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Sonnabend, 31. Oktober 1914 > Nummer 2ö4 Der SächMe LrMer Die amtliche« Bekanntmachungen befinden sich auf der 2. Seite Gewissen auf dem Aeltestes Blatt im Bezirk. Telegr.-Adrefle: Amtsblatt. Inserat- and Abonnements-Bestellungen nimmt entgege« in Bautzen: Weller'sche Buchhandlung, Schulstrahe s Zum Resormationssest 1914. v. L. L. Mitten hineingestellt sind wir in das Wirken und Schaffen der Weltgeschichte. Eisern ist unsere Zeit und stählern unser Wille; durchhalten und siegen wollen und Müssen wir; unsere Zuunft muß sich so gestalten, wie sie eines großen, um Leben und Geltung in der Welt ringenden Volkes würdig ist. Kann da wirklich einer mit kleinlichen Bedenken kommen und kann dem evangelischen Deutschen rgten, Martin Luthers in solcher Zeit nicht zu ge denken? Und wär's nur, um inne zu werden, daß in des deutschen Volkes gewaltigsten Schicksalstagen immer vater ländische Kraft und religiöse Inbrunst zusammenklangen, so haben wir im deutschen Protestantismus keine bessere Stunde und Gelegenheit dazu als in der Feier des Reforma tionsfestes. Gewiß, wir wollen den Frieden im Innern so ernst, so genau wahren, daß alle konfessionelle Polemik schweigen muß. Sie ist auch, um das Andenken Luthers und der Re formation zu ehren, nicht nötig. In Luther und seinem Werk liegt viel Großes, dessen w-ir uns freuen und das wir uns immer aufs Neue verdeutlichen können, ohne ein Wort gegen die Andersdenkenden zu sagen. Das ganze Deutschland kann seine Freude an Luthers heißer Liebe zu seinem deut schen Volk und Vaterland, an seinem reichen Gemüt, seinem männlichen Mut haben. Wieviel hat der Mann, bei dem Untere belOeninallge „kmöen/ Et« russischer Kreuzer und et« sranzöfischer Torpedojüger i« den Grund gebohrt. Leipzig, 30. Oktober. Die „Leipz. Reuest. Nachrichten" verbreiten folgendes Extrablatt: Kopenhagen, 30. Oktober. Nach einer amtlichen Peters- burger Meldung wurde der russische Kreuzer „Schamtschug" und ein französischer Torpedojäger auf der Rede von Pulo- Pinang durch Torpedoschüsse des deutschen Kreuzers „Em- den" zum Sinken gebracht. Der Kreuzer hatte sich durch Anbringrn eines 4. falschen Schornsteins unkenntlich ge macht und konnte sich auf diese Weise den vernichteten Schif fen unerkannt nähern. Erscheint seit sS^S. Fernsprecher Nr. 22. Konstantinopel, 29. Oktober. (W. L. B.) Nach Mel- düngen aus Aegypten haben die Engländer unter dem Bor- wände der Üuficherheit der Verkehrsstratzen die Pilgerschaft nach de« Heiligen Städte« des Islams verboten. Offenbar soll die ägyptische Bevölkerung von der islamitischen Welt feragehalteu werden. Die Erbitterung gegen England wächst infolgedessen. Die Blätter bestreiten die Gültigkeit der zu stimmenden Begutachtung, die der Obermufti unter engli- schem Druck gab. lenden Tag. Der Be- °- -- - »olung - >us Viertel- Abonnements «Bestellungen werden angenommen in der Geschäfts stelle Altmarkt 15, sowie bei den Zeitungsboten in Stabt und Land, ebenso auch bei allen Postanstallen. — Nummer der Zeitungsliste 0587. — Schluß brr Geschäftsstelle abend« 8 Uhr. Amtsblatt der Königlichen Amtshauptmannschaft, der Königlichen Schulinspektion und des Königlichen Hauptzollamtes zu Bautzen, sowie des Königlichen Amtsgerichts und des Stadtrates zu Bischofswerda, und