Volltext Seite (XML)
4. Morphologische Entwicklung des Hohwiese-Gebietes und die Entstehung der Seifenlagerstätte Für die Deutung, daß der Eruptivgesteinsschlot an der Hohwiese entweder voll ständig oder doch wenigstens zum großen Teile mit Basaltbrocken lull gefüllt ist, spricht besonders die Tatsache, daß das Vorkommen morphologisch nicht in Erscheinung tritt. Wäre es insgesamt ein massiger Basaltstock, so müßte es in Anbetracht seiner Größe über den benachbarten Sandstein weil hervorragen, wie das ja bei den in der Nachbarschaft häufigen Basaltstielen und -gangen zutriffl. Das Gegenteil ist der Fall: Der jetzt höher aufragende Sandstein hat verhütet, daß der Tufifschlot noch tiefer abgetragen wurde. Die gleiche, morphologisch negative Erscheinungsweise zeigt auch der oben beschriebene BasalttulT an der Unteren Schleuse: In dem petrographisch uneinheitlichen und vielfach noch lockeren Material solcher Brockentuffe hat die Abtragung leichtes Spiel. Man könnte daran denken, einen alten Kirnitzsch-Lauf zu postulieren, der sich in der Richtung der heutigen flachen Wanne Seifengründel—Eichelbornbach erstreckt haben könnte und der dann für die starke Ausräumung mit verantwort lich gemacht werden dürfte. Für eine solche Hypothese fehlt aber jeder Anhalt durch entsprechende Ablagerungen. Dagegen gelang der Nachweis eines alten Kirnitzsch-Laufes, der das heutige Tal südlich der Hohwiese verließ, sich durch die Schlucht der Rotkehle* nach Norden wandle und am Brandwege in das heutige Tal des Eichelbornbaches einlrat. Von hier aus floß die alte Kirnitzsch damals durch den Hollgrund nach Westen zum Hühnerkropf, wo dieser prä glaziale Lauf wieder mit dem heutigen Tal zusammenlrifft. Den Beweis liefern die vorwiegend aus Granitschutt mit Basallbeimischung bestehenden Sande und Schotter, welche den Sattel zwischen Rotkohle und Eichelbornbach am Rrandwege bedecken. Sie liegen in 300 bis 315 m Flöhe und damit etwa 50 bis 65 m über der heutigen Kirnitzsch-Talsohle. Nach Lamprechts Gliederung der Terrassen systeme der Sächsischen Schweiz (1935) sind diese bisher unbekannten Schot ter dem E-Talboden-System zuzuweisen, das von Grahmann. (1934) als jung- pliozän bis ältest-pleistozän datiert wird. Die Bedeutung dieses alten Kirnitzsch- Laufes für die Morphologie des Hohwiese-Schlotes liegt darin, daß die Erosions basis des Eichelbornbaches schon damals so tief gelegt wurde (wenige Meter über seiner heutigen Sohle), wie es ohne Mitwirkung des Hauplflusses bei der geringen Erosionskraft des Eichelbornbaches allein bis heute sicher nicht möglich gewesen wäre. Die Ausformung des Hohwiese-Gebietes ist also schon zur Zeit des E- Talbodens im wesentlichen vollzogen gewesen; die seither geleistete Abtragung * Auf Meßtischblatt 86, auf dem der Name „Rotkehle“ nicht eingetragen ist, wird eine Seitenschlucht der Rotkehle (fälschlich) als ..Jans-Loch“ bezeichnet.