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Mächtige Sandsteinblöcke liege Ms ist beinahe unheimlich hier und ßastenes Schlachtfeld oder wir «in Mefdunkel und ohne Laubbäume. Mnmen, nur der Kuckuck schrie f Der Großsedlitzer Verfallswinkel. Der alte Schloßpark zu Großsedlitz, bekanntlich eine von ersten Kunsthistorikern und Sartenarchitetten anerkannte und wiederholt Gerühmte sächsisch« Kulturstätte und Sehenswürdigkeit Dresdens, Ger unter der Staatlichen Gartenverwaltung steht, droht ernstlich tzt verfallen. Es ist geradezu auffällig, daß in dem herrlichen Michloßpark nicht nur die besonders in die eigentlichen Schönheit»- - Md Etimmungswinkel führenden Weg« vernachlässigt werden, son dern daß vor allem an zahlreichen der wertvollen Gotters iguren, be ¬ tuch ein runzliches Gesicht. Harte und scharfe Falten find eingegra ben und die knochigen Hände umfassen einen rohen Fichtenstock. Ein wenig bin ich doch erschrocken und denke, am Ende ist es die böse Königsstiefmuttcr, die hier, als Händlerin verkleidet, über die sieben Berge zu den sieben Zwergen wandert, um das schöne Schneewitt chen zu oerderben. Aber nein — das holde Märchen ist längst ge storben bei den kalten Menschen, und die Königinnen, ach, sind alle landesvertrieben. Ihre Burgen liegen einsam und verlassen wie dos Schloß Boncourt. — Ich frage die Alte nach dem Schwarzen Berg und erfahre, daß ich mitten darauf stehe. Dann zeiat sie mir den Weg hinunter über die Waldschänke, die blühend« Kirsckwllee hinauf nach dem Ohor- »er Steinberg. Bald liegt Rehnsdorf mit dem Schlöffe derer mm Loxberg vor mir, und der Weg läuft zwischen blühenden Obst- bäumen hinauf zum Steinberg. Dies ist das erste Stück Land- ftraße am Bergeshang, aber so schön in seiner duftenden Herrlich keit, daß es mir viel zu kurz dünkt. Schon öffnet sich wieder der Wald — aber zuvor seh« ich noch etwas Wunderbares. Mitten An jungen Kleefeld sichen vier alt« Linden, riesige Kronen neigen sich mit ihren zarten Blättern über mächtige Stämme, darunter Grün vermooste Steinbänk« träumen. Es führt kein Pfad hinüber und ist doch so nahe, daß man den Ginster, der hier schon blüht, drkennen kann. Wolkenloser Frühlingshimmel strahlt über den «ven Bäumen, und eine Drossel singt immerzu heruber. Lange ver- Gand ich ihr Lied nicht, und ich mußte sehr tief hineinhorchen, ehe Ich wußte, was sie sang: »Unter den Linden, tantaradei ". Mächtige Sandsteinblöcke liegest über dem Plateau verstreut. — ' ' ' " ' " «usig anzusehsn» wie ein ver- -xentanzplatz. Der Wald ist h hörte keine holden Bogel- . , , h au» unsichtbaren Wetten. Schnell bin ich hier oorbeigeschritten, bi» mich das wieder hettere Ge lände des sagenumwobenen Slbyllensteins aufnahm. Sobald ich Wen markierten Gebirgsweg auf« neu« betrat, sah ich, daß auch Menschen hier gewandert waren, aber es war «in trauriges Zeichen- Bings lagen zertrümmerte Flaschen, zusammengeknüllte Papierballen Md leer« Zigarettenschachteln. Deshalb vielleicht gerade hier am Muß« de» Hochsteins di« «-sie Mahnung, die ich fand: »Unser ist der Wald und soll es bleiben! Rust ihr, reckst so! Aber merket: er wird nur dann und solang euer bleiben, wenn und wie lang ihr ihn zu schätzen und zu schützen wißt als ein köstlich Gut, als den unversiegbaren