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Numtner 280 88. Jahrqang. Der Sächstsche LrzäUer Aischofswerdaer Hageötati Amtsblatt der Königlichen Amtshauptmannschaft, der Königlichen Schulinspektton und des Königlichen Hauptzollamtes zu Bautzen, sowie des Königlichen Amtsgerichts und des Stadtrates zu Bischofswerda, - . und der Gemeindeämter des Bezirks. Mit den wöchentlichen Beilagen: Dienstags: Belletristische Beilage; Donnerstags: Der Sächsische Landwirt; Sonntags: Illustriertes Sonntagsblatt. Anzeigeblatt für Bischofswerda, Stolpen und Umgegend, sowie für die angrenzenden Bezirke. Aeltestes Blatt im Bezirk. Erscheint seit sgqs. Telegr.-Adresse: Amtsblatt. Fernsprecher Nr. 22. Donnerstag, 2. Dezember 1914. Erscheint jeden Werktag abend« für den folgenden Tag. Der Br« »ugspreis ist einschließlich der 3 wöchentlichen Beilagen bei Abholung Inder Expedition vierteljährlich 1 Mk. 80 Pfg., bei Zustellung in» Hau» 1 Mk. 70 Pfg.; durch die Post frei ms Haus viertel« jtchrkch 1 Mk. 92 Pfg, am Poftschalter abgeholt 1 Mk. SO Pfg. Einzelne Nummern kosten 10 Pfg. Abonnements-Destellungen werden angenommen in der Geschäfts stelle Altmarkt IS, sowie bei den Zeitungsboten in Stadt und Land, ebenso auch bei allen Postanstatten. — Nummer der Zeitungsliste 6587. — Schluß der Geschäftsstelle abends 8 Uhr. Anzeigenpreis: Die Sgespaltene Korpuszeile oder deren Raum 12 Pfg., für Inserate von außerhalb des Verbreitungsgebiete» IS Pfg. Die Reklamezeile 30 Pfg. Geringster Inseratenbetrag 40 Pfg. Bei Wiederholungen Rabatt nach aufltegendem Tarif. Erfüllungsort für beide Teile Bischofswerda. Festbrstelltr Inseraten« Aufträge können nicht zurückgezogen werden. Inserat» «ad Abonuemeuts-Bestelluuge« nimmt entgegen i« Bautzen: Weller'sche Buchhandlung, Schulftraße s. Bom 7. dss. Mts. ab wird bei der Königlichen Bezirkssteuereinnahme Bautzen und der Königlichen Bauverwalterei daselbst bis auf weiteres an den Tagen von Montag bis Freitag die Dienstzeit auf die Stunden von 8 bis 4'/z Uhr verlegt, und zwar unter Einschaltung einer Pause von 1 bis 2 Uhr. An den Sonnabenden behalten jedoch auch künftig die genannten Dienststellen die seitherige Geschäftszeit von 8 bis 2 Uhr bei. Bautzen, am 1. Dezember 1914. Königliche Bezstkssteuereinnahme und Königliche Vanverwalterei. Der Kaiser bei den Truppen im Osten. Große» Hauptquartier, 1. Dezeinber. (Amtlich.) Se. Majestät der Kaiser besuchte gestern bei Gumbinnen und Darkehmea unsere Truppen in Ostpreußen und deren Stet- lunger». . , Oberste Heeresleitung. Zürich» 2. Dezember. Au der Anwesenheit de» Deut schen Kaiser» auf dem Kriegsschauplatz im Osten schreibt die «Neue Züricher Ztg.": Die Meldung war kurz aber inhalts schwer. Wo der Oberste Kriegsherr ist, da fliegen Späne, da wird es bitterer Ernst. Moralische Einflüsse bedeuten im Kriege ost mehr, al» die Zahl, und der Erfolg ist nicht im mer mit den großen Bataillonen. Eine schöne Wasfentat. Große» Hauptquartier, 1. Dezember. (Amtlich.) An knüpfend an den russischen Generalstabsberichl vom 29. No vember wird über eine Episode in den für die deutschen Das sen so erfolgreichen Kämpfen bei Lodz festgestellt: Die Teile der deutschen Kräfte, die in der Gegend östlich Lod; gegen die rechte Flanke und den Rücken der Rusten im Kampfe waren, wurde ihrerseits wieder durch starke von Osten und Süden her vorgehende russische Kräfte im Rücken ernstlich bedroht. Die deutschen Truppen machten angesichts de» vor ihrer Front stehenden Feinde» Kehrt und schlugen sich in dreitägigen erbitterten Kämpfen durch den von den Rusten bereit» gebildeten Ring. Hierbei brachten sie noch 12 000 gefangene Russen und 25 eroberte Geschütze mit, ohne selbst auch nur ein Geschütz einzubüßen. Auch fast alle eigenen Verwundeten wurden mit zurückgeführt. Die Verluste wa ren uach Lage