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Berichte über Versammlungen aus Fachvereinen. 818 Stahl und Eisen. 1. August 1900. Berichte über Versammlungen aus Fach vereinen. Internationaler berg- und hütten männischer Congrefs. Zu dem in den Tagen vorn 18. bis 25. Juni statt gehabten Congrefs in Paris hatten sich zwar über 1000 Theilnehmer, vorwiegend aus Frankreich und Belgien, in die Liste eingezeichnet, indessen waren infolge der Anziehungskraft, welche die Ausstellung ausübte, die Versammlungen verhältnifsmäfsig gering besucht. Die Eröffnung erfolgte am 18. Juni in der am linken Seineufer liegenden Congreshalle durch den französischen Generalinspector für Berg- und Hütten wesen, Hatton de la Goupillire. Nachdem er die Gäste im Namen der französischen Regierung will kommen geheifsen, erinnerte er daran, dafs der gegen wärtige Congrefs der neunte seiner Art sei. Im Jahre 1855 habe einer seiner Vorgänger, der in der wissen schaftlichen Welt in hohem Ansehen stehende Minen- inspector Grüner, dessen Sohn als Secretär des heutigen Congresses fungire, die Socit de l’In- dustrie minerale de Saint-Etienne begründet. Durch diese wurde, bemerkte der Redner weiter, im Mai 1875 der erste Congrefs dieser Art in Saint- Etienne versammelt; der zweite fand im Jahre 1876 im Norden in Calais statt, der dritte im Jahre 1878 in Paris. Im Jahre 1882 fand eine weitere Versamm lung im District du Gard statt, im Jahre 1887 an der Ostgrenze im Minette-Revier und in Belgien. Die Ausstellung von 1889 sah den 6. Congrefs; 1897 war der siebente im Departement de Saöne-et-Loire, 1898 der achte in Montluon. Wir sind der Meinung, dafs der Aufzählung dieser Congresse eine ähnliche Verwechselung von specifisch französischen Veranstaltungen mit internationalen Ver sammlungen zu Grunde liegt, wie dies der Fall bei der Versammlung der Festigkeitstechniker ist. Die Versammlung der letzteren, welche um die Mitte des Juli in Paris stattgefunden hat, und welche ursprüng lich vom Internationalen Verband für das Material prüfungswesen in Zürich vorgesehen war, ist vom Internationalen Verbände nicht als eine internationale anerkannt worden. Ohne eine Polemik darüber eröffnen zu wollen, ob der diesjährige Congrefs für Berg- und Hüttenwesen die Bezeichnung „International“ verdient oder nicht, glauben wir doch hervorheben zu sollen, dafs die früheren, von dem Präsidenten angezogenen Congresse zumeist rein französische, in einem Falle französisch-belgische Vereinigung waren. Für die eigentlichen Verhandlungen theilte sich der Congrefs in 2 Sectionen, von welchen die eine, diejenige für Hüttenwesen, in der Societe d’encourage- ment pour l'industrie, die andere in dem grofsen Saal der Socit de Geographie tagten, In der ersten Section, in welcher Ingenieur A. Dutreux von der Chätillon-Commentry Companie wesentliche Dienste als Dolmetscher leistete, führte am ersten Tage Sir Ro bert Austen von der Britischen Münze den Vorsitz. Den ersten Vortrag hielt Herr Professor H. Hubert von der Universität Lüttich über die directe Verwendung von Hochofengas für Kraftzwecke. Es ist unseren Lesern bekannt, dafs Professor Hubert sich mit dieser Frage schon eingehend be schäftigt hat, auch den wissenschaftlichen Theil der Aufsehen erregenden Versuche mit dem 600 HP Gas kraftgebläse, System Delamare-Deboutteville, von