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worden. «« Dev Umschwung. Unter diesem Titel schreibt Abgeordneter Dr. Strese- mann in den „Deutschen Stimmen" u. a.: Die Situation im Sommer war gewiß gegenüber den Hoffnungen, die man damals hegen konnte, wesentlich un günstiger, aber doch keineswegs verzweifelt. Deshalb ist es vollkommen irrig, anzunehmen, daß etwa die Volksvertre tung den Ernst der Lage der Öffentlichkeit verschwieg und nun mit einem Male das Volk vor einen Zusammenbruch gestellt hätte, der ohne Nervenerschütterung für die öffent liche Meinung gar nicht hinzunehmen war. — Nein, das Neue, das hinzukam, das war die Erschütterung der politischen und dann der militärischen Front des Vierbundes. Schon am 21. August 1918 hatte der in seinen Mitteilungen an die Parteiführer sehr aufrichtige Staatssekretär v. Hintze davon gesprochen, daß Österreich-Ungarn unter allen Umständen die Absicht habe, zum Frieden zu kommen, und daß die Bulgaren der Mei nung seien, sie hätten in diesem Kampfe genug getan. Hintze fügte damals hinzu, daß auch Deutschland aus einen baldigen Frieden bedacht sein müsse, daß man alle Fäden anknüpfen werde, die etwa zum Freden führen könnten. Das Ereignis, von dem aus eigentlich die ganze Si tuation der Gegenwart sich herleitet, war der Durch- bruch der militärischen Front der bulgarischen Ar- me e. Die bulgarische Armee löste sich aus, in wenigen Ta- gen war Bulgarien aus einem Bundesgenossen ein Feind des Vierbundes geworden. Weshalb wir vorher nicht Trup pen geschickt haben, um den bulgarischen Widerstand zu stär ken, ob wir falsch berichtet wurden, oder ob tatsächlich unsere militärische Lage ein« so angespannte war, daß wir keine Truppen entbehren konnten, das alles wird erst später ein- mcü festgestellt werden. Von diesem Tage aber begann der Niederbruch des Bierbundes im Weltkriege. Jedem einzelnen stand vor Äugens daß der Übergang Bulgariens in das Lager des Verbandes unser« Stellung in Rumänien aufs schwerste erschüttern mußte, daß das Bündnis mit der Türkei wahrscheinlich ver loren, das Bündnis mit Österreich-Ungarn gefährdet wäre und daß es jetzt um» Ganze ginge. , In dieser Situation erachtet« die Oberste Heeresleitung einen Waffenstillstand und tiere bezogen. Wer genug Geld beisaß, suchte sich eine Pri- vatunterkunst ost zu geradezu ungeheuerlichen Preisen. Die Ärmsten aber, die nicht mehr rechtzeitig den nächsten Öl ' ' reicht hatten, schoben ihre bepackten Karren, Wagen Kinderwagen aus ein nasses Feld, «ine aufgeweichte 3 wickelten sich in ihre Decken, kauerten sich ur Gruppen zu sammen und harrten im Halbschlaf frierend und zitternd des Morgens und dachten der verlassenen Heimstätten, die d«r Wille der eigenen Landsleute in Schutt und Asche zu legeii beschlossen hatte. Gar mancher von ihnen hatte wenigsten- seine liebsten und teuersten Wertsachen zu retten versucht, indem er sie in rührendem vertrauen einem Offizier der „Bachs" zur Aufbewahrung und Abbeförderung an sichert Plätze übergeben hatte, die aber, die e» vorgezogen hatten verbarrikadierten die Kttleröffnungen, schafften Matratze» und Lebensmittel kn die Keller und harrten de» Augenblicks, wo ihre HSüser über ihnen Zusammenstürzen würden. Ruhe in Berlin. von unserem Berliner Vertreter wird uns geschrieben: Schicksalsschwerer« Stunden al» wie wir sie jetzt durchüben, hat Deutschland noch niemals gesehen!. Durch Berlin geht es wie eine leise kaum merlliche Er schütterung, und doch