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Dorren« »r»wy nau >-! «KA md Arcm. >all ÜÜ1LÄ" vvvvrvvivv , v ifteii IHM f vad Katz. a.T. Wall enst laden ein Mn v«zbr.19S4! .Kefi «rst »nd Fra« WL. U"/K Alls«. tützang bitten dar »tri. Mors. »«d Um-- NU L «- » ttibier. 1. Vetdlatt z» R»»»er L7S Der Sächsische Erzähler Freitag, den 30 November 1934 Reichsautobahn schreitet vorwärts. Glauchau, SO. Nov. In einer Sitzung des Bezirksaus- lchusses der Amtshauptmannschaft Glauchau unter Vorsitz des Amtshauptmanns Freiherrn von Welck erstattete u. a. Re- gierungsrat Glaser «inen Bericht über den Autobahnstraben- bau im Bezirk Glauchau. In endgültiger Ausarbeitung be findet sich die Strecke Hohenstein-Ernstthal bis Stadt „Des sau" bet Meerane. Davon ist die Strecke Lipvrandis bei Glauchau bis Hohenstein-Ernstthal verbindlich festgelegt. Für die Reststrecke sind noch Verhandlungen nötig, die er folgreich im Gange sind. Auf der Teilstrecke Hohenstein — Langenberg sind bereits 180 Arbeiter beim Bau eingesetzt, wozu.auf dem Anschlußstück bis Kuhschnappel mit Ab- holzungsarbeiten noch weitere 80 Mann kommen. Im Früh jahr werden sich die Zahlen wesentlich erhöhen. Von -er Deutschen Krippenschau in Aue. Aue r. E , 30. Nov. Die Deusche Krippenschau in Aue, die in diesen Tagen mit einer schlichten Feier der Oeffentlich- keit zuaänglich gemacht werden wird, wurde von dem Reichs- örganisationsleiter Staatsrat Dr. Ley gelegentlich seiner Anwesenheit im Erzgebirge besichtigt, zumal er den Wunsch geäußert hatte, einen Blick in oie Ausstellung werfen zu dürfen. Unter Führung des Fabrikbesitzers Friedrich Emil Aus Sachsen. Die sächsischen Frauengruppen -eS VDA. tagen. Dresden, SO. Nov. 2ns MaiAarethe-Sronau-Heim in Schellerhau hatten di« sächsischen Frauengruppen des VDA. mchr als 60 Vertreterinnen zu einer mehrtägigen Arbetts- und Schulunastagung entsandt. Die Leitung lag in den Händen von Frau Sandel-Chemnitz, die sich mehrfach über Ziel und Inhalt der volksdeutschen Frauenarbeit in Herz« sicher Wels« verbr«itete. In di« verschiedensten Arbeitsgebiete des VDA.-Frauen- dienstes führt« Frau Dr. Frahm-Bettin «in. Di« sächsische Frauenarbeit für das Grenz- und Luslandsdeutschtum be sprach Frau Doris Langenegger-Dresden. Den Vorträgen mit anschließenden Aussprachen war zu entnehmen, daß die Mitarbeit der Frauen Mer Stände an der Erhaltung und zum Schutz« des Auslandsdeutschtums heute nötiger ist denn je. Referate von Studienrat Durach, Dr. Wohlräb und Landesgeschüftsführer Voigt boten Querschnitte aus der Be treuung«- und Organisations-Arbeit des ÄDA., während di« Lehrerin Weidauer Einblicke in Volksdeutsche Arbeitsmetho den der Schule bot. Au» dm aus eigene Erfahrung ge- sttwten Berichten des Letter» des Margarethe-Gronau- Heuns, Baron von Ungern-Sternberg, über Deutschenver folgungen durch di« Bolschewiken wurde der unerhörte Kampf und das Heldentum des Grenz- und Auslandsdeutsch tums sinnfällig nahegebracht. Daß auch in wirtschaftlicher Beziehung planmäßig auf volksdeutschen Schutz hingearbettet werben muß, damit deutsche Menschen diesseits und ienseits der Grenze in rech tem Zusammengehörigkeitsgefühl einander fordern, begrün dete Dipl.