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» Tinuspruch. » » Gerecht ist rin Krieg, wenn er notwendig ist, » » und heilig sind die Waffen, wenn sonst keine Hoff- » 8 nung üdlig blieb. Mochiavelli. A Gedenktage: 3. Dezember 187V: Schlacht bei Orleans. — 1870: König Ludwig II. von Bayern trägt im Namen der deutschen Fürsten und Freien Städte dem König Wilhelm I. von Preußen die Kaiserkrone an. Astronomischer Kalender. 3. Dezember: Emmenausg. 7 Uhr 45 Min. Mondaufg. 3 Uhr 51 Min. Sounenunterg 3 Uhr 54 Min. Mondunterg. 8 Uhr 51 Min. Amtmanns Käthe. Roman von H. Courths-Mahler. 12. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.) Sie vergaß dabei nur, daß jeder Mensch eigene Ansich ten Hot über da» Glück und daß es jeder in anderer Gestalt steht. Georg hörte mit sichtlichem Interesse zu, als ihm seine Mutter allerlei über ihre Kommissionen in Käthes Gesell schaft erzählte und warf einige Fragen dazwischen. lieber den Amtmann ließ Anna Brandner einige we nige schmeichelhafte Bemerkungen fallen. Sie mochte thn jetzt weniger leiden al» je, trotzdem er sich ihr gegenüber eine» liebenswürdig unterwürfigen Tone» befleißigt«. Und Georg berichtete iHv lachend, daß Wally von ihrem Later - meist nur al» „Zeus" sprach. Frau Brandner lächelte. „Wally hat sehr viel Temperament, es wäre schad«, wenn der Amtmann durch seine despotische Erziehung di« Frische und Ursprünglichkeit ihres Wesen« vernichtete. Jetzt, da sie die ganze »och« nicht zu Haust ist, vermag sein Ein stutz noch nicht ihren sehr kräftigen »wen zu unterjochen. Ist sie aber erst wieder -ab- daheim, dann wird er mit sei- Der SäWche LrzLhki -1' k . > L O V .''s - Beiblatt zu Nummer 280. ''N M . lD i'' W Nutzung abermals zu erkunden, um sich zu versichern, daß sie nicht durch Reparatur, Rohrlegung usw. gesperrt sind. So wird zum Beispiel in Band 1 Seite ISO ff. die große Straße Nieuport—Dixmuiden—Ppern, Menin—Tourcoing—Tour nay nach Wegebeschaffenheit, Gelände, taktischen Rücksichten, Beobachtungspunkten und Wasserverhältnissen an der Hand beigefügter Karten besprochen. In dieser Besprechung wer- den die längs der Straße gelegenen Ortschaften aufgezählt und beschrieben. Wir finden ihre genaue Entfernung von einander, sowie eingehende Angaben über das einschlägige Wegenetz in Bezug auf Steigungen, Brücken, Kreuzungen, Telephon- und Telegraphenstellen, Eisenbahnstattonen ein schließlichen Längen, Plattformen und Rampen, Kleinbah nen, Petroleumtankstellen usw. Stets wird mitgeteilt, ob die Bevölkerung ganz oder teilweise Französisch spricht. Als Beispiel seien die taktischen Bemerkungen über Dix- muiden auf Seite 151 wörtlich mitgeteilt: Dixmuiden wird von Norden oder Süden schwer zu nehmen sein. Die best' Verteidigungsstellung nach Süden wäre westlich der und bis zur Straße der Bahndamm, östlich der Straße eine Reihe kleiner Hügel. Westlich der Straße ist das Schußfeld auf 1500 Pard gut. Oestlich davon ist der Ausblick durch Bäume behindert. Zwei Bataillone würden für die Besetzung aus reichen. Die feindliche Artillerie würde wahrscheinlich nahe Hoogmolen und Beartkant stehen. Sonst ist dort taktisch nichts von Bedeutung, auch nichts vorhanden, was das Marschtempo verzögern könnte. Beobachtungspunkte sind die Mühle von Reencheek mit einem Rundblicke und der Koelberg, 7 s/» Meilen von Ppern mit Ausblick nach Osten und Süden." Nebenbei bemerkt werden in der Regel die Kirchtürme als gute Beobachtungsposten angegeben. In gleich eingehender Weise wird dann der ganze Scheldelauf mit allen Nebenflüssen, Ortschaften, Landungs- und Uebsr- gangsgelegenheiten, Breiten und Tiefen, Brücken, Bootsvor räten usw. beschrieben. So bilden die handlichen Bände für den Führer, Genernalstabsoffizier und Unterführer jeden Grades einen vortrefflichen Wegweiser. Ihm beigegeben sind 1; Eine nach Gemeinden und Dörfern geordnete Ein- quortierungsübersicht mit Zahlen der Belegungsfähigkeit, der vorhandenen Transportmittel und allen sonstigen Anga ben, deren ein Ortskommandant bedarf. 