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VeMatt M Rmmner Je» 2. Dezember LV14 silksus 8. November v. November. (Auszug.) LemiUK-Kompaguie Nr. 1. XU. Armee-Sorp». 11. November. Feldpostbriefe der Söhne unserer Heimat Feind an Feind in Nordfrankreich Au« Feldpostbriefen eine« jungen Sriegsstelwillige«. (Fortsetzung.) 3. November. lnnnu uns 5. November. les unä Amtmanns KSthe Roman von H. CourthS-Mahler. (Nachdruck verboten.) Leider wurde uns heute die Nachricht, daß unser Regi ment sein tapferes und meist auch erfolgreiches Borgehen mit furchtbaren Verlusten hat bezahlen müssen . . . Doch -a» Blut ist nicht umsonst geflossen: so viel wir wissen und «uh Ihr wohl aus der Zeitung erfahren habt, steht die Sa che hier für uns sehr günstig. Freilich einige Stunden Morgenruhe hat mir da vorn wohl jehesmal die Kälte geraubt; doch gibt es dafür ein sehr gutes Mittel, das zwar nicht wie daheim ein guter Früh kaffee heißt, sondern ein Stündchen Schanzarbeit. Einen guten Schutz gegen alle Unbilden der Wittterung hat mir stets meine dicke, warme Unterkleidung geboten; denn nicht nur von Euch, meine Lieben, bin ich in dieser Hinsicht gut ausstaffiert worden; sondern auch die Heeres verwaltung hat noch ein übriges getan . . . Nur diesen kurzen Trutz! Kann ihn rasch durch ver wundete heimsenden, da von hier . . . keine Post geht. Bin gesund. Hab« Euch viel geschrieben, aber selbst wenig er halten . . . Astronomischer Kalender. 2. Dezember: Svqnenaufg. 7 Uhr 44 Min. l Mondaufg. 3 Uhr 10 Min. Gonmnunterg. 3 Uhr 55 Min. l Monduntng. 7 Uhr 47 Min. In den letzten Tagen sind wieder mehrere hundert Eng länder gefangen genommen worden. Gestern nach einem erfolgreichen Sturm aus einen gefährlichen Wald wurden auch etwa 250 Franzosen durch unser Dorf transportiert, die -mn Teil weinten, weil sie dachten, alle Gefangenen würden erschossen, und die auf ihre englischen Verbündeten fluchten, die sie schändlich verraten hätten. Als wir sie trösteten, wur den sie zutraulich und beschenkten uns als Kameraden freundlich mit allerhand Kleinigkeiten. Endlich einmal ein wirklicher Ruhetag! Auf der Re- »terkrankenstube in Feindesland! Doch seid unbesorgt: nur meine wunden Füße will ich einmal auskurieren! Ich liege mit ein paar dutzend Kameraden in einem Gehöft. Esten und Trinken, besonders den billigen, sehr starken belgischen Milchkaffee, bekommen wir genug; nur ist man leider eine ordentliche Ernährung so wenig gewöhnt, daß wir fast alle mit Darm und Magen zu tun haben. Geld kann man jetzt -wieder einmal brauchen, und so erschien uns denn heute vor mittag unser lieber Herr Feldwebel als rettender Engel, der jeden Mann 13,10 -U (zweimal Löhnung und 2,80 ver spätetes Erfrischungsgeld für die Reise) auszahlte. ... Leider hat sich mein Fußleiden infolge ungenügen der Behandlung so verschlimmert, daß ich heute wegen Bin- degewebeEntzündung geschnitten werden mußte! Doch fühle ich mich jetzt schon viel wohler, nur bin ich von der schmerz lichen Operation noch ganz matt. Seid ohne Sorge; es wird sich bald zum besten wenden! Neues von der Front ist mir nicht bekannt; nur habe ich erfahren, daß der Kaiser vor einigen Tagen im nahen . . . gewesen sein soll. Die furchtbaren Berluste unseres Regi ments wurden heute bestätigt.... Ist das nicht entsetz lich? Doch frohen Mut! . . . Bist Du nun zufrieden?" Ja, Mutter." Warum kamst Du nur auf den Gedanken? Seit gestern abend wieder vorn in der Front! Rur etwa 100 Meter, an einigen Stellen noch weniger, trennen un sere Schützengräben von denen der Feinde. Doch liegen wir in aller Ruhe da; nur ab und zu fällt ein Schuß, allein die ArtMerie redet ihr furchtbares Wort. Wir haben es in un serer Stellung so gut wie nur möglich; ausgezeichnet ist die