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pelü sah — o, man wird es noch spüren, daß kein Lüttich in der Well für uns zu fest und kein Dreadnought zu stark ist. Und nun sie, die noch schweigen: die Türken, die Bulgaren, die revolutionären Polen — überall wird man vernehmen, was Deutschland errang; die Langsamen werden beschwingt, die Zögernden vorwärts getrieben. Ja, der erste Sieg hat ein seltsames Toppelgeficht: Lieblich trotz alles Blutes für den, der ihn gewinnt, grauenhaft wie das Antlitz der Gorgo für den Besiegten und seine Gefährten. Bis in die Täler des Balkan wird es dringen, nach Warschau hin, nach Rom und Neapel und Syracus, auf die Berge der Schweiz, zum schwedischen Nordkap und nach — Tokio. Und neue Per spektiven werden sich öffnen. — „Und droht es von Osten und dräut es von West, Wir schlachten den Bären, den Hahn uns zum Fest. Fällt neidisch uns an auch die ganze Welt, Sie lernt uns schon kennen, der Angriff zerschellt!" Eine amtliche Darstellung der Kämpfe um Lüttich. Vertrauen zur deutschen Heeresleitung. In einer Depesche des G e n e ra l q u ar t i e rme i - sters heißt es: Französische Nachrichten haben unser Volk beunnchigt. Es sollen 20000 Deutsche vor Lüttich gefallen und der Platz überhaupt noch nicht in unserem Besitz sein. Durch die theatralische Verleihung des Kreuzes der Ehren legion an die Stadt Lüttich sollten diese Angaben bekräftigt werden. Unser Volk kann überzeugt sein, daß wir weder Mißerfolge verscl-weigen noch Erfolge aufbauschen werden. Wir werden die Wahrheit sagen und haben das volle Ver trauen, daß unser Volk uns mehr als dem Feinde glauben wird, der seine Lage vor der Welt möglichst günstig hinstel len, möchte. Wir müssen aber mit unseren Nachrichten zu rückhalten, solange sie unsere Pläne verraten können. Jetzt können wir ohne Nachteil über Lüttich berichten. Ein jede, wird sich ein Urteil selbst bilden können über die von den Franzosen in die Welt geschrienen 20000 Mann Verluste. Wir hatten vor vier Tagen bei Lüttich überhaupt nur schwa che Kräfte, denn ein so kühnes Unternehmen kann man nicht durch Ansammlung überflüssiger Massen vorher verraten. Daß wir trotzdem den gewünschten Zweck erreichten, lag an der guten Vorbereitung, der Tapferkeit unserer Truppen der energischen Führung und dem Beistand Gottes. Der Mut des Feindes wurde gebrochen. Seine Truppen schlu gen sich schlecht. Die Schwierigkeiten für uns lagen in -em überaus ungünstigen Berg- und Waldgelände und in der heimtückischen Teilnahme der ganzen Bevölkerung, selbst der Frauen am Kampfe. Aus dem Hinterhalte, aus den Ort schaften und Wäldern feuerten sie auf unsere Truppen; auch auf die Aerzte, die die Verwundeten behandelten und auf die Verwundeten selbst. Es sind schwere und erbitterte Kämpfe gewesen. Ganze Ortschaften mußten zerstört wer den, um den Widerstand zu brechen, bis unsere tapferen Truppen durch den Fortsgürtel gedrungen und im Besitze der Stadt waren. Es ist richtig, daß ein Teil der Forts sich noch hielt, aber sie feuerten nicht mehr. Seine Majestät wollte keinen Tropfen Blut unserer Truppen durch Erstür mung der Forts unnütz verschwenden. Sie hinderten nicht mehr an der Durchführung der Absicht. Man konnte das Herannahen der schlveren Artillerie abwarten und die Forts in Ruhe nacheinander zusammenschießen, ohne nur einen Mann zu opfern, falls die Fortsbesatzungen sich nicht eher ergaben. Aber über dies alles durfte eine gewissenhafte Heeresleitung nicht ein Wort veröffentlichen, bis so starke Kräfte auf Lüttich gezogen waren, daß es auch kein Teufel uns wieder entreißen konnte. In dieser Lage befinden wir uns jetzt. Die Belgier haben zur Behauptung der Festung, so viel sich jetzt übersehen läßt, mehr Truppen gehabt, als von unserer Seite zum Sturm antraten. Jeder Kundige kann die Größe der Leistung ermessen. Sie steht einzig da. Sollte unser Volk wieder einmal ungeduldig auf Nachrichten ivarten, so bitte ich, sich an Lüttich erinnern zu wollen. Das ganze Volk hat sich einmütig unter seinen Kaiser zur Ab- wehr seiner zahlreichen Feinde geschart, so daß die Heeres- leitung annehmcn darf, es werde von ihr keinerlei Veröf fentlichung erlvartet, die ihre Absichten vorzeitig dem Feinde kund tun und dadurch die Durchführung der schweren Auf gabe vereiteln könnten. Der Generalquartiermeister: gez. v. Stein. Vie Sefchi-te vs» UM». Uns re KerrrlS, die wollten ins Frankreich hinein. In einem Ritt nach Paris vom Rhein. Da lag das Lüttich mitten im Weg , Richt link-, nicht rechts Pfad oder Steg. Da sprach der General Emmich: „Gottsakerment, das nemm ich." GottS Dünner, wie will er das nehmen rin, Do so viel Forts und Kanonen sein? Da sagte der; „Wir rennen ein Loch, „Paßt aus, ihr Kerls, und nehmrn rS doch. Daß die uns hindern, würmt mich, „Aber paßt auf, das stürmt sich." Herr General Emmich, ich sag's mit Gunst, Ein Ding ist's gegen die Regel und Kunst; Man muß da erst lange vor liegen Und Lüttich geduldig bekriegen, Doch der: „Das sind eitel Dünste, Die regelrechten Künste." Und die Kerrels stürmten und rannten ein Loch Und kriegten's trotz Forts und Kanonen doch, Und sind auf dem Weg ins Frankreich hinein In einem Ritt nach Paris vom Rhein. Wie sagt der General Emmich?: „Gottsakerment, das nemm ich." (Aus der „Tägl. Rundschau".)