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DIE HÄRTUNG EINES RÖMISCHEN RASIERMESSERS Unter römischen Eisengegenständen, die in Stockstadt am Main gefunden worden sind und welche der im 1. und 2. Jahrhundert n. d. Z. dort statio nierten römischen Legion gehört haben, fanden sich ein eiserner kunstvoller Türschlüssel, eine etwas verbogene Lanzenspitze, ein Rasiermesser und ein grober Zimmermanns-Nagel. Der Schlüssel bestand aus ganz weichem Schweißeisen (reinem Ferrit). Der grobe Nagel war ein rohes, aus harten und weichen Partien schlecht zusammengeschweißtes Schmiedestück. Die Lanzenspitze und das Rasiermesser wurden genau auf Härtungsmerkmale geprüft. Die erhofften Merkmale absichtlicher Härtung durch Ablöschen konnten zwar nicht gefunden werden, es ergaben sich aber andere inter essante Beobachtungen, wie die Römer die notwendige Schärfe der Schneide zustande gebracht haben. Von dem stark verrosteten Rasiermesser waren noch 3*/2 cm der Rasier klinge vorhanden, die eigentliche Schneide war aber als Rost durch das lange Lagern in der Erde verlorengegangen. Die Stärke der Klinge am Rücken betrug 1,5 mm. Die Rückenpartie wurde angeschliffen und wies bei 75facher Vergrößerung nur Ferritkörner mit ganz wenig Schlacke auf. Die letztere war zeilenmäßig eingelagert: Bild 35. Schliff durch die Schneide des Rasiermessers ein Beweis, daß das Messer warm ausgeschmiedet worden war. Ver folgte man nun mikroskopisch das Material vom Rücken nach der Schneide zu, so beobachtete man, daß vom Rücken aus, wo nur Fer ritkörper sichtbar waren, eine ste tig zunehmende Kohlung bis zur Schneide — soweit eine solche noch vorhanden war —■ erfolgt war. Die mikroskopische Aufnahme (Bild 35) zeigt bei 750facher Vergrößerung die Reste der Schneide. Es sind nur Perlitkörner mit wenig Ferritkör nern vorhanden. Der Perlit ist etwas sorbitisch, offenbar infolge schnelle rer Abkühlung der Schneide. Bei