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morAens mittags adenäs Arste verorclnen Lkn! Aus Sachsen. Ein neuer Oberspietteiter für die Dresdner Staatsoper? Dresden, 20. Januar. Blättermeldungen zufolge sind Bestrebungen im Gange, den Oberspielleiter der Darm städter Oper, Strohbach, im Vorvertrag an die Dresdner Staatsoper zu verpflichten. Strohbach hatte erst kürzlich mit einer Neuinszenierung der „Götterdämmerung" einen be deutsamen Erfolg. Weitere Aufträge in Ansteckrosen für Plauen. Plauen l. v., 20. Januar. Da erst jetzt eine Anzahl Gaue des Winterhilfswerks des deutschen Volkes ihre Auf träge in gestickten Ansteckrosetten erteilt hat, sind die Gs- samtaufträge für die Plauener Spitzenindustrie um weitere zwei Millionen Stück auf sieben Millionen Stück gestiegen. Die neuen Austräge haben einen Wert von 120 000 RM. Dresden, 20. Januar, vom Slratzenbahnzug erfaßt. Am Donnerstagabend erfolgte in der Stephensonstraße ein bedauerlicher Unfall, der für Radfahrer eine ernste Mah nung sein sollte. Ein 22 Jahre alter Friseur fuhr auf sei nem Fahrrad hinter einem Straßenbahnzug her. Als er aus seiner Fahrtrichtung nach links abbog, wurde er pon einem entgegenkommenden Hechtwagen erfaßt und zur-Seite ge schleudert. Bewußtlos und schwerverletzt mußte der junge Serlchtübtt die Verwaltung der Stadl Vischosswerda auf das Jahr 1V33. Erstattet in der öffentlichen Sladkverordnetensihung am IS. Januar. lV. Die Erholungesürsorge ist auf das notwendige Maß beschränkt worden, weil in erster Linie die Mittel sür di« wirtschaftliche Für sorge bereitzustellen waren. 1933 sind 2S (28) Kinder durch Ver mittelung der Landesversicherungsanstalt im Sachs. Kinderheim Wiek (Rügen) untergebracht worden. Die Landesversicherungsan stalt hat einen erheblichen Teil der Kosten getragen. Unsere Auf wendungen: 1329 RM. (1671 RM.), davon sind 390 RM. erstattet. An Kinderreiche sind neben ihrer regelrechten Unterstützung besondere Bar- und Sachunterstützungen für insgesamt 1704 RM. (3766 RM.) gegeben worden. c. Jugendamt. Amlsvormundschast: 189 (174) Mündel zu Jahresbeginn, Zu- gang 23 (20), Abgang durch Eheschließung der Eltern 17 (9), Tod 3 ll), Wegzug 3 (1), Annahme an Kindesstatt — (2), Volljährig keit 1 (—), Abgabe an Cinzelvormünder 6 (2); mithin am Jahres- schlusse 173 (189). Zur Vertretung der Mündel waren 8 (10) Rechtsverfahren nötig. In 15 (10) Fällen erfolgte freiwillige Va- tsrfchaftsanerkennung. Pfändungs- und Ueberweisungsbeschlllsse wegen Unterhaltsbeiträgen waren in 32 (38) Fällen — teils wie- verholt — nötig. An Unterhaltsbeiträgen liefen durch die Stadt kasse 11633 RM. (13 967 RM.), Rechtsstreitvertretungen im Rechtshilfewege für auswärtige Vormundschaftsbehörden 10 (18). In der Fürsorgeerziehung befinden sich insgesamt 16 (28) Ju- , gendliche, davon 4 (17) in Dienststellen, 3 (—) in der Lehre, 1 (3) im Erziehungsheim Moritzburg, 2 (7) in Pflegestellen, 3 (—) im Freiwilligen Arbeitsdienst, 1 (—) in Schutzhaft, 2 (—) sind bei den Eltern, — (1) in der Landesanstalt Bräunsdorf. Aufwand: 3418 RM. (3544 RM.) Im allgemeinen sei gesagt, daß in der gesamten Wohlfahrts- und Jugendpflege die einzelnen Fälle noch nicht die der Sachlage eines jeden Falles angepaßte Bearbeitung erfahren konnten, wie sie wünschenswert ist. Durch die große Zahl der zu Betreuenden muß immer noch von einer „Massenfürsorge" gesprochen werden. Die Gesundheits- und Jugendfürsorge ist in den letzten Jahren durch die infolge Arbeitslosigkeit entstandene wirtschaftliche Not vieler Volks genossen, die durch die Zahlung der Unterstützung gebannt werden muß, stark verdrängt