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sanimenstellung dieser militärischen Handbücher durchführte. Ohne eine br reitwillige weitestgehende Unterstützung der bel gisch n Regierung und Militärbehörden war eine solche Ar beit nicht zu leisten. Derartig erschöpfende bis ins kleinste gehende strategische und taktische Angaben, wie die oben mit geteilten, mit genauen Daten über da» rollende Material, Schleusen und Brücken kann man auf andere Weise nicht be schaffen. Die Belegungsfähigkeitslisten, die über Belgien verfügen, als wäre es das eigene Land, können nur von der belgischen Regierung stammen. Hier ist zweifellos amtliches belgisches Material benützt worden. Man hat es für eng lische Zwecke zurecht gemacht oder an vielen Stellen einfach ins Englische übersetzt. So eingehend hatten England und Belgien bereits im Frieden ein militärisches Zusammenwir ken miteinander verabredet. Belgien war eben politisch und militärisch nichts anderes als ein Va s a l l E n g l a n d s. Die Entrüstung, die England heute wegen Deutschlands angeb lichen Neutralitätsbruches vor aller Welt zur Schau trägt, wird durch dieses Dokument als völlig haltlos und ungerecht fertigt erwiesen. Wenn jemand Anspruch darauf hat, empört zu sein, so sind wir es. Als anläßlich unserer Operationen an der Küste die englische und französische Presse höhnisch meinte, wir seien über die Gefahren des Ueberschwemmungsgebietes am sogenannten Polderlande nicht unterrichtet, hatten sie inso fern recht, als wir Belgiens Geländeverhältnis zu Beginn des Krieges allerdings nur soweit kannten, wie es sich aus den im Buchhandel käuflichen Quellen ergab. Um so wert vollere Beutestücke werden daher für uns die englischen Er kundungsberichte und vorzüglichen Karten bilden. Wir konnten dieses außerordentlich nützliche Material sofort un seren eigenen Zwecken dienstbar machen und England mit seinen eigenen Waffen bekämpfen. Darin liegt für die sorg same Arbeit unserer Gegner wohl die beste Kennzeichnung. Der Erfolg der Kriegsanleihen Oesterreich-Ungarns wird, so schreibt die Dossische Zeitung (Nr. 603) in ihrer Fi- nanzbeilage, mit lebhafter Genugtuung begrüßt und bestä tigt, die von uns bei früheren Anleihen beider Länder in Deutschland vertretene Auffassung, daß zum mindesten Öster reich in der Lage sein müßte, seinen staatlichen Anleihebedarf im eigenen Lande zu decken, wie es in den letzten zwei Jahr zehnten fast ausnahmslos der Fall war. In der »Neuen Freien Presse" bespricht der Direktor der österreichischen Creditanstalt Spitzmüller, der lange Zeit im österrei chischen Finanzministerium hervorragend tätig war, das Er gebnis der Kriegsanleihe, das sowohl in Österreich als in Ungarn alle Erwartungen übertroffen habe. Während das Nationalvermögen Österreich-Ungarns bisher auf etwa ein Drittel des deutschen Nationalvermögens geschätzt worden sei, habe die Zeichnung mindestens die Hälfte des in Deutsch land gezeichneten Betrages ergeben. Dieses Ergebnis müsse um so höher eingeschätzt werden, als die Monarchie nun mit einem Male zum Bewußtsein der eigenen gro ßen finanziellen Kraft gelangt sei und sich damit mit einem Ruck auf eigene Füße gestellt habe. Spitzmüller hebt weiter hervor, daß gerade eine Reihe kleiner Zeichner, die sich bisher von staatlichen Anleihen wie vom Weltpapier markt überhaupt ferngehalten haben, sich zu den Schaltern der Zeichnungsstellen in ungeahntem Maße herandrängten. Neben dieser Wandlung weist Spitzmüller auf die außer ordentliche Höhe der Beteiligung der Jndustriegesellschaften an der Zeichnung der Kriegsanleihe hin, zumal es unter nor malen Umständen gewiß nicht ihre Aufgabe sein könne, sich in größerem Maße in Effekten festzulegen. Doch müsse her vorgehoben werden, daß diese Zeichnungen höchstens 10 Prozent des Gesamtertrages darstellen dürsten. Tanz ent schieden müsse der Annahme entgegengetreten werden, als ob sich das österreichische Kapital bei diesem feierlichen An lasse übernommen hätte. Die Zeichnungen