2) Eine Zusammen stellung von wichtigen Fingerzeigen für Flugzeugführer in dem Teile von Belgien, der südlich der Linie Charleroi—Na mur-Lüttich liegt, sowie in der Umgegend von Brüssel. Die ses außerordentlich sorgsam und übersichtlich abgefaßte Merkbuch wird durch eine Karte der Landungsplätze er gänzt, trägt die Ueberschrift „Geheim" und stammt aus dein Juli 1914. Diese militärgeographischen Handbücher sind nun nicht etwa kurz vor oder gar während des Krieges hergestellt wor den. Das wäre von der Drucklegung abgesehen, auch nicht möglich gewesen. Das Material dafür wurde vielmehr wie die Bemerkungen bei den einzelnen Abschnitten besagen, seit 1909 durch Einzelerkundungen gesammelt. Der erste Band wurde dann 1912 gedruckt. Die Leitfäden beweisen somit eine »eit fünf Jahren betriebene eingehende Borbereitung für enicu Feldzug im neutralen Belgien. Es sind nichts anderes als geheime Dienstvorschriften für ein dort kämpfendes eng- li'chcs Herr. Der englische Generalstab hat sich mithin schon seit geraumer Zeit auf diesen Fall soweit eingerichtet und ihn so sicher vorausgesehen, daß er die mühselige Arbeit der Zu- Das 25jiihr Jubiläum einer Friedensstätte gehört zum Radeberg-Bischofswerdaer Kretsverein, darf auch in aller Unruhe des Krieges ein wenig Teilnahme beanspruchen, zumal wenn es eine sächsische Friedensstätte betrifft. Und eine solche ist in der Tat die am 2. Dezember 1889 eröffnete Epileptischen-Anstalt zuKlein- wachau bei Radeberg im Laufe von 25 Jahren für mehr al» 400 arme Krank» gewesen und immer mehr geworden. Bereits im Jahre 1887 hatte kein Geringerer als der dama lige Geh. Medizinalrat, jetzt Exzellenz Dr. Fiedler auf einer Versammlung des Landesvereins für Innere Mssion die Not der armen Fallsüchtigen warmen Herzens geschildert und die Errichtung besonderer Anstalten für sie gefordert, eine Forderung, in der ihn schon damals durch seine Liebes- täügkeit an den Epileptischen bekannt gewordene Pastor von Bodelschwingh lebhaft unterstützte, und die in der Dersamm- lung solchen Anklang fand, daß man damals sogar den Plan faßte, mit weitgehender staatlicher Unterstützung eine ähn liche große Anstalt für alle Epileptischen Sachsens zu errich ten, wie Bodelschwingh in Bethel bei Bielefeld. Zwar konnte dieser Plan nicht verwirklicht werden, da der Staat die Epi- leptischen-Pflege nun auch selbst in die Hand nahm, doch nahm die Innere Mission auch ihrerseits die Arbeit auf. In der Nähe von Radeberg fand sich ein geeignetes Grundstück mit einer kleinen Billa von 3 Fenster Front, in die am 27. November 1889 2 Dresdener Diakonissen mit den ersten Pfleglingen einzogen; am 2. Dezember erfolgte dann die feierliche Weihe der jungen Anstalt, die seitdem zu 5 Häusern mit 120 Pfleglingen, 18 Diakonissen und 3 Pflegern ange wachsen ist. Besonders günstig für die Entwicklung der An stalt war es, daß sie in dem Besitzer des benachbarten Sei- Verlustliste Rr. SS der Körrig!. Glichst Armee «»»gegeben am 1. Dezember 1914, nachmittag» 5 Uhr. (Lu,zug.) Leib-Greuadier-Begiment Rr. 100. Dresden. Sahre, Paul, Gren., Arnsdorf — l. v., l. Fuß. Pech, Oskar, Gren. d. R., Wilthen — bieh. vermißt, ist i. Gefgsch. gestorben. 2. Grenadier-Regiment Rr. 191, Dresden. Berndt, Franz Bruno, Gren., Schirgiswalde — bish. verm, vermutt. gefallen od. gefangen, i. gefallen. 