worden. Es ist zu hoffen, daß das Sinken der Arbeitslosenziffer in Zukunft wieder gestatten wird, sich auch den übrigen wohlfahrtspflegerischen Aufgaben mehr zu widmen. Versicherungsamt. Anträge auf Renke sind gestellt worden 64 (82), davon auf Invalidenrente 43 (54), Witwenrente 15 (18), Waisenrente 2 (4); Anträge auf Gewährung von Heilverfahren: 1 (3), auf Gewährung von Zahnersatz: 3 (3). Unfallanzeigen sind beim Versicherungsamt 113 (69) einge- gängen. In 17 (19) Fällen wurden Unfalluntersuchungen vorge nommen. Entscheidungen in Spruchsachen: — (1), in Beschlußsachen 1 (2). Weitere Streitfälle Versicherter mit den Versicherungsträgern wurden kurzer Hand durch das Versicherungsamt geklärt. Ferner wurden die in großer Zahl eingegangenen Rechtshilfeersuchen der Bersicherunasträger und Versicherungsbehörden erledigt, ohne be sonders gezählt zu werden. Auf Grund des Gesetzes, betr. Ehrenämter in der Sozialver sicherung und Reichsverjorgung vom 18. Mai 1933, sind die Kas- senvorstande und Ausschüsse sowie die Vertreter beim Versiche rungsamt vom Oberversicherungsamt Bautzen im Einvernehmen mit dem Bersicherungsamte gleichgeschaltet. Die Einzugsstelle sür freiwillige Invalidenversicherung hat für insgesamt 598 Personen Beiträge eingezogen und verwendet, und zwar sind sür 8076,10 RM. Jnvalidezipiarken angekoust worden. Stiftungsverwaltung. s) Allgemeine rechtsfähige und sonstige Slislungen und Legale. Außer von je 150 RM. aus den Erträgnissen der Hindenburg- und Heimatfestgedächtnisstistung sind Verteilungen aus den der Verwaltung des Rates unterstehenden Stiftungen und Legaten der geringen Erträge wegen nicht vorgenommen worden. d) herrmann'fche Skifkungen. Die Stiftungen unterstehen der Verwaltung der Administrato ren der Herrmann'schen Stiftungen. Neben einer Kapitalrückzahlung von 30V RM. sind 17 Zusagen für Hypothekendarlehen im Gesamtbeträge von 5190 RM. an Stadtrandsiedlcr gegeben worden. Im Herrmannstiftsgebäude ist weiterhin neuer Wohnraum durch entsprechenden Einbau gewon nen und außerdem für das errichtete SA.-Heim entsprechender Raum zur Verfügung gestellt worden. Die Hospltalstiftung ge währt gegenwärtig 2 Hospitaliten und neuerdings dem früheren Hausvater Heuchler aus ihren Mitteln Unterstützung. Wie alljähr lich konnten auch im Jahre 1933 in einem wesentlichen Umfange Mittel für eins Christbescherung bedürftiger Kinder von der Christ- bescherungsstiftung bcreitgestellt werden, und ferner war es wieder möglich, zu Losten der Schulstiftung Schulbücheranschaffungen für Kinder bedürftiger Eltern vorzunchmen. Die geringen Erträge der Brotstiftung und der Stiftung sür würdige und verschämte Arme sind zum Zwecke der Ansammlung nicht verausgabt worden. Zur Unterhaltung der Grabstätte des Stifters und seiner Ehefrau haben die Mittel der für diesen Zweck errichteten Grabdenkmals stiftung Verwendung gefunden. Trotzdem die Mehrzahl der Stiftungen durch di« Geldentwer tung bedeutende Teile ihres Vermögens verloren haben, ist es in bescheidenem Rahmen möglich gewesen, mit Hilfe der Zinsenerträg- nisse manche Not zu lindern und manches Gute zu tun. (Schluß folgt.) Fürsorge-, Wohlfahrts- u. Jugendamt. Fürforgeam«. Krlegerfürsarge: Zu betreuen find 234 Kriegsbeschädigte (dar- unter: 58 Schwerbeschädigte), 86 Kriegerswitwen mit insgesamt 54 Halbwaisen, 4 Vollwaisen und 24 Kriegseltern. Zusahrente er hielten 96 Hinterbliebene, 28 Kriegsbeschädigte und 34 Kinder von Schwerbeschädigten, zusammen 39 598 RM. Darüber hinaus sind oztale Hilfsmaßnahmen durch Gewährung von Beihilfen und Bor- chüssen aus Anlaß der Schuleinführung, Schulentlassung, Befchaf- ung