seien durchaus solider Natur und ein wirkliches Produkt einer ehr lichen, dabei aber noch maßvollen Anstrengung der österrei chischen Wirtschaft. Das finanzielle Ansehen Österreichsund Ungarns, wie auch der Monarchie in ihrer Gesamtheit werde durch diesen Zeichnungserfolg nicht nur außerordentlich ge kräftigt, sondern bei Freund und Feind ganz neu bewertet werden müssen. Spitzmüller ist überzeugt, daß dieser Erfolg bei wirksamer Ausnutzung in Zukunft zweifeiios einen dau ernden Erfolg der österreichischen Wirtschaft mit sich bringen werde. Dieser günstigen Beurteilung des österreichischen Kapi talmarktes widerspricht es keineswegs, daß gerade jetzt Österreich-Ungarn eine V a l u t a o p e r a t i o n mit der Deutschen Bänk bezw. der Distonto-Gesellschaft abgeschlossen haben, die eine Umwandlung kurzfristiger in langfristige Verbindlichkeiten ist. Österreich und Ungarn haben hierfür, der „Franks. Zeitung" zufolge, die Form einjähriger Schatz wechsel mit bprozentiger Berzinsung gewählt. Der Erlös bleibt in Deutschland zur Verfügung der beiden Finanzver waltungen und das Geschäft wird in beiderseitigem Interesse dazu beitragen, die anormalen und vielfach auf Zufälligkei ten beruhenden Schwankungen des Marktkurses in Wien auszuschalten. - G Erweiterung des Personenkreises für die Familienunterstützungen. Die „Nordd. Allg. Ztg." kündigt folgendermaßen eine Erweiterung des Personenkreises für die Familienunter- stützungen an. Die Reichsregierung hat neuerdings weitere Richtlinien bezüglich der Anwendung des Gesetzes vom 28. Februar 1888 in der Fassung des Gesetzes vom 4. August 1914 betr. Familienunterstützungen aufgestellt und den Bun desregierungen zur Beachtung empfohlen. Es handelt sich dabei um eine recht bedeutende Erweiterung des Personen kreises der Anspruchberechtigten. Ueber weitere Ergänzun gen schweben zur Zeit noch Verhandlungen mit den beteilig ten amtlichen Stellen. Im einzelnen seien folgende Punkte hervorgehoben: 1) Im Falle der Bedürftigkeit sind auch den Stiefeltern, Stiefgeschwistern und Stiefkindern des in den Dienst Eingetretenen Familienunterstützungen zu gewähren, insofern sie von ihm unterhalten wurden, oder das Unter- haltungsbedürsnis erst nach erfolgtem Diensteintritt hervor getreten ist. Unter denselben Voraussetzungen sind auch den unehelichen mit in die Ehe gebrachten Kindern der Ehefrau die Unterstützungen zu gewähren auch wenn der Ehemann nicht der Vater ist. Elternlose Enkel eines Einberufenen sind den ehelichen Kindern des Eingetretenen gleichzustellen. 2) Nicht nur den Familien der Mannschaften des Beurlaub tenstandes, sondern auch denjenigen aller übrigen im wehr pflichtigen Alter stehenden Mannschaften, die infolge der kriegerischen Ereignisse nicht mehr in der Lage waren, in die Heimat zurückzukehren, sind im Falle der Bedürftigkeit Unterstützungen zu gewähren, sofern glaubhaft gemacht wird, daß sie als Gefangene im feindlichen Auslande zurück gehalten werden, wobei kein Unterschied zu machen ist, ob sie vom Feinde als Kriegsgefangene oder Zivilgefangene be handelt werden. Das gleiche gilt bezüglich solcher Mann schaften, von denen glaubhaft gemacht wird, daß sie im Aus lande bei einem Marine- oder Truppenteile zur Einstellung gelangt sind. 3) Gemäß Z 10 Absatz 5 A. A. O. werden die Unterstützungen, falls der in den Dienst Eingetretene vor sei ner Rückkehr verstirbt oder vermißt wird, solange gewährt, bis die Formation, der er angehörte, auf den Friedensfuß Liebesgaben. Im Kriegsgedenkbuch des „Kladderadatsch" für 1870/71 finden sich folgende, auch heute noch zeitgemäße Gedichte: Der Liebesgaben-Onkel. „Mein Zug mit Wurst und Broten Steht schon acht Tage lang Auf irgend einem toten, , Verlass'»« Schienenstrang. Wenn wir nur endlich wüßten Wohin die Hälfte kam Don den dreihundert Kisten, Die ich von Mainz mitnahm l - Von den zwölf Kisten Binden Und neunzig Kisten Speck Muß ich doch eine finden Auf irgend einem Fleck! ' Käm' ein'ges nur zu Tage, > Wär' ich noch