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Anlage zu Ar. 142 des sächsischen Lrzählers. Bischofswerda, de« S. Dezember 1V01. Vom Landtage. Dresden, 29. Novbr. In der heutigen Sitzung der Zweiten Kammer war die Re» gierung vertreten durch Ihre Exzellenzen dir Staatsminister v. Metzsch, v. d. Planitz, vr. v. Srydewitz und v. Watzdorf. Auf der Tage«» ordnung stand lediglich eine Interpellation dr» Abg. Hähnel und Genossen folgenden Wortlaut»: Wie steht die König!. Staatsregirrung zu drm von drr ReichSrrgierung vorgrlrgtrn Gesetz- entwürfe, die Revision drr Zolltarifgesetzgrbung betreffend? Gedenkt die König!. Staatsregierung dafür einzutreten, daß durch,die Srstallung de» neuen Zolltarif» die inländische Produktion gleichmäßig Und mehr, al» seither, geschützt werde? Herr Adg. Geh. Oekonomierqth Hähne! be gründete in anderthalbstündiger Rede die Inter pellation und sührte dabei in drr Hauptsache au», man müsse bei den bevorstehenden Vertrag-Ver handlungen mehr al» bisher die deutschen Inte ressen wahren, wa» besonder» gegenüber Amerika mit seiner steigenden aktiven Handelsbilanz gelte; da» Interesse der Konsumenten würde durch Er höhung der Tetreidezölle durchaus nicht in der Weise betroffen werden, wie e» die gegnerischen Agitatoren behaupten; wenn nicht geleugnet werden könne, daß bei den bestehenden Verträgen die Landwirthschast die Kosten habe zahlen müssen, so dürfe sich da» keinesfalls wiederholen, dir Rentabilität drr Landwirthschast sei aus einem Tiefstand angrlangt, der unerträglich sei. Indes die Landwirthschast sei einverstanden und wünsche, daß auch die Industrie ihre berechtigten Wünsche durchsetze. Die Vertreter der Landwirthschast seien aber durchaus drr Ansicht, daß nur gemeinsam mit den übrigen produktiven Ständen etwa» Günstige» zu erreichen sei, und daß deshalb in drr Einigkeit da» Heil zu suchen sei. Dir Interpellation beant wortete Se. Exzellenz der Herr StaatSminister v. Metzsch. Der Herr Minister sührte auS, daß der gegenwärtige Stand der Angelegenheit zu einer gewissen Zurückhaltung nöthige; jedenfalls könne die Regierung sich über etwaige Wünsche zur Tarisreform jetzt nicht in bindender Weise aussprechen. Trotzdem sei ihr die Be- sprechung der Sache im Landtage willkommen. Se. Exzellenz verwies aus die inzwischen er schienene Begründung zum Zolltarisgesetze. Hier- nach handle e» sich um die Wetterführung der vor nunmehr zwei Jahrzehnten in Deutschland ringelriteten autonomen Tarispolitik, wobei einer seits ein ausreichender Schutz für die inländische Produktion, namentlich für die heimische, durch den Arbeitermangel und da» außerordentliche Steigen der baaren Arbeitslöhne schwer bedrängte Landwirthschast erstrebt, anderseits aber auch die Möglichkeit offengrhalten werden mußte, durch Handelsverträge dem deutschen Handel und der exportbedürstigen Industrie den Zugang zu anderen Ländern zu sichern. Die sächsische Regierung habe, obschon nicht alle ihre Wünsche berücksichtigt worden sind, den Entwürfen de» Zolltarisgesetze» und de» Zolltarif» in der Ueberzeugung zu gestimmt, daß die vorgeschlagene Neugestaltung de» Tarifwesen» die richtigen Bahnen einschlägt für Beschaffung und Erhaltung gesunder Zu stände in unserem wirthschaftlichen Leben. Drr Herr Minister deutete die umfänglichen und