von Wintervorräten, Beschaffung von Kleidung, Schulgeld- leihilfen, Gewährung ärztlicher Hilfe und Arzneimittel erfolgt. Sleinrenkner standen am Anfang des Jahres 98 in öffentlicher Fürsorge, Zugang 6, Abgang 13, mithin am Jahresende 91. Mo natlicher Aufwand: .2324,55 RM. Sozialrentner waren zu Beginn des Jahres vorhanden 169, Zugang 15, Abgang 10, umhin am Jahresschlüsse 174. Monatlicher Unterstützungsaufwand: 2343,40 RM. Wohlfabrlserwerbslose im Anfang des Jahres 895 (anerkann- te und nichtanerkannte), am Jahresschlüsse 629 (49V anerkannte und 139 nichtanerkannte), mithin Rückgang 166 — 29,74 Prozent. Jahresaufwand: 351910 RM. (einschl. 18 497 RM. Armenfürsorge- Unterstützung), Zuweisungen aus Reichs- und Landesmitteln Für den Ausbau des Arbeitsdienstlagers find bis jetzt 9441 RM. und al« Beiträge zu den Förderungssätzen 8020 RM. veraus- gabt worden. Darlehen zur Beseitigung von Notständen sind in 165 Fällen in Höhe von 5716 RM. gegeben worden, wovon 2290 RM. zurückgezahlt worden sind. Zur Erlangung von verbilligtem Strom und Gas find ca. 7VVV Bescheinigungen ausgefertigt wor den. Für die durch das Reich eingeleiteten Verbilligungsmaßnah- men wurden Bezugsscheine an die Hilfsbedürftigen ausgegeben, und zwar an Fett- und Butterkarten rd. 27V9V, Brotkarten rd. 1100, Fleischmarken 1350 und Kohlenkarten rd. 1900. 1622 (1466) beim Arbeitsam? gestellte Unterstützungsanträge waren vom Fürsorgeamt auf die Hilfsbedürftigkeit der Antrag steller nachzuprüsen. In Anstalten waren am Jahresschlüsse 25 Personen, davon 13 Erwachsene in Landesanstalten für Geisteskranke, 1 Jugendlicher in Bethel, 1 Kind in der Blindenanstalt Chemnitz-Altendorf, 10 Personen, im Pflegeheim Bautzen-Seidau (27) untergebracht mit einem Mönätsoufwande bon 1716 RM. (2135 RM.) S. Wohlfahrtsamt, SSuglingsfürforge: Mütterberatungs- und Säuglingswiege stunden fanden 44 (44) statt. Betreut wurden 81 (113) Säuglinge Und 71 (76) Kleinkinder in 497 (503) Beratungen. In den wö- chentlich zweimaligen Sprechstunden der Wohlfahrtsschwester brach ten an 68 (72) Tagen 1993 (1670) Besucher-ihre auf alle Für- sorgegebiete entfallenden Anliegen an. Durch die Schwester wur den wiederum in Fällen besonderer Bedürftigkeit Nahrungsmittel für Säuglinge, Kleinkinder und an werdende und stillende Mütter sowie verbilligte SSuglingswäsche und Wäschestoff an Minderbe mittelte ausgegeben., , Wochenfürsorge: An Wochen- und Stillgeld waren 2885 RM. (1096,50 RM ) pufzubringen. In der. Arüppfkfürsorge find insgesamt 1083 RM. (679,60) verausgabt worden. Die vorbeugende Fürsorge durch orthopä dische Cinzelbehandlung und orthopädisches Sonderturnen zeigt in sofern feine Früchte, av manche Ausgaben für orthopädische Hilfs mittel (Seradehalter usw.) nicht notwendig geworden sind. Tuberkulosefürsorge: In 24 (2V) Beratungsstunden sind 22V (180) Einwohner zur Vorstellung gekommen. Ein Kind wurde in der Heilstätte Lindenhof in Coswig auf die Dauer eines Viertel jahres untergebracht. Die Kosten der Tuberkulosefürsorge betragen 972 RM, Bei der Durchführung der Schulgesundheitspflege leistet die Wohlfahrtsschwester Beihilfe. Dresdner Bilderbogen. Verheißungsvoller Auftakt. — Die Presse tanzt. —Lin Fest der Heimakwerbung. — »wle fruchtbar ist der kleinste Kreis... — 1t>0 Jahre Volksbildungsarbeit. — Veujahrsgeschenke der Straßenbahn. — wir werden wieder dicker. Es war ein recht erfreulicher Rück- und Ausblick, mit dem unser Oberbürgermeister Zörner die Stadtverordneten -und damit die ganze Dresdner Einwohnerschaft beglücken konnte. Wer es noch nicht mit eigenen, wachen Sinnen be- merkt