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( 0 ) fallenen Deutschen; kopfschüttelnd bemerkte der biedere Deutsche, daß sich in seinen Reihen eine Menge Emigranten befanden, welche zwar ver eint mit ihm fechten wollten, aber dennoch die Waffen in's eigne Vaterland trugen. Schon standen streitfertige Emigranten- schaaren am Rhein, schon war ihm selbst (dem Kaiser) als König von Ungarn und Böhmen von Frankreich der Krieg erklärt und von den Franzosen in Belgien eröffnet worden, als auch vereinigt mit den französischen Flüchtlingen ein östreichisch-preußisch.hessisches Heer siegreich un ¬ ter Dvrausfendung eineS donnernden Kriegs manifestes aus Emigrantenfedern in Frankreich vordrang, (25. Juli) bald aber nach der Ka nonade von Valmy (14. Sept.) wieder um kehrte (Siehe das Kupfer.) um nach einem wcchselvollcn Kampfe von zwei und zwanzig Jahren auf's Neue Frankreichs Boden zu be treten, und seine siegreichen Fahnen bis in die Mauern von Paris zu tragen, und so die gro ße Lehre aufstellend: „Es stehe Einer noch so hoch, Er sehe zu, daß Er nicht falle!" S ü h n e v e r s u ch. Eine der wenigrr angenehmen Amtsver- richtungcn des Predigers ist unstreitig die so. ^nannte Sühne, oder der Versuch, solche Eheleute, die schon bei den Gerichten auf Trennung ihre,. Ehe angetragen haben, und die dieser Trennung entgegensetzen, von Neuem zu versöhnen und das frühere Vcrhältniß wie- der herzustellcn. Sie ist nicht wegen der Ab- sicht, die man dabei hat, nicht wegen der Gründe, die man dabei anwendet, um diese Absicht zu erreichen, unangenehm; sic ist's blos der vergeblichen Mühe wegen, die sich der Pre- diger giebt, um diese Versohnunug zu bewir. ken, und die Herzen für die Gefühle eines frühere glücklicher« Verhältnisses empfänglich zu machen. Gelingt es ihm auch wag im mer ein seltner Fall bleibt — ein solches Band von Neuem zu knüpfen, so ist dies gewöhnlich so locker, daß bei der ersten neuen Veranlas sung alle die Eindrücke der Religion durch Leidenschaften verwischt werden. Die Sache ist natürlich. Auftrag, eme solche, Sühne zu bewirken, kommt dann erst an den Predi ger, wenn beihe Parteien schon vor der Obrig keit gestanden haben, wenn beide sich schon das öffentlich gesagt haben, was zur Bcscha- mung des andern TheilcS dient; wenn da durch die Herzen immer mehr von einander entfernt, immer grollender geworden sind, und jeder Ermahnung des Predigers durch die Rückerinnerung an das, was in den Akten steht, der Weg zum Herzen gesperrt wird. Ich habe daher einen Auftrag dieser Art nie so gern, nie so auf guten Erfolg rechnend, übernommen, wie jedes andere, harter eingrei fendere und lästigere Geschäft; die täglichen Besuche bei epidemischen Krankheiten, oder die Vordere tung gänzlich verwahrlosetec Kinder zum Abendmahl wurden mir leichter, da ich sie für ein Haupt-Erforderniß unseres Deru- fes ansah/und Segen und Nutzen davon spürte. lind so wurde mir denn der Auftrag, ei nes Ehepaares nahe - an völliger Auflösung stehende Ehe von Neuem dadurch zu befestigen, daß ich auf Befehl der Obrigkeit die sogenann- te Sühne versuchen sollte- Das liebe Ehe paar wohnte erst seit einem Jahre in meiner Gemeinde; es war aus einem Ländchen hergc- zogen, in.welchem die sogenannten Patente und die Gewerbesteuer einem jeden das Recht geben, sich zu fetzen, ohne sich erst auf die Frage einzulaffen: „Woher nchnien wir Brod?" Der Gemahl war ein Schneider, aus Berlin gebürtig, hatte als Lehrburschc seine Lehrjahre ausgestanden, war dann als wandernder Ge sell in jenes glückliche Ländchen gerathen, hatte die Ladcnjungfer eines Kaufmanns, gleich- falls eine Derlmcrin, kennen gelernt, und ließ sich nach halbjähriger Arbeit im zweiten oder Gesellen - Grade zum Meister stempeln, um dir Geliebte heirathen zu können. Jo den erste» Flitterwochen der CH« ging