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2. das aus der Schmelze ausscheidende Metall während des Betriebes sich durch Zusatz des Oxydes ersetzen liefse (DeviIle). Aber man erfuhr auch zu seinem Leidwesen, 3. dafs es kein Apparatmaterial gab, welches bei der damals unvermeidlich erscheinenden Erhitzung der Schmelzgefäfse von aufsen standgehalten hätte. Auch heute haben wir noch kein Tiegelmaterial, das geschmolzenen Chloriden, Fluoriden u. dgl. Widerstand leistete und das sich an seinen Wandungen ausscheidende Aluminium unverändert liefse, während es von aufsen die zum Flüssigerhalten dieser Stoffe nöthige Wärme aus Feuergasen nach dem Innern führen müfste. Aber in dem Momente, als Herouldt die Erhitzung der Schmelze durch den elektrischen Strom in das Innere des Tiegels verlegte, änderten sich die Verhältnisse mit einem Schlage. Und gerade dieses Beispiel zeigt uns auf das treffendste, wie sich plötzlich durch Einführung elektrischer Erhitzung eine Industrie entwickelte, deren chemische Grundlagen fast 40 Jahre lang jedem Metallurgen hätten bekannt sein können. Mag jetzt der Stoff zum Auskleiden unserer Schmelzöfen, also gewissermafsen das Kernmauer werk, auch noch so ieichtschmelzig sein, wir können ihm ja durch Kühlung von aufsen die nöthige Festigkeit erhalten. Die Beschickung eines Ofens braucht also heute nicht mit anderen Stoffen in Berührung zu kommen, als in ihr bereits vorhanden sind; es steht uns vollständig frei, das Kern mauerwerk der Oefen aus der Beschickung oder aus einzelnen ihrer Bestandtheile aufzuführen. Auch das Elektrodenmaterial, das hin und wieder störte, können wir durch denselben Kunst kniff haltbar machen. Kohlenstoff, Eisen, Kupfer erwiesen sich, um bei dem Beispiel der Aluminium- fabrication zu bleiben, anfangs unbrauchbar als Kathoden, da sich Aluminium mit allen verbindet bezw. legirt. Siemens hatte uns ja aber schon 1878 gelehrt, solche Pole zu kühlen, und heute stehen uns bei richtiger Verwendung von Kühl mitteln alle diese sonst für derartige Zwecke so gut geeigneten Materialien ohne jede Beschränkung zur Verfügung. Die Geschwindigkeit der Wärmeerzeugung kann von geradezu entscheidendem Einflüsse auf die Ausführbarkeit eines Verfahrens sein. So gelang mir z. B. die Reduction der flüchtigen Molybdä gebildeten Ofen ohne erhebliche Verluste. Wollte man denselben Versuch in einem von aufsen geheizten Tiegel vornehmen, den man vielleicht in einen Windofen einsetzte, so würde längst alles Molybdänoxyd fort sein, bis das Tiegelinnere auf die Reductionstemperatur gebracht wäre. Wenn uns aber der elektrische Ofen jedes Ofenbaumaterial, jede Arbeitsatmosphäre, jeden Druck und jede Temperatur verfügbar macht, dann, m. H., müssen wir auch mit dem elektrischen Ofen Aufgaben der Erhitzungslechnik lösen können, die bisher unüberwindliche Schwierigkeiten boten. Und ich möchte fast behaupten: „Es giebt keine Aufgabe der Erhitzungstechnik mehr, die wir nicht lösen könnten.“ Sie können in einer Papierdüte Stahl schmelzen, ohne die Hülle zu versengen. Von Interesse wird es nun zunächst sein, zu sehen, wie sich die verschiedenen Erhitzungssysteme in den Grofsbetrieb übertragen lassen: Der erste Fall wäre eigentlich mit dem Aluminiumofen schon erledigt. Hier ist ja erwiesen, dafs ein ununterbrochener Grofsbetrieb möglich ist. Ein Blick auf die Skizze (Fig. 2) läfst über die Ausführbarkeit dieser Gonstruction im grofsen keinen Zweifel. Ich habe auch versucht, Ihnen in Figur 9 das Bild eines elektrischen Hochofens zu entwerfen, selbstverständlich ohne letzteren für die Roheisengewinnung empfehlen zu wollen. Sie sehen aber, dafs sich z. B. ein Rachetteofen seines langgestreckten Querschnittes wegen sehr wohl zur elektrischen Erhitzung eignen würde, wenn man die Vorzüge der Schachtöfen, die in der Vorwärmung der Beschickung durch Abgase liegen, nicht aufgeben will. durch Kohlenstoff in dem in Figur 3 ab-