hat, der hat es nun aus.berufenem Munde erfahren, Daß es wieder bergauf geht in Dresden. Eine straffe Hand führt wieder die Zügel, und die Folge davon ist, Laß die ständige Rubrik der Tageszeitungen „Dresden in Zahlen" jetzt wieder ganz andere Ziffern aufweist, als in den Jahren zuvor. Bedeutungsvoll ist da zunächst, daß das für das lau fende, am 31. März schließende Rechnungsjahr veran schlagte Steueraufkommen diesmal voll eingehen wird. Das übliche Defizit auf der Einnahmeseite des Haushaltab- fchlusses wird demnach nicht wieder zu erwarten sein. Auf der anderen Seite hat die duchgeführte Verwaltungsver einfachung namhafte Ersparnisse erzielen lasten, zumal ja auch die Zahl der Unterstützungsempfänger merkbar ge ringer geworden ist. Einen großen Anteil daran haben die städtischen Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen gehabt, die sich übrigens erst jetzt voll auswirken werden, nachdem noch rund 900000 Arbeitstagewerke geleistet werden sollen. Auch die Reichsbeihilfe von fünf Millionen für Hausinstandsetzungen hat zur allgemeinen Belebung der mittelftiindischen Wirt schaft betgetragen, welch letztere einen weiteren Schutz da- durch erfahren wird, daß ab 30. Juni dieses Jahres keine Genehmigung zur Errichtung neuer Warenhäuser mehr er teilt werden soll. In diesem Zusammenhang sei übrigens erwähnt, daß das hiesige Warenhaus Tietz seine Pforten schließen wird, nachdem es in Dresden doch wohl ein Haar in der Suppe gefunden hat. Es beweist dies aber, wie groß hier die Konkurrenz der Warenhäuser schon unterein ander ist, um wieviel mehr muß erst der Mittelstand unter diesen Mammuthgeschästen leiden, die vom Damenstrumpf bis zur Gänsepfanne alles zu verkaufen haben. Im Zeichen dieser Aufwärtsbewegung und des damit verbundenen Lebensmutes stand auch der Presteball, der nach langer Zeit wieder einmal abgehalten wurde und nicht nur der Freude, sondem — wie könnte es heute anders sein — auch der Wohltätigkeit diente. Das g-pze promi nente Dresden war vertreten. Künstler der Staatstheater wie der Privatbühnen wetteiferten mit ihren Darbietungen, aber auch Klingenthaler Musikschüler mit ihren Handhar monikas traten auf, sodaß auch die Heimtkunst zu ihrem Rechte kam. Neben der Heimatkunst war es aber auch der heimatliche Gewerbefleiß, der auf diesem Ball — sehr im Gegensatz zu früher, wo kein Mensch an so etwas dachte — eine wirksame Förderung erfuhr. Die Tombola nämlich wies wertvolle und künstlerische Gaben aus den notleiden den Grenzlandgebieten auf. Vogtländische Teppiche und Spitzen sah man, Holzschnitzereien aus dem Erzgebirge und schöne Blumen aus der Sebnitzer Jndustriegegend waren zu gewinnen. Das war ein Stück Arbeitsbeschaffung für sich, und eine geschickte Werbung am rechten Platze für die heimische Industrie ebenfalls. Warum in die Ferne schwei fen, sieh' das Gute liegt so nah — wie manchem wird diese elementare Mahnung vonnöten und nunmehr von Nutzen gewesen sein. Ein Fest feierte mit Recht auch der Dresdner Gewer beverein, der Anfang dieses Jahres auf ein lOOjähriges Be stehen zurückblicken konnte. Dieser Verein hat es sich zur be sonderen Aufgabe gestellt, seinen Mitgliedern, die sich heute durchaus nickst nur auf die Gewerbetreibenden allein be schränken, eine vielseitige und wertvolle Bildung auf allen nur denkbaren Wissensgebieten zu vermitteln, und die bedeu tendsten Namen befinden sich unter denen, die im Laufe der hundert Jahre hier das Wort zu Vorträgen ergriffen haben. Ursprünglich waren es nur zwanzig Männer, die 1834 zur Gründung dieses Vereins schritten. Und interessanterweise war es ein