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263 Sonntag, 10 November 1918 73. Jahrgang' DerSäHWeLrzähler ' § Bischofswerdaer Tageblatt i, s Wöihentttche Beilagen: Der Sächsische Landwirt und Sonntags-Unterhaltungsblatt. .r in im er- Säuptavar de» Da sührdet Amtsblatt der Königlichen Amtshauptmannschaft, der Königlichen Lchulinspektion und des Königlichen ^auptzollamtes zu Bautzen, sowie des Königlichen Amtsgerichts und des Stadtrates zu Bischofswerda und der Gemeindeämter des Bezirks. Anzeigeblatt für Bischofswerda, Stolpen und Umgegend, sowie für die angrenzenden Bezirke. Ältestes Blatt im Bezirk. Erscheint seit 1846. Telegr.-Adresse: Amtsblatt. Fernsprecher Nr. 22. Thronentsagung des Kaisers. Arbeiter- und Soldatenritte in Dresden irnd Leipzig. — Verhaftung Unab hängiger in Berlin — Abdankung des Herzogs von Braunschweig Die Forderungen der Sozialdemokraten. Vertin, 8. November. (W. T. B.) Die Vorstände der sozialdemokratischen Partei und der sozialdemokratischen, Reichstagsfraktron veröffentlichen an der Spitze des „Dor- < märts" folgenden Aufruf: * i Arbeiter! Parteigenosse«! Der Frieden ist gesichert. In wenigen Stunde« wird sein. Nur seht keine Unbeson- Fronk beendete« ViukSrgietzxn. machen. Die sozialdemokratische Aufforderung, sie binnen 72 Stunden, die Montag vormittag 11 Uhr ablaufen, anzunehmen oder ab zulehnen. Der deutsche Vorschlag zum sofortigen Abschluß einer Waffenruhe wurde von Fach abgelehnt. Die Waffenstillslandsbedingungen sind durch Kurier nach dem deutsche«' Hauptquartier überbracht worden. Der Inhalt der Bedingungen noch nicht bekannt. Vertin, 8. November. (Amtlich.) Die Waffenstillstands bedingungen sind unseren Unterhändlern mitgeteilt worden. Ihre Annahme in ihrer Gesamtheit wird bis Montag ver langt. Der Inhalt ist im Hauptquartier und in Berlin noch nicht eingetroffen. Eine unliebsame Verzögerung. Verlin, 9. November. (W. T. B. Amtlich.) Der mit der Überbringung -er deutsche» Vaffenstillstandsbedingun- ge« beauftragte Kurier funkte heute nacht durch Eiffelturm- Funkspruch, datz er die Linie nicht passieren könne, da die Deutschen das Feuer noch nicht eingestellt hätten. An die- ser Annahme wurde er anscheinend durch den Umstand ver anlaßt, daß auf deutscher Seite ein Munitions-Depot in Brand geraten war und mit fortgesetzten Detonationen in die Lust flog. Der Kurier wurde durch Funkspruch hierüber aufgeklärt und erhielt die Weisung die Linie sofort zu über schreiten. Da» Eintreffen der Waffenstillstandsbedingungen in Verlin kann stündlich erwartet werden. Bereits heute vormittag verbreitete Meldungen über ihre Annahme entsprechen nicht den Tatsachen. Allerdings darf heute mit dem Abschluß bestimmt gerechnet werden. Waffenruhe an der flandrischen Front. Rotterdam, 7. November. <W. T. B.) „Niouwe Rot- terv. Courrant" meldet aus Sas van Gent: Seit 24 Stun den ruht der Kampf am Kanal von Selzeat« bis Gent. — Das Artilleriefeuer und auch jede andere Tätigkeit auf der linken Flanke der Armee der Alliierten ist eingestellt. Oh dies mit den Waffenstillstandsverhandlungen zusammen- hängt, konnte nicht festgeftellt werden. Beratung des Kriegskabinetts. Bersin, 8. November. (W. T. B.) Das Kriegskabinett ist unter dem Vorsitz des Reichskanzlers seit dem frühen Vormittag zu einer Sitzung versammelt. Die Meldung eines hiesigen Blattes, daß der Reichskanzler ins Haupt quartier gereist sei, ist somit unrichtig. Cs verlautet, daß mit Rücksicht auf die Berkohrsschwierigkotten die Frist des sozialdemokratischen Ultimatums bis 6 Uhr abends verlän gert worden sei. Eine Bestätigung dieser Meldung liegt je doch nicht vor. Das Strahenbild der Reichshauptstadt ist von de» politischen Ereignissen fast gänzlich