9. Infanterie-Regiment Rr. 105, Straßburg. Halank, Ernst Richard, Sold , Niederlautersdorf (Nieder- leutersdorf Zittau?) — gefallen. Reserve-Irainabteiluag Rr. 23. Mühle, Friedrich Wilhelm, Hus. d. R., Demlh — bish. ver mißt, z. Tr. zur. Sächsische Staatsangehörige tu außersächs. Truppenteilen. Teichert, Kurt, Befr., Bautzen — l. v. Matthe», Reinhold, Res., Wilthen — vermißt. Fischer, Bruno, Res., Bautzen — verw. Marschner I, Edwin, Res., Wilthen — vermißt. Scheibner, Kurt, Utffz., Bautzen — l. v. Ehilg, Georg, Pionier, Bretnig — gefallen. Thieme, Franz, Res., Friedersdorf — gefallen. Donnerstag, de» S. Dezember 1VL4 fersdorfer Schlöffe», Herrn Grafen Brühl-Renard, einen Leiter fand, der bi» heute der Anstalt in unermüdlicher Fürsorge vorsteht, und daß auch die vorstehende Schwester, Diakonisse Marie Urban, der Anstalt in gleicher Treue bi» heute dienen durfte, beide der Anstalt ihre besten Kräfte widmend und von allen Pfleglingen darum mit Recht ver ehrt und geliebt! Aus allen Teilen Sachsens sind im Laufe der Jahre Pfleglinge der Anstalt zugeführt worden, in der sie zumeist dauernd ihre Heimat finden, da ja die Krank heit nur in den seltensten Fällen ein Wiederaufgeben der Anstaltsbehandlung gestattet. Und sie sind gern in der An stalt, die ihnen nicht nur sorgsamste Pflege des Körpers und Geistes bietet, sondern die ihnen auch die Möglichkeit gibt, ihre schwachen Kräfte doch noch in nützlicher Arbeit, zumeist in Garten und Feld, zu verwenden, und in der man allent halben bemüht ist, den Sonnenschein echter christlicher Fröh lichkeit in ihr Herz und Leben hineinstrahlen zu lassen. Eine große Schar treuer Freunde hat der Anstalt es von Jahr zu Jahr durch ihre Liebesgaben ermöglicht, ohne staatliche Unterstützung und bei sehr niedrigen, oft auch noch ermäßig ten oder ganz erlassenen Pflegegeldsätzen ihre Segensarbeit zu tun. In diesem Jahre hoffte die Anstalt, vielleicht auch von weiteren Kreisen unseres Bolkes eine Jubiläumsgabe erbit ten zu dürfen, worauf sie angesichts der Kriegslage natür lich verzichtet hat. Aber deswegen soll doch mitten in den Kriegslärm hinein wie der Klang eines silbernen Glöckleins die Kunde dringen von 25 Jahren stiller Friedensarbeit an armen Kranken in unserer sächsischen Epileptischen-Anstalt Kleinwachau, auch das ist deutsche Treue, die hier in selbst losem Dienen ohne irdischen Lohn sich bewährte, auch das ist evangelisches Christentum, das hier in verborgenen Taten der Liebe sich auswirkte; möge die Anstalt noch viele Jahre im Frieden und Segen wirken können zum Wohle der ar men Epileptischen in unserem Volke! v. d. Tr. England und Belgien ? *7"^ Berlin, 1. Dezember. (W. T. B.) Die „Nordd. Allg Ztg." schreibt unter der Ueberschrift „England und Belgien" neue Dokumente über Englands Neutralitätsbruch: Es meh ren sich die Belege dafür, daß England im Verein mit Bel gien den Krieg gegen Deutschland nicht nur diplomatisch, son dern auch militärisch schon im Frieden aufs äußerste vorbe reitet hat. Neuerdings erbeuteten unsere Truppen geheime militärische Handbücher über Belgiens Wege und Flüsse, die der englische Generalstab (Belgium road and river report. prepared by the. general stafs, war office) herausgegeben hat. Uns liegen vier Bände dieses Handbuches vor, von denen Band 1 bereits im Jahre 1912, Band 2 im Jahre 1913, Band 3 in zwei Teilen und Band 4 im Jahre 1914 gedruckt wurden. Sie haben den Aufdruck „vertraulich". Dieses Buch ist Eigentum der britischen Regierung und ist bestimmt zur persönlichen Information von . . ., der für Vie sichere Aufbewahrung selbst verantwortlich ist. Der Inhalt ist nur berechtigten Personen zu eröffnen." Die Handbücher enthalten auf Grund militärischer Erkundungen die denkbar .genauesten Geländebeschreibungen. Der Eingangsvermerk lautet: Diese Berichte können nur den Zustand der Wege zu der Zeit wiedergeben, in der sie erkundet wurden. Es wird stets ratsam sein, sie vor Be nem Egoismus doch der Sträkere bleiben. Gegen solche Ich menschen kommt doch keiner auf. Jeder erkennt ihren Un wert und doch kann sich niemand von ihnen frei machen." „Er