Mathematikprofessor, Andreas Schubert, der den Vorsitz übernahm, ein Beweis dafür, wie hoch man die Bil dungspläne von allem Anfang an gesteckt hatte. Und auch heute ist der Vorsitzende ein Professor, Dr. Beythien. Auch eine Schule zur Heranbildung junger Gewerbetreibender be gründete der Verein, und sein Heim, das Dresdner Gewer behaus, ist heute noch eine der schönsten Saalbauten der Stadt. Vor allem aber hat der Verein von Anfang an auf einer vaterländischen Basis gestanden und die Arbeiter der Stirn und der Faust zusammengeführt, woraus er hellt, daß nur das in der Welt und innerhalb einer Volksge meinschaft Bestand hat, was sich an das Vaterland anschließt und zu einen, statt zu trennen sucht. Und aus dieser Tat sache lassen sich wohl zugleich auch Schlüsse auf die ewige Le bensdauer jenes Programms ziehen, das unter dem Volks kanzler Adolf Hitler das Volk auf dem Boden des deutschen Vaterlandes zur Einigkeit in allen seinen Schichten und zum gegenseitigen sozialen Verständnis zu erziehen bestimmt ist. « Dieses soziale Verständnis bewies auch die Leitung der Dresdner Straßenbahn, als sie sich entschlossen hatte, den früher immer unbrauchbarer gemachten Fahrplan jetzt ein wenig wenigstens den Anforderungen des Verkehrs anzu passen und auf verschiedenen Linien die Wagen in geringe ren Abständen folgen zu lassen. Vor allem ist dies deshalb anerkennenswert, weil mit dieser Maßnahme neue Arbeits plätze für fünfzig Betriebsangestellte geschaffen worden sind. Auch sonst denkt man bei der Straßenbahn an Neue rungen, die als Dienst am Kunden zu werten sind. So macht man jetzt Versuche mit der Einführung von Polstern, die es zwar schon früher gab, die aber in den Kriegszeiten mehr ein Nachteil als ein Vorteil, vor allem auch in hygienischer Hinsicht, waren. Nun Hot man flache Plüschpolster auspro biert, auf denen es sich jedenfalls wärmer sitzt, als auf den Holzbänken, und die auch dem Wagen ein etwas vornehme- res Gepräge geben. Womit aber nicht gesagt sein soll, daß unsere Wagen etwa — bis auf gewisse Ausnahmen, wie sie beispielsweise auf der Linie 10 verkehren, obwohl sich ge rade diese Linie am Hauptbahnhof dem Fremden prüfen, tiert — ein wenig vornehmes Aussehen hätten. Vor allem bestechen sie durch ihre Sauberkeit, die die Besucher aus an deren deutschen Städten nicht genug rühmen können. Wenn man nun aber bei der Straßenbahn an ein großes Bessern herangeht, so möchte man auch einmal eines alten Uebel- standes gedenken, der sich in den sogenannten Längssitzern, also den älteren Wagen bemerkbar macht. Diese Wagen ha ben nämlich alle den Krieg mitgemacht, wenn auch natürlich nur in der Heimat, aber die damalige Ucberfüllung der Wa gen und die durch die Blockade bedingte allgemeine Abmage rung hatte dazu geführt, daß aus den je 18 Sitzplätzen pro Wagen 20 gemacht wurden. Denn so viel Personen hotten damals auch bequem Platz. Jetzt aber, wo sich der „Volks körper" dank besserer Ernährungsmöglichkeiten wieder „auf bläht", und vor allem zur Zeit der dicken Winterkleidung, sind 18 Personen wieder reichlich genug und die Aufforde rung des Schaffners, „zuzurücken", löst jedesmal allgemeine Unzufriedenheit mit der heringsmäßigen Verfrachtung aus. Also tue die Straßenbahn auch hier ein Uebriges und trage durch Herabsetzung der Zahl der „sitzenden Fahrgäste" das ihrige bei zu der Möglichkeit der Dresdner, wieder besser aussehen zu lernen als zur schweren deutschen Hungerzeit, aus der uns zielbewußte Aufbauarbeit nun glücklich heraus geführt hat. Denn man muß einer behäbigen Zufriedenheit auch den dazu erforderlichen Raum lassen. Waldemar.