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2 LS. DonnerSiag, ^ezemtee. ML. Kbrrlsusttzrr Uanöwiklschastlichrs Wochenblatt. Erscheint jeden Donnerstag. — Bezugspreis vierteljährlich 50 Pfg. — Die Abonnenten des .Sächsischen Erzähler- erhalten das Blatt gratis. — Druck und Verlag von Friedrich May. Die Lage der Landwirtschaft. Soeben ist der Jahresbericht des Landeskulturrats für das Königreich Sachsen erschienen. Er enthält einen Bericht über die allgemeine Lage der Landwirtschaft, in dem es heißt: Zum Beginne des Berichtsjahres waren die Aussich ten für die Landwirtschaft wenig günstig. Eine naßkalte Witterung im Herbst des Borjahres hatte die Entwicklung der Wintersaaten nicht unerheblich verzögert, so daß sie viel fach recht dürftig in den Winter kamen. Infolgedessen ver mochten sie auch in dem schneearmen Winter den starken Barfrösten nicht immer genügend zu widerstehen, und manche Umpflügungen mußten im Frühjahr vorgenommen werden. Eine erfreuliche Kräftigung erfuhren die Feldbe stände durch die warme Witterung im März, auf die jedoch eine längere Trockenperiode, verbunden mit niederen Tew-! peraturen, folgte. Immerhin befriedigte im allgemeinen der! Stand der Saaten, allerdings waren beim Hafer die Nie' verschlüge vielfach zu spät gekommen. Wenig erfreulich war! in großen Teilen des Landes das Erntewetter. Mitte August setzten heftige Regengüsse ein, die längere Zeit anhielten. Iw der Niederung trat demzufolge vielerorts Auswuchs des Ge treides ein. Das später reifende Getreide, ebenso Grummet,' Kartoffeln und die übrigen Hackfrüchte konnte demgegenüber recht gut eingebracht werden. Wie aus einem Vergleiche der vorläufigen und der endgültigen Ernteschätzungen her vorgeht, wurden die Körnererträge zunächst bedeutend über schätzt. In Wirklichkeit blieben sie hinter den Erträgen der vorjährigen Ernte zurück. Bedenkt man noch, daß auch die Qualität stellenweise gelitten hat, so wird man die Ernte 1913 keineswegs zu den besten rechnen können. Dazu kommt außerdem, daß die Getreidepreise in der zweiten Hälfte des Jahres stark zurückgewichen sind, so daß der Gs- samterlös aus dem Getreidebau kaum als befriedigend ange sprochen zu werden vermag. Die Futterernte ist durchschnitt lich gut ausgefallen, auch die Erträge an Kartoffeln und Rü ben können in den meisten Teilen des Landes als zufrieden stellend bezeichnet werden. Jedoch gingen die Kartoffelpreise bedenklich zurück. Die in den beiden Borjahren zum Teil etwas gelichteten Bestände sind im Berichtsjahre nicht nur wieder ergänzt, sondern es hat eine namhafte Vermehrung der Stückzahl über den Bestand von 1912 hinaus stattgefun den. Besonders stark war die Zunahme bei den Schweinen, die sich auf 103 118 Stück oder 15,7 "/«, bezifferte. Damit ist der Beweis erbracht, daß in technischer Beziehung die Land wirtschaft noch keineswegs an der oberen Grenze ihrer Lei stungsfähigkeit angelangt ist. Sie befindet sich vielmehr recht wohl in der Lage, in Zukunft weit größere Mengen von Nahrungsmitteln zu erzeugen, vorausgesetzt, daß sie nicht durch elementare Ereignisse an dem Weiterausbau ihrer Betriebe gehemmt wird. Vorausgesetzt muß freilich des wei teren auch werden, daß die steigenden Produktionskosten wieder Deckung finden. Leider ist in dieser Beziehung zu be richten, daß bei den Preisen für Schlachtschweine eine starke Rückwärtsbewegung eingesetzt hat. Die übrigen Viehpreise sind ebenfalls gewichen, doch nicht im gleichen Maße. Mit Freuden konnte in der zweiten Hälfte des Jahres 1913 das vollständige Erlöschen der Maul- und Klauenseuche festgc- stellt werden. Bedauerlicherweise hielt sie infolge Einschlep pung von außen aber doch wieder ihren Einzug. Dank dec sofort ergriffenen veterinärpolizeilichen Maßnahmen gelang es aber, eine größere Ausbreitung hintanzuhalten. Unge mindert herrscht noch der Scheidenkatarrh, der für die Ver mehrung unserer Rindoiehbestände ein großes Hindernis bil det, dessen baldige Beseitigung dringend erwünscht ist. Ebenso findet sich die Schweineseuche und Schweinepest noch in noch recht vielen Ställen. Der Arbeitermarkt bot im Frühjahr 1913 ein ungemein trauriges Bild. Infolge der Spannung zwischen Österreich und Rußland wurde ein gro ßer Teil der sonst nach Deutschland gehenden jungen Män ner zu den Fahnen einberufen und ein Auswanderungsver bot für alle Wehrpflichtigen erlassen. Beide Maßnahmen Haien zur Folge, daß ein empfindlicher Mangel an Arbeits kräften eintrat, und es bedurfte der angestrengtesten Tätig keit der eingesetzten Vermittlungsstellen, die vorhandenen Lücken wenigstens einigermaßen auszufüllen. Luch gelang es wiederum nicht, inländische Kräfte in vermehrtem Um fange heranzuziehen. .