der Sache natürlich nicht leicht, aber durchaus keine ungeheueren, wohl eine der schönsten wastentaten des Feldzuge». Oberste Heeresleilung. Ein strategische Leistung ersten Banges. Berlin, 2. Dezember. Unter dieser Ueberschrift schreibt der „Lokalanzeiger": Der rechte Flügel der Russen, südlich der Weichsel, war bereits durch den ersten Flankenangriff der Deutschen bedroht. Seine Umfassung schien durch den russischen Gegenstoß von Osten und Süden abgewendet und ins Gegenteil umgewandelt. Jetzt ist das alte Verhältnis so weit wieder hergestellt, daß dem russischen rechten Flügel die Möglichkeit der Umfassung oder wenigstens die Abtren nung von Warschau weiter nach Süden hin droht, während der linke russische Flügel von den vereinten Kräften der Ver bündeten festgehalten wird. Unter diesen Umständen kann man wohl sagen, daß der strategische Meisterstreich aus der mißlichsten die günstigste Lage zu machen wußte. Der österreichische Bericht. Wien, 1. Dezember. (W. T. B.) Amtlich wird ver« lautbart: An unserer Front in Westgalizien und in Russisch- Polen herrschte im allgemeinen auch gestern Ruhe. Dor Przemysl wurde der Feind bet dem Versuche, sich den nörd lichen Vorfeldstellungen der Festung zu nähern, durch einen Gegenangriff der Besatzung zurückgeschlagen. Die Kämpfe in den Karpathen dauern fort. "Der Stellvertreter de» Chefs de» Generalstads: »Höfer, Generalmajor. Der ?oun Iv meriiv für den Kommandeur der dritten Gardedivifiom. Berlin, 2. Dezember. Die „Tägl. Rundschau- meldet: Generalleutnant Lihmann, Kommandeur der Z. Gardedivi sion, erhielt den Orden Pour le msrite für die Lodzer Schlacht. Niedergeschlagenheit in Paris Berlin, 2. Dezember. Der Genfer Berichterstatter der „Deutschen Tagesztg." meldet aus Paris, daß dort der russi sche Schlachtbericht, der besagt, daß der Kampf bei Lodz fortdauere und die Deutschen die Offensive bei Czerzow fortsetzen, tiefe Niedergeschlagenheit hervorgerufen habe. „Eclair" schreibt: Paris jubelte drei Tage, als Pe tersburg die Vernichtung der Hindenburgischen Armee be richtete; jetzt ist es aber Grabesstille. Die bevorstehende sranzösische Offensive. Der Korrespondent des „Svenska Dagbladets" in Paris schreibt, wie der „Deutschen Tagesztg." aus Stockholm be richtet wird: Verschiedene französische Offiziere, nut denen ich hier gesprochen habe, sind einstimmig der Meinung, daß die fran zösische Offensive vorbereitet wird, und vielleicht ist sie schon eingeleitel. In allen Zweigen der Administration hat die „Razzia" nach überflüssigem Volk im Militärverwaltungs wege stattgefunden; bei den Depots ist alles junge Volk aus gemustert und an die Front geschickt worden. Der Augenblick ist da, nach der allgemeinen Meinung, daß eine entscheidende Initiative ergriffen werden muß. Man erzählt, daßJoffre vor der Kritik, die er von nahestehen der Seite erfahren hat, um den Abschied nachgefucht habe. Auf die Länge kann die passive Taktik nicht beibehalten wer den, unter anderem nicht aus Rücksicht auf die großen Teile des französischen Volkes, die jetzt unter den Einfällen leiden, und im Hinblick auf die lauter werdende Forderung, daß man ihnen zu Hilfe kommen muß. Was die französische Offensive unternehmen wird, ist natürlich unmöglich vorauszusagen ,aber es herrscht in wohl unterrichteten Kreisen kein Zweifel darüber, daß etwas von französischer Seite in nächster Zeit unternommen wird. Der Kampf um Arras. Die „Dtsch. Tagestg." meldet aus Rotterdam: Seit Wochen wird Arras von den Deutschen beschossen, doch waren die Angriffe bisher von keiner großen Bedeu tung. Seit Donnerstag aber greifen die Deutschen die Stadt mit großer Kraft an. Die Kämpfe finden auf einem ver- hiiltnisIläßig Keinen Raume statt. Es war hauptsächlich ein blutiges Gefecht von Mann zu Mann zwischen den Lauf gräben, die nur fünfzig