Jung brunnen, darin ihr euren besseren Menschen badet." Groß« Farren wachsen über die allen Opsersteine, und die ein- Dehauenen Stufen tragen zu sehr hübscher Fernsicht empor. Nun Wird es schon stiller und kühler im Wald«, und ich weiß, daß mich MM S Wegstunden vom Endziel meiner Wanderung trennen. Da Mißt es tapfer ausschretten und nicht länger verweilen als nötig ist. Über mm kommt da» Schönste. Es ist ein Waldweg, der alle Wun- Wr seiner Wesenheit erschließt. Elaentllch kann man ihn garnicht Geschreiben, wie man ja auch «ine Offenbarung oder eine Verklärung Mr erleben kann. Es ist wie der Rausch eines Festes: der Wald- Hoden tausendfach geschmückt mit Anemonen und Veilchen, eine ver- Hchwendeno« Füll« von Düften, ein lieblicher Wechsel von Licht und Dmben. Da strömt eine Macht, da zwingt eine Gewalt, das Herz D» öffnen und »i versinken in all dieser süßen Seligkeit eines hei- watltchrn Frühlingswaldes. Banz fern liegen alle Röte des Le- Hen», all di« bösen Verwicklungen und Zusammenstöße, all die Basten des rätselvollen Daseins. Nur ein Gefühl ist da, und nur Rtn Empfinden überströmt alles andere: losgelöst von allem und Ha» eiame Nein« Selbst untergegangen in dem großen wunder- Haren All der neu erstandenen Natur. Der Abend steigt schnell herauf. Schon schwinden langsam >en und Lichter. Dom Butterberg herunter weht es kühl feucht. Geheimnisvoll und dunkel lagern die großen Felsen- ! an den Abhängen. Wo sind die Tore zu den vergrabenen die Zwerg« hier hüten? Iohannisnacht ist nicht mehr und wenn die Sonnwendfeuer auf den Bergen der Lausitz sind, wird der Berg sich öffnen und seine Schätze dem n, der vom Glück dazu bestimmt ist. Unter den schattigen Kastanien des Berghauses gibt es einen Mlichen Abendtrunk, dann aber führt der Weg rasch talwärts zur Stadt Bischofswerda. Bald glänzen seine heimatlichen Sich- Her und die Seligkeit eines Frühlingstages erlischt unter dem kal- Hen Flimmern der erwachenden Sterne. sonders in der „Stillen Musik", an „Apollo und Daphne", ,Iuno", „Merkur" u. a. durch die unvorsichtige und ungeschickte Art, mit der man vor einiger Zeit die hölzernen Winterschutzgehäuse von diesen Sandsteinfiguren entfernt hat, Finger, Teile von Armen und Bei- nen, ja ganze Köpfe und Blumenschalen abgebrochen und direkt ab- geschlagen worden sind. Auf einigen dieser grausam beschädigten Figuren liegen gleichsam wie zum Hohn für den künstlerisch empsin- denden Beschauer die abgeschlagenen Rudimente auf deren Posta menten umher. Es blutet einem das Herz, wenn man solchen Kunst vandalismus seststellen muß und man fragt sich unwillkürlich, wie es möglich war, daß derartige sinnlose Beschädigungen überhaupt vorkommen konnten, zumal der Großsedlitzer Schloßpark mit unter der Verwaltung des Dresdner Großen Gartens steht und obendrein dem verantwortlichen Schloßgärtner genügend Hilfskräfte zur Ver fügung stehen, um z. B. die Wege von altem, vertrockneten Laub zu reinigen und um vor allem den wertvollen Steindenkmälern eine pflegliche Behandlung angedeihen zu kaffen, die diese im Sinne eines heimatlichen Denkmalschutzes verlangen müssen. Es find durch diese unverständliche Behandlung Schäden entstanden» für die unbe dingt die verantwortliche Stelle zur Verantwortung gezogen wer den