Verpflegung (am Tage Konservenfleisch, Wein oder Rum, Käse, Wurst, Butter, Zucker, Zigarren, abends warmes Essen und Kaffee, früh Kaffee). Gott sei Dank! befindet sich jetzt auch eine Derbandsta- tion mit einem Arzt direkt im Schützengraben, so daß die armen Berwundeten nicht mehr, wie es oorgekommen ist, 24 Stunden und länger, nur mit Notverband von Kameraden versehen, hilflos dazuliegen brauchen, weil am Tage ein Transport unmöglich ist. — Doch es dunkelt! Wieder ein Tag zu Ende, wieder einen Tag näher der Heimkehr! . . . „Nun — ihr Vater etwa. Ich halte ihn dazu für fähig." tjdz chFr bsihbchrD anäntagesnN tn llttjdefrsi, s ck or „Das ist aber ganz unmöglich, Georg. Ich hab« Dir doch gesagt, daß Käthe tn meiner Gegenwart das erste Dort von Deiner Werbung hörte. Und ich geb« Dir mein Derl»stttste SW. «8 der «Sirigl. SSchs. Armee «»«gegeben am 30. November 1914, nachmittag» S Uhr allein der Glanz der „guten Partie" gelockt hatte, mochte er nicht annehmen. Er traute ihr keine unedlen Mottos zu und sagte sich sehr richtig, daß sie sich in diesem Falle mehr um ihn bemühen würde. Seiner Meinung nach konnte sie weder seine Person, noch sein Besitz gelockt haben. Was also hatte sie dazu gedrängt, seine Braut zu werden? Und eines Tages kam ihm ein Gedanke, der ihn sehr un ruhig ryachte. Sollte man trotz der gegenteiligen Versiche rung seiner Mutter einen Zwang auf sie ausgeübt haben? Als ihm dieser Gedanke kam, war e? auf dem Heimritt be griffen. Er hatte stundenlang auf den Feldern zu tun gehabt und war sehr müde und hungrig. Dieser Gedanke veranlaßte ihn, sein Pferd noch schneller ausgreifen zu lassen. Ohne sich Zeit zu lasten, sich umzuklei den, trat er bei seiner Mutter ein. „Guten Tag, Mutter!" „Guten Tag, mein Sahn! Bist Du endlich zurück? Er war ein heißer Tag heute, nicht wahr?" „Ja, Mutter." Georg ließ sich in ein-n Sessel fallen und streifte nervös mit der Reitpeitsche, an den Schäften seiner Stiefel entlang. „Willst Du Dich nicht umziehen, Georg? Ich laste in zwischen den Teetisch decken." Sie klingelte und gab dem eintretenden Mädchen Befehl. Da Georg keine Miene machte, sich zu erheben, sah sie ihn forschend an. „Hast Du Aerger gehabt, Georg?" „Nein, Mutter." „Du kommst mir so seltsam vor. Was hast Du denn?" Georg stützte die Arme auf die Knie und sah mit einem forschenden Blick zu seiner Mutter auf. „Mutter — ich wollte eine Frage an Dich richten. Weißt Du bestimmt, daß KSthe picht gezwungen worden ist, meine Braut zu werden?" Frau vrandner schüttelte verwundert den Kopf. „Gezwungen? Aber Georg, wie kommst Du nur auf tsrn von »vLiviok «r 8otw, (Aus einem Feldpostbrief im Hamb. Fremdenbl.) Jedermann weiß, daß unser Gegenangriff auf den gro ßen französischen Umgehungsversuch unseres rechten Flügels eine Schlachtlinie hergestellt hat, die südwestlich der großen Straße Noyon-Roye — jetzt eine der verkehrsreichsten und wichtigsten Straßen hinter unserer Front — verläuft und dann einen Bogen nach dem noch heiß umstrittenen Arras zu macht. Bei klarem Wetter scheint es, als sei der Rathaus - türm des arg mitgenommenen Roye mit den um ihn sich schmiegenden Häusern, die einsam aus weiter Ebene ragen und deren Schattenrisse immer und immer wieder am Hori zont auftauchen, der Drehpunkt der Stellungen. Durch das hügelige Gelände, das sich ringsum an die Ebene «»schließt, ziehen sich unsere Schützenlinien mit vielen Wendungen und Ecken und manchmal in den seltsamsten Schlangenlinien. Sie setzen sich nach Südosten hinter den gewaltigen waldreichen Höhen fort, die sich wie eine langgestreckte Kulisse hinter Noyon — natürlich immer nach Paris zu gesehen — auf türmen, laufen hinter dem lieblichen Carlepont, das außer Sicht, aber noch im Bereiche der feindlichen Geschütze