ist die Millionenstadt äußerlich fast ruhiger als je. Außer kleinen Gruppen, die sich spärlich auf der Straße zusammenfinden und die neuesten Zektunasblät- ter in der Hand die Lage besprechen, ist kaum etwas Beson deres zu bemerken. Auffallend sind nur verhältnismäßig große Ansammlungen von Matrosen, die man hin und wie- der zu Fuß oder auch aus Lastautomobilen sieht. Wer die revolutionäre Bewegung in Rußland mit erlebt und die dortigen Arbeiter- und Soldatenräte gesehen hat, ist von dem Aussehen und Austreten unserer Bmuen Jungen sthr angenehm enttäuscht. Sie haben alle ihre ersten Garnituren angelegt, sehen frisch und sauber aus und machen wirklich in keiner Hinsicht einen, umstürzlerischen Eindruck. Sie sind auch durchaus nicht auf revolutionäre, sondern auf ganz ord nungsmäßige Weis« hergekommen und haben sich ihre i— Kieler Soldvtenrat ausgestellten Urlaubspapiere, wie man hört, ganz sittsam auf dem hiesigen Martneamt abstempeln lassen. Mit verschiedenen Abgeordneten, insbesondere der sozialdemokratischen Partei haben sie alsdann verhandelt und nach den Äußerungen der Abgeordneten haben sich diese Verhandlungen in den besten Formen bewegt und «in durchaus befriedigendes Ergebnis gezeitigt. In den Fabri ken ist vorläufig alles ruhig. Es verlautet indessen, daß Vorbereitungen für den Streik in ziemlich umfassendem Maßstab« getroffen sind. * Berlin, 8. November. (Amtlich.) Nachdem der Eisen bahnzugsverkehr auf den von Berlin ausgehenden Strecken ganz oder zum größten Teil bis auf weiteres eingestellt ist, mangelt es an ausreichender Beförderungsgelegenheit für die hier zur Post gelieferten Wertsendungen. Die Annahme von Geldbriefen und Wertpaketen seitens der Postanstalten in Berlin und den Vororten ist desalb vorläufig untersagt worden. Übereinstimmend melden die Blätter, daß am gestrigen Tage in Berlin keinerlei Unruhen stattgefunden haben. Es wurden vereinzelte Züge zugelassen. Aus den Straßen ging es lebhafter zu als sonst. Gegen Abend rückten in viele Stadtgegenden Züge Berliner und auswärtiger Regimenter auf Flakkraftwagen in, die in Gastwirtschaften und anderen Räumen alarmbereit untergebracht wurden. Die Brücken der inneren Stadt, di« Hochbahn und die Stadtbahn werden militärisch bewacht. Verhaftung Unabhängiger Sozialdemokraten in Berlin. Berlin, 9. November. (Priv.-Tel.) Rach dem „Berl. Taaebl." wurde das Parteibureau der Unabhängigen So zialdemokraten in Berlin gestern nachmittag polizeilich ge schlossen und Parteisekretär Barth verhaftet. Auch der lln- abhängige Redakteur Däumig wurde auf der Straße ver- haftet. Die Unruhen im Reiche. Berlin, 8. November. (W. T. B.) über die Unruhen im Reiche wird von zuständiger Stelle folgendes mitgeteilt: In Kolberg liefen drei kleine Kriegsschiffe ein, die aus Kiel geflüchtet sind. Die Besatzungen wurden in die Heimat be urlaubt und sind abgereist. In Kolberg herrscht Ruhe. Auch in Swinemünde ist alles ruhig. Di« dort liegenden Fahr zeuge sind treu und es haben sich keine Soldatenräte ge bildet. In Lübeck scheint der Soldatenrat noch nicht rm Besitz der Gewalt zu sein. In Braunschweig und Wolffen büttel sind die Unruhen bislang ohne Blutvergießen ver laufen, doch ist die Entwickelung noch nicht abgeschlossen. Aus Köln liegen Meldungen vor, daß der Arbeiter- und Soldatenrat die Kontrolle über di« Soldaten übernommen hat. Es macht sich für die Zivilbevölkerung unangenehm bemerkbar, daß die aus den militärischen und Zwistt-rasan-; berichtet