Meter voneinander entfernt waren. Den ganzen Donnerstag war es ein Bajonettkampf, am Sonnabend wurde der Kampf um die Laufgräben aufs neue ausgenommen. Verschiedene deutsch« Regimenter warfen sich auf die französischen Siellaagen. Auf beiden Seiten wa- ren die Verluste schwer. Beide Parteien harrten aber au», und die Franzosen behielten ihre Stellungen. Indessen hat ten die Deutschen fortwährend Arras beschossen, das in einen Trümmerhaufen verwandelt wurde. Freitag nacht flüchtete der Rest der Bevölkerung in höchster Verwirrung au» der Stadt. Ein beschädigtes englisches Kriegsschiff. Rotterdam, 2. Dezember. Von der belgischen Küste wird wieder Kanonendonner gemeldet. Ein beschädigtes eng lisches Kriegsschiff soll um die Erlaubnis gebeten haben, in den Nieuwn Waterway Hoek van Holland einzufahren. Der König von England an der Front. Rotterdam, 1. Dezember. Amtlich wird gemeldet, daß König Georg gestern das englische Hauptquartier in Nord frankreich besuchte; er hatte Sonntag nacht die Ueberfahrt nach den, Kontinent gemacht. Ein Tagesbefehl des Königs der Belgier. Mailand. 1. Dezember. Auf den Grad der Kampfes- freude der belgischen Offiziere und Soldaten wirft ein Tele gramm aus dem belgischen Lager an den „Daily Telegraph" ein eigentümliches Licht. Danach erließ König Albert an die belgischen Regimentskommandanten einen Tagesbefehl, der folgende Worte enthält: „Jeder Offizier, der von Rückzug spricht, wird von mir als ein Verräter Belgiens angesehen werden, und jeder Offizier, der nicht imstande ist, für seine Leute einzustehen, wird seines Postens enthoben werden." — Der Mailänder „Secolo", dessen besondere Tätigkeit da rin besteht, fortgesetzt über angebliche deutsche Grausamkei ten wider die Bevölkerung Belgiens zu berichten, bringt ein Telegramm seines Londoner Korrespondenten, wonach die letzte Maßregel der Deutschen wider die unglücklichen Bel gier in der Besteuerung mit 13 Fr. für den Doppelzentner des von Nordamerika zu Hilfe gesandten Mehles besteht. Die Steuer verstoße sowohl gegen den Geist als die Form der von den betreffenden Regierung getroffenen Abmachun gen. (Der Mailänder „Secolo" sollte lieber, anstatt derar tige Lügenmeldungen zu verbreiten, sich hüten, seinerseits gegen den Geist der von der italienischen Regierung verkün deten Neutralitätspflicht böswillig zu verstoßen. D. R.) — Hier bildete sich ein Agitationskomitee mit dem Zweck, der irredentistischen Kriegsagitation eine energische Propaganda für die Neutralität Italiens entgegenzusetzen. Der neuen Liga traten sofort eine große Zahl liberale, klerikale und so zialistische Deputierte, Senatoren, Kaufleute, Industrielle und Journalisten bei. Der Geist ber russischen Armee. Men, 1. Dezember. (W. T. B.) Das „Neue Wiener Tagblatt" veröffentlicht ein Gespräch mit dem Hofrat Bielka, der als Chefarzt des Sanitätszuges des Malteserritterordens Verwundete vom nördlichen Kriegsschauplatz nach Wien führte. Der Chefarzt gibt die Aeußerungen eines verwunde ten russischen Unteroffiziers wider. Dieser klagte vor allem über die große Kälte, gegen die sich die Russen nicht so schützen könnten wie zu Hause. Die Annahme, daß der Win ter den Russen erwünscht sei, wäre daher ein großer Irrtum. Die Russen hätten nur den Wunsch, daß der Krieg bald zu Ende ginge, denn die Mannschaften führten ihn nur wider willig, und seien überglücklich, wenn die Österreicher auf die russischen Stellungen losstürmten, weil sie dann ohne Ge fahr, von den rückwärts aufgestellten Leuten erschossen zu werden, die Gewehre wegwerfen und sich in Gefangenschaft begeben könnten, in der ihnen winke, sich sattessen zu können. Denn die Verpflegung bet den russischen Truppen würde den Verbündeten immer mehr Gefangene in die Hände treiben. Der Ehefarzt fügte hinzu, daß dank der in der letzten Zeit