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Kleine politische Meldungen. Auhcnministerkonsercnz der baltischen Staaten in Reval. Am Dienstag wurde in Reval eine Konferenz der Außenminister der baltischen Staaten eröffnet. Zur Beratung steht vor allem das r uss ische Vertragsangebot. In Revaler politischen Krei sen wird dieser Konferenz große Bedeutung beigcmesfen. Aus War schau verlautet, daß auch Polen den Wunsch habe, sich der ge meinsamen Antwort der drei baltischen Staaten an Rußland anzu schließen. Da« deutsche Eigentum in Kuba. Die kubanische Regierung hat mitgeteilt, daß sie nicht beabsichtigt, die Bestimmungen des § 18 der Anlage 7 zu Teil 8 des Vertrages von Versailles auf das Eigen tum der deutschen Staatsangehörigen und Gesellschaften anzuwen den, d. h. daß sie ausdrücklich auf die Anwendung der dort vorgesehenen Repressalienklausel Degen das deutsche Eigentum in Kubaverzichtet. Li« frühere norwegisch- Regierung Berge unter Anklage, »ach zweitägiger Debatte hat der Atelsthing Dienstag abend mit « Stimmen gegen 15 beschlossen, den Ministerpräsidenten a. D. Mbraham Berge wegen AmtsvergehensuntrrAnklage au stellen. Für die übrigen Minister des Kabinetts Berge würde Ke «nklagegenehmigung mit 88 gegen 54 Stimmen be- schlöffen. Den Ministern wird vorgeworscn, im Jahre 1923 for- mell di« Bestimmungen der Verfassung verletzt zu haben, indem fst, ohn« es dem König« und Stelsthing mitzut«Ilen, 25 Millionen Atalterrtfche D»«tschenhetze. , Berlin. 14. Juli. Nachdem bekanntlich vor einem Ma nat der Secolo gefordert hatte, Italien soll« sich dem Eintritt Deutschlands in den Völkerbund widersetzen und dies« Auf forderung von dem italienischen Unterstaatssekretär Grand! m aller Form zurückgewiesen worden war, weil Italien mit Deutschland in guten Beziehungen stehe, fordert setzt Sa- landra in einem Artikel im Corriere della Sera, daß die Ver treter Italiens, Frankreichs und der Tschechoslowakei sich im Völkerbunde zufammentun sollten, um künftig alle Entschei dungen im Hinblick auf die ldrotzdeutschlanobewegung zu treffen- Salandra sagt u. a„ man habe nicht deswegen di ungeheuren Anstrengungen im Weltkriege gemacht, damit das republikanische Deutschland größer sei als dos kaiserliche Deutschland. Cs liege auch nicht im Interesse Europas, ein N«ich aller Deutschen zuzulassen, das in der Geschichte noch Nie bestanden habe. Di« Sieger hätten Oesterreich finanziell natürlich nicht gerettet, um den Anschluß zu ermöglichen. Dos paßt sehr gut als Vorspiel zu dem kommenden Ein tritt Deutschlands in den Völkerbund. Ammer neue Weutfchenverfolgungerr in OoerfchLesterr. » Breslau, 15. Juli. Der polnische Terror richtet sich jetzt Nach den Angriffen auf den Deutschen Volksbund gegen die übrigen deutschen Organisationen in Ostoberschlesien. In dßn letzten Tagen wurden sämtliche Büroräume der Gewerk schaft kaufmännischer Angestellter Oberschlesiens in Kattowitz durchsucht. Zahlreiche Aktenstücke und Kassenbücher der Ge werkschaft wurden beschlagnahmt und der Staatsanwaltschaft übergeben. Als Grund der Untersuchung wurde staatsfeind liches Vorgehen der Gewerkschaft (!) angegeben. Heldentaten der „politischen Kinder" in Kaden. Karlsruhe, 14. Juli. In Langensteinbach