Volltext Seite (XML)
1. Mai 1898. Ueber die Reductionskraft des metallischen Aluminiums. Stahl und Eisen. 411 wichtsmenge Kieselsäure ein beinahe vollständiges Abdestilliren des Phosphors erfolgte. Der Verlauf der Reaction ging ruhig und regelmäfsig vor sich und zwar nach der Gleichung: 6 Na POs + 10 Al + 3 Sio, = 3 Naz Si Oa + 5 Ah Oa + 6P. Es ist mir — allerdings erst nach Ueber- windung vieler Schwierigkeiten — auf diese einfache Art gelungen, ohne Anwendung einer sehr hohen Temperatur das Natriummetaphosphat vollständig zu zersetzen und allen Phosphor daraus zu gewinnen. Auch die glasige Phosphor säure HPO3, das Phosphorpentoxyd Pg Os, das ortho phosphorsaure Natrium Nas PO und das pyrophos phorsaure Natrium Na Pg O7 werden auf ähnliche Weise durch Aluminium bei Rothgluth zersetzt. Des weiteren prüfte ich die Einwirkung des Aluminiums auf die Phosphate des Calciums und fand, dafs dasselbe (in Pulverform) bei heller Rothgluth energisch auf dieselben einwirkt. Knochenasche wird durch Aluminium zersetzt unter Abscheidung von Phosphor und Bildung einer Legirung von Aluminium, Calcium und Phosphor. Der Verlauf der Reaction geht unter leb hafter Licht- und Wärmeentwicklung vor sich. Im Cylinder tritt plötzlich starkes Erglühen der Masse ein, wobei Phosphor entweicht; gleichzeitig nimmt die Temperatur dermafsen zu, dafs der Boden des Cylinders schmilzt und kleine Kügelchen einer metallischen Masse von blendend blauweifsem Licht zu Boden fallen. Dieselben umgeben sich sofort mit einer braunen Hülle. Auf gleiche Weise wie auf Knochenasche wirkt Aluminium auf Phosphorit, versteinerte Knochen u. s. w. Nur bei Apatit ist die Reaction unvollständiger. In viel höherem Grade jedoch wirkt Aluminiumpulver auf die Metaphosphate des Calciums und zwar ebenso wie auf die Meta phosphate der Alkalien. Ich setzte ein Gemisch nach der Gleichung: 3 Ca (P Os) 2 +10 Al + 3 Si Oä = 3 Ca Si 0» + 5 Ah O 3 + Po mehrere Stunden einer Weifsglühhitze aus und konnte dann im Rückstand nur noch Spuren von Phosphor ermitteln. Ich habe ferner gefunden, dafs bei Behandlung von Knochenasche mit Salz säure nach der Gleichung: Cas (PO.), + 4HG1 = 2CaGh + CaH(PO.), und durch Glühen des erhaltenen und sodann mit Aluminiumpulver vermischten Erzeugnisses unter Zusatz von Kieselguhr nach der früher erwähnten Gleichung durch Erhitzen bis zur Rothgluth aller Phosphor bis auf einen geringen Rest ruhig ab- destillirt. Ich habe somit nachgewiesen, dafs Phosphor sich bei Anwendung einer geringen Temperatur gewinnen läfst und zwar im kleinen mit einer quantitativen Ausbeute. Ob die Reaction im grofsen ebenso günstig verlaufen wird, ist eine Frage der Technik. Meine Studien erstreckten sich in zweiter Linie auf die Einwirkung des Aluminiums auf Kohlenstoffverbindungen.* Nach meinen Versuchen zersetzt Aluminium Kohlendioxyd unter Bildung von Thonerde und scheidet Kohle aus. Auf gleiche Weise wird Kohlenoxyd zersetzt. Die kohlensauren Salze der Alkalien und der alkalischen Erden zersetzen sich bei Rothgluth nach folgenden Gleichungen: Naa COs + 2 Al = Ab Os + C + Na2 Ca C0 3 + 2 Al = Ala Os + C + Ca. Weitere Versuche galten der Einwirkung des Aluminiums auf Oxyde. Das ist ein Gegen stand, der volle Beachtung verdient. Von manchen dieser Reactionen verspreche ich mir grofse tech nische Umwälzungen und Neuerungen. Ich beschränke mich hier auf die kurze Mit- theilung, dafs alle Oxyde bei einer mehr oder weniger hohen Temperatur zersetzt werden können, und behalte mir vor, später näher darauf zurück zukommen. Auch Chloride und Phosphate liefern bei ver schiedenen Temperaturen höchst interessante Re actionen, die technische Wichtigkeit erlangen dürften. Arsenverbindungen, Borverbindungen, Silicium verbindungen werden durch Aluminiumpulver re- ducirt. Ich bin augenblicklich nicht in der Lage, Näheres über diese Reactionen mitzutheilen. Ich glaube, dafs schon diese Angaben genügen werden, den Fachgenossen zu zeigen, wo die Zukunft des Aluminiums liegt. Wegen der aus den beschriebenen Reactionen hervorgehenden grofsen Reductionsfähigkeit des Aluminiums darf man schliefsen, dafs es mit der Zeit, seiner chemischen Eigenschaften wegen, als Reductionsmittel eine viel gröfsere Anwendung finden wird, als seiner physikalischen Eigenschaften wegen. Was den Ersatz der anderen Metalle durch Aluminium betrifft, so hat es sich gezeigt, dafs dasselbe trotz seiner geringen Festigkeit einen derartigen Mehrverbrauch an Metall erforderte, dafs dadurch der Vorzug der Leichtigkeit wieder aus geglichen wurde. Die Zukunft des Aluminiums liegt in seiner reducirenden Kraft! * Bulletin de la Socit chimique de Paris t. XI—XII Nr. 10 Action de l’aluminium sur le carbone par M. Leon Franck.