liegt, vorüber in das zerklüftete Gelände, in dem vor der Linie Bailly—Ollencourt—Tracy le Mont beinahe undurchdring licher Wald die völlige Ausnutzung des Sieges bei Noyon unmöglich machte. Als Begleiter eines Adjutanten habe ich die Stellungen viele Kilometer weit abgepirscht — die Arbeit oder vielmehr das Vergnügen mehrerer Tage. Auf einer das Schlachtfeld beherrschenden Höhe mußte ich bei dem Gedanken lächeln, daß ein ahnungsloser Wanderer hierher verschlagen, nicht merken könnte, daß er eine Gegend überblickt, in der wenige hundert Meter vor ihm erbitterte Feinde sich gegenüberlie gen und mit den schwierigen Mitteln des Festungskrieges ge geneinander arbeiten —, und daß dann plötzlich in seine Hin gabe an der Ruhe der Felder und Wälder der wilde Spuk der Geschosse aus der Erde heraus losbräche. Die Gegend hat das friedlichste Gesicht. In den Tälern und Mulden lie- (num. Parkett) ) M. t und Theater. Vr. 242, lelävotoä »/. VA», i» ÜUdA»*«! ;ea Saison. im Residenz. 12, Fottse-ung. Manchmal wollte er sie fragen, ob sie da» Lachen ver lernt habe, und warum. Aber er kam nicht dazu. Sprach er mst ihr, Hann blickte sie ihn mit ihren schönen, goldschim- mernden Augen groß und ruhig an, und dann fühlte er sich unter diesem Blick zuweilen bekommen, wie ein Schuljunge. „Sie wäre es wert gewesen, au» Liebe geheiratet zu werden," dachte er ost, fast beschämt, daß er so kühl seine Mutter für sich hatte werben lasten. Er grübelte zuweilen darüber nach, warum sie seine Werbung angenommen hatte. Daß sie ihn liebte, glaubte er Aicht, dazu war ihr Verhallen zu reserviert. Und daß sie „Ich weiß nicht — Käthe kommt mir so kühl und zurück haltend vor." Anna Brandners Augen bekamen einen ganz besonde ren Ausdruck. Das feine humorvolle Lächeln, das zuweilen ihren Mund umspielte, zeigte sich wieder. „Das war doch, was Du wolltest, Georg. Du hattest doch so große Angst vor verliebten Tändeleien und zudring liche Zärtlichkeiten. Käthe ist nicht eine von denen, die sich einem Manne an den Hals werfen. Sie ist sittsam und be sitzt großen Herzenstakt. Das schätze ich sehr an ihr." Georgs Gesicht verriet ein gewisses Unbehagen. „Ja doch, Mutter, und ich bin auch sehr zufrieden mit ihrem Verhalten. Nur wollte ich sicher gehen, daß sie nicht gezwungen worden ist zu dieser Verbindung. Der Gedanke war mir unerträglich. Aber wenn Du annimmst, daß Käthe mich liebt oder mir nur eine wärmere Neigung entgegen bringt, dann bist Du im Irrtum. Sie steht mir innerlich so kalt gegenüber, wie ich ihr." Wieder zuckte da» humorvolle Lächeln um Frau Brand, ner» Mund. Wort, sie ist weder beeinflußt noch gezwungen worden." Er sah eine Weile schweigend vor sich nieder. Seine Mutter nahm neben ihm Platz und beobachtete ihn forschend. Endlich hob er den Kopf wieder und sagte dringend: „Bitte, erzähle mir doch einmal ganz ausführlich, wie jene Verhandlung geführt wurde. Du hast nur flüchtig darüber gesprochen." Anna Brandner erfüllte seinen Wunsch. Fast wortge treu berichtete sie alles ganz genau, so freilich, wie sie e-i selbst erfaßt hatte und in der Voraussetzung, daß Käthes fas sungsloses Wesen eben nur durch die freudige Ueberraschung verursacht worden war. Auch daß Käthe gefragt hatte: „Warum kommt Ihr Sohn nicht selbst, um mich zu fragen, ob ich seine Frau werden will, und warum hat er gerade mich erwählt?" sagte sie ihm. Georg hörte sehr gespannt und aufmerksam zu, aber auch er mußte sich nun sagen, daß von einem Zwang keine Rede sein konnte. Als die Mutter zu Ende war, strich sie ihm über die Stirn und sagte lächelnd: ssr. IN, .vineorlrt ne dem Httlksch, Gustav -ermann, Krankentr., d. N., Steiaigttvolm«- darf — bef. sich zur Pflege v. Derw. in Donmarttn- Lettree. Polenz, August Ernst, Trainsoldat d. L., Dreßa — bef. sich zur Pflege von Lern», in Sompuis. Sächf. Slaat«angehLrige in außerfächs. Truppenteile«. Grützuer. Paul Bruno, Gefr. aus Vurkau — leicht verw. Nllsche, Elemenz Unteroffiz, d. R., Elstra — schwer verw. Förster, Johann, Res., Rodewitz — vermißt. Pohl, Johannes, Ers.