wurde eine Grupp« von etwa 30 Stahlhelmern, die mit Frauen und Kindern von Karlsruhe aus einen Ausflug unternommen hatten, von etwa 200 Arbeitersportlern angefallen und mit Knüppeln, Messern und anderen Instrumenten mißhan delt, so daß es eine große Anzahl mehr oder minder Ver letzte gab. Selbst der Bürgermeister von Langensteinbach würde angegriffen und Frau und Kinder in wüster Weise Mißhandelt. Die Staatsanwaltschaft hat eine Untersuchung des Vorfalles eingeleitet. Massenausrveisurrgen von Deutschen aus Rumänien. Berlin. 15. Juli. Wie aus Czernowitz gemeldet wird, wurde im Rahmen der in den letzten Wochen durchgeführten „Kontrolle" der Aufenthaltsbewilligungen der Ausländer in der Bukowina 300 Deutschen die weitere Aufenthaltsbewil ligung entzogen und ihnen aufgetragen, das Land zu ver lassen. Diese Ausweisung trifft in erster Linie österreichische und reichsdeutsche Staatsbürger. Die Ausgewiesenen haben Berufung bki der Regierung in Bukarest eingelegt. Polens auswärtige Schulden. Marschau, 14. Juli. Die Sejmkommission für Schuldenfragen veröffentlicht eine Uebersicht über die auswärtigen Schulden Po lens. Danach schuldet Polen an Amerika 233 Millionen Dollar, an Frankreich 1 Milliarde Franken, an England 4 088 000 Pfund Sterling, an Italien 465 Millionen Lire, an Holland 8 600 000 hol- 6 Millionen Kronen und an die Schweiz zirka 1 Million Schweizer ländische Gulden, an Norwegen 20 Mill. Kronen, an Schweden Franken. Kundgebungen gegen Vrirno de Rivera in Karis. Paris, 14. Juli. Anläßlich des Nationalfeiertages hat heute vormittag auf den Champs Elysöes in unmittelbarer Nähe desGra- bsss des unbekannten Soldaten die übliche Parade vor dem Präsi denten der Republik stattgefunden. Die große Truppenparade volhog sich unter lebhaften kommunistischen Demonstrationen, die ihren Höhepunkt erreichten, als Primo de Rivera die von Soldaten gebildete Ehre« st raße passierte. Er wurde mit Johlen, Pfeifen und Schmährufen begrüßt. Die Polizei halte schwere Arbeit, die Ordnung Halbwegs aufrechtzuerhalten. Es wurden insgesamt 50 Verhaftungen vorgenommen. Der englische Kergarbeiterstreik. London, 14. Juli. Das Exekutivkomitee der Bergarbeiter trat heute nach vierzehntägiger Pause in London wieder zusammen., Gegenstand der Besprechungen waren die aus den einzelnen Be zirken cingetroffcnen Berichte, die erkennen ließen, daß bei einer Minderheit eine schwache Tendenz für eine Rückkehr zur Arbeit vorhanden sei, daß aber die große Mehrheit entschlosse ner denn je für die Fortführung des Kampfes einiritt. Brüssel, 14. Juli. Die belgischen Bergarbeiter erhalten vom 18. Juli ab eine Lohnerhöhung von 5 A. Kronen au» der Staat» lasse der vor dem Zusammenbruch stehenden Handelsbank ausgtrahlt haben. Reue Zwischensttlle an der bulgarifchrumSnischen Aren«. Meldungen au» Bukarest berichten über neu« bulgarisch rumänische Grenzzwischenfiille. Die Grenzuberschrei- tungen bulgarischer Komitatschis hätten sich in den letzten Tagen mehrfach wiederholt und es sei an verschiedenen Stelle» zuschwe» ren Feuergefechten gekommen, wobei beide Seiten Tot« und Verwundete hatten. Von rumänischer Seite wird versichert, daß die Kämpfe sich stet» auf rumänische-» Gebiet abspielten und daß auf jeden