viel seitigen Erörterungen an, die auch die sächsische Regierung zur Feststellung der hierländischen Be dürfnisse vorgenommrn hat, und verwieg auf dte hierbei hrrvorgrtretenen widersprechenden Interessen. Ein gleichmäßiger Schutz der heimischen Pro duktion sei da» unverrückbare Ziel der Regierungs politik gewesen. Aber gerade diese» Erforderniß drr Gleichmäßigkeit setze den hier und da ge äußerten Wünschen auf höheren Zollschutz gemessene Schranken, auch erforderten gerade di« sächsischen Verhältnisse, daß der Abschluß langfristiger Handelsverträge gesichert bleibe. Se. Exzellenz schloß mit drr Mahnung, alle bethriligten Krrise möchtrn zu Gunstrn dr» Gelommtwohlr» ihre Sonderinterrssen zurücktrrtrn lassen, ringrdenk dr» BiSwarck'schrn Worte»: „Da» Leben wie die Politik bestehen au» Kompromissen, und die sitt liche Anerkennung fremder Interessen ist nicht bloß Gerechtigkeit, sondern auch Weisheit-. Die Red« de» Herrn StaatSminister» wurde Mit lebhaftem Beifall aufgenommen. I« Namen drr national liberalen Partei gab sodann Herr Abg. Geh. Kowmerzienrath Prribisch die Erklärung ab, daß, so sehr sie e» billige, daß in dem Zolltarif der Schtch der nationalen Arbeit auf dem Gebiete von Industrie, Landwirthschast, Handel und Ge werbe erstrebt werde, sie r» doch al» Grenze diese» Schutze» betrachten müsse, daß durch dir Höh« drr Zollsätze der Abschluß langfristiger Handel«. Verträge nicht verhindert oder auch nur gefährdet werde, um so mehr, al» unser engere» Vaterland infolge seine» überwiegend industriellen Charakter» aus die SuSfuhr seiner industriellen Erzeugnisse an- gewiesen sei. In längerer Ausführung begründete Herr Abg. Andrä die Wichtigkeit de« Schutze» der landwirthschastlichen Interessen und den Wunsch, daß die Zollsätze de» Tarifrntwursr» noch erhöht werden möchten. Weiter ergriffen noch da» Wort die Herren Abgg. Rittberger und Gräfe, die besonder» für die Interessen der Industrie, Herr Abg. Töpfer, der für einen noch höheren Zoll satz der Landwirthschast eintraten, Abg. Roll fuß, der eine gleichmäßige Berücksichtigung aller Inte ressen allerdings unter besonderer Rücksicht aus die Industrie und die Arbeiterschaft empfahl, end lich Herr Vizepräsident Geh. Hofrath Opitz, der für die konservative Partei erklärte, es müsse eine gleichmäßige Vertretung der Interessen von In dustrie und Landwirthschast und ein elnmüthigeS Zusammenwirken Brider beobachtet werden. Dresden, 2. Dezbr. Der heutigen Sitzung drr Ersten Kammer wohnte Se. Exzellenz drr Herr StaatSminister vr. v. Srydewitz bei. Nach dem Vortrag au» der Registrande und Beschluß fassung auf die Eingänge erfolgte zunächst die Wahl deS ständischen Ausschusses sür da» Plenum der Brandversichrrun gSkammer. (König!. Dekret Nr. 12) Auf Antrag des Herrn vr. Pfeiffer wurden die bisherigen Mitglieder Herren Domherr Trützschler Frhr. zum Falkenstein und Bürgermeister Thiele, ebenso die bisherigen Stellvertreter Herren vr. v. Wächter und Kammer herr v. Schönberg wiedergrwählt. Ohne Debatte beschloß hierauf die Kammer auf Antrag der vierten Deputation, die Petitionen des emeritierten Lehrers, jetzigen Stadtkassenassistenten Emil Illing in Kirchberg um Dispensation von A 11 des Lehre rpensionSgesetze» vom 25. März 1892, und Karl Albin Langer», Hau», und RestanrationSbksitzer« in