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punkte zu beobachtens» Vor allen Dingen ist auf gut aus gebildete Körner Gewicht zu logen. Jpdes ist wiSer zu be denken, daß bei vorgeschrittener Reife durch Ausfallen große Verluste entstehen können. Der Landwirt hat daher die der- schieden« Stufen der R«fe zu beobachtens . ) 1. Die Milchreife. Dabei ist das Korn in der Aehre schon ziemlich ausgebildet doch ist ihm noch mit dem Halm- die grüne Farbe eigen. Beim Drücken mit den Kingern zeigt sich das Korn auch noch sehr wasserhaltig, es ist weich und milchig. Obwohl es schon die gehörige Menge Eiwels besitzt, fehlt ihm noch daS nötige Quantum Stärke und über- Haupt der Trockensubstanzgehalt. So geerntet würde also das Getreide erheblich eintrocknen und minderwertig werden. ' 2. Die Gelbreife. In dieser Stufe find Wohl noch die Halmknoten und die benachbarten Teile grün, alles andere aber mehr oder weniger gelb. Biegt man das Korn über den NcMl des Daumens, bricht es leicht durch, doch ist sein Inhalt noch weich und knetbar. Auch die Bruchflache zeigt, daß die Zellwände des KornS noch ni<A die nötige Festigkeit haben und sich voneinander lösen. In diesem Zustande ge- erntet, schrumpft das Korn wenig ein, wenn es auf dem Felde gut nachreifen kann. Eine gute Nachreife soll das bei Gelbreife geerntete Korn überhaupt sehr wertvoll und schwer machen. . . 3. Die Vollreife. Diese kennzeichnet sich durch die völ lige Gelbfärbung des Getreides. Das Korn hat eme feste Beschaffenheit angenommen, ist aber keineswegs ganz harr, sondern noch so weich, daß man eS kneten kann. Daher bricht es auch nicht mehr über den Nagel, sondern nimmt die Druckform an. Der Ernteertrag erreicht dabei eine volle Höhe. 4. Die Totreife. Jetzt ist daS Korn völlig hart, so daß cs keinem Druck mehr nachgibt. In diesem Zustande har aber das Stroh an Wert verloren und verwittert. Die Go fahr des Körnerausfalles ist bei der Ernte sehr groß. Daher empfiehlt es siH durchaus nicht, sie bis zur Totreife hinaus zuschieben. , . Alles in allem genommen, scheint der beste Zeitpunkt für die Getreideernte zum Beginn der Vollreife, da bei die ser die Kötneraüsbildung vollkommen und das Stroh am wertvollsten ist. Da aber im allgemeinen mit einer Ver zögerung der Erntearbeiten, sei es durch die Witterung oder sei es durch den Mangel an Arbeitskräften gerechnet werden «ruß, so ist es besser, schon die Gelbreife wahrzunehmen und dann das Getreide auf der Mandel gut nachreifen zu lassen. Was die Ernte der einzelnen Getreidearten anlangt, so ist darüber noch folgendes zu bemerken: Weizen soll nicht zu reif werden, denn dann nehmen seine Körner leicht eine hornige Beschaffenheit an und lie fern weniger weißes Mehl. Dagegen muß der zur Aussaat bestimmte Weizen mehr ausreifen. RoggM ist immer vor dem Weizen zu ernten. Gerste wird am besten zur Zeit der Gelbreife geerntet. Nach dem Mähen soll sie gut trocken werden. Deshalb bleibt sie ein pcsrr Tage lang auf den Schwaden liegen, wird dann gehinkt, gebunden und in Mandeln gestellt. Ist sie jedoch mit der Bindemähmaschine gemäht, darf die Aufstellung nicht lange verzögert werden. Braugerste erfordert eine sorgfältige Behandlung, da sie nur güt ist, wenn sie trocken gMrM wird. Auch in der Scheune muß die Gerste eine luftW Lage haben, damit sie nicht schwitzt. Braugerste soll auch nicht unmittelbar vom Felde gedroschen werden, denn durch die Nachreife wird ihreMalzfähigkeit wesentlich erhöht. Hafer darf ebenfalls nicht überreif werden, da dann die Körner leicht aussallen. Wegen seiner ungleichen Reife ist cS rätsmn, ihn ordentlich Nachreifen zu Wen. Die beste Zeit zur Haferernte ist ebenfalls die Gelbreife. S - Aber möge auch der Landwirt Zeit und Umstände zur Getreideernte Wohl berechnen, so darf er doch daS alte Sprichwort nicht vergessen: „Ohn' Gottes Sucht, all' Mjih' umsunst." - LmMkMWdße MLWmMHMrßchOA. Der Saatenstand im Deutschen Reiche weist nach der Statistik des Kaiserlichen Statistischen Amtes günstige Zif fern auf. Die Niederschlage haben im allgemeinen günstig gewirkt. Allerdings werden hier und da auch Klagen über zu reichliche Nasse laut; aber vor der Ernte läßt sich darüber Bestimmtes nicht sagen. Im AuSlande haben bekanntlich WetterskWge stattgefunden, durch welche der Saatenstand hier und da sehr geschädigt wurde, nach Zeitungsberichten wenigstens. Ob diese schqn einen Schluß 'auf das Ernteer- gebnis zulassen, kann sehr wvhl bezweifelt werden. Also auch hier heißt es abwarten. Die Getreidepreise haben in den letzt« Wochen ihre« alten Stand behauptet. Demzufolge bezeichnet die Statistik die Entwicklung der Preise seit 1894 als schr günfttg. Die Preissteigerung beträgt für Roggen 35,45, für Weizen 4LM, für Hafer 16S8, für Mais 14,10, für Gerste L7HL Proz. Diese Zahlen beziehen sich natürlich auf die Großhandels preise, und es ist bemerkenswert, daß die Preissteigerung gewöhnlich dann einsetzt, wenn daS meiste Getreide in weni gen Händen ist. Zur Handelsvertragspolitik ist zu bemerken, daß die Ungarische Landwirtschaftliche Zollpolitische Zentralstelle dieser Tage eine Entschließung gefaßt hat, in welcher fie^ wie der Budweiser Dorfbote meldet, die Anregung der deutschen Reichsregierung, den Handelsvertrag -wischen Deutschland und Oesterreich ohne Kündigung zu verlagern, mit Ge nugtuung begrüßt, zunächst aber mit Rücksicht auf die Ver handlungen zur Herstellung eines endgültigen zollpolitischen Verhältnisses zwischen Oesterreich und Ungarn die Regie rung ersucht, auf eine Verlängerung deS unveränderten Handelsvertrages mit Deutschland um «in Jahr hinzuwir ken. Aber die Zentrale macht die endgültige Verlängerung des Handelsvertrages auch von «enderungen abhängig- So wünscht die ungarische Landwirtschaft in erster Linie eine Beseitigung der Differenzierung des Zollsatzes für Brau- und Futtergerste. Aüch die Viehaüsfuhr nach Deutschland soll weitere Berücksichtigung finden. Die Einfuhrscheine sol- len ebenfalls anders gestaltet werden. In diesen und an deren Punkten dürsten die reichsdeutschen Landwirte wesent lich anderer Meinung sein, und eS bedarf daher gewiß sorg fältiger diplomatischen Verhandlungen, um die Gegensätze auszugleichen. Hoffentlich gelingt dies aufs beste, damit wir auch fernerhin mit dem befreundeten Oesterreich wirt schaftlich auf gutem Fuße Ueiben. Obgleich die eigentliche Politik in diesen Aussätzen kei nen Raum haben soll, können wir eS uns doch nicht ver sagen, darauf hinzuweisen, daß es in den Reihen der agrar feindlichen Sozialdemokraten immer mehr Leute gibt, welche die Bedeutung der deutschen Landwirtschaft rückhaltlos aner kennen. Schon früher haben wir sozialdemokratische Zei- tungsstimmen nach dieser Richtung hin gebührend hervorge hoben. Heute müssen wir darauf Hinweisen, daß in den „Soz. Monatsheften" der badische Sozialistenführer Wil helm Kolb für die Binnenfiedlung eintritt. Er schreibt wörtlich „Auf die Verhältnisse der landwirtschaftlichen Pro duktion laßt sich die Marxsche Theorie keineSftckls schematisch übertragen. Allen Prophezeiungen -um Trotz hüt sich die Zahl der kleinen und mittleren Produzenten in der Land wirtschaft nicht nur vermindert, sondern sogar vermehrt, und ihre ökonomische Lage ist Weit davon «ttftrnt, sich zu verschlechtern. In der Intensität und den Erträgen der landwirtschaftlichen Produktion marschiert Deutschland heute