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Zweite Anlage zu Ar. 102 des sächsischen Erzählers. Bischofswerda, de« S. September 1VV4. Sachsen. Bischofswerda, 2. September 1904. uo. — Zum 2. September. Sedantag! Bterunddreißtg Jahre sind seit den glorreichen Tagen nationaler Wiedergeburt in» Land gegangen, eine Spanne Zeit, hinreichend groß, eine ruhige, fachliche Würdigung jener Epoche zu ermöglichen und doch auch noch nicht grob genug, un» dem herzerhebenden Einfluß de» gewaltigsten Abschnitt» unierer an entscheidenden Wendepunkten wahrlich nicht armen Geschichte entziehen zu können. Bor vierunddrrißig Jahren richteten sich noch fragend die bangen Blicke de- deutschen Volke- nach Westen. Wenn auch die Kunde von glänzenden Stegen, von gewaltigen Heldentaten zu berichten wußte — noch war die Entscheidung nicht ge- fallen! Ein unglücklicher Schlag, rin Ver sehen konnte all da- Errungene im Handumdrehen zerfließen lassen. Da aber trug der Telegraph mit Blitzesschnelle die Siegesbotschaft in da- Land: DaS größte französische Heer geschlagen, ganze Armer kapituliert, Napoleon selber gefangen! DaS war ein Tag, rin Jubel ohne Gleichen! — — Ein Triumph war unserem Volke bereitet, