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ZrsR L — 2 — zu einem patriotischen Fest. Auf der Durchreise begleitete die Truppen -er Jubel der Bevölkerung. Unaufhörlich rollten auch auf unserer strategisch bedeu tenden Bahnstrecke Dresden—Görlitz wochenlang die Züge Tag und NarU. In Bischofswerda hielten sämtliche Mili tärzüge? auf dem Bahnhof wurde aus freier-Liebestatigkeit eine Verpflegungsstation für die durchfahrenden Vaterlands verteidiger eingerichtet. Zur Durchführung dieses Liebes- Werkes hatte sich ein Ausschuß von Dmnen und Herren ge bildet, dem von der Bevölkerung der Stadt und besonders, auch aus den Landgemeinden zahlreiche Spenden zuflossen. Die Verpflegung der vielen durchfahrenden Truppen war keine kleine Aufgabe. Unermüdlich waren viele Damen und auch zahlreiche Herren von vormittags bis in die Abend stunden tätig, die mit Begeisterung in den Kamps ziehenden Soldaten mit Speise und Trank (Einfachbier, Limetta, Kaf fee), Zigarren, Tabak und dergleichen zu erquicken. In zahl reichen Zuschriften haben die Soldaten der Stadt Bischofs- Werda ihren Dank für die reichliche Bewirtung ausge sprochen. Mit besonderer Begeisterung wurden am 14. August die österreichische Motorbatterien hier empfan gen. Mit Recht empfand man den Durchzug dieser wackeren Artillerietruppe, die sich dann bei Givet, Namur und der Einnahme anderer Festungen im Westen so glänzend be währte, als einen welthistorischen Augenblick. Truppen des uns treu verbündeten Österreich-Ungarn zogen Schmlter an Schuller mit unseren Soldaten hinaus gen Westen, gegen den Erbfeind: Frankreich! Der erste Zug der österreichischen Festungsartillerie kam uni 6V2 Uhr abends hier durch, begeistert begrüßt von einer zahlreichen Menschenmenge. Herr Bürgerschullehrer Jll- genI brachte ein Hoch auf Kaiser Franz Josef auS, das von dem rangältesten Offizier mit einem Hoch auf Kaiser Wil- Helm erwidert wurde. Gegen 9 Uhr traf ein weiterer Zug ein. Inzwischen war Herr Bürgermeister Hagemann benachrichtigt worden, der die Truppen im Namen der Stadt begrüßte und in seiner Ansprache die treue Waffenbrüder schaft feiert«, die Deutschland mit Österreich-Ungarn ver bindet. So zog das deutsche Volk hinaus in den Kampf. Und mit ihm feine Fürsten! Der deutsche Kaiser begab sich, wie im weiteren Verlaufe der Chronik erwähnt werden wird, , selbst ins Feld und seine sechs Söhne stehen in der Front. Und auch der König von Sachsen hat seine Söhne hinaus gesandt, zu kämpfen mit den sächsischen Truppen zum Schutzs des Vaterlandes. Der regierende Herzog Ernst zu Altenburg und der Fürst zu Schaumburg-Lippe haben in aktiven Kommando- Stellen Verwendung gefunden, der Kronprinz Rupprecht von Bayern und der Herzog Albrecht von Württemberg sind zu Heerführern ausersehen. Zahlreiche Mitglieder von re gierenden Fürstenhäusern haben sich in die Front begeben, bereit, mit den Söhnen des Volkes ihr Blut zu opfern für das deutsche Vaterland. Auch der sozialdemokratische Par teiführer Ludwig Frank ging als Kriegsfreiwilliger mit ins Feld. Das ganze deutsche Volk, war kampfbereit: „Ein einig Volk von Brüdern!" 