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Vertreter des Handwerks beim Reichskanzler. Der Reichskanzler empfing, wie amtlich aus Berlin mltgeteilt wird, am Dienstag in Gegenwart des Reichsmini sters für Ernährung und Landwirtschaft und des Staats sekretärs im Reichswirtschaftsministerium, Dr. Trendelen burg, Vertreter des Reichsverbandes des deutschen Hand werks und des deutschen Handwerks- und Gewerbekammer tages zu einer Aussprache über die Preissenkungs aktion. Die Vertreter des Handwerks berichteten über die Maßnahmen, die insbesondere von den Handwerks- und Gewerbekammern und den Fachverbänden des Handwerks bisher eingeleitet worden seien. Ein abschließender Bericht werde der Reichsregierung in ganz kurzer Zeit zugehen. Bei der Besprechung kam erneut zum Ausdruck, daß eine wirksame Bekämpfung der Teuerung nur durch das Zusam menarbeiten und eine Bescheidung aller an der Wirtschaft beteiligten Kreise erreicht werden könne. — Der Reichskanz ler betonte, daß die Reichsregierung nicht beabsichtige, Son dermaßnahmen gegen irgendeinen Berufsstand zu ergrei fen. Die Preissenkungsaktion erstrecke sich vielmehr auf alle Berufsstände und habe die Beseitigung aller Hem mungen zum Ziel, die einer gesunden Preisbildung vor läufig noch entgegen ständen. Neues aus aller Wett. — Der Knops zur Hose. (Die Aufklärung zweier Kapitalverbrechen.) Man darf nicht zu viel auf einmal haben wollen und man soll nicht, wenn man Zehntausende erbeu tet hat, nachher Hühner stehlen gehen. Die Wahrheit dieses Satzes erflchr der Ein- und Ausbrecher Willi Haberlandt, der vor fast zösischen Verstärkungen treffen unter den gegebenen Trans portverhältnissen so rasch wie möglich ein, doch find viele Einwohner aus Furcht vor einer Belagerung nach Beirut geflüchtet. Die Aufständischen ziehen sich unter der Führung von Bakri im Norden der Stabt Damaskus zusammen. Volkes hinein über Geisteskranke und deren Behandlung zröbste Unkenntnis herrscht und gerade diese Unkenntnis die Ursache des Mißtrauens gegen Irrenanstalten und Irren ärzte ist, dessen Beseitigung dringend geboten erscheint. Ich habe meinen Entschluß niemals bis heute zu be reuen gehabt. Seit dem obengenannten Zeitpunkte halte ich m allen der Volkshochschule Neugersdorf angeschlossenen Orten — es sind deren sieben — und neuerdings auch In einigen Abteilungen der Humboldt-Volkshochschule Löbau (Sa.) je sechs etwa anderthalbstündige Vorträge, die sich ölgendermaßen gliedern: 1. Irrenpflege einst und jetzt.') !. Das Wichtigste aus der Lehre vom Gehirn (mit Demon- trationen von Präparaten). 3. Die Ursachen der Geistes krankheiten. 4. Die Krankheitserscheinungen bei geistigen Störungen. 5. Die Hauptformen der Geisteskrankheiten. 6. Einige Kapitel aus der gerichtlichen Psychiatrie (Ent mündigung, Geschäftsfähigkeit, Ehescheidung usw.). Ueber mangelnden Besuch der Vorträge konnte ich mich nie beklagen: im Gegenteil war die Zahl der Hörer je nach der Größe der betreffenden Gemeinden eine ungemein zahl reiche, so daß der zur Verfügung stehende Raum manchmal kaum ausreichte. Die Vorträge, deren Inhalt ich mir kurz skizziert habe, halte ich in völlig freier Rede. Das ist meiner Meinung nach ein Haupterfordernis, denn erfahrungsgemäß vermag man nur so das Interesse der Hörer bis zum Schlüsse zu fes sln. Und daß mir das regelmäßig gelingt, beweisen mir die Aussprachen, welche ich nach Beendigung jeden Vortrages herbeizuführen