-Bölkswlrt Gottfried Rudl. Alles in allem eine fleißige, von hohem Idealismus und nationalsozialistischem Geiste getragene Arbeitstagung zur Auslösung von Kräften für den Dienst am Auslandsdeutschtum. Unsozialer Betriebsführer in Haft genommen! Dresden, SO. November. Auf Veranlassung des Treu händers der Arbeit für das Wirtschaftsgebiet Sachsen wurde der: Betriebsführer Gothel, zugleich alleiniger Inhaber det Firma Friedrich Iundt, G. m. b. H., Dresden-A. 8, Mar- cölinistraße 8, in Haft genommen. Gothel hat in den letzten Tagen einen bei ihm beschäf tigten schwerkriegsbeschädigten Volksgenossen in der gröblich sten Weise beleidigt und tätlich angegriffen. Gothel sieht sei ner Bestrafung entgegen. Die erforderlichen Anträge sind gestellt. Generalkonsul Windel s. Geheimrat Joachim Windel, Generalkonsul des Deutschen Reiches in Zürich, ist nach kurzer Krankheit entschlafen. In ihm hat das Reich einen überaus bewährten Vertreter verloren. Sein Spezial arbeitsgebiet war die Handelspolitik. So ist er der Führer der deutschen Delegation für Handelsvertragsverhandlungen in der Tschechoslowakei, Oesterreich, der Schweiz, Ungarn und Griechen land gewesen und hat dort Hervorragendes geleistet. Krauß, dem geistigen Schöpfer der Ausstellung, nahm er Ge legenheit, mehrere bereits fertiggestellte Ausstellungsräume einer Besichtigung zu unterziehen. Der erste Gast zeigte da bei ein außerordentliches Interesse für alle Einzelheiten. Im ersten Raum befindet sich u. a. eine wundervolle süddeutsche Krippe, ein prachtvolle» Werk erzgebirgischer Schnitzkunst von dem Schnitzer Hänel aus Lauter, eine hinreißend Krippe der Münchner Dichterin Ruth Schumann. Besonde res Aufsehen dürfte eine Krippe erregen, die eine Schwar zenberger Mutter für ihre Kinder schuf, und die sich damit selbst darstellte. In einem zweiten Raum befinden sich die bedeutendsten sächsischen Plastiken aus dem Mittelalter und einige erzgebirgische Lornkinnel. Im Erdgeschoß befindet sich die sogenannte Budenwelt, in der erzgebirgische Erzeug nisse (Spielwaren usw.) ausgestellt sind. Fabrikbesitzer Krauß gab eingehende Erläuterungen zu den ausgestellten Kunstwerken, die lebhaften Beifall des Reichgleiters und seiner Begleitung fanden. Zum Schluß trug sich Dr. Ley in das Gästebuch der Ausstellung ein. Zittau, 30. November. Aus einem Rittergut entstehen sieben vauernsledlungen. Das im Jahre 1927 von der Ge meinde Spitzkunnersdorf angekaufte Spitzkunnersdorfer Rit tergut, das Mitte 1934 an die Sächsische Bauernsiedlung ver kauft worden war, soll jetzt in 7 Bauernsiedlungen eingeteilt werden. Das sogenannte Herrenhaus soll im Restgut ver bleiben, die Scheunen, Ställe und Schuppen sind für 4 Sied ler umgehaut worden, während für zwei Siedler Neubauten erstellt werden sollen. Der zu dem ehemaligen Rittergut, ge hörende Wald sowie ein kleiner Teil der Feldgrundstücke blei ben im Besitze der Gemeinde Svitzkunnersdorf. Die Ver gebung der Ssedlerstellen dürfte bereits in nächster Zeit statt finden. l Dresden, 39. November. Dle Dresdner Einkopssamm lung. Nunmehr steht das endgültige Ergebnis der Eintopf gerichtssammlung vom 18. d. M. im Kreise Dresden fest. Da nach wurden insgesamt 78175 RM .aufgebracht, was gegen- über der ersten Eintopfsammlung in diesem Jahr am 14. Oktober ein Mehr von 3661 RM. bedeutet. Dresden, 30. November. Dresden in Zahlen. Das Statistische Jahrbuch „Dresden in Zahlen" ist nach zweijäh riger Pause wieder erschienen. Das Buch ist herausgegebsn vom Statistischen Amt der Stadt Dresden. Es bietet eine vielseitige Uebersicht über das mannigfache Geschehen des öf fentlichen Lebens Dresdens undalle das Stadtgebiet und seine Bevölkerung