Fall Bulgarien der Angreifer sei. Ein- Einladung der Landwlrlschaft an den preußischen rNlnislerprchidenten. Auf die Erklärung des preußischen Minister präsidenten Braun hin, er beabsichtige, in einer Besprechung mit Vertretern der Landwirtschaft seine Stellung zur Landwirtschaft darzulegen, hat der Vorsitzende der rheinischen Landwirtschafts, kammer den Ministerpräsidenten zu einer Sitzung der sämtlichen Kreisoorsitzenden der landwirtschaftlichen Verbände der Rheinpro- vinz oingeladen, um das Vorgehen der preußischen Staatsregierung gegen Organe der rheinischen Landwirtschaft zu begründen und zu rechtfertigen. Marineueubaulen Spanien». Nach einer Zentral-News- Meldung aus Spanien beträgt der Voranschlag für die spanische Flotte 29 Millionen Pfund. Spanien beabsichtigt drei Kreuzer der nach dem Washingtoner Abkommen erlaubten Typen, also un ter 10 000 Tonnen, und 12 Unterseeboote zu bauen. Außerdem sind Küstenstätionen sür Wasserflugzeuge in Cartagena, Vigo und Minorka vorgesehen. > Lin Prozeß des ehemaligen Kaiser» in Windhuk. Wie über London gemeldet wird, wird am Dienstag in Windhuk ein Prozeß Kaiser Wilhelms II. verhandelt, bei dem es sich um Zurückgabe verschiedener wertvoller vor dem Kriege gekaufter Farmen in Südwest handelt. Wasserstraßen und Eisenbahn. Don Dr. Barth, Mitglied des Reichstags. Selten sind so viele Pläne zum Bau neuer Wasserstra ßen in Deutschland laut geworden wie gerade in den letzten Jahren, als ob damit das Allheilmittel gefunden sei, um der Not unserer Zeit abzuhelfen und unsere schwer darnieder liegende Wirtschaft wieder zu neuem Leben zu erwecken. Das Wort „Kanal" ist geradezu zu einem Modeschlagwort geworden. So wenig die Nützlichkeit der z. Zt. bestehenden Wasserwirtschaft in Deutschland an sich bestritten werden darf, so liegen doch in bezug auf die Erwartungen, die man an den Bau neuer Wasserstraßen in Deutschland knüpft, starke Uebertreibungen vor. Es ist übrigens bemerkenswert, daß man im Ausland, ganz im Gegensatz zu der z. Zt. noch im deutschen Volk, besonders in seinen Parlamenten herr schenden Strömung immer mehr abkommt von dem Bau neuer Kanäle, weil man die verkehrspolitische Zukunft nicht in den Binnenwasserstraßen, sondern in dem Schienenstrange sieht. Cs muß immer Grundsatz bleiben, daß die Wasserwirt schaft sich selbst tragen muß, sonst ist sie eben nicht wirtschaft^ lich. Nur dort, wo unwägbare Vorteile anderer Art mit dem Bau eines Kanals verbunden sind, da mag die Staats hilfe auch ohne Ersatz der Kosten eingreifen. Freilich zwingt uns die Notlage auch hier, gerade im gegenwärtigen Augen blick sehr vorsichtig zu sein. Denn da die Mittel für Kanal bau durch den Staat aufgebracht werden müssen, dieser sie aber wiederum durch Steuern aus der Wirtschaft zieht, so bedeutet jeder neue Kanalbau zunächst erhöhte Lasten für die Wirtschaft, und da diese durch Steuern schon im Uebermaß belastet erscheint, so ist es umsomehr geboten, die ernsteste Aufmerksamkeit darauf zu richten, daß nicht hier in unwirt schaftlicher Weise Mittel aufgewendet werden. Deutschland ist zu arm geworden, als daß es hier ohne jede Rücksicht auf künftige Rentabilität solcher Kanalbauten mit finanzpoliti scher Leichtfertigkeit vorgehen