suche. Den Vortrag selbst belebe ich durch Anführung von Beispielen und Vorzeigen von Abbildungen. Selbstverständlich vermeide ich alles, was die Hörer zu einer Ueberschätzung ihres nun gewordenen Wissens verleiten oder sie etwa gar zu Kurpfuschern heranbilden könnte; da gegen knüpfe ich gern an sensationell gefärbte, den Stempel der Unwahrheit an der Stirn tragende Zeitungsartikel, an marktschreierische Inserate von kurpfuschenden Laien, an Unglücksfälle oder an Verbrechen, welche von und an Gei steskranken vorgenommen sind, an, um die Hörer zu war nen, zu belehren und aufzuklären. Mit den Vorträgen allein ist es aber nicht getan.. Not wendig erscheint es mir, die Hörer, um etwa noch vorhan denes Mißtrauen völlig zu zerstören, durch Führungen non dem Anstaltsgetriebe zu unterrichten. Durch persönliche Vorführung muß ferner das theoretisch Dorgetragene erhär tet und ergänzt, durch allerlei Hinweise muß der Eindruck gefestigt werden, daß die Irrenanstalt ein Krankenhaus ist und die Aerzt« und das Pflegerpersonal ihr Bestes einsetzen, um die Kranken zu heilen und zu betreuen. Ich weise auf d'- / - - ........... o der Geisteskranken außerhalb der Anstalt hin, verbreite mich über die Ziele des Hilfsvereins für Geisteskranke und such« für diesen Verein Mitglieder zu werben. Was die Führungen selbst anbetrifft, so werden nach einem einleitenden Vortrag über die Lage der Anstalt der Festsaal, da» Wirtschaftsgebäude mit seiner Koch- und Waschküche, ferner ein Gebäude für Ruhige, eins für Halb- »wei Jahren jenen sensationellen Toup bei dem Hamburger Werft- vtrektor Paul Stahl ausMrte. Haberlandt erschien damals in der Privatwohnung diese» Herrn und bracht« einen Brief mit, den er abgeben sollte. Eigentlich brachte er nur ein Kuvert, da» »in Stück Papier enthielt, denn al» der Diener ihn krrelnaelassen und Direk tor Stahl den Brief erbrach, zog er gelassen einen Revolver au» der Tasche und verlangte kühl eine Million. Entgegenkommender- weise erklärte er sich auch mit weniger zufrieden. Während der Uebersallene seinen Seldschrank öffnete, erschien der Diener unver mutet im Zimmer, überschaute die Situation und stürzte sich auf den Einbrecher, wurde aber von diesem kurzerhand nieoergeknaltt. Nun bekam es der Dir. Stahl mit der Angst zu tun, übergab Ha berlandt sein ganzes versügbaree Geld, sowie eine Perlenkette, zusammen im Werte von fast SO 000 In einein bereitstehenden Mietauto (!) fuhr der Einbrecher gemächlich davon. Nachdem er die Kette zu Geld gemacht hatte, besaß er so viel, daß er davon eine Reihe von Jahren hätte leben können, bequem leben und gut leben! Aber nein, er Halle noch nicht genug, wollte gern Hühner essen und statt sich für einen Bruchteil seines Vermögens ein paar zu kaufen, ging er sie stehlen. In Altrahrstädt drehte er dies Ding, wurde von dem Nachtwächter Rahen überrascht, schlich sich in dessen Rücken und schoß ihn über den Haufen. Bei der Flucht ließ er ein Fahrrad zurück, an dem nichts Besonderes zu entdecken war, und — einen Hosenknopf! Dieser trug zwei Sterne, sowie die Inschrift „Solide Eleganz". Haberlandt bemerkte das Fehlen die ses Knopfes an seiner Hose nicht oder hielt die Sache nicht für wichtig genug. Sie genügte aber für die Kriminalpolizei, um ihn ausfindig zu machen. Er dürfte kaum unter 15 Jahren Zuchthaus davonkommen. Wenn jemand ^vei Menichen auf dem Gewissen hat, gehört er dorthin, wenn aber jemand so dumm, faul und gei