betreffenden Zahlen. Daß bei der Zu sammenstellung des Jahrbuches sich insbesondere die Aus wirkungen des nationalsozialistischen Umbruches in Zahlen widerspiegeln, macht das Werk besonders wertvoll. Dresden, 30. November. Das Dresdner städtiche Be stellamt bleibt bestehen. Die Dresdner Stadtverordneten hatten den Rat ersucht, das städtische Bestellamt mit dem Ziele vollständiger Auflösung abzubauen. Der Rat, der sich in seiner Sitzung am Hienstag mit der Angelegenheit zu be- Der Uhu Gunkel. Skizze von Ott o B orts. tNachdruck verboten.) Als ich den Uhu Gunkel erwarb, befand er sich in noch sehr jugendlichem Älter. Das Federkleid war zwar bereits ausgespeilt. Auf der Brust und dem Bauche zierte es ge deckter, dunkelfastiger Ocker. Die Ohrenbüschel waren beson- ders lang, Fänge und Schnabel kräftig entwickelt. Das Auf fallendste an ihm war jedoch der dicke Kopf. Mein Freund und Iagdgenosse Willi schloß daraus, daß der Vogel noch er heblich wachsen würde, ich vermutete di« sprichwörtliche Eulenweisheit dahinter. In einer dunklen Ecke zwischen zwei Ställen hatte ich ihm einen Käfig gezimmert. Merkwürdig war die Art, wie der Uhu sich mir vorstellte. Er spreizte die Federn ab, so daß er wie ein unförmiger Sack ausfah, knappte ein paar mal mit dem Schnabel, zwinkerte mir zu, machte sich dünn und würgte, würgte. Nachdem es ihm gelungen war, ein kugelrundes Knäuel hervomubringen und es vor mich hinzu legen, drehte er mir majestätisch den Rücken zu, begab sich auf seine Stange und überließ mir das Nachdenken über das sonderbare Geschenk. — Ich untersuchte „das Gewölle" und verstand Gunkel augenblicklich. Cr brauchte zu seinem Ge deihen nicht allein Fleisch, sondern auch Haare und Knochen. Die erste Maus führte ich ihm lebend an einer Schnur vor. Gunkel wackelte heran — es sah aus, als würde ein Schrank weitergekantet —, ergriff das piepsende Wesen, sann, zwinkerte ihm zu, riß es mitten durch und verschlang es. Nach dieser Tat sah er mich durchdringend an. Zehn mal wiederholte sich das besinnliche Spiel. Da war der Vor rat erschöpft und ich nicht minder; denn das Dutzend Mause fallen, die ich an allen Ecken des Hofes und in fremden Häu sern des Dorfes aufgestellt hatte, war diesem Appetit nicht gewachsen. Ich legte mir also eine Mäüsezucht zu, die bald durch ein Meerschweinchengehege ergänzt werden müßte. Bei jedem Morgenbesuch kam Gunkel an das Gitter; knapste, machte sich dick, dünn, würgte und wandte mir zufrieden den Rücken zu. Er tat dieses auch, wenn er kein Gewölle herzu geben hatte. Da fing ich an zu begreifen, daß dieses Gebaren ein Ausdruck besonderer Hochachtung war. Mit Murrner, dem Hofkater, kam der Uhu in ein sonder bares Verhältnis. Beide wurden erst in der Dämmerung rege. Beide verstanden gefährlich zu fauchen. Murrner hätte sich gar zu gern an dem sonderbaren Fremdling, dessen Erscheinung ihn reizte, vergriffen. Cr legte sich vor di« Kä- igstabe und funkelte ihn aus grüngelb«» Augen an. Da be gannen auch Gunkels Augen zu leuckten. Sie waren größer, tarier, unheimlicher. Stunden brachten die beiden Tiere so. m gegenseitigen Anblick versunken, zu. Da erhob sich an einem frühen Morgen ein teuflisches Rumoren und Fauchen am Käfig. Es war ein Lärm, als wenn Hexen aneinander geraten wären. Murrner hatte unvorsichtigerweis« seinen Schwanz in den Käfig gesteckt. Gunkel hatte ihn gefaßt, hineingezerrt, angezwinkert und mit scharfem Schnabelbiß das