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wird, damit sie das Fließen (der Schlacke) fördert. Das Geflossene (= die Schlacke) ist übrigens, wenn die Erstarrung eintritt, schwarz. Etwas Ähn liches geschieht mit dem Kalk (der doch ursprünglich „weiß“ ist). Wie man sieht, ist diese Stelle bei aller Kürze für gewisse Einzelfragen doch ergiebig. Das läßt sich etwa von den kurzen Abschnitten, die PLINIUS dem Eisen widmet, durchaus nicht sagen. Sonst behandelt dieser Römer, der als fast einziger sich den Naturwissenschaften zugewendet hat, die Metalle weit ausführlicher, wenn auch nicht immer frei von Mißverständnissen. Es ist eine bekannte, schon von Georgius AGRICOLA bemerkte Tat sache, daß die besten Quellen zur Geschichte der Metallurgie für uns die medizinischen Schriften der Antike sind. So erscheint es berechtigt, hier den ehrwürdigsten aller Ärzte, HIPPOKRATES, zu Wort kommen zu lassen. [Der Text bei KÜHN (I. 641) — einen anderen habe ich nicht zur Verfügung — ist meines Erachtens zweier Emendationen bedürftig, die beide das unpassende TQotf’T) (Nahrung) betreffen: Mit Benutzung der Glosse bei EROTIAN (354) tgotpid — ajrodiä (Asche!) möchte ich an der ersten Stelle ein i einschieben und zoorpo'/v lesen, an der zweiten Stelle aber zgo\<pfi durch ßa\(pfj (Eintauchen!) ersetzen.] Man schmilzt Eisen, indem man das Feuer mit einem Luftstrom gewalt sam gehen läßt und die dabei sich ergebende Schlacke hinwegnimmt. Man formt das Eisen dünn, indem man es mit Schlägen bearbeitet und es dabei zugleich hart hämmert. Auch wird es sonst durch Eintauchen in Wasser ge härtet (de vict. rat. I. 4). Die Antike hat zwar einst ein ausgesprochenes Fachschrifttum besessen, jedoch ist uns gerade davon so gut wie nichts überliefert. Wie merkwürdig die Zufälle, die über Erhaltung oder Untergang der so leicht zerstörbaren Papyrushandschriften und der Pergamentkodizes entschieden, mitunter ge wesen sind, mag folgende Angabe in Erinnerung rufen. Zu der Zeit, als Hannibal im zweiten punischen Krieg aus Spanien durch Frankreich über die Alpen bis vor die Tore Roms zog, lebte in Alexandria in Ägypten ein tüchtiger Physiker und Mathematiker: PHILON stammte aus Konstantinopel (Byzanz) und hatte den damals sehr gesuchten Beruf eines „Festungsbau-Ingenieurs“ ergriffen. Das umfassende Werk, das er über seinen Berufszweig schrieb, birgt technische Einzelheiten über die Anwendung des Luftdrucks bei Belagerungsmaschinen, über „Wurfge schosse“, „Mauerbau“ und tausend andere Dinge. Teile daraus haben sich in vollem Wortlaut erhalten, Teile in Auszügen, die manchmal nur noch die Kapitelüberschriften geben, manchmal aber irgend ein Stücjc fast ungekürzt herausgreifen. Andere Abschnitte lesen wir nur noch in einer lateinischen Übersetzung aus der Humanistenzeit. Diese ist nun aber nicht nach dem