zig ist, und mit SOvoo unverdienten Markstücken in der Tasche ein paar lumpige Hühner stehlen geht, gehört er erst recht dorthin. — Ein Faß Apostelwein bezahlt die ganzen Reparatio nen. Lm historischen Bremer Ratskeller liegt ein aus dem Jahre 1653 stammender Rüdesheimer Wein, der den Namen „Apostelwein" führt. Damakv kostete ein Stück (tausend Liter) Rheinwein 30V Goldtaler. Rechnet man dazu Zins, Verlust usw., dann würde ein Stück dieses Weines heutzu tage rund 302 Milliarden Goldmark wert sein, oder ein- Liter 301 Million Mark. Mit einem Fäßchen dieses edlen Saftes könnte man die ganzen deutschen Reparationsleistun- gen abgelten. — Wenn man nur erst den Käufer dafür hätte!.... — Das herrliche Amerika. Alles glaubt, Amerika sei das Paradies der Welt. In Amerika müsse es überall besser, schöner und geordneter sein als bei uns. Aber dem ist nicht so. Die kleinen Städte eines Bezirkes sind sehr eifersüchtig auseinander und versuchen, von den sich denkbar besten und von den Konkurrenzorten den schlechtesten Ein druck zu erwecken. Kürzlich war in der Stadt A. ein Rei sender und erkundigte sich nach der Nachbarstadt B. „Gehen Sie nicht nach B., sagte der Wirt, „dort können Sie unis Leben kommen, da versinken Sie einfach im Dreck. Die Stadt liegt mitten in Sumpf und Schlamm; neulich hatte ich dort zu tun und in der Hauptstraße von B. sah ich einen ganz neuen Zylinder im Dreck stehen. Ich stieß mit meinem Stock daran, da kam ein Gesicht darunter zum Vorschein. N', sagte ich zu dem Mann, das ist ja ein schöner Schlamm hier, was? Las will ich meinen, sagte der, ich stehe ja noch oben auf dem Verdeck vom Omnibus." — Ein „Skundengefangnis". Wie der „Nieuwe Rotter- damsche Courant" meldet, ist das Gefängniswesen auf der Insel Saparoea (Holländisch-Indien) neu geordnet worden. Wer eine Strase bis zu zwei Monaten abzubüßen hat, kann jetzt zu Hause essen und schlafen. Die Hauptsache ist, daß er von 6 bis 11 Uhr vormittags und von 12 bis 4 Uhr nachmit tags im Gefängnis die Strafe absitzt. Diese Regelung be deutet für die Regierung eine große Ersparnis. »unkt des i gen Veram beiden Ein war besond und entsess salven. Li mit ihren ' Festabends wurde. Di «»»gefüllt roden Glk Tage die 6 Wieder frü -annen. fchenleeren lende Sche daß die m des auch ! Stunden fi -- M Restaurant besonders z ledigung eb sichrer H o l die Angest« bück über c rungsgesetz« Reihe von sen. Die ! 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Reichsbankprästdent Dr. Schacht gab im Beisein de» Gouverneurs Streng vor der Presse Erklärungen ab, in denen er besonder» darauf hinwies, daß alle Gerüchte, die seinen Besuch in Amerika mit der Errichtung eines Westfinanzpa ktes in Zusammenhang bringen wollten, voll kommen falsch seien. Er habe lediglich den Wunsch, das harmo- nische Zusammenarbeiten mit den Amerikanern bei der Durchführung des Dawesplanes festzustellen, wie es zwischen Par- k«r Gilbert und den Deutschen burchgeführt werde. Dr. Schacht begrüßte es, daß er während des Besuches Gelegenheit gehabt habe, sich mit vielen Bankiers auszusprechen. Deutschland müsse an dem amerikanischen Finanzverhältnis starkes Interesse nehmen, weil Amerika Deutschland durch Anleihen unterstütze. Die Reichs- bank sei gegen alle Stäbteanleihen, die keine pro duktive Verwendung fänden. Deshalb würden sie auch von einem besonderen Ausschuß überprüft. Anders lägen die Dinge bei der Industrie und bei der