letzte Ende gekappt, um es als Magenreinigungsmittel zu verschlingen. Murrner schoß wie eine Rakete auf den Dachfirst und mied fortab die Nahe dieses seltsamen Vogels. Nach ein vaar Tagen richtete Gunkel durch seine Er scheinung auf dem Hühnerhofe eine unglaubliche Verwirrung an. Der Hahn kakelte, die Hühner halfen in allen Tonarten, der Gänserich schrie, der Puthahn kollerte wie ein Waibel aus der Spietzrutenzeit, sein Volk reckte stumm die Hälse, die Enten hatten sich verdrückt, allein der Erpel Joseph lief schnatternd und ducksend umher, das Volk noch mehr aufzu- hetzeN; denn auf einem Pfahl vor dem Käfig saß Gunkel finster und stumm wie eine Norne. Selbst die Ohrbüschel hatte er angelegt. Der Käfig war offen . . . Cs war klar, daß Gunkel nicht die Absicht hegte, seine Brotstelle aufzügeben. Dieses veranlaßte mich, seiner Ent wicklung zuliebe ihm jeden Sonnabend Ausgang zu bewilli gen. Sein erster „Gang" galt mir. Durchs offene Fenster kam er ins Zimmer, blockte auf dem Schreibtisch auf und be sah alles, was glänzte — Tintenfaß, Löscher, Kaffeetasse, Haller — mit dem größten Interesse. Er tat wild, rollte fürchterlich die Augen, knappte, fauchte wie ein Ungeheuer, spreizte schließlich die Schwingen und empfahl sich mit lautem „Huhu". Mich ängstigte dieses Betragen nicht. Nun aber denke man sich den Schreck des Pfarrherrn, als kurz vor Mitternacht durch die laue Nacht ein furchtbares Gespenst lautlos herangeschwebt kam, sich auf dem Fenster bord niederließ, fauchte und dann auf dem Schreibtisch dicht vor dem geistlichen Herrn, aufblockte. Sobald der entsetzte Mann sich rühren wollte, erging sich Gunkel in einem ge fährlichen Knappen und Fauchen. Als er gar die glitzernden Brillengläser sah, spreizte er zornig die Schwingen, und es wäre gewiß zur Katastrophe gekommen, wenn er nicht Meünz, den Kater, au dem Sofa entdeckt hätte. Ober er nun das ganze Tier oder nur das Schwanzende zu Gewölle verarbe'ten wollte, ist nie einwandfrei geklärt worden. Kurz um, Meunz lag im Nu auf dem Rücken und schlug um sich. Er sowohl wie Gunkel fauchten wie zwei Unheilige. Der Pfarrherr ermannte sich und begann machtvoll um Hilfe zu rufen. Darob eilte seine brave Frau herbei. Wenn auch mangelhaft bekleidet, warf sie doch nicht minder tatkräftig ein buntes Kiffen zwischen das Ungetier. Dieser Eingriff gefiel Gunkel nicht. Er empfahl sich, woher er gekommen war, und rief draußen erschreckt: „Huhu — bühuhuuu —." Kurz darauf sprach der Pfarrer beschwerdeführend bei mir vor. Am Ende der Unterredung überreichte er mir ein rundes Knäuel und sagt«: „Dieses hat mir das Biest auf dem Schreibtisch hinterlassen." Gunkel aber mied die Stätte, wo mit unförmigen Ge genständen geworfen wurde, und suchte am nächsten Sonn abend den Kälberstall des Nachbargutes auf. Sein Er scheinen brachte die kindlichen Insassen durcheinander. Sie tanzten, sprangen, zerrten am Strick und keilten nach hinten aus. Ihr Angstgeblöke lockte die Magd herbei. Die schaute hinein, entdeckte ein furchtbares Wesen mit glühenden Augen auf der Raufe, raffte die Röcke bis an die äußerst« Grenze des Anstands und rannte schreiend davon. Gunkel verfolgte noch in dieser Nacht den betrunkenen heimkehrenden Schuster. Der geängstigte Mann glaubte an einen Nachtmahr. Er rannte wie irr nach Hause, versank dort im Bett und in einem schweißtriefenden Angstgebet, aus dem er als Blaukreuzer zu sich kam. Willi wollte sich über Gunkels