Mittelbach, um Ge währung einer Unterstützung auS Mitteln der Königl. BrandverstcherungSanstalt auS Anlaß der Niederlegung seines durch Hochwasser schadhaft gewordenen HauSgrundstück» auf sich beruhen zu lasscn. Die Berichte gaben Se. Exzellenz Herr Wirkt. Geh. Rath Meusel und Herr Oberbürger meister vr. Kaeubler. ES folgte sodann die An- zeige drr vierten Deputation durch Herrn Kammer herrn v. Schönberg über die sür unzulässig erklärte Petition August Kohlstocks in Braunschweig um Gewährung einer Entschädigung. — Nächste Sitzung morgen. — Auf der Tagesordnung der heutigen Sitzung der Zweiten Kammer stand die allgemeine Vorberathung über da» Königliche Dekret Nr. 19, den Bericht über die Verwaltung der LandeSbrandverstcherungSanstalt in den Jahren 1899 und 1900 betreffend. — In der Debatte schilderte Herr Abg. Nudelt auf Grund de» ge nannten Bericht» die Entwickelung der Lanke»- brandverstchrrungSanstalt und trat für eine Reform de» feiner Ansicht nach veralteten Prämientarifs der freiwilligen VersicherungSabtheiluag und für Begründung einer staatlichen Mobiliarverstcherung rin. Herr Abg. Horst hielt den Vorschlag dr» Herrn Abg. Nudelt angesichts der früheren un- günstigen Ergebnisse der freiwilligen Versicherung«, abthrilung für bedenklich. Die Herren Abgg. Rentsch und Engelmann sprachen beide den Wunsch au», daß für Anlegung harter Dachungen und Beseitigung feuergefährlicher Gebäude öftere und höhere Beiträge feiten» der LandeSbrandver- stchrrungSanstalt gewährt werden möchten, al» eS bisher geschehen sei. Schließlich traten noch dir Herren Abgg. Sontard und Geh. Oekonomierath Hähne! drm Vorschläge de» Herrn Abg. Nudelt auf Errichtung einer staatlichen Mobiliarverstcherung entgegen. Drr BerathungSgegenstand wurde, dem Anträge Nudelt entsprechend, drr Rechenschaft»- deputation zur Berichterstattung überwiesen. Dresden, 3. Dez. In der heutigen Sitzung der Ersten Kammer erfolgte zunächst die Ver lesung einer ständischen Schrift, die Wahl de» ständischen Au»schufsr» zu Verwaltung drr Staats schulden betreffend, durch Herrn Kammrrherrn Sahrer v. Sohr (Dahlen). Rach Vortrag au» der Registrande und Beschlußfassung auf die Ein- gänge gab die Kammer auf Antrag der zweiten Deputation (Berichterstatter Herr Oberbürger meister Geh. Finanzrath a. v. Beutler) dem mittel» Königl. Dekret» Nr. 11 mitgetheilten Gesetzentwurf «egen drr provisorischen Forterhebung der Steuern und Abgaben im Jahre 1902 ihre Zustimmung Weiter ließ die Kammer auf Antrag der vierten Deputation (Berichterstatter Herr Frhr. v.Koenneritz) die Petition de» Gutsbesitzer» Ernst Robert Hähne! in Pretzschendorf um Gewährung einer Entschädig ung sür »inen ihm bei Gelegenheit einer militärischen Pferdemusterung zugestoßrnen Unfall auf sich be ruhen. Schließlich erfolgte noch die Anzeige der vierten Deputation über zwei für unzulässig er klärte Petitionen durch Herrn Kammerhrrru v Schönberg. Nächste Sitzung Montag. — Aus' der Tagesordnung drr heutigen Sitzung der Zweiten Kammer stand 1. die Wahl von drei Mitgliedern und drei Stellvertretern in den stän dischen Ausschuß für da» Plenum der Brandvrr- stcherungSkammer (Kgl. Dekret Nr. 12); 2. die Schlußberathung über den mündlichen Bericht drr Beschwerde- und Petitions-Deputation über die Petition de» Hausbesitzers