leidlich froh; Dann blieb' nur noch die Frag«: Wo find ich mein Depot?" Bitte aus dem Feldlager. Edles Liebeswerk, o üb' es, ' Biedermann im Vaterland! Aber wähle, liebe Seele, Auch die Sorte mit Verstand! r Denn unrauchbar, drum unbrauchbar Kamen her, zu unserm Pech, Gar zu ville! Manches Mille Darf man mit Entsetzen «eg. ' Tantchen, die du selber, wie du s Zugibst, nicht zum Rauchgott schwörst, ' Nicht gleich jede kauf, nein, red« ... Mt verständ'gen Leuten erst! Onkel, wenn du Zett hast, brenn'du , Dir vorher doch eine an, Zu erfahren, ob's Zigarren Sind, die einer rauchen kann. Denn Verschwendung ist die Sendung, Die sich zeigt als feuerfest, Die mit Schaudern ohne Zaudern Selbst der Turko liegen läßt. Drum, o Biedermann, nicht wieder Sende, die du ost schon sandt'st; Schicke nimmer solche Glimmer, Die du selbst nicht rauchen kannst! Die Zeilen ändern sich. Ueber Franzmann und Brite schreibt Frau Pfarrer Kayler aus Kölzig (Neumark) dem „Reichsboten" (Nr. 274 im Täglichen Unterhaltungsblatt): Als im Jahre 1900 die Pariser Weltausstellung war, befand ich mich als Erzieherin im Hause des Admirals Vi comte de Guedon. Eines Tages kam die Gräfin mit ihren Kindern ganz aufgeregt aus der Ausstellung nach Hause und erzählte, das Pariser Publikum habe einer Engländerin das Zeug vom Leibe gerissen, als sie vor der Büste des „Ohm Krüger" verächtlich ausspuckte. — O, Fräulein Elise, rief der neunjährige kleine Graf leidenschaftlich aus, ich kann Ihnen sagen: Zwei verhaßte Deutsche sind uns lieber, als eine ge meine Engländerin. (Ich selbst bin in diesem Hause gut und fürsorglich behandelt worden.) Sterb« la Fröhlichkeit. Cabasino-Renda erzählt von den Fliegerpfeilen, die die Franzosen als neue grausame Waffe eingeführt haben. „Menschliche Opfer fordern sie glücklicherweise wenig, wenn auch durch Zufall einmal ein Pfeil einen einzeln« Mann treffen kann, so kann doch kein Flieger diese Waffen auf eine große dichte Masse werfen, well jeder Truppenkörper sich auflöst, wenn ein feindlicher Flieger über ihn kommt. So sind diese kleinen Todeswerkzeuge für die wunderbaren deut schen Soldaten, die sich mit dem Tod« vertraut gemacht haben, eher Gegenstand von Späßen al» Anlaß zum Schrei zurückgeführt oder aufgelöst wird. Insoweit jedoch den Hin terbliebenen auf Grund des Gesetzes vom 17. Mai 1V07 Be willigungen gewährt werden, fallen die durch das Gesetz ge regelten Unterstützungen fort. Diese Bestimmung ist so aus zulegen, daß zwischen dem Fortfalle der Familienunter stützung und dem wirklichen Bezüge der Hinterbliebenen rente eine Unterbrechung nicht eintreten soll. Die Worte „ge währt werden" sind also gleichbedeutend mit den Worten „tatsächlich zur Auszahlung gelangen". Von einer Anrech nung der bis zu diesem Zeitpunkte gewährten Familienun terstützungen auf die Hinterbliebenenbezüge wird wegen der Schwierigkeit der Durchführung des Verfahrens abzusehen sein. Das gleiche gilt, wenn der in den Dienst Eingetretene infolge einer Verwundung oder Krankheit als Feld- oder Garnisondienstunfähig zur Entlassung kommt und ihm eine Kriegsinvalidenrente zugesprochen wird. Merkwürdige Verwundungen. Ein bekannter preußischer General soll einmal, als über die Treffsicherheit und Gefährlichkeit der verschiedenen Waf fen gesprochen wurde, gesagt haben: „Kinder, wenn Gott will, schießt ein Besen, und man ist mausetot! Und mancher hat einen mit dem Zündnadelgewehr mitten ins Herz getrof fen, und der Kerl wollt' doch nicht dran glauben." Im Jahre 1870 ist es vorgekommen, daß einem Soldaten die Kugel um die Brust herumfuhr, ohne einzudringen. Die Wirkung de» Geschosses war so schwach ,daß die Uniform genügenden Wi derstand bot. Die Rundfahrt um die Brust war deutlich er kennbar. Für die Heilung der Wunde soll es nach Erfah rungen aus dem Jahre 1870 gut sein, wenn man mit leerem Magen kämpft, dann kann die Kugel den Unterleib durch schlagen und die Gedärme unverletzt lassen. Bei Spichern zertrümmerte eine Kugel einem preußischen