unbeeinflußt. Es wird in allen Betrieben gearbeitet. Rücktrittsgesuch des Reichskanzlers. Bersin, 8. November. (Privattel.) Wie wir hören, ist Seine Majestät dem Kaiser über die Lage telegraphischer Bericht erstattet worden. Eine Antwort ist bisher nicht eiN- getroffon. Der Reichskanzler Prinz Max von Baden hat dem Kaiser seine Demission angeboten. volution, wie sie sich in den Arbeiter- und Soldatenräten äußert, der Boden abgeschlagen wird. Sonst entwickelt sich in den Großstädten binnen weniger Tage die Hungersnot mit allem Furchtbaren, was daran hängt. Die Verantwor tung ist ungeheuer geworden. Hoffen wir, daß die Entspan nung, die der Waffenstillstand bringen wird, schnell auch zur Rückkehr gesetzlicher Zustände führt. Denn ohne diese steuern wir dem Abgrund zu. Das Einvernehmen sämtlicher Mehr heitspartoien, das gestern abend über die Wahlreform in den Einzelstaaten, über das Frauenstimmrecht und die Einsetzung eines parlamentarischen Ministeriums derMehrheitspartoien in Preußen vorbehaltlich der Genehmigung der Fraktionen erzielt worden ist, ist geeignet, beruhigend auf die Stim mung zu wirken und die Rückkehr der Ordnung zu er wirken. Übergabe der Waffenstillstandsbedingungen. o Amsterdam, 8. November. (W. T. B.) Das Büro Bersin, 8. NovenMr. (W^T. B.) Der Kaiser, der vom Radio teilt mit: Die deutschen Bevollmächtigten erhielten Reichskanzler über die Gesamtlage genau unterrichtet ist,'am Freitag Morgen im Hauptquartier der Alliierte« die hat den Prinzen Max von Baden gebeten, einstweilen die Bedingungen für den Waffenstillstand, sowie die dringende Geschäfte des Reichskanzlers weiter zu führen, bis der end gültige Beschluß des Kaisers erfolgt. Dieser ist in kürzester Frist zu erwarten. I« Erwartung der Antwort des Kaisers. Berlin, 9. November. (Priv.-Tel.> Nach dem „Berl. Tagebl." ist bis in die Abendstunden bei der Regierung in Berlin eine Antwort des Kaisers nicht eingetroffen. Es zeigt sich, wie erschwerend auf alle Verhandlungen die Abwesen heit des Kaisers wirkt. Nicht ausgeschlossen ist, daß der Kaiser den Wunsch hat, das Eintreffen der Waffenstillstands bedingungen abzuwarten und seme Abdankung mit dem Hinweis auf diese Bedingungen zu begründen gedenkt. Man hofft in Regierungskreisen, daß Prinz Max sein Rücktritts gesuch zurücknehmen wird, wenn der Kaiser sich zur Abdan kung entschließt. Sollte der Prinz nicht bleiben wollen, so würde das ganze Kabinett mit ihm gehen und alsdann ein Kabinett mit dem sozialdemokratischen Abgeordneten Ebert an der Spitze die wahrscheinliche Lösung bringen. Fortschrittler und Kaisersrage. Berlin, 8. November. <W. T. B.> Bon einem hervor ragenden fortschrittlichen Abgeordneten erhält die „B. Z. am Mittag" über die Stimmung und Ansichten der fort schrittlichen Volkspartei folgende Mitteilung: Das Ultima tum der sozialdemokratischen Fraktion hat uns peinlichst überrascht. Wenn man sich zu einer Mehrheit mit anderen Parteien zusammengeschlossen hat, so verlangt ein solcher Zusammenschluß ein gemeinsames Vorgehen und vorherige Verständigung über alle Schritte. Wie wird einem zedoch die Pistole auf die Brust gesetzt. Auch in den Kreisen meiner Freunde ist man der Meinung, daß es richtig gewesen wäre, wenn der Kaiser rechtzeitig und mit einer großen Delegation.Geste zurückgetreten wäre. Bor wenigen Wochen hätte er damit dem Volk« einen großen Dienst geleistet. Jetzt kommt ein solcher Schritt verspätet. Immerhin ist er bei der Revo lution, die sich nun einmal in Deutschland vollzieht, nicht mehr zu vermeiden. In diesen Zotten kann in Deutschland ohne Sozialdemokratie nicht regiert werden. Sie ist zur Mehrheitsbildung unbedingt notwendig. Sonst geht die Re- volutton ittcht auf friedlichem, sondern