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862 Stahl und Eisen. Referate und kleinere Mittheilungen. 15. August 1900. Halbinsel Kertsch. Im vergangenen Jahr wurde der Erzvorrath auf 450 Millionen Tonnen geschätzt, während er jetzt auf 645 Millionen Tonnen berechnet wird. Mit einem aus Kertsch- und Krivoi Rog-Erzen gewonnenen Giefserei-Roheisen hat man angeblich sehr günstige Ergebnisse erzielt. Der Bedarf der südrussischen Werke an Kertsch-Erzen im Jahre 1900 wird auf über 100 000 t geschätzt. Im Hinblick auf die Errichtung neuer Eisenwerke darf man annehmen, dafs die Nachfrage nach Erzen sich weiter steigern und der Jahresbedarf 31/2 Millionen Tonnen über schreiten wird. Als unerläfsliche Bedingungen für die gesunde Weiterentwicklung der südrussischen Eisenindustrie stellte die Commission zum Schlufs folgende auf: 1. Aufrechterhaltung der Zölle auf Roheisen, ver arbeitetes Eisen und Stahl für wenigstens weitere acht Jahre. 2. Verbot zollfreier Einfuhr fremder Erze. 3. Herabsetzung der Eisenbahntarife für Erze aus dem Donezbecken, von Kertsch, dem Kaukasus, Krivoi Rog und Mittel-Rufsland. 4. Behördlich anzustellende Schürfungen nach Eisenerz im Uralbecken, um die Eisenwerke im Süden damit zu versorgen. 5. Entsprechende Vermehrung des rollenden Ma terials auf den Eisenbahnen der Industricbezirke zur Lieferung mineralischer Brennstoffe. 6. Bau einer Zweiglinie Nikopol-Jekaterinoslaw zur Erleichterung des Transportes von manganhaltigen Erzen nach den Hochöfen im Dnjeprbecken. 7. Behördlich anzustellende Schürfungen in der Nachbarschaft der projectirten neuen Jekaterinaer Eisenbahn und ebenso im District Korsac k Mogila bei Berdjansk. (Nach der „Iron & Coal Trades Review“.) Referate und kleinere Mittheilungen. Die Roheisenerzeugung der Vereinigten Staaten im ersten Halbjahr 1900 belief sich nach der von der „American Iron and Steel Association“ aufgestellten Statistik auf 7 764850 t (zu 1000 kg) gegen 6 389 794 t im ersten und 7 448 840 t im zweiten Halbjahr 1899. Für das erste Halbjahr 1900 ergiebt sieh hieraus gegen das zweite 1899 eine Mehrerzeugung von 316010 t, während die beiden letztvergangenen Halbjahre zusammen eine Erzeugung von 152136901 ergeben. Dafs die Production im zweiten Halbjahr 1900 dieselbe Höhe beibehält wie im ersten, ist nicht wahrscheinlich, da die Nachfrage nachgelassen hat. Ein Rückgang in der Roheisen erzeugung zeigte sich bereits im Juni, als einige Hoch öfen den Betrieb einschränkten, verschiedene auch ganz einstellten. Für die hauptsächlichsten Roheisensorten stellte sieh die Erzeugung in den letzten drei Halbjahren wie folgt: Sorte 1. Halbjahr 1899 t = 1000 kg 2. Halbjahr 1899 t = 1000 kg 1. Halbjahr 1900 t = 1000 kg Bessemer-Roheisen . . . 3849530 4484493 4532773 Thomas-Roheisen .... 490107 510686 591178 Spiegeleisen und Ferro mangan 106168 117116 150672 Holzkohlen-Roheisen . . . 130541 158781 169820 Holzkohlen- u. Koks-Roh eisen 25443 — — Am 30. Juni 1900 standen in den Vereinigten Staaten 283 Hochöfen unter Feuer, gegen 289 am 31. December 1899. Aufser Betrieb waren 128 bezw. 125. Bergbau und Hüttenwesen in Bilbao. Die „Iron and Coal Trades Review“ bringt auf Grund eines vom britischen Viceconsul de. Larrea kürzlich veröffentlichten Berichtes in ihrer Ausgabe vom 6. Juli d. J. eine Uebersicht über die gegenwärtige Lage des Bergbaues und Hüttenwesens in Bilbao, der wir folgende Angaben entnehmen: Während bis in die jüngste Zeit der Erzbergbau in Spanien sich auf das Küstengebiet beschränkte, haben gesteigerte Nachfrage und höhere Preise neuer dings dazu geführt, auch die weiter im Inlande be findlichen Erzlager zu erschliesen, obgleich die hier geförderten Erze an Qualität und Reinheit denen von Bilbao entschieden nachstehen. So werden jetzt in Granada und Jaen bereits Erze gefördert und in den Districten Soria, Burgos, Galicien, Albacete und Cor doba soll mit dem Grubenbetrieb demnächst begonnen werden. Auch die Bezirke Guadalajara, Leon, Teruel und andere sind auf ihren Erzreichthum schon unter sucht worden, so dafs man nach alledem für den Eisen erzbergbau in Spanien einen bedeutsamen Aufschwung für nächste Zeit annehmen darf. lieber die Eisenerzförderung Spaniens in den letzten beiden Jahren giebt die nachstehende Tabelle Auskunft. * Tabelle I. Grubenbezirk Förderung in engl. Tonnen 1899 1898 Bilbao: Biscaya . . . 6 146 545 Santander . . 1 385 440 Guipuzcoa . . 36 100 7 568 085 5 850 085 Murcia 670 198 371 390 Almeria 538 637 409 770 (iranada 60 000 49 690 Jaen 25 000 — Malaga 38 350 26 140 Sevilla 319 370 383 860 24180 15 830 Oviedo 62 000 63 960 Navarra 28 500 22 870 Andere Bezirke 10 000 3 450 Zusammen . . . 9 344 320 7 197 045 Die Preise zu Beginn des laufenden Jahres waren ungefähr doppelt so hoch als im Januar 1898 und um ein Drittel höher als im Januar 1899. Unter dieser günstigen Conjunctur ist die Eröffnung der grofsen Anzahl neuer Gruben in Aussicht genommen worden. * Da die Zahlen laut obiger Quelle die thatsäch- liehe Förderung nur in annähernder Schätzung wieder geben , Tonnen wurde von abgesehen. einer Umrechnung der englischen