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jener, welcher von der Seuche heimgesucht ist,. gegen alle BerkehrSbeschränkungen zu opponieren pflegt. Besonders ist dies in Wirtschaften zu beobachten, welche Viehverkauf, besonders Ferkelabsatz haben. Und doch ist eins der wich tigsten Mittel gegen die Verbreitung der Seuche, daß in Zeiten der Gefahr der Zutritt zu Gehöft und Stall allen Unberufenen verboten bleibt. Hoffentlich werden die Er fahrungen von 1911 helfen, die Gefahren des Wiederaus- bruchs der Seuche zu beseitigen. Doch unserer Viehzucht drohen noch andere Krankhei ten, vornehmlich Schweinepest und Schweineseuche. Bereits in der vorigen Ausschußversammlung wurden gerade diese Krankheiten eingehend behandelt. Auch in -en Resultaten der Viehzählung vom 1. Dezember 1912 kommt die unheil volle Wirkung dieser Seuchen zum Ausdruck. Während die Rinderbestände danach etwas zugenommen haben, find die Schweinebestände, wenn auch nicht bedeutend, zurückgegan- gen. Und Loch verlangt schon der vermehrte Fleischver brauch eine Hebung der Fleischerzeugung, vor allem durch Forderung des heimischen Schweinebestandes. Wenn sei tens der Konsumtion selbst dahingehende Versuche gemacht worden find, so find diese allenthalben fehlgeschlagen. So sind z. B. von den 10 Maststationen der Stadt Ulm binnen kurzem 7 verseucht gewesen. Auch der Bezug von Auslän dischem Fleisch hat sich nicht bewährt, wie das Beispiel der Stadt Berlin zeigt, einmal war die Qualität kein« befrie- digende, -Westens waren auch die Preise keine erheblich ge ringeren. Die Reichsrvgierung hat der Klärung Lieser Frage große Aufmerksamkeit zugÄvandt und eine beson dere Konferenz beim Reichskanzler einberufen, über deren Ergebnis demnächst ein besonderer Bericht erscheinen wird. Eins sicht aber heute schon fest, daß nur die Hebung der eigenen Produktion als ausschlaggebendes Mitte! gegen die Fleischnot angesehen werden kann. Auch unsere sächsische Staatsregierung hat dies anerkannt und hat besondere Mit? tel zur Forderung der Aufzucht in den letzten Jahren zur Verfügung gestellt. Von feiten des Landeskulturrates ist bei der König!. Staatsregierung angeregt worden, daß diese Mittel auch für die Zukunft unserer Viehzucht erhallen blei ben. Denn auch für uns in ,Sachsen gewinnt die Aufzucht immer mehr an Bedeutung. Der Zukauf von Milchtieren ist in -en letzten Jahren fo erheblich teuer geworden, daß es auch für Wirtschaften mit vorwiegendem Milchverkauf von Vorteil ist, wenigstens einen Teil ihres Bedarfes an Milch tieren durch Aufzucht selbst zu -ecken. Diese vom Staate gewährten Mittel dienen zur Prämiierung von Jungvieh, zu Zuschüssen zu Len Kosten -er Weidetiere und zu Zu- fchlagSpreisen für Herdbuchtiere bei Schauen. Da nun die Futtervexhällnisse deS JahreS 1913 sehr günstige gewesen find, da nicht nur die Grünfutterernte, sondern auch die Heu- und Grummeternte reichlich ausgefallen ist, darf wohl die Hoffnung berechtigt sein, daß es gelingen wird, unsere Lichbestände zu vermehren und genügend Fleisch selbst zu erzeugen. Wenn wir einen Rückblick auf das Jahr 1913 werfen, so können wir nicht an der stattgefundenen, erhebenden Jahrhundertfeier vorübergehen. Wir müssen einmal der schweren Zeiten gedenken, welche unsere Vorfahren durch zumachen hatten und dann dankbar die Wohltaten unserer heutigen Staatseinrichtungen empfinden. Unserer Dankbar keit können wir aber keinen schöneren Ausdruck geben als, daß wir einstimmen in den Ruf: „Unser König, Se. Mas. Friedrich August, hoch, hoch, hoch." Von Begeisterung ge tragen, Lurchbrauste dieser Ruf -en Versammlungsraum. Wortsetzung folgt.) VE« MUch- xrrd Zuchtvieh. Die sich ost wiederholenden Klagen, daß das neu an- gekaufte und teuer bezahlte Dich sich bei weitem nicht so be währe, wie vom Verkäufer zugefichert worden sei, haben meist ihren Grund darin- daß