der Socit An, Cockerill in Seraing, übernommen hatte. Da letztere den Hauptbestandtheil des Vortrags bildeten und hierüber bereits in dieser Zeitschrift* erschöpfend berichtet wurde, so verweisen wir auf die bezüglichen Publicationen. Aus der Besprechung ist hervorzuheben, dafs Emile De menge auf den Zweitactmotor und ins besondere auf die Thatsache hinwies, dafs Oechel- häuser vor Cockerill schon grofse Gasmaschinen gebaut habe. Er hob die gröfsere Einfachheit dieser Art Maschinen hervor und meint, dafs man beim Cylinder- durchmesser von 1200 mm eine Maschine bis 1500 HP erreichen könne. Dutreux wies auf die neuesten Erfolge von Körting in Hannover hin. In der Abtheilung für Bergbau wurde zuerst über die Verwendung von Sprengstoffen in Gruben verhandelt. Sicherheitssprengstoffe in Frankreich. Der Vortragende, M. Delafond, führt aus, dafs die französische Regierung eine Commission - - unter ihr Mallard und Chatelier — eingesetzt hat, die sich seit dem Jahre 1888 mit der Frage beschäftigt und als zweckmäfsigen Ersatz für gewöhnliches Dyna mit eine Mischung von salpetersaurem Ammon mit Nitronaphthalin, Nitrobenzol und Schiefsbaumwolle empfohlen habe. Die hauptsächlichsten heute in Frank reich gebräuchlichen Sprengmittel dieser Art sind: „Grisontine“ und „Grisonnite“, beide Namen her geleitet von „Grison“ (Grubengas). Ihre Zusammen setzung ist in einem Falle: salpetersaures Ammon 88,00, Nitroglycerin 11,76, Schiefsbaumwolle 0,2-1; und im anderen Falle: salpetersaures Ammon 87,00, Nitroglycerin 12,00, Nitrocellulose 1,00. Die Ent zündungstemperaturen liegen bei 1440 bezw. 1450 Grad. Zum Sprengen von Felsen oder anderen Specialzwecken erhält das Grisonnite andere Zusammensetzungen. Im Jahre 1897 betrug der Verbrauch in Frankreich an Grisontine 378 metr. Tonnen, an Grisonnite 108 metr. Tonnen. Man schätzt, dafs bis zum Ende des ver gangenen Jahres 16 Millionen Schüsse mit den neuen Sprengstoffen gesetzt worden sind, für welche nur eine einzige Explosion schlagen der Wetter beobachtet worden ist. Sprengstoffe in den belgischen Kohlengruben. Hierüber berichteten Victor Watteyne und Lucien Densel. In Belgien wurden im Jahre 1884 Vorschriften über die Verwendung von Sprengstoffen in Kohlengruben erlassen und im Jahre 1895 durch einen neuen Erlafs ersetzt, der weitere Einschränkungen enthielt. Die hauptsächlichen zur Verwendung ge langenden Sprengstoffe sind: „Antigrison Favier“ Nr. 2, Ammoniumnitrat 80,90, Ammoniumchlorid 7,40, Bi- nitronaphthalen 11,70; Grisontite und „Forcite de Baelen“ Nr. 1, Nitroglycerin 44, Magnesiumsulphat 44, Cellu lose 12; Antigrison von Arendinck, Nitroglycerin 27, Schiefsbaumwolle 1, Ammoniumnitrat 12; „Forcite de Baelen“ Nr. 1, Nitroglycerin 29,40, Schiefsbaumwolle 0,60, Ammoniumnitrat 70. Die Verfasser heben hervor, dafs man in Belgien fortgesetzt bemüht ist, die Spreng stoffe durch maschinelle Vorrichtungen zu ersetzen. Immerhin sei aber diese Art des Niederbrechens der Gesteine kostspieliger als mit diesen Sprengmitteln. lieber Dynamitlager berichtet le Chatelier. Auf den Gruben von Blanzy hatte man ein 500 kg Dynamit enthaltendes Versuchs lager eingerichtet, dessen in Höhe und Breite von 1,70 m eingehauener Verbindungsgang doppelt geknickt und mit einem Ausgang mit automatischem Verschlufs * Vergl. „Stahl und Eisen“ 1900 Nr. 14, S. 721