dürfte. Deshalb sollte man sich in bezug auf die geradezu unzähligen Wasserstraßen- iläne, die vorliegen, möglichst beschränken auf das unbedingt Notwendige, wozu zweifellos die Verbindung des westlichen Wasserstraßennetzes mit dem östlichen durch den Mittelland kanal und der weitere Ausbau des Rhein-Main-Donau- kanals gehört; Hier liegt wenigstens der große Gesichtspunkt vor, die verschiedenen Gebiete unserer Binnenwasserstraßen wasserwirtschaftlich miteinander zu verbinden. Wie sehr die künstlichen Binnenwasserstraßen die Allge meinheit belasten, ergibt die Statistik. Bei den wichtigeren künstlichen Binnenwasserstraßen und kanalisierten Flüssen mit einer Gesamtlänge von 2759,797 Klm. und einem Ge- amtanlagekapital von 395124 634 Mk. betrugen im Jahre i913 die Einnahmen 6 843 225 Mk., die Betriebs- und Un erhaltungskosten allein beliefen sich dagegen auf 7 068 680 Mk., so daß zur Deckung der letzteren noch 225 455 Mk. fehl ten. Zur vollen Deckung der Selbstkosten einschließlich Ver zinsung des Anlagekapitals fehlten aber noch weitere l4 647 508 Mk. Von den künstlichen Wasserstraßen und analisierten Flüssen haben im Rechnungsjahr 1913 nur der analisierte Main, der Spoy-Kanal, die märkischen Wafser- traßen und der Ueckerkanal Ueberschüsse über die Betriebs md Unterhaltungskosten ergeben. Das Rückgrat des deut- chen Wasserstraßennetzes sind immer unsere großen Ströme geblieben, die nahezu fünf Sechstel des gesamten Wasser güterverkehrs bewältigen, obwohl die in Deutschland gelege nen schiffbaren Teile nur 3729 Klm., das ist knapp ein Vier tel der Länge sämtlicher Wasserstraßen in Deutschland, aus machen; hier ist die Schiffahrt tatsächlich von großem Vor teile. Daß im übrigen aber der Schienenstrang der künstli chen Wasserstraße weit überlegen ist, darf nicht bezweifelt werden. Betragen doch die Baukosten eines Kanals unge fähr das Vier- bis Fünffache der Baukosten des Schienen weges. Dazu kommt eine weitere Ueberlegettheit der Eisen bahn, die sich daraus ergibt, daß im Winter und bei anor malem Wasserstand die Kanalschiffahrt schwersten Hemmun gen ausgesetzt ist. Die Kanäle Mitteldeutschlands sind be kanntlich wichrend fast ein Drittel des Jahres nicht in nor malem Umfange benutzbar. Die Bedeutung der Eisenbahn wird in naher Zukunft wahrscheinlich noch weiter wachsen, da sie für den Massengüterverkehr noch sehr entwicklungs fähig ist, insbesondere durch Beschleunigung der Süterzüge nach Einführung der durchgehenden Bremsen, durch Pendel verkehr und Einführung von Großraumwagen. Mit diesen Ausführungen soll nicht jeder Kanalpolitik das Todesurteil gesprochen werden. Angesichts der unzäh ligen Wasserprojette und der intensiven Propaganda, die sür sie betrieben wird, ist es aber notwendig, dem politi schen Modeschlagworte vom Kanalbau entgegenzutreten und unsere Binnenwasserwirtschaft und ihre Ausdehnung in ver ständigen Grenzen zu halten, wozu uns im Hinblick auf unsere Lage einfachste Grundsätze der Wirtschaftlichkeit zwingen. t Neues aus aller . --Zwei tzäüstU vom ktrdddden verschwunden. Sn Bir mingham find ohne geringste vorherige Anzeichen zwei Häu ser vom Erdboden verschwunden. Die Erde tat sich auf, unt die Häuser versanken im Riß. Wo sie gestanden