Landwirtschaft. Wenn diese Anleihen aufnehmen, werde Deutschlands Produktivität erhöht. Deutschland befinde sich besonders deshalb in einer schwierigen Lage, weil es neue Absatzmärkte suchen müsse, zumal sie teilweise durch die Zollgrenzen der neu gegründeten europäischen Staaten verschlossen seien. Deutschland brauche Zeit, um die Absatzmärkte zuruckzuerobern, oder neue zu gewinnen, lasse sich aber dadurch nicht entmutigen, denn es habe zwar sein Geld, aber nicht seinen Mut verloren. Aus der Oberlausttz. Bischofswerda. 11. November. ' I k. 1>. Theaterabend. Wenn der Vorstand des christlich.» I Frauenvereins zu einem Theaterabend zum Besten sein-r I Wohltätigkeitszwecke einladet, dann folgen Biele nur zu gern I dieser Einladung ln froher Erwartung, einige fröhliche und I vergnügte Stunden zu verleben. Sie haben sich auch diel z I Mal darin nicht getäuscht. Der Saal des Schützenhaus^ I war am Dienstag abend dicht gefüllt und nun rollte dps ein. I aktige Lustspiel von Kotzebue „Die deutschen Kleinstädter" I in anmutigen, humorersüllten Bildern vor unseren Augen H vorüber. Es führte in die Zeit um 1800 zurück, wo bcien I der» in den Kleinstädten ein geziertes Wesen sich drei, I machte mit einer großen Titelsucht, absonderlichen Frisuren I und vor allem auch mit einer Klatschsucht, die kauni zu über. I treffen ist. Was Wunder, daß bald eine fröhliche Stinunun,» herrschte, die sich oft in heiterem Lachen kund gabl Waren! doch einzelne Szenen voll drastischen Humors, standen doch» alle die zahlreichen Milwirkenden auf der Höhe und gaben » Ihr Bestes. Nehmen wir dazu die schönen, jener Zeit en!. I sprechenden Kostüme, die vornehme Bühnenausstattung, I besonders das herrliche abendliche Stadtbild im letzten > Akt und die gute Zwischenaktsmusik, so sind wohl alle hoch- I befriedigt worden, voll Dank gegen die Veranstalter und I vor allem gegen die mitwirkenden Damen und Herren die so Schönes geboten haben. Der Dank, den der Kurator der Vereins, Herr Pf. Hennig vor Beginn der Vorstellung, nach Begrüßung der Erschienenen, den Darstellern aus- sprach, hat wohl in aller Herzen lebendigen Beifall gefun den: Es war wieder ein schöner Theaterabend. —* Znr Feier des 65. Stiftungsfestes des Sächsischen RUlitärvereins hatte sich ein treuer Stamm von Kamera den mit ihren Angehörigen am Sonnabend im festlich ge schmückten Saale des Schützenhauscs zusammengefunden Der 3. Vorsitzende, Kamerad Kletz sch, gab nach einer herzlichen Begrüßung der Erschienenen in seiner Festrede einen kurzen Ueberblick über die Lereinsgeschichte. Die große Anzahl der aus dem festgewurzelten Vereinsstamm hervorgegangenen Nebentriebe, die z. T. heute noch mit dem Stammverein fest verbunden sind — wie das Leicheuwagcn- institut und der Schießverein —, z. T. aber sich äußerlich völlig selbständig gemacht haben — die Freiw. Sanitäls- ,l kolonne vom Roten Kreuz und der Militärgcsangverein - I beweise die Lebenskraft und das Lebcnsrecht unseres alten 1 Militäroereins, des ältesten Militäroereins im Bezirk Bautzen. All die ebengenannten aus dem Verein hervorge gangenen Unternehmungen zeigen aufs beste, in welch prak tischer Weise bei uns Kameradschaft gepflegt wird. In sei- ner Festrede gedachte Kamerad Kletzsch auch derjenigen, die gern das Geburtstagssest „ihres Vereins" mitfeiern möch ten, denen aber die gegenwärtige, wirtschaftliche Notlage diese harmlose Freude verbietet. Mit einem begeistert auf genommenen