5. August. Der Deutsche Kaiser erneuert das Ordknszeicheu deS Eiserne« SreuzeS. Der „Reichsanzeiger" veröffentlicht hierüber folgende Urkunde: Angesichts der ernsten Lage, in die das teure Vaterland durch einen ihm aufgezwungenen Krieg versetzt ist, und in dankbarer Erinnerung an die Heldentaten unserer Vorfah ren in den großen Jahren der Befreiungskriege und des Kampfes für die Einigung Deutschlands wollen Wir das von Unserem in Gott ruhenden Urgroßvater gestiftete Or- ^denszeichen' des Eisernen Kreuzes abermajs wieder auftebcn lassen. Das Eiserne Kreuz soll ohne Unterschied'des Stan- -«Sund Ranges an Angehörige des Heeres, der Marine und des Landsturmes, an Mitglieder der freiwillige Kranken- /pflege und an sämtliche Personen, die eine Dienstverpflich tung mit dem Heere oder mit der Marine eingehen, oder als Heeres- und Marinebeamte Verwendung finden, als eine Belohnung des auf dem Kriegsschauplatz erworbenen Ver-, dienstes verliehen werden. Auch solche Personen, die dienst lich sich Verdienste um das Wohl der deutschen Streitmacht und seiner Verwundeten erwerben, sollen das Kreuz er halten. , Demnach verordnen Wir wie folgt: 1. Die für diesen Krieg wieder ins Leben gerufene Aus zeichnung -es Eisernen Kreuzes soll wie früher aus zwei Klassen und einem Großkreuz bestehen. Ordenszeichen, so wie das Band bleiben unverändert; nur ist auf der Vorder seite unter dem lV mit der Krone die Jahreszahl 1914 anzu bringen. 2. Die zweite Klasse wird am-schwarzen Bande mit tvei- ßer Einfassung im Knopfloch getragen, sofern es für Ver dienst auf dem Kriegsschauplatz verliehen wird. Für da heim erworbenes Verdienst wird es am weißen Bande mit schwarzer Einfassung verliehen. Die erste Klasse wird auf der linken Brustseite, das Großkreuz um den HalS getragen. 3. Die erste Klasse kann nur nach Erwerbung -er zwei ten verliehen werden, und wird neben dieser Klasse die Ver leihung des Großkreuzes und nicht durch vorherige Erwer bung der ersten Klasse und zweiten Klasse bedingt. 4. Sie kann nur erfolgen für eine gewonnene entschei dende Schlacht, durchs die der Feind zur Verlassung seiner Stellungen gezwungen wurde, oder für die Eroberung einer großen Festung, oder für die Erhaltung einer wichtigen Fe stung, durch deren ehrenvolle Verteidigung. 5. Alle mit dem Besitz der militärischen Auszeichnung erster und zweiter Klasse verbundenen Vorzüge gehen vorbe haltlich der verfassungsmäßigen Regelung einer Ehrenzu lage auf das Eiserne Kreuz erster und zweiter Klasse über. Urkundlich unter unserer höchsteigenen Unterschrift und beigedrucktem Jnsiegel gegeben Berlin, 5. August 1914. Wilhelm U. Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" kündigt den bevorstehenden Erlaß einer allgemeinen Amnestie in den Bundesstaaten an. 8. August. An das deutsche Volk. Seit der Reichsgründung ist es durch 43 Jahre mein und meiner Vorfahren heißes Bemühen gewesen, der Welt de Frieden zu erhalten und im Frieden unsere kraftvolle Entwicklung zu fördern. Aber unsere Gegner neiden uns den Erfolg unserer Arbeit. Alle offenkundige und heimliche Feindschaft von Ost und West und von jenseit der See haben wir bisher ertragen im Bewußtsein unserer Verantwortung und Kraft. Nun aber will man uns demütigen. Man verlangt, daß wir init verschränkten Armen zusehen, wie unsere Feinde sich zu tük- kischem Ueberfall rüsten. Man will nicht dulden, daß wir mit entschlossener Treue zu unserem Bundesgenossen stehen, der um sein Ansehen als Großmacht kämpft und mit dessen Erniedrigung auch unsere Macht und Ehre verloren find. So muß denn das Schwert entscheiden. Mitten im Frieden überfällt uns der Feind. Darum auf zu den Was-