müßte. Der Großsedlitzer Schloßpark hat mit Recht, namentlich in den letzten 4 Jahren, durch die darin unter der künstlerischen Leitung des dortigen Hauptlehrers, Herrn Max Zistel, veranstalte ten Freilichtaufführungen, namentlich für die Dresdner natur- und kunftliebenbe Bevölkerung eine neue Anziehungskraft bekommen. Hat doch der Staat selbst von seiner Seite aus dieses Unternehmen' fördern helfen, um eben dadurch diesen alten sächsischen Kulturwin kel wieder mehr der großen Allgemeinheit zugänglich zu machen. Um so schärfer aber muß nunmehr aufgepaht werden, daß der Schloßpark zu Großsedlitz kein Verfallswinkel wird, sondern weiter jener klassisch-architektonisch berühmte und künstlerische Fleck Erde bleibt, als der er mit Recht gilt. L. h. Der Hilferuf -er Vögel. In der Vogelwelt gibt es auch ein Signal, das in höch ster Not gegeben wird, ähnlich wie das Zeichen 8-0 6 (Save our Souls), das in höchster Seenot um Hilfe ruft. Der eng lische Ornithologe Oliver G. Pike erzählt einige fein beobach tete Borfälle aus dem Bogelleben, die die Bedeutung dieses Alarmruses kennzeichnen. Es ist kein allen Vögeln gemein samer Ruf, sondern jede Art hat ihr besonderes Notsignal. Aber wenn das Signal ertönt, dann wird es sofort von allen Vögeln verstanden, und sie eilen herbei, um zu helfen. Eine schwarze Katze schlich sich leise nach einer Hecke, in der ein Par Schwarzdrosseln nistete. Im Nest waren Junge, die schon bald ausfliegen sollten. Beim Nahen der Katze stieß die männliche Schwarzdrossel sofort einen schrillen Hilfe ruf aus. Der Ruf wurde von einer anderen Drossel gehört, die sofort herbeiflog und ebenfalls zu rufen begann. Ihr Schreien rief andereVögel herbei, die die Katze umschwärm ten. Dieser wurde das Gewimmel unheimlich, und sie ließ von dem Angriff ab. .Während die Katze daoonschlich, er schien eine Misteldrossel auf dem Kriegsschauplatz, die die Rufe aus der Ferne gehört hatte, wo sie für ihre Jungen Futter suchte. Ohne Zögern stürzte sich dieser tapfere Bogel auf die Katze und schlug ihr mit den Flügeln auf den Rük- ken, so daß das Raubtier flüchtete. Als Pike einen Brachvogel im Nest photographierte, griffen ein paar Möwen das Nest an. Der Brachvogel ließ sofort ein weithin vernehmbares Pfeifen ertönen, und daraus kamen andere Vögel seiner Gattung von allen Seiten her bei; auch ein Rotschenkel »erließ sein Nest und erfüllte das ganze Moor mit herzzerreißenden Rufen. Die Möwen wur den dadurch so beunruhigt, daß sie fortilogen. Der Kenner d.-r Vogelsprache wird selten im Walde spa zieren gehen, ohne daß er einen solchen 8-0 8 der Vögel hört. Lange bevor er die Vögel selbst sieht, kann er aus diesen HUferufen ziemlich genau erkenn;«, worum es sich handelt. Wenn man einen Fichtelhäher aufgeregt schreien und in den Zweigen herumflattern sieht, so ist das ein sicheres Zeichen dafür, daß ihm eine Eule auf den Fersen ist. Fliegt der Häher niedrig und andere Vögel flattern mit ihm herum, dann jagt eine Katze im Gehölz. Sitzen die Fasanen auf hohew»Zweigen und stoßen mit langgestreckten Hälsen Schreie aus, dann kann man sicher fein, daß ein Fuchs seine Beute sucht. Druck und Verlag von Friedrich May, G. m. b. H., verantwortlich für die Schristleitung Max Niederer, sämtlich in Bischosswerda.