Hurra auf ein weiteres Wachsen, Blühen und Gedeihen des Vereins in einer hoffentlich sonnigeren Zeit unseres geliebten Vaterlandes gipfelte die Begrüßungsan sprache. Im flotten Wechsel von Vorträgen der Stadt kapelle, des von Kam. Säurig vorgetragenen Vorspruchs, der Festreden, in denen Kam.,Klinger die Glückwünsche des Bezirkes und seines 103er Vereins und Herr Studien rat Uhlig die Glückwünsche des Offiziersbundes übermit telten und der Auszeichnung der beiden wohlverdienten Ka meraden Ernst Sorsch und Louis Springer mit der silbernen „25", verging die Zeit wie im Fluge. Den Höhr- Mein Arbeiten in den Volkshochschulen. Von Medizinalrat Dr. Nerlich, Großschweidnitz. Volkshochschulen gab es in den größeren Städten Deutschlands schon fest Jahrzehnten. Unmittelbar nach der Revolution aber setzte die Bewegung, allgemeine Bildung in weite Kreise der Bevölkerung hineinzutragen, in unge ahntem Umfange ein. Die Volkshochschulen schossen wie Pilze aus der Erde. Allmählich hat nun zwar diese Be wegung ruhigere Bahnen eingeschlagen, doch ist auch jetzt noch das Verlangen nach Fortbildung in breiten Massen unseres Volkes ein überaus großes, so daß es gestillt wer den muß. Wenn wirklich hier und da ein Abflauen der Volkshochschulbewegung zu beobachten ist, so mag das mög licherweise an der geringen Eignung von Leitern und Leh rern der Volkshochschulen liegen, zum anderen Teil vielleicht aber auch darauf zurückzuführen fein, daß ohne genügende Fühlungnahme und Rücksprache mit den Mitgliedern der Volkshochschulen Vorträge gehalten worden sind, welche sine zu große Borbildung voraussetzen und das Interesse nicht zu fesseln vermochten. So ist es natürlich und erklärlich, daß in manchen Gegenden unseres Vaterlandes die Zahl der Teilnehmer an den Vorträgen eine geringere geworden ist. Arbeiter, Angestellte, Handwerker, Beamte, Kaufleute, Leh rer, die tagsüber angestrengt tätig sind und aus denen sich die Hörer der Volkshochschulen in der Hauptsache zusam mensetzen, wollen in den Abendstunden, die allein für Vor träge in Betracht kommen können, nicht tiefgründige philo sophische Probleme erörtert haben, sondern sie wollen über Fragen, die alltäglich an sie herantreten können, aufgeklärt werden. Hier in der Oberlausitz, wo dieser Grundsatz im all gemeinen von den Leitern der Volkshochschulen beachtet wird, ist daher die Zahl der Hörer in den Volkshochschulen keineswegs zurückgegangen, sondern bis jetzt auf einer er freulichen Höhe geblieben. Um darüber ins Klare zu kom men, welche Themen für die breitere Oeffentlichkeit von ganz besonderer Bedeutung seien, brachte der Leiter einer Volks- Hochschule an seiner Wohnung einen Zettelkasten an, dessen Benutzung jedermann anheimgestellt wurde, ein Verfahren, das sich auch anderwärts "zur Nachahmung empfehlen dürfte. Auf diese Weise ergab sich bei Berücksichtigung der Mehr zahl der geäußerten Wünsche eine Reihe von Bortragsstos- sen, welche in erster Linie zu behandeln waren. Im Spätsommer des Jahres 1920 trat der Leiter der Volkshochschule Neugersdorf an mich mit der Bitte heran, ich möchte einem dringenden Wunsche seiner Hörer entspre chen und Anfang Oktober vor ihnen über Geisteskrankheiten sprechen. Ich trug zunächst Bedenken, dieser Bitte nachzu kommen, da es mir fraglich erschien, ob ich bei der Kürze ter mir zur Verfügung stehenden Zeit mich auf Vorträge popu- 8r-wissenschaftlicher Natur, auf welchem Gebiete mir