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440 Stahl und Eisen. Ueber die IteductionsTcraft des metallischen Aluminiums. 1. Mai 1898. Ueber die Reductionskraft des metallischen Aluminiums. Von Leon Franck-Esch a. d. Alzette. Als durch die Arbeiten von Saint-Claire Deviile das Aluminium in der industriellen Welt bekannt wurde, erregte dieses Metall allgemeines Aufsehen und man erwartete Wunder von ihm. Aber nur zu schnell sah man ein, dafs man sich hierin getäuscht hatte, und nachdem all die schönen Hoffnungen vernichtet waren, beschränkte man sich darauf, kleine Luxusgegenstände aus dem vielgepriesenen „Metall der Zukunft“ herzustellen. Später, als durch neue Fabricationsmethoden der Preis des Aluminiums sich demjenigen der in der Technik allgemein verwendeten Metalle etwas mehr genähert hatte, machte sich eine neuerliche Be geisterung bemerkbar: Schon sah man im Geiste Eisen und Kupfer durch diesen Neuling verdrängt. Allein bald stellten sich neue Enttäuschungen ein. Nichtsdestoweniger nahm seit jener Zeit der Ver brauch an Aluminium, wenn auch langsam, so doch stetig zu. Seinen Hauptverbrauch verdankt das Aluminium seinen chemischen Eigenschaften. Ich erinnere nur an seine Anwendung als Raffinations mittel in der Stahlfabrication.* Die sehr grofse Verwandtschaft, welche das Aluminium zum Sauerstoff besitzt, veranlafste mich, eingehendere Studien über die Reductionskraft dieses Metalles anzustellen. Im Nachstehenden will ich die dort gewonnenen Resultate kurz zusammenstellen.** Meine Versuche sind ausschliefslich auf trocknem Wege ausgeführt worden; das dabei verwendete Aluminium befand sich in pulverförmigem Zu stande. Verschiedene von mir ausgeführte Analysen dieses Aluminiumpulvers ergaben durchschnittlich 98,8709 % Aluminium, 0,7858 % Silicium, 0,3423 % Eisen. Der Eisengehalt rührt vom Verhüttungsmineral, von den Elektroden und dem Tiegel her. M. Minet hat darüber interessante Versuche ausgeführt. * Wir vermögen uns dieser Ansicht des geschätzten Verfassers, welche er zum Schlufs seiner Ausführungen nochmals und schärfer als oben hervorhebt, nicht anzuschliefsen, wenigstens soweit die jetzige Haupt verwendung des Aluminiums in Frage kommt. Wir glauben nicht fehl zu gehen, wenn wir behaupten, dafs in der Anwendung dieses Metalles in der Stahl fabrication keine grofse Aenderung eingetreten ist. Andererseits ist der Verbrauch an Aluminium für andere Zwecke wesentlich gestiegen, und dürfte man nicht fehl gehen, wenn man annimmt, dafs heute nicht mehr als 7 bis höchstens 10% der Aluminium erzeugung in der Stahlfabrication Verwendung findet. Wie sich dies Verhältnifs in der Zukunft gestalten wird, darüber wollen wir ein Urtheil nicht fällen. Die Redaction. ** Eingehender habe ich denselben Gegenstand in der »Chemiker-Ztg.« 1898 Nr. 25 behandelt. Das Silicium stammt ebenfalls aus den Elek troden uud dem Tiegel, jedoch zum gröfsten Theil aus der angewandten Thonerde. Durch diese Verunreinigungen wird die Re ductionskraft des Aluminiums keineswegs beein trächtigt, so dafs dieses Metall zu Reductions- zwecken geeignet erscheint. In erster Linie studirle ich die Einwirkung des Aluminiums auf Phosphor Verbindungen. Nach einem Verfahren von A. Rossel* läfst sich Phos phor durch Zersetzen von Phosphaten bei Roth- gluth mit Hülfe von Aluminium gewinnen. Er hitzt man z. B. Natriummetaphosphat NaPOs in einem Porzellantiegel über einem Bunsenbrenner und setzt man etwas Aluminiumdraht hinzu, so bilden sich bald kleine Blasen, welche beim Platzen Phosphorflämmchen erzeugen. Vermengt man NaPOj innig mit einem Ueber- schufs von Aluminiumpulver und erhitzt dieses Gemenge in einem Reagenzcylinder, so beginnt schon bei schwacher Rothgluth die Masse leb haft zu erglimmen; Phosphor destillirt über und setzt sich an den Wänden des Gylinders als rother Phosphor ab; ein Theil verbrennt zu Phosphor säure P2O5. Die Reaction geht unter schwachem Verpuffen vor sich. Den abdestillirenden Phosphor suchte ich sogleich quantitativ zu bestimmen und ein Mischungsverhältnifs von Aluminium mit NaPOs darzustellen, welches eine Gesammtausbeute des im Natriummetaphosphat enthaltenen Phosphors erlaubt. Nach Ausführung verschiedener Versuche zeigte es sich, dafs die Reaction nach nachstehender Formel sich vollzieht: 6 Na POs + 15 Al = 6 Na AIO2 + AlsP: + 2 AbOs + 3 P Es bleibt also noch die Hälfte des Phosphors als Rückstand und zwar als Phosphormetall. Ich suchte nun auch diesen zu gewinnen. Der einfachste und nächstliegendste Versuch war der, den Rückstand, welcher das Phosphor metall in reinvertheiltem Zustande enthielt, mit verdünnter Salzsäure zu zersetzen und den sich bildenden Phosphorwasserstoff durch Erhitzen in Phosphor und Wasserstoff zu zerlegen. Die nach dieser Richtung hin angestellten Versuche waren befriedigend, die Ausführung der Methode aber sehr umständlich, zeitraubend und äufserst gefährlich. Bei einem weiteren Versuche, das AI5P3 durch Kieselsäure SiO 2 zu zersetzen, fand ich, dafs durch Vermischen des ersteren mit der doppelten Ge- * D. R. Nr. 71 259. Berliner Berichte. A. Rossel und L. Franck. XXVII, 1.