Unteroffizier den Helm und prallte dann am Schädel ab. Natürlich ist da raus nicht etwa zu schließen, daß der Schädel härter als der Helm war; die Wirkung des Geschosses war nur durch die Zertrümmerung des Helms abgeschwächt. Dr. Julius von Pflugk-Hartüng, der am Kriege 1870 teilnahm, berichtet, daß einem 76er die Kugel gegen die Stiefelkappe schlug, ohne sie zu durchbohren; auf Metallstücken, zumal Gewehr, Uhr, Koppelschloß drückte sich das Blei flach, den gerollten Mantel und Tornister schlug es jedoch meisteq^alatt durch. Auch die Panzer der Kürassiere bewährten sich nicht. Der Genannte berichtet noch: „Einige Menschen waren Pechvögel, sie wur den von einem Dutzend Kugeln getroffen, während ihre Ne benleute heil ausgingen. Manche hatten Glück. Bei Sedan stand Prinz Albrecht (Vater) unfern einer Batterie im Ku gelregen. Eben bot er dem Generalstab-major von Hahnke ein Butterbrot an, als eine Granate einschlug, aber nicht kre pierte. Gleich darauf bohrte sich eine zweite, wenige Schritte vom Prinzen, in den Boden, alle wurden über und über mit Erde beworfen. Major von Hahnke stürzte vom Pferde; er war durch ein Spreng- oder Erdstück am Kopfe getroffen, doch so leicht, daß er bald darauf wieder im Sattel saß. Vier Füsiliere des ersten Gliedes blieben unversehrt, während von ihren unmittelbaren Hintermännern im zweiten Glieds, die man also für bester geschützt halten sollte, ^wei fielen und einer schwer verwundet wurde; nur der vierre blieb heil und ganz." Das war Pflug-Hartung selbst; weiter teilt er noch mit, daß der letzte Offizier, der die Fahne der 61er vor Dijon trug, Premierleutnant Weise, von mehr als zwanzig Schüs sen getroffen wurde und doch erst fünfundzwanzig Jahre spä ter starb. Reklamation« sind nicht an daS Trägerpersonal, son dern an die Geschäftsstelle unseres Blattes zu richten. ken. Eines Morgens sah man in den Schützengräben mit majestätischen Schritten einen Grenadier spazieren gehen, der mit komischer Würde eine Art Regenschirm aus Blech trug, den er aus alten Benzinbehältern hergestellt hatte: seine neue Erfindung gegen die Fliegerpfeile. Was nehmen nur diese prächtigen Soldat« ernst, deren große blauen Augen voll kindlicher Heiterkeit fest dem Tod ins Auge sehen? Von melancholischen Kriegsliedern und vom ernsten aufrichtigen Gottesdienst gehen sie zur Fröhlichkeit von Schulknaben in Ferien über. Hier in den ersten Feuerlinien, wo der Feind so nahe ist, daß man seine Stimme hört, herrscht eine Fröh lichkeit, die jeden überwältigt, die aus unserer Welt kommt. Hier tobt der Krieg? Hier kämpft man und stirbt man für das Vaterland in Fröhlichkeit, im vollkommenen Frieden des Geistes; der Feind ist fast ein Kamerad. . . ." Die Suh der Bayern. Hinter dem „Bois du four" gelangen wir wieder in die Kampflinien. Eine Kolonne Munitionswagen kommt von der Front zurück. Bayern. Wenn es uns die Uniform nicht sagten, so würden dies uns ihr Gesang, ihre langen Pfeifen und ihre Kuh zeig«. Denn die Bayern können nicht anders als sing« beim Marschieren, und jede Abteilung führt wie ein« Hund an der Leine eine schöne Kuh mit sich. Ich glaubte zuerst, daß es sich um eine Kriegsbeute handelte. Indessen war« die nützlich« Tiere zur Front gebracht wor den, von der sie zurückkehrten. Die Bayern, die besten Sol daten, können alle Strapazen und alle Entbehrung, selbst den Mangel an les klingt unglaublich) Bier ertragen; aber zwei Dinge brauchen sie unbedingt: die Pfeife und frisch« Butter. Und da auch in dem bestverpflegten Heere, wie es das deutsche ist, natürlich nicht immer ein Ueberfluß an Butter vorhanden ist, so haben sie sich geholfen, indem sie die Kühe Mitnahmen, und zwischen zwei Schlachten melken sie sie und bereiten sich die schönste Putter. Diese Bayern sind wirklich Krieger, die an die Antike erinnern! Die Stürmischsten In der Schlacht bi» zum Messerkampf Mann gegen Mann, in dem ihn« nur die Engländer nacheifern können, find sie nachher im Lagerled« da» sanfteste und gutmütigste Volk der Wett.