Streiche totlachen. Eines Tages kam auch er an. Ehe er die Mütze abgenommen hatte, polterte er los: „Das Gunkelvieh hat mir einen meiner echten Iungdackel geschlagen. Wenn Du ihn nicht «insperren wirst—" Ich sagte nichts, sondern führte ihn zum Käfig: „Hast Du, lieber Willi, schon solch einen kräftig entwickelten „Auf" (so heißt der Uhu in der Jägersprache) gesehen?" Willi stutzte: „Alle Wetter, ja." — Nun brauchte Gun kel ihm nur noch versöhnlich zuzuzwinkern, sein Gewölle vor uns beide hinzulegen, und die Beschwerde verlief im Sande. Bei den abendlichen Besuchen Gunkels in meiner Stube begann ich mit feiner Erziehung. Ich hielt ihm ein Meer? schweinchen so hin, daß er auf die Schulter Hüpfen mußte» wollte er's fasten. Den Ring trug er schon lange am linken Fuß. Nun kam das Kettchen dazu. Bald konnte ich ihm den Kopf mit einem Taschentuch umwickeln und ihn zur Krähen hütte Mitnahmen. . Obwohl er wie aus Stein gehauen auf dem Untec- stützungspunkte der Balancierstange saß und nur ab und an mit den Augen zwinkerte, obwohl die Vögel kaum je einen Uhu gesehen hatten, löste sein Anblick einen wahren Aufruhr aus. Lerchen, Finken, Meisen, Spatzen, Würger, Kiebitze kamen aus Elendsweite herbei, um ihn auszuschmälen. Er regte sich nicht. Sobald aber ein Stößer im Anfluge war, wurde er unruhig. Er begann auf der Wackelstange hin und her zu gehen, was den Lärm der Vogelwelt erheblich stei gerte. Am meisten empörte ihn die Nähe der Krähen. Dann spreizte er die Schwingen, knappte, fauchte und tat wild. Es war sicher, daß Gunkel die Vögel sah, ehe ich selbst sie bemerkte. Er war also nicht tagblind; eher ist anzuneh men, daß ihm vom Hellen Lichte die Augen schmerzten und daß er aus diesem Grunde Dämmerung und Nacht bevor zugte. . Mit der Zeit hörte er auf seinen Namen. Sobald ich „Gunkel" rief, begann er zu knappen und zu würgen. Rie fen ihn andere, so zwinkerte er kaum, höchstens, daß er die Ohrenbüschel aufstellte. Der Krieg kam. Er löste alle Bande frommer Sck>eu, er löste auch Gunkels Kettchen. Der Pfahl, von dem aus er an jedem Sonntagmorßen das Geflügel erschreckt hatte, wur de ausgerissen, der Käfig zerstört. Der Vogel sollte "keine Gelegenheit finden, sich irgend jemandem auszuliefern. Nach anderthalb Jahren, im Frühling 1916, führte mich ein Urlaub in die ostpreuhische Heimat. Die Gegend war fast menschenleer, die Möhrzahl der Männer im Kriege, viele. Fa milien noch nicht heimgekehrt. Ein Schutthaufen bezeichnete die Stelle, wo einst mein Haus gestanden hatte. Leise strich der weiche, feuchte Wind durch das Geäst der hohen Rüstern und Linden. Würzig roch's nach Wachsen und Werden. Ich konnte mich von dem Crdfleck nicht trennen, und so saß ich noch auf dem Trümmerhaufen, als der Mond groß und gelb hinter ,dem Hügelwalde aufstieg. Da schwebte es heran. Ein Nachtmahr, ein Spuk? An Gunkel dachte ich nicht mehr. Erst als der Nachtgeist in einem der Bäum« auf blockte, wußte ich, wer der Gast war. „Gunkel!" rief ich. Sofort antwortete ein deutliches Knappen und. Fauchen. Dann begann es unruhig im Geäst hin und her zu balancieren. Er hatte mich an der Stimme erkannt. „Gunkel!" rief ich nochmals. Nun strich er dicht über mir hin, hob sich und stieß ein urkräftiges ,Huhu" aus Die Uniform mochte ihm zu fremd gewesen sein. Lange noch sah ich ihm nach. Am nächsten Morgen fand ich unter dem Baume eine runde, wollige Kugel. Das n>ar das letzte, was ich von Gun'el sah.