stallen befreiten Gefangenen, di» dort sehr -cAreich sind, sich raubend und plündernd auf di« Konfekttons geschäfte stürzen. Di« Bcchnhöfe sind durch den Arbeiter- und Saldotemat besetzt. (Dergl. auch die Meldungen im Beiblatt.) Rostock, 8. November. (W. T. ».) -In Rostock sind Soldatenräte gebildet. Die Chaussee nach Warnemünde ist besetzt. Überall Ruhe «ud Ordnung. Berlin, 8. November. (Privattel.) Die Unruhen ha- den sich außer auf di« Umgebung von Kiel und die Hansa- städte noch wetter über Hannover, Oldenburg und andere Städte ausgebvettet. Fast überall ist es ohne schwere Ge fährdung der Sicherheit und Ordnung abgegangen. Die Berliner Arbeiterbevölkerung zeigt Besonnenheit. Der Straßenverkehr spielt sich wie gewöhnlich ab. Die Polizei geht überall^mit Takt und Umsicht vor. Eine Inanspruch nahme militärischen Schutzes ist m Berlin nicht nötig ge- Abdankung des Herzogs von Braunschweig. Berlin, 9. November. (Priv.-Tel.) 2n Braunschweig entsandte der Arbeiter- und Soldakenrak eine Deputatton zum Herzog und legte ihm eine Abdankungsurkuad« vor. Der Herzog zögerte nicht, sie zu unterzeichnen. Die Vorgänge in München. In München ist es, wie bereits gestern kurz berichtet, am Donnerstag abend durch die Unabhängigen zu schweren Ausschreitungen gekommen. Sie begannen auf der There- sienwiese, wo di« Unabhängigen und die Mehrheitssozialisten ihre Ansprachen halten oder verlesen ließen und für sich los gingen. Ein junger, etwa zwanzigjähriger Unteroffizier hielt an einer Stelle eine kurze Ansprache, die mit den Wor ten schloß: „Auf zu den Kasernen! Holen wir unsere Kame raden!" Mit einer roten Fahne zog der Unteroffizier, zu weilen von anderen aus den Schultern getragen, dem im mer mehr anschw«llenden Zug voraus. Es ging den Bava riaring entlang, durch die Landwehrstrahe über den Karls- platz zum Wittelsbacher Palast, vor dem nur ein einziger Posten stand, und dann zur Residenz. Unterwegs mahnt« dec Unteroffizier die schreiende und johlende Menge zur Ruhe und Besonnenheit. Von der Residenz ging es dann zur Türkenkaserne, zum offenen Kasernentor hinein. Die Gewehre der Wache wurden herausgehott, mit Gewehrkol ben, Steinwürfen und rasch zertrümmerten Sandstrsukästen die Fenster auch in den oberen Stockwerken eingeworfen, aus denen sodann Reizbomben (Gasbomben) unter die to bende Menge herabgeworfen wurden. Die Telephonzen trale auf der Hauptwache wurde zerstört. Auf einem von Soldaten besetzten großen Milttärauto sah dann der junge Unteroffizier mit der roten Fahne und der Führer der Un abhängigen, Schriftsteller Kurt Eisner, und riefen: „Der Kaiser hat nicht den Mut gefunden, zurückzutreten, wohin er gehört Es gibt keinen Kaiser, es gibt keinen Fürsten niehr in Deutschland." Plötzlich entstand der Ruf: „Zum Franzi!" (MilitärgefSngms), worauf dann ein Trupp abzog. Ein anderer soll zum Strafvollstreckungsgefängnis nach Stadel- heim gezügenffein. In der Stadt waren die Läden meistens geschlossen. Vor der Schulkaserne in der Amalienstrahe spielten sich durch einen kleineren Trupp Aufrührer ähnliche Szenen ab wie in der benachbarten Türkenkaferne. Auch hier wurden dis Soldaten herausgeholt. Eine von ihnen brachte Patronenpakete heraus und verteilte sie rasch an Soldaten und auch an Zivilpersonen, die sie verlanaten. In anderen Kasernen kam es zu ähnlichen Austritten. Di« Sol daten wurden in den von der Menge durchwogten Stra ßen aufgefordert, die Kokarden abzulegen. über die weiteren Vorgänge