ist mir so unsympathisch, wie nur möglich, Mutter, und ich werde nie mit ihm auf einen wärmeren Ton kommen." „Das ist auch nicht nötig, mein Sohn. Wir wollen ihn uns schon möglichst fern halten. Ein Wunder ist es gerade zu, daß dieser Mann lauter prächtige, tüchtige Kinder hat, um so mehr, als seine Frau in ihrer Angst vor ihm nur ver stohlen ihren Einfluß auf die Erziehung geltend machen konnte." Nach einer Weile erhob sich Georg. „Ich will noch nach der Fabrik hinüber, Mutter, und möchte zu Fuß gehen, da ich den ganzen Tag schon auf dem Pferde zubrachte. Da ich einmal auf dem Wege bin, will ich bei Amtmanns mit vorsprechen. Hast Du etwas an Käthe zu bestellen?" „Nichts als einen herzlichen Gruß, mein Sohn, wir ha- den uns ja schon gesprochen heute." Er lächelte. „Ich muß wohl nächstens auf Küche eifersüchtig werden, Mutter, Du wirst sie eines Tages lieber gewonnen haben als mich." Sie schüttelte den Kopf. „Da sprichst Du etwas aus, was Du selbst nicht glaubst, denn Du weißt, was Du mir bist. Das kann mir nie ein anderer Mensch werden. Käthe ist mir nur so lieb, weil sie doch nun zu Dir gehört. Freilich — ich wüßte keine, die mir als Schwiegertochter lieber sein könnte, als sie." Georg richtete sich auf. „Ich glaube, sie verdient es, Mutter." Sie blickte ihn ernst und ruhig an. „Ja, mein Sohn — davon bin ich überzeugt. Ich kenn« sie gut genug, um das zu wissen, und trotz ihrer Zurückhal- nmg lese ich in ihrem Innern wie in einem aufgeschlagenen Buche." „Also dann adieu, Mutter. Zum Abendessen bin ich zurück", sagte Georg nach einer Weile. „Adieu, Georg." Er eilte mit sichtlicher Ungeduld davon und gestand sich nicht «in, daß er Verlangen hatte, in Käthe» ernstes, schöne« Gesicht- in ihre goldig schimmernden Augen zu sehen. Vie Mutter fastete die Hände. „Gott mag alles zum Besten führen — sie sind einan der wert", dachte sie. Es war an einem Sonnabend. Georg hatte mit schnel len Schritten den Weg bis zu Amtmanns zurückgelegt. Als er durch das Tor des Holzzauns trat, kam ihm Wally ent gegengesprungen. Sie war noch nicht lange daheim. „Tag Schwager!" rief sie ihm schon von weitem zu und dann schüttelte sie ihm die Hand, daß er eine scherzhafte Grimasse schnitt. „Wenn Dein Händedruck den Grad Deiner Zuneigung für mich ausdrückt, dann bin ich Dir sehr teuer", sagte er lachend. Sie machte eine hastige Bewegung. „Ach Du, wünsche Dir ja nicht, daß mein Händedruck Dir die Größe meiner Zuneigung beweisen soll — sonst kämst Du nicht ohne ein paar zerquetschte Finger davon." „Um Gottes willen — dann ist es ja ein Glück, daß Deine Kraft nicht dazu ausreicht. Also bist Du nun glücklich einmal wieder dem Schulzwang entronnen?" „Gott sei Dank." „Sind die Eltern zu Hause?" „Hm! Vater sitzt hinten in der Baumschule und regiert. „Wie meinst Du das?" „Nun, er sieht zu, wie die Brüder und die Leute arbei ten und läßt als Begleitung dazu ein Donnerwetter nach dem andern los. Und Mutter ist mit den Schwestern in der Nähstube, und alle zusammen arbeiten wie nach Noten. So gar ich sollte angestellt werden zum Zwirnspulen und so. Aber Käthe hat mich losgebettelt. Und die hat doch jetzt ein Wörtchen mitzureden, seit sie Deine Braut ist." Georg lachte. „Ist sie dadurch eine wichtige Persönlichkeit geworden", fragte er. „Na, selbstverständlich", versicherte Wally mit Nach druck. „Die Braut des Henm vom Drandnerhof — Du, das ist doch was." „Meinst Du?" „Ach, das meine nicht nur ich, sondern auch alle ande ren. Sogar Zeus gesteht Käthe jetzt einige Daseinsberech- ttgung zu. Ach, Schwager, wie ich mich auf Eure Hochzeit freue! Weißt Du, das Berlobungssouper war auch schon mächtig sein. Aber Eure Hochzeit, da» ist doch mal ein Er eignis in dieser jammervollen Welt." Dieder mußte Georg lachen. Langsam gingen sie ne beneinander her. (Fortsetzung folgt.)