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DIE STAHLERZEUGUNG UNMITTELBAR AUS DEM EISENERZ Bei der Herstellung des Eisens im Rennfeuer treten in dem weichen Schweißeisen immer auch härtere Partien auf. Das zeigt auch der Schnitt durch die prähistorische Luppe in Bild 18, S. 32. Man hat nun offenbar bald gelernt, solche härtere Partien für sich weiter zu verschmieden. Diese Art des Naturstahles war aber immer ein Zufallsprodukt, und das einzige Hilfs mittel für eine Verbesserung bestand eigentlich nur darin, das Feuer heißer gehen zu lassen und vorsichtiger zu blasen, um eine höhere Reduktion und Kohlung zu erzielen. In dieser Weise arbeiteten auch später noch die nor dischen Bauern. Sie wärmten ihre Öfen erst ordentlich an, indem sie diese drei bis vier Tage auf gewöhnliches Eisen gehen ließen, und sahen dann darauf, daß die Luppe nicht vom Winde getroffen und dadurch entkohlt wurde. Man verwendete leichte Erzsätze, ausgesuchte dichte Holzkohlen und gab reichlich Sand auf, um dünnflüssige Schlacken zu erzielen, die dauernd über der Luppe stehen mußten. Bessere Stahlqualitäten ließen sich aber mit den üblichen schlechten Erzqualitäten nicht erzielen. Das gelang nur in gewissen Gegenden, wo zufällig manganreiche Eisenerze, sogenannte Stahlerze, vorhanden waren, wie in der Steiermark, in Schmal kalden, im Siegerland usw., in Gegenden also, deren Stahlerzeugnisse im Mittelalter Berühmtheit erlangten. Nun wird allgemein angegeben, daß die Härtung des Stahles durch Ab löschen wenigstens von 1200 v. d. Z. an bekannt war. Nachrichten hierüber finden sich im Rigveda, im Vendidad, bei HOMER usw. Bekannt ist ja allgemein die Schilderung bei Homer (um 725 v. d. Z.) über die Blendung des Polyphem, wo sehr plastisclf auf die Härtung des Stahles durch Ablöschen Bezug genommen wird. Das Gleichnis war aber nur dann ver ständlich, wenn dieser Vorgang allgemein bekannt war. ÄSCHYLOS gibt übrigens direkt an, daß die euböischen Schwerter mit Wasser gehärtet wurden. Wir dürfen aber nun nicht annehmen, daß bei allen Völkern die Kunst der Stahlhärtung gleichzeitig bekannt war und ausgeübt wurde. CÄSAR erwähnt z. B., daß beim ersten Zusammentreffen der Gallier mit den Römern die Gallier mit ihren langen, schweren Hauschwertern im Kampfe mit wuchtigen Hieben Köpfe und Glieder abmähten, daß die Schwerter sich aber leicht krumm bogen und erst wieder unter dem