der Käufer statt bestimmte Regeln im Auge zu behalten, sich vom Händler zu sehr be einflussen ließ. — Augen auf oder den Beute! auf, dieses bekannte Wort findet in diesem Falle seine vollste Gültig- keit. Mag der Händler bekannt und einwandfrei sein, das steht dahin, im eigensten Interesse des Käufers bleibt es allenthalben desselben Pflicht, beim Zukauf von Dich ver schiedene Winke und Regeln zu beachten, die nachstehend kurz erörtert werden sollen. Beim Ankauf von Vieh betrachte man zunächst das Tier im Stalle und zwar hinsichtlich Raffe, Größe und Ernährungszustand. Bei Kälberkühen prüfe man auch das Kalb und sehe zu, ob dasselbe ein gutes Aussehen hat. Man soll aber doch nicht zu viel Wert und Bedeutung dem guten Aussehen der jungen Tiere beimss- sen, da nicht selten den Kälberkühen "fremde Kälber beige geben werden, um damit einen reichen Milchertrag vorzu täuschen. — Nach der ersten Besichtigung im Stalle läßt man die Kuh ins Freie führen und betrachtet dann zunächst den Kopf, ob derselbe stocken und fein oder ob er stierähn- lich ist. Man versäume dabei nicht, die Hand in das Maul zu führen, um festzustellen, ob Las Tier bereits abgezahnt hat, ob bei älteren Tieren die Schneidezähne noch nicht aus gefallen sind.' Zu gleicher Zeit bestachtet man auch die Zunge, ob dieselbe beweglich oder brettähnlich ist; in letz terem Falle sehe man von dem Kauf des betreffenden Tieres unbedingt ab. Die Kälberringe an -en Hörnern sind eben falls zu prüfen. — Sodann tritt man an die linke Seite des Tieres, betrachtet den Hals und die Fältelung -er Haut an demselben. Einen weiteren Blick richtet man auf die Glied maßen und Klauen, Brust, Rücken, Bauch, Flanken, Milch- adern, Euter, Kruppe und Hinteren Gliedmaßen. Bei die-' ser Gelegenheit werden etwa vorhandene Bauchbrüche, krankhaftes Atmen, zu tiefe Hungergruben, Senkrücken, fehlerhafte Stellung der Beine auffallen. — Sodann tritt man hinter das Tier und bestachtet die Stellung der Glied maßen, die Höhe des Spaltes, etwa vorhandene Ausflüsse aus dem Wurfe. Schließlich wendet man sich auf die rechte Seite des Tieres, wobei die Entfernung der letzten Rippen und der oberen Schweifwirbel, die Milchgrube wie die Festigkeit des Schweifes geprüft werden soll. Nachdem die ser Rundgang um das Tier beendet ist, prüft man durch Befühlen der Haut, ob dieselbe weich und leicht verschieb bar ist. Das Euter bedarf einer ganz besonderen Prüfung. Man melke an jedem Strich und überzeuge sich von -er Be schaffenheit .der Milch, auch lasse man dann die Kuh voll- ständig ausmelken. War das Euter vor dem Melken groß, erscheint es nach dem Melken zusammengefallen, dann kann man mit ziemlicher Sicherheit annehmen, daß der Milch ertrag ein befriedigender sein wird. Auf keinen Fall darf man sich durch das sogenannte Spannen deS Euters irre machen lassen. Es kommt häufig vor, daß der Händler die Kühe 18 Stunden lang nicht melken läßt, um einen großen Milchveichtum vorzutäuschen. — Selbst unmittelbar nach der Abfütterung sollen gesunde Tiere Appetit zeigen, nran läßt deshalb zweckmäßig den Tieren etwas Heu vorlegen. Wurde über die zu kaufende Kuh ein Melkregister geführt, dann versäume man nicht, sich einen Einblick in dasselbe zu verschaffen. Etwa gegebene Garantien über ein besttmmteZ tägliches Milchquantum oder hinsichtlich des Kalbens zu einer bestimmten Zeit müssen schriftlich abgefaßt sein. Auch soll dabei schriftlich die Summe festgesetzt werden, die sei tens des Verkäufers zu zahlen ist, sofern die Garantien sich nicht verwirklichen. — Beim Kauf von Zuchttieren beachte man, ob Rasse, Abstammung, Alter und Körperform ent sprechen; ob das Tier bösartig ist oder nicht. Junge, gut mütige Tiere belecken auch fremden Personen die vorgehal- tene Hand, während bösarttge Tiere bei der Annäherung ein unheimliches Brummen vernehmen lassen. — Für die