der Gemeindeämter des Bezirks. Anzeigeblatt für Bischofswerda, Stolpen und Umgegend, sowie für die angrenzenden Bezirke. mann und ein Hirte, uns allen gerade Mr diese Kriegszeit zu sagen! Es wäre in seinem Sinn, das Wort zu erwei tern: jeder rechtschaffene Christ ist sowohl Kriegsmann wie Hirte. Hirte — er soll Fürsorge, Hingebung zeigen, wahre 'Liebe üben; Kriegsmann — er soll kämpfen gegen alles Un recht, alles Widergöttliche, kämpfen für Wahrheit und Recht, für Gottes Reich auf Erden. Martin Luther, der Mann von Wittenberg und Worms, hat vor Kaiser und Reich gestanden und hat sich nicht ge beugt; er hat gehandelt nach dem Zwang des Wortes: es ist nicht geraten etwas wider das Gewissen zu tun; er hat das Wort gesprochen: „Mich dünket, daß kein schändliches Laster auf.Erden sei, denn Lüge und Untreue beweisen, welches alle Gemeinschaft der Menschen zertrennt." Auch Deutschlands Volk konnte sich seinen Feinden und Widersachern nicht beu- gen, und wenn Lüge und Untreue alle Gemeinschaft dec Menschen zertrennt hat, so steht Deutschland nun als der Michael der Vergeltung mit blankem Schwert und gutem lde der Ehre. „Und wenn die Welt voll Teufel wär, es muß unS doch gelingen!" Am Tage des Reformationsfestes darf sich der deutsche Protestant, der den Geburtstag seines Bekenntnisses begeht, aus ganzer Seele dessen freuen, der einer der deut schesten Männer und größten Helden gewesen ist. Ihm nachzueifern, ihm der unter den anderen deutschen Helden, gleichviel welcher Konfession, unserem Heer vorangeht, ist auch eine Kraft, die sieghaft und stark macht, um den An prall der Feinde zu bestehen und niederzuwerfen. Mit -e« wöchentliche« Beilage«: Dienstags: Belletristische Beilage; Donnerstags: Der Sächsische Landwirt; Sonntags: Illustriertes Sonntagsblatt Der deutsche Vormarsch über den Bserkanal. Berlin, 30. Oktober. Nach holländische« Nachrichten dauert der deutsche Vormarsch über den Mrkanal fort. Der Teilsieg östlich Verdun wird von den Blättern als großer Erfolg bewertet. England in Erwartung der Deutschen. Berlin, 30. Oktober. Holländische Blätter berichten anS London: Sämtliche Hafenorte an der englischen Küste sind für befestigte Plätze erklärt und in Berteidignngszn- stand versetzt worden. Der Kamps «m Dixnmide«. Rotterdam, 29. Oktober. Einer Depesche der „Times" zufolge gelang eS Sonnabend dreitausend Deutschen, in Dix- muiden einzurücken. Sie hielten den Ort eine Zeitlang be setzt, dann soll Geschützfeuer sie wiederum aus den Häusern vertrieben haben. Der Berichterstatter schweigt aber darü ber, ob die Verbündeten dann wiederum in Dixmuiden ein gezogen sind. Wahrscheinlich soll man aus seinem Bericht schließen, daß da» zerstörte Dixmuiden nunmehr in der Mitte zwischen den beiderseitigen Linien liegt. Dagegen behauptet daS Pariser Journal, daß die Verbündeten die Deutschen in Dixmuiden in eine Falle lockten und später den Ort wiederum besetzten. Einem von dem Berichterstatter des Amsterdamer Tys verzeichneten Gerüchte zufolge, sind die gewaltig starken Schanze« der Franzosen und Engländer bei Dixmuiden am Dienstag nachmittag genommen worden. Im zerstörten Städtchen machten die Deutschen 200 Kriegsgefangene. Nächtlicher Sturmangriff im brennende« Heidefelb. Ehristiania, 29. Oktober. Der Kriegskorrespondent der „Times" sandte