hatten, war nur noch ein tiefes Loch zu sehen. Der eigentliche Unfall ist die Folge von Ausgrabungen in der Nähe der Häuser, die einen Erdrutsch verursacht haben. Menschen sind nicht ums Leben gekommen — Maldbrände in Amerika. In den letzten Tagen sind infolge der Hitze und der damit verbundenen Gewitter in den Staaten Idaho und Washington nahezu 100 Waldbrände ausgebrochen. In Banff (Alberta) sind ebenfalls Wald brände entstanden. Frauen mit ihren Kindern, die im Auto- mobil flüchteten, wurdest von den Flammen eingeholt und — Großer Holelbrand in Amerika. Nach einer Mel dung der Morgenblätter aus Neuyork brach in der letzten Nacht in einem Hotel kn Haines Falls (Staat Neuyork) ein Feuer aus. Nach den bisher vorliegenden Meldungen sind drei Personen ums Leben gekommen und 11 verletzt worden. 9 Personen werden vermißt. — Eine Hitzewelle in Schweben. Von allen europäi schen Städten erreichte Mittwoch Stockholm die höchste Tem peratur. In mehreren Orten Schwedens sind große Wald brände ausgebrochen. — Hochwasser ln Jugoslawien. Aus Belgrad wird ge meldet: Donau, Save, Trsza und Pruwe führen Hochwasser. Besonders bedroht sind die Gegenden von Paulsichewo und Semlin, wo die Donau über die Ufer getreten ist. In der Nähe von Petsch und Dinkova verursachten Wolkenbrüche erheblichen Schaden. Drei Personen fanden den Tod und mehrere wurden verletzt. — Der Rächer seiner Ehre. Im Hamburger Stadtpark erschoß, wie bereits gemeldet, der Revieroberwachtmeister Heinze aus Barmbeck im Streit den Liebhaber seiner 17.jäh- rigen Tochter. Als Polizeibeamte ihn später in seiner Woh nung verhaften wollten, fanden sie Heinze mit geladenem Revolver, von seinen Angehörigen festgehalten, stehend im Zimmer. Offenbar wollte er sich erschießen. Den Krimi nalbeamten leistete er heftigen Widerstand. Es gelang nur mit größter Mühe, ihm den Revolver zu entreißen. Der Täter wurde sestgenommen. — Phantasie au» dem Grünewald. Eine außergewöhnlich schwere Fledderei zeigte bei der Kriminalpolizei ein 26 Jahre alter Kaufmann H. aus Tcmpelhof an. Die Kriminalpolizei steht sei ner Anzeige sehr skeptisch gegenüber und hat durch die Verneh mung des jungen Mannes einige Widersprüche erwiesen. Auch die Ermittlungen haben keine Bestätigung seiner Mitteilungen ge bracht. Seine rege Phantasie erklärt sich vielleicht daraus, daß H. früher Seemann war und infolgedessen , gern „Garn spinnt". Am Sonnabend, den 26. Juni, hatte H. von seinem Schwiegervater den Auftrag bekommen, 500 Mark zur Reichsbank zu bringen. Auf dem Untergrundbahnhof Spittehmarkt machte er die Be kanntschaft eines jungen Mannes. Mir ihm unterhielt er sich über d'e Sehenswürdigkeiten Berlins, besonders über das schöne Glockenspiel der Parochialkirchc. Aus der Fahrt nach dem Haus- vogteiplatz rauchte er zwei Zigaretten, die ihm der Fremde ange- botcn hatte, und als er gegen 10)4 Uhr auf dem Hausvogteiplatz stand, verlor'er plötzlich das Bewußtsein. Am Dienstag, den 29. Juni, nachmittags um 3)4 Uhr, kam er wieder zu sich und fand sich zu seinem ungemesscnen Erstaunen in Brombeerbüschen in der Nähe des Freibades Wannsee sitzen. Was in der Zwischenzeit mit ihm geschehen und wie er dorthin gekommen war, weiß er nicht. Er entdeckte aber, daß ihm