nach einem Streckensatze von 2,2 8 für das Tonnenkilometer auf alle Ent fernungen zuzüglich einer Abfertigungsgebühr von 12 8 für 100 kg, b) in Klasse II (Eisen und Stahl des Special tarifs II u. s. w.) nach den Streckensätzen von 1,4 8 für das Tonnenkilometer auf Entfernungen bis 400 km und 1,2 8 (durchgerechnet) auf weitere Entfernungen zuzüglich einer Abferti gungsgebühr von 6 8 für 100 kg. Die niedrigeren Frachtsätze für 401 km werden auf kürzere Entfernungen vorgetragen, soweit sich für diese nach dem Streckensatze von 1,4 8 (nebst 6 8 Abfertigungsgebühr) höhere Sätze ergeben. Sodann wird der Ausnahmetarif künftig auch auf die zum Bau, zur Ausbesserung oder zur