vor- äufig jede Erfahrung abging, ausreichend vorbereiten önnte, ich glaubt« aber schließlich dem wiederholten Er- uchen mich nicht entziehen zu dürfen mit Rücksicht darauf. mH, wie altbekannt, bi» in die weitesten Kreise unsere» ruhige, eine Wachabteilung für Ruhige, eine solche für Un ruhige und, wenn noch Zeit bis zum Abgang der Züge zu: Verfüung steht, die biologische Kläranlage besichtigt und er klärt. Ich scheue auch nicht davor zurück, während der Füh rung einige Kranke in Nebenräumen uorzustellen. Wcnn vielleicht die Meinung aufkommen sollte, daß hierdurch sine Beunruhigung der Kranken stattfindet, so muß ich einer sol chen Ansicht auf Grund meiner Ersahrung widersprechen. Ich habe das nicht erlebt, vielmehr gefunden, daß gewisse Kranke, besonders Halluzinanten, Schwachsinnige, Maniichs, eine solche Vorstellung dankbar begrüßen, weil sie ihr Herz auch einmal anderen Personen als Aerzten und Personal ausschütten können. Oft rühmen Kranke die Anstalt, die sie auf keinen Fall verlassen möchten^ unbegründete Klagen, Ke ich übrigens nicht vernommen habe, auf das richtige "Na? zurückzuführen, habe ich ja zudem jederzeit in der Hand. Freilich achte ich auch darauf, gewisse Elemente, die sich oe- nachteiligt fühlen könnten, namentlich Psychopathen und Paranoiker, während der Führungen durch Ueberfülirung nach einer anderen Abteilung auszuschalten, auch verfahre ich bei Hysterikern und Melancholikern, wie sich das von selbst versteht, mit größter Vorsicht. Jedenfalls kann ich nur betonen, daß ich einen Nachteil von den Führungen nicht gesehen habe. Die Hörer selbst aber sind außerordentlich dankbar dafür. Sie heben immer wieder hervor, daß sie von dem Leben und Treiben in einer Irrenanstalt ganz falsche Vorstellungen gehabt haben und daß sie hocherfreut sind, aufgeklärt worden zu sein; sie geben auch das Ver sprechen ab, daß sie in Verwandten- und Bekanntenkreisen dafür eintreten werden, daß das Vorurteil gegen die Irren anstalten unbegründet ist und die Kranken hier gut aufge hoben sind. Für gewöhnlich veranstalten sie dann zugunsten der Kranken eine Geldsammlung. Der Gesamtertrag be läuft sich gegenwärtig trotz der Inflationszeit auf annähernd 750 Mark; sie ist von der vorgesetzten Behörde, dem Minibe- rium des Innern, in einer meinen Namen tragenden Stif tung niedergelegt, deren Zinsen bei der Weihnachtsbesche rung der Kranken verwendet werden sollen. Wenn ich auf meine nunmehr fünfjährige Tätigkeit in den Volkshochschulen zurückblicke, so kann ich es mit großer Besriedigung tun. Erfolge sind bereits da, und sie werden ich mit der Zeit immer mehr und mehr auswirken. Schon etzt nehmen sog. Nervöse aus der näheren und weiteren Imgebung die Hilfe bald des einen, bald des anderen An- taltsarztes in Anspruch, und es steht zu erwarten, daß iber kurz oder lang sich diese Sprechstunden zu einer stän- >igen poliklinischen Beratungsstelle, die zweckmäßigerweise auch die entlassenen Kranken zu beraten haben wird, aus- die bisher leider" noch immer unvollkommene Versorgung wachsen werden. ----- Mi meiner Arbeit in den Volkshochschulen glaube ich einerseits der Anstalt und ihren Kranken, andererseits aber auch unserem Stande und nicht zum geringsten Teile auch dem Volke ganz wesentliche Dienste geleistet zu haben. Viel leicht bieten diese Zeiten manchem Standesgenossen einen Anhaltspunkt, wie die Aufklärungetätigkeit beschaffen sein muß, und regen zur Nachahmung an.