die zur Ausrufung der „Republik Bayern" führten, wird im Beiblatt ausführlich Arbetter-undSoldatenrairrr Dresden VK»dm, 8: November. (W. S. L. Mit dem heullaem Abend ist di« Leitung der Geschäft« der Garulfo« Lreude» in di« Hände de» provisorischen Soldaten- «ad Arbeiter rate, übergegangvn. Kämkllche MlMär- und Zivilbckhörde« arßette« in ihrer bisherigen Ausonnnensehnng unter Leitung und Aussicht de» provlsott scheu Soldaten- uud Arbeiterrat«,. Dagegen verpflichtet sich der provisorische Soldaten- und Arbeiterrat mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln, Aus schreitungen und Plünderungen, sowie jede. Vergehen gegen die öffentliche Ordnung zu verhindern. Da» Privat eigentum und die persönliche Freiheit werden unter alle« Umständen gewahrt werde«. 2m Interesse der baldige« Wiederherstellung geord neter Verhältnisse hat sich der Hmqckmann Thierig von» Stellv. Generalkommando bereit erklärt, in denSoldat-nmt einzutreten. Die revolutionäre Bewegung in Leipzig. Leipzig, 8. November. (W. T. B.) Nach einer Ver sammlung, bi« heute nachmittag im Volkshause von meh reren hundert Soldaten veranstaltet wurde, hat sich auch hi«r ein Arbeiter- und Soldatenrat gebildet. In den Stra ßen wurden Offiziere «Mehalten und zur Abgabe der Waf fen gezwungen. Di« Straßenbahnwagen wurden gleich falls angehalten und durchsucht. Di« Garnison hat sich, wie es heißt, zum Teil gezwungen, der Bewegung angeschlossen. Vom Bolkshause weht die rote Fahne. Der Hauptbahnhof ist von Mannschaften des Arbeiter- und Soldatenrats abge sperrt. Der Verkehr geht seinen Gang. Zu größeren Ruhe störungen ist es, soweit bisher bekannt, nicht gekommen. Leipzig 8. November. (W. T. Ä.) Am Rachmittag des 8. Rovembee begann die revolutionäre Bewegung. In kurzer Zeil, ohne daß e» zu Blutvergießen kam, sah sich da» Generalkommando in Leipzig zur Kapitulation genötigt. währen- aus den Straßen die Offizier- von mlNtäri- schen Patrouillen entwaffnet wurden, wurde in de« Kasernen ein Soldatenrak gewählt. Der Soldatenrat trat im Gene ralkommando zusammen. Man berief Vertreter der «nab- hängigen Sozialdemokraten zur Information noch dem Ge neralkommando. Inzwischen hatte sich et« prmSsoetfcher Arbeiterrat au» der Parteileitung der Unabhängigen So zialdemokraten getttldet. 2n seinem Auftrage traten dick Herren Lipinski und Reichvkagscckgeordneher Geyer in Ver bindung mit dem Soldatenrat und verhandelten gemeinsam mit dem Soldatenrat mit d«n Offiziere« de» Generattom- mando». , Sie stellten folgende Bedingungen: 1. völlige Übergabe der Kommandantur und der mitt- tärische« Gewalt an de« Arbeiter- und Soldatenrak. 2. völlige übergab« fÄNMchev militärischer Depok> enthaltend Lebensmittel, Munition und militärische« Ma- terials, 3. Unterwerfung der Offiziere unter die Befehlsgewalt des Soldatenrat». Die Offiziere der Kommandantur, di« Gensr-^ Schweinitz und von Kaufmann gestanden di« Punkte zu. Den letzten Punkt wollten sie s»»>iLiaen Der Soldatenrat und die Vertreterdes Ar^^s beDhtzn auf ihren Forderungen. Nach Überg^ j>er militärischen- Gewalt durch das Generalkomma^^ wurde di« Berpfke- gungsfrag« der Truppen und d Urlauber so geregelt, daß di« Stadtverwaltung sich ve^chtet, für diese für -Berpfle- gung und Unterkunft S^tze trägen. - , > Aus dem So^^xgi und dem Arbeiterrat wird je Ausschuß gewählt, di« zusammen di« elgentlrchL Macht in Hündin haben w-rden. Ihre Beschlüsse ein Gesuch um Frieden für notwendig. DfL« Tatsache zu verschleiern