-Res., Bautzen — l. verw. Zereuue«. Karl Gustav, Kriegssreiw., wehrsdorf — l. verw. Sinnspruch. Je angestrengter und sorgenvoller das Leben des Mannes draußen in der rauhen Welt ist, desto mehr bedarf er im Hause der Liebe. Michelt- Gedenktage: 1. Dezember 1806: Friedrich Wilhelm HI. erklärt in einer Proklamation alle Festungskommandanten, die sich j nicht verteidigt, und alle Offiziere, die davon gelaufen, l für infam kassiert. Anderweite Kabinettsordre des > Königs, nach der nur allein Auszeichnung im Dienst zum Offiziersrang befördern soll. — 1875: Erste Volks zählung im Deutschen Reich. — 2. Dezember 1804: Katserkrönung Napoleons I. — 1805: Dretkatserschlacht bei Austerlitz. — 1848: Kaiser Ferdi nand l. von Österreich dankt ab, der jetzige Kaiser Franz Loses besteigt den Thron. — 1852: Katserkrönung Na poleons HI. O, welche» Glück, wieder einmal die Ruhe und den Frie den eine» Sonntags genießen zu können! Habe heute früh «inen wundervollen kleinen Morgenspaziergang durch die taufrischen, nebeldampfenden Fluren unternommen. Mutter seelenallein! Bald eine halbe Stunde weit bin ich so zum nächsten Dors« gewandert und habe tn einem schönen, gro ßen Gute Obst und Butter eingekaust. Diese freundliche, ja liebevolle Aufnahme bei dem alten, treuherzigen Besitzer der Ferne, der mir freundschaftlich herzlich die Hand schüt telte, mir sofort einen Stuhl anbot und geschäftig all mein Begehr erfüllte! Zufällig traf ich im Gute zwei „Freunde", Belgier, einen jungen Mann mit seiner Frau aus unserem Gut«, mit denen ich dann in munterem Geplauder, deutsch flämisch, teils französisch sprechend, in mein Dorf zurück ge wandert bin. O, diese Belgier sind nicht alle so, wie sie uns in den Zeitungen geschildert worden sind, so viel Wahres ge wiß an den gemeldeten Grausamkeiten sein mag! Wie schöne Abende habe ich schon in der Küche unseres Gutes verlebt! Welch malerisches Bild: am flackernden Feuer des Kamins mit dem alten, rauchgeschwärzten Was serkessel darüber zwei alte, weißhaarige Männer, stets ihre Tonpfeife, Tabak rauchend, im Munde, daneben zwei große, schöne Hunde gelagert und am Tisch die Frauen, mit Haus arbeit beschäftigt, und der kleine Sohn des Hauses, ein hüb scher strammer Bengel, der an unserem Feldzwieback und an unseren Zigaretten viel Gefallen findet! Erscheint man, so wird man freundlich begrüßt und zum Sitzen einge laden. Der alte Vater bietet sogleich von seinem Tabak für die Pfeife an, und bald ist ein Gespräch im Gange über aller hand, besonders natürlich über die für mich interessanten Verhältnisse in Belgien jetzt und im Frieden. — Ja, das ist freilich ein anderes Leben als vorn an der Front, und doch sehne ich mich wieder dahin, schon um mitzuwirken, daß die ganze Sache bald ein Ende nimmt! . . . Ja, davon, wie es vorn in der Schützenlinien zugeht, haben unsere Bagageleute und manche andere, hinter der Front Arbeitende keine Ahnung. Uns Kranken gibt es im mer Spaß, welche Angst noch manche haben, wenn eine ver irrte Granate in der Nähe explodiert, während von uns kei ner mehr zusammenzuckt. Das Pfeifen der Gewehrkugeln ist uns da vorn zur Gewohnheit geworden; mit Granaten und Schrapnells sind wir so überschüttet worden, daß unsere Röcke und Mäntel vom Schwefeldampf der explodierenden Bomben ganz gelb aussehen. Gott sei Dank! ist das Wetter bisher erträglich; nur zwei Tage hatten wir das Vergnügen, des Nachts halb unter Wasser gesetzt in unseren Gräben schlafen zu müssen.