auf bolschewistischem Wege mit allen Schrecken des Bürger - Es wäre furchtbar, wenn im Augenblick der w tands- verhandlungen und nun mittelbar vor den F »Verhand lungen kein« Regierung einer Mehrheit vorhanden wäre. Aber auch für die Verhältnisse im Innern des Reiches ist es unbedingt notwendig, daß sofort der bolschewistischen Re- M patter seht ihre ganze Kraft ein, um eure Forderungen schnellstens zur Erfüllung zu bringen. Deshalb stellten heute die Vorstände der sozialdemokratischen Partei und der sozial demokratischen Reichslagsfraktion folgende letzte Forde rungen an den Reichskanzler: 1. Freigabe der heute verbotene« Versammlungen. 2. Anweisung an Polizei und Militär zur äußersten Besonnenheit. S. Rücktritt des Kaisers und des Kronprinzen bis Frei- tag mittag. 4. Verstärkung des sozialdemokratischen Einflüsse» der Regierung. 5. Umgestaltung des preußischen Ministeriums Sinne der Mehrheit-parttten des Reichstages. Ist U» heute mittag keine befriedigende Antwort fotzt, so tritt die Sozialdemokratie aus der Regierung au». Erwartet weitere Mitteilungen von uns im Laufe des Frei tag nachmittag. Erfüllung der sozialdemokratischen Forderungen. — Vertagung der Kaisersrage. ' Bersin, 8. November. (W. T. B.) Der Vorstand der sozialdemokratischen Partei Deutschlands und der Reichstags fraktion hat folgenden Aufruf erlassen: Arbeiter! Parteigenossen! Ein Teil der gestern von uns aufgestellten Forderungen ist von der Regierung und den Mehrheilsparteien erfüllt worden. Da» gleiche Wahlrecht für Preußen und olle Bunde»; floaten auf der Grundlage der Verhältniswahl soll ohne Verzug durch Reichsgeseh eingeführt werden. Me sofortige pärtamentarisierung der preußischen Re. gleruag ist gesichert, ebenso die Verstärkung -es sozialdemo kratische« Einflüsse, in der Reichsregierung. Die Einberu fungen zum Misitär find rückgängig gemacht. Noch nicht erlStzt ist die kaisersrage. llaftre Forderung auf sofortigen Rücktritt de» Kaiser» und Verzicht de» Kronprin zen wurde ausgestellt unter -er Voraussetzung, daß der Was- fenstillfiand heute mittag «beschlossen sein müsse. Diese Vor- au»sehung Hal sich nicht erfüllt, well die deutsche Delegatton infolge äußerer Hindernisse heute vormittag im feindlichen Hauptquarsier nicht eintreffen konnte. Der Abschluß de» Waffenstillstände» würde aber ge fährdet durch unsere« Austritt au» der Re. gieruttg. Deshalb hat der Parieivorstand und die RckchskMwttiond^gestellteFrist bi» zum Abschluß ds» waffeufllllflaude» verläagerk, um erst da» «ufhären de, Blutvergießen» und die Sicherung de» Friedenßchluss«» herbeizuführen. Sonnabend vormittag tre- wn die pertrauenMnänuer der Arbeiter erneut zusammen. Arbeiter! Parteigenossen! E» Hande« sich also nur u>» «inen Aufschub chou ««aige» Stunden. Eure kraft und Eure Entschlossenheit vernäh diesen «uffchnb. Geschäftsstelle: Bischofswerda, Altmarkt 18. Erscheint jeden Werktag abends für den folgenden Tag. Der Be- sugspreis ist einschließlich der wöchentlichen Beilagen bei Abholung ln der Geschäftsstelle monatlich SO Pfg., bei Zustellung ins Haus monatlich 1 Mk.; durch di« Poft bezogen vierteljährlich Mk. 2.85 ohne Znstellungrgebühr. Postscheck-Konto: Amt Leipzig Nr. 21543. — Gemeinde- verbandsgirokasse Bischofswerda Konto Nr. «4. Im Falle höherer Gewalt — Krieg oder sonstiger irgend welcher Störung des Betriebes der Zeitung oder der Beförderungseinrich- tungen — hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rückzahlung des Bezugspreises. Anzeigenpreis: Die 5gespaltene Grundzeile (Ilm. Moste 25, oder deren Raum 30 Pfg., örtliche Anzeigen 20 Pfg. In: Tert- tell (Zlm. Moste 17) 60 Pfg. die Zgespaltene Zeile. 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