hat gar, keinen Sinn, nachdem sw von den verschiedenen Seiten im Reichstag, d. h. vor der Öffentlichkeit, der ganzen Welt ohne Widerspruch mitgewilt worden ist. Obgleich lmm die ganze Situation als äußerst gespannt ansah, traf die Parteien diese Mittel.» lung wie ein Keulenschkag. Dabei war,"wie nun aber auch hinzugefügt werden muß, diese Stellungnahme der Obersten Heeresleitung in keiner Weife mit einer gegenwär tigen Schwierigkeit an der Westfront begründet, sondern.ke- digfich mit einer Betrachtung über die GMMÜagd, dvs da» rin ausmündete, daß bei einer weiteren Fortsetzung des Krieges die deutsche Siegesmöglichkeit ange sichts der Verstärkung der Gegner unwahrscheinlich geworden wäre und in keinem Verhältnis zu dem Einsatz stand, der durch eine längere Fortdauer des Weltkrieges ein gegangen würde. Das glänzend« Halten der Westftont in der Zwischenzeit hat bewiesen, daß die Oberste Heeresleitung die Lage richtig gewertet hatte. Vo« der Flucht der Bevölkerung Im Gebiet der Räumung. Grenzenloses Elend, zieht im Norden Frankreichs und Belgiens vor den Truppen der Entente her. Doll Entsetzen sahen der spanische und der holländisch Gesandte in Brüssel, die in Begleitung eines armesehenen Bürgers Brüssels das Räumungsgebiet an der Westfront besuchten^ die Zerstö rungen, die englische Granaten in wenigen Tagen in Denin angerichtet hatten, erlebten die fortwährenden Abwürfe von Bomben mittm auf Tournai und Dalenciennvs und er staunten über die deutsche Disziplin, die an den Brücken je des Auw und jeden Wagen durch Posten auf seinen Inhalt kontrollieren liehen, um Plünderungen vorzubeugen. Das Bild, das sich den Beschauern bot, war erschütternd, Frauen und Kinder flüchteten schneiend auf den Straße«, Tote und Verwundete wurden weggeschasst. Aus den Städten und Dörfern aber wanderten unerschütterlich Züge von Flücht lingen. Der Regen fiel, Schmutz bedeckt die Straßen, Männer zogen Wagen und Karren mit dem Notdürftigsten, das sie in ihrer Angst und Not mitgenommen hatten. Frauen stapften mÄ>e, den Sonntagshut auf dem Kopf, an ihre Rocke klaMmerteN sich Kinder. Selbst halbe Krüppel und aN Rheumatismus Leidende hatten von der Erlaubnis zu bleiben, keinen Gebrauch gemacht und schleppten sichaus dei Feuerz'one. All« deutschen Kolonnen waren mit FlücWin- gen bÄadvn, ost mehr als den Pferden zugemutet werden durst«. Die Fahrer teilten Essen und Brot mit den Unglück licheu. Wo es ging, nahmen lMnbahnzüge dick Armen auf, die das eigene Vaterland in Wend und Verbannung trieb Doch weder Wagen noch Züge reichten für die Austiahm« aller aus. So sah man denn reich und arm, bunt durchein ander, bisweilen am selben Strick ziehend, durch Regen uni Kot trotten. Mächtige Packen beluden die Schullern. Ihre Stricke schnitten ins Fleisch. Die Dämmerung kam. Der Regen rieselte weiter. Da und dort brach ein Wagen zu sammen, stürzte in den Straßengraben. „Oh, Malheur, Malheur, Malheur!" schrien die Unglücklichen, die es traf, verzweifelt, gellend auf und suchten im Dunkeln, km Sira, benschmutz ihre Habseligkeiten, ihr bißchen Essen zusammen, das in Büchsen und Papier gerollt war. Hier führt ein Sohn seine Mutter auf einer Schiebkarre. Dort saß ein be rühmter Cellist am Straßenrand, müd, bleich und trüb, und kaute an seinem Stückchen Brot. Dann sank kalt und feucht bi« ikmkle HerbstNacht. In den überlegten Ortschaften wurden notdürftige Massenquar tier« bezogen. Wer genug Geld befaß, suchte sich eine Pri- Ort er- - und