seinem Blatte vom gestrigen Tage eine Schilderung der Kämpfe bei Apern, in der er natürlich den Truppen der Alliierten den Erfolg zuschreibt und sodann weiter erzählt: Bei Einbruch der Nacht errichteten wir eine verschanzte Stellung bei Langemarche (Langemark), die von den deutschen Truppen bestürmt wurde. Als daS Dunkel der König Friedrich «ngnst ans de« Kriegsschauplatz. Amtlich wird gemeldet: König Friedrich August weifte Dienstag abend beim Kaiser und durchquerte am Mittwoch Teile Frankreichs und Belgiens, um Schauplätze früherer Kämpfe sächsischer Truppen zu besuchen. Hierbei hatte der König mehrfach Gelegenheit, sächsische Besatzungs truppen zu sehen. Tin mittels der Kruppschen 42-Henti- meter-Geschütze erobertes Fort Wierde in Augenschein ge nommen. A«zetg«u»reta: Die 5gespaltene Korpuszeile oder deren Raum 12 Big., wr Inserat« von außerhalb des Verbreitungsgebietes 15 Mg. Die Reklamezeile 30 Pfä. Geringster Inserate «betrag 40 Psg. Bei Wiederholungen Rabatt nach aufltrgrndem Tarts. Erfüllungsort für beide Teile Bischofswerda. Festbestellte Inseraten« Aufträge können nicht zurückgezogen werden. Kriegsausbruch Mischen der Türkei und Rußland Türkische Kreuzer beschießen russische Häsen Die Bulgaren beschießen ein russisches Kanonenboot —Der deutsche Vormarsch über den Dserkanal.—Gin neues Husarenstückchen der „Emden". Petersburg, 29. Oktober. (W. T. B.) Die Petersburger Telegraphen-Agentur meldet: Zwischen 91/2 und IOt/2 Uhr vormittags hat ein türkischer Kreuzer mit drei Schornsteinen in Feodosia de« Bahnhof und die Stadt beschaffen und die Kathedrale, die griechische Kirche, die Speicher am Hafen und die Mole be- schädigt. Ein Soldat wurde verwundet. Die Filiale der russischen Bank geriet in Brand. 10ZH Uhr dampfte der Kreuzer nach Südwesten ab. In Noworossijsk ist der türki sche Kreuzer „Hamidie" angekommen, hat die Smdt aufgc- fordert, sich zu ergeben und das Staatseigentum auszulie fern mit der Drohung, im Falle der Ablehnung die Stadt zu bombardieren. Der türkische Konsul und seine Beamten wurde« verhaftet. Der Kreuzer ist dann abgefahren. (Feodosia und Noworossijk sind Häfen am Schwarzen Meere in der SüdosMste der Halbinsel Krim.) Ei» russisches Kanonenboot von Bulgaren beschaffen. L 0 « d 0 n, 29. Oktober. Nach Blättermeldunge« habe« die Bulgaren, auf ei« russisches Kanonenboot geschossen, daS der serbischen Armee auf der Donau Vorräte -«führen wollte. Türkische Kriegsvorbereitung gegen England. Mailand, 29. Oktober. Die „Unione" meldet aus Kairo: Bei dem türkischen Hafenort Akaba am Golf von Akaba, dem nordöstliche« Arm des Rote» Meeres, sind starke türkische Kavallerie-Abteilungen eingetroffen. Türkische Schiffe mit drahtlosen Stationen sind bis vor Scherm gesich tet worden, von wo sie das Einlaufen der neutralen Schiffe überwachen. . Zwischen dem Golf von Suez und dein Golf von Akaba liegt, nach Süden in ein spitzes Dreieck auslaufend, die Halbinsel Sinai. An deren Spitze am Roten Meer und am Eingänge in beide Golfe liegt die Stadt Scherm. Akaba liegt am anderen Ende des nach dieser Stadt benannten Golfs. Vor einer Reihe von Jahren hat England in der Gegend von Akaba der Türkei einen Landstrich mit der Be hauptung, er gehöre zu Aegypten, einfach abgenommen, in dem es ihn durch ägyptische Truppen besetzte.