seine Uhr, sein Verlobungsring und die Brieftasche mit den anoertrauten 500 Mark fehlten. Nach seiner Meinung haben die Zigaretten des Fremden ein Narkotikum ent- halten, das ihn seiner Sinne beraubte. Da er sich yüt seinen aus geleerten Taschen nicht nach Hause traute, so irrte er volle sieben Tage im Gruncipald umher und ernährte sich kümmerlich von den Früchten des Waldes (Bananen- und Eierschalen, Stullenpopier u. a. m.). Als sein Geburtstag, der 6. Juli, herannahte, glaubte er auf eine versöhnliche Stimmung rechnen zu dürfen, kehrte heim und berichtete der staunenden Familie von seinen Abenteuern. Die allgemeine Annahme geht nun dahin, daß die 500 einen großen Teil der Schuld an seiner Betäubung tragen, die wohl we niger von Zigaretten, als von Alkohol herrührte. — „Line Verurteilung Noskee." Unter dieser Ueber- schrist teilt der „Berl. Ldkal-Anz." mit, daß das rechtsstehen de „Göttinger Tageblatt" nach vierjähriger Protestdauer in allen Instanzen mit einer Klage gegen den Oberpräsiden- ten der Provinz Hannover, Noske, durchgedrungen ist. Noske hatte seinerzeit viermal hintereinander das „Göttin ger Tageblatt" verboten, obgleich das Landgericht Göttin gen anderer Ansicht war und die angeordnete vorläufige Beschlagnahme bereits aufgehoben hatte. In dem Urteil wird von Noske gesagt, er sei nicht mit der durch seine Amts pflicht gebotenen Sorgfalt zu Werke gegangen und müsse für den der Zeitung durch das Verbot entstandenen Schaden äüfkommem — ivo werden die meisten Zigaretten geraucht? Hin sichtlich des Zigarettenverbrauchs der einzelnen Länder steht das alkoholarme Amerika (Vereinigte Staaten) an erster Stelle. Auf den Kopf der Bevölkerung kommen jährlich nicht weniger als 628 Zigaretten. Unmittelbar hierauf folgt Deutschland mit 599, Belgien mit 534, Italien mit 284, Frankreich mit 249 und Schweden mit 184 Stück. In indu- triereichen Ländern wird im wesentlichen mehr geraucht als n landwirtschaftlichen. Charakteristisch ist, daß. Deutschland, das Land der niedrigsten Arbeitslöhne, den stärksten Ziga rettenoerbrauch in Europa aufwelst. Aus der Oberlaufitz. Bischofswerda, 15 Juli. —* 30 Grad überschritten. Der gestrige Mittwoch war der bisher heißeste Tag dieses Jahres in Deutschland. In Dresden stieg die Hitze in den Mittagsstunden so sehr, daß das Thermometer im Schalten über 30 Grad anzeigte. In Berlin wurden gerade 30 Grad gemessen. Auch aus Süd deutschland werden in diesem Jahre noch nicht abgelesene Temperaturen gemeldet. Die Hitze erreichte dort durchschnitt lich 25 Grad im Schatten. Mit einer weiteren Erhöhung der Temperatur ist jedoch in der nächsten Zeit nicht zu rechnen. —* »äonnpläne für die Reichspofi, die Reichspostmini- ster Stingl durchführen will, machen in letzter Zelt in «inge- weihten Kreisen viel von sich reden. Was' das Technische anlangt, so sollen Modernisierungen von Berlin au» ihren Siegeszug durchs ganze Neich antreten. Zunächst sollen die Postämter banfmäßige Schalteranlogen, d. h. vollkommen offene, erhalten- so daß der Beamte in Zukunft nicht mehr durch da« Zuschleben eines Schältersensterchens di« Verbin dung zMischen stinem Heiligtum und der Außenwelt starren, und andererseits der stunde, wie jist der Kank, uvwir Aeber-