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bildung unserer technischen Jugend betreffenden Fragen, auf deren Lösung die deutsche technische Welt bereits lange harrt, nunmehr baldige und befriedigende Lösung finden werden. Die Ihnen bereits in letzter Versammlung angekündigte Neuauflage der Gemeinfafslichen Darstellung des Eisenhüttenwesens hat sich aus dem Grunde etwas verzögert, als der Wunsch bestand, das gesammte statistische Material bis zum Schlufs des abgelaufenen Jahrhunderts beizugeben. Zur Zeit ist indessen das Werkchen bereits im Druck begriffen und es wird wahr scheinlich im Laufe des nächsten Monats erscheinen. Seitens des Staatssecretärs des Reichsmarineamts Herrn von Tirpitz ist heute Morgen das folgende Dankschreiben an den Verein angekommen: Der Vorstand hat der von mir eingesetzten Commission zur Untersuchung der Lage des Schiffbaus ein so aufserordentliches Entgegenkommen bewiesen, dafs dadurch der Zweck, den die Commission bei ihrer Reise zu verfolgen hatte, auf das Wesentlichste gefördert worden ist. Ich spreche dem Vorstande hierfür meinen verbindlichsten Dank aus. Tirpitz. M. H.! Wir stehen vor der vom nationalen Standpunkt aus hocherfreulichen Thatsache, dafs die Flottenvorlage, deren Einbringung wir der kraftvollen Initiative unseres Kaisers verdanken, in ihrem wesentlichen Theil unter Dach und Fach gebracht ist. Durch die Berichte der eben erwähnten Marine-Commission dürfte wohl auch die Regierung die Ueberzeugung gewonnen haben, dafs unsere Werke auch den hochgespanntesten Ansprüchen seitens des Schiffbaus gewachsen sind. Aus der Vorlage wird unserer Industrie und den durch sie ihren Lebensunterhalt erwerbenden Belegschaften neue Arbeit zugeführt werden. Dieser Umstand eröffnet uns in Verbindung mit der Thatsache, dafs auf unseren Werken ein grofser Bestand an festen Aufträgen vorliegt, wie es kaum je zuvor dagewesen ist — einer Thatsache, an welcher auch die neuesten Vorgänge an der Börse nichts zu ändern vermögen —, die erfreuliche Aussicht, dafs das weitere Wohlergehen unserer Industrie und der Hunderttausende von ihr abhängigen Personen auf absehbare Zeit gesichert erscheint. Die Abrechnung für das Jahr 1899 ist durch unseren Hrn. Kassenführer Elbers erfolgt und von den beiden Herren Revisoren geprüft worden. Da beide Herren heute am Erscheinen verhindert sind, bitte ich Hrn. Schrödter den Bericht zu verlesen. (Der Bericht wird verlesen.) Vorsitzender: Ich stelle den Rechnungsbericht zur Discussion. (Pause.) Da sich Niemand zum Worte meldet, beantrage ich, dafs Sie dem Vorstande Entlastung ertheilen. (Pause.) Es meldet sich Niemand zum Wort, ich nehme daher an, dafs die Entlastung ertheilt ist. M. H. 1 Ehe wir zum zweiten Punkt unserer Tagesordnung übergehen, möchte ich Ihnen Vorschlägen, unseres verdienten ersten Vorsitzenden, Hrn. Geheimrath Carl Lueg, der nach nicht ungefährlicher Erkrankung glücklich genesen heute der Lübecker Kanalfeier beiwohnt, durch Uebersendung des folgenden Telegramms zu gedenken: „Ihrem bewährten hochverehrten Vorsitzenden sendet zur glücklich erfolgten Genesung ein fröhliches Glückauf! Die Hauptversammlung des Vereins deutscher Eisenhüttenleute.“ (Lebhafte Zustimmung.) Ich ersuche nun Hrn. Generaldirector Burgers zu seinem Vortrage das Wort zu nehmen. Ueber eine neue Hochofenconstruction. Hr. Generaldirector F. Burgers-Gelsenkirchen: M. H.! Die neue Hochofenconstruction betrifft in der Hauptsache den Ofenschacht, der in Eisen construirt ist, statt wie bisher in etwa 1 m starkem Chamottemauerwerk. Bevor ich näher auf diese Neuerung eingehe, gestatte ich mir zunächst einen Rückblick auf die seither übliche Bauart zu werfen. Man baut bislang den Ofen schacht als ringförmiges Mauerwerk auf in 0,800 bis sogar 1,250 m Stärke. Die Rast lehnt sich dann innerhalb an den Schacht an, so dafs an der stärksten Stelle das Mauerwerk nicht selten 11/2 bis 2 m beträgt. Von aufsen wird der Schacht mit einem Blechmantel umkleidet oder aber mit schmiedeisernen Bändern derart verankert, dafs fast jede Steinlage durch die Bänder gehalten wird. Diese Anordnung zeigt Figur 1. In Deutschland ist die Blechmantelconstruction vielfach in Wegfall gekommen und der Mauerschacht mit Bänderarmirung bevorzugt. Bekanntlich wird das feuerfeste Mauerwerk nach der Inbetriebsetzung des Ofens chemisch und mechanisch stark in Anspruch genommen, so dafs, je nach der Betriebsweise, mehr oder weniger grofse Erweiterungen und somit starke Profiländerungen eintreten, welche Unregelmäfsig- keiten des Ofenganges und gröfseren Koksverbrauch zur Folge haben. Dafs dieses auch in anderen Ländern der Fall ist, darüber bin ich in der Lage, Ihnen verschiedene Mittheilungen machen zu können. Hr. Ingenieur Schrödter war so freundlich, auf meine Veranlassung an verschiedene bekannte Hoch öfner im Auslande zu schreiben, und sind seine Anfragen von den meisten in freundlichster Weise beant wortet worden. Ich werde mir erlauben, am Schlüsse meines Vortrages darauf noch zurückzukommen. Die Bestrebungen, welche die Schachterweiterungen beheben sollten, gingen bei uns in der Richtung, den Blechmantel wegzulassen, damit die Aufsenluft einen Theil der Kühlung besser über-