und Holzhändler» Neubert in Häselich um Erhöhung der ihm ge währten Hochwosserschäden-Bergütung (Drucksache Nr. 7). Auf Antrag des Herrn Abg. Oekonomie rath Schubert erfolgte die zu 1. drr Tage», ordnung vorzunehmende Wahl durch Zuruf. Auf Vorschlag desselben Abgeordneten wurden zu ordentlichen Mitgliedern de» ständischen Ausschusses für das Plenum der BrandverstcherungSkammer die Herren Vizepräsident Geh. Hosrath Opitz, Abg. Oekonomierath Horst und Abg. Tontard, und zu deren Stellvertretern die Herren Abgg. MattheS, Relßmann und Geh. Kommerzirn- rath Prribisch einstimmig gewählt. Die Peti tion dr» Hausbesitzers und HolzhändlerS Neubert in Häselich beschloß die Kammer nach drm durch Herrn Abg. Heymann erstatteten Bericht drr Be schwerde» und Petitions-Deputation deren Antrag gemäß auf sich beruhen zu lassen. — Nächste Sitzung morgen. — Bei den Ständrkammera ist eingegangen da» Königl. Dekret Nr. 21, die Weiter- berathung de- Entwurfes eine» EnteignungSgrirtze» betreffend. Sachsen. Bischofswerda, am». Dezember 1901. — Mit den kleinen Silberzwanzigern wird r» nun schnell zu E.ide gehen, denn am 31. Dezember 1901 Mitternachts hören sie auf, gesetz liches Zahlmittel zu sein. Ihre großen Kollegen auS Nickel sollen sich auch nicht mehr lange dr» Dasein» freuen, und dann haben wir ein Zwanzig pfennigstück überhaupt nicht mehr. — Für den Monat Dezember gelten folgende Bauernregeln: Dezember kalt mit Schnee, giebt Korn auf jeder Höh. Auf kalten Dezember mit tüchtigem Schnee folgt rin frucht- bares Jahr mit reichlichem Klee. Kalter Dezember und fruchtreich Jahr sind vereinigt immerdar. Dezember lind und naß, giebt leere Speicher und Faß. Dezember veränderlich und lind, ist der ganze Winter ein Kind. Jst'S in der heiligen Nacht hell und klar, so giebt» ein segensreiche» Jahr. Vom Eise eine Brücke muß zu Weihnacht haben Bach und Fluß. Wenn r» um Weihnacht schneit, der Hopfen gut gedeiht. Weihnacht im Schnee, Ostern im Klee. Grüne Weihnacht, weiße Ostern, weiße Weihnacht, grüne Ostern. Hängt zu Weihnachten Ei» an den Weiden, kannst Du zu Ostern Palmen schneiden. Grünen am Christ tag Feld und Wiesen, wird sie um Ostern Frost verschließen. Klappern die Bäume von Ei» in den Weihnachtstagen, so werden sie im nächsten Jahr viel Früchte tragen. Wenn'» um Weihnacht ist gelind, sich dann noch viel Külte einfind't. Donner im Winterquartal bringt un» Kälte ohne Zahl. Entsteiget Rauch den gefrorenen Flüssen, so ist auf lange Kälte zu schließen. Dezember kalt mit Schnee, Niemand sagt, o weh! Dezember warm, daß Sott erbarm! Im Dezember sollen Eisblumen blühn, Weihnacht sei nur aus dem Tische grün. Kommen Hasen und Ammern in die Gärten, will der Winter sich verhärten. Gold ammern in den Straßen, bringen Kälte über die Maßen. Siehst Du noch Zippen im Waldgehege, hat'» mit der Kälte noch gute Wege. — lieber die Wirkung der neuen Fern- sprechgebührenordnung im Jahre 1900 hat da» Reichspostamt eine sorgfältige und durch zahlreiche graphische Darstellungen erläuterte Zu sammenstellung gemacht. Die zumeist in die Augen springende Wirkung der neuen Sätze ist die außer ordentliche Vermehrung der OrtSferasprechnrtze. Im Jahre 1900 sind mehr Ortsnetze entstanden al» in den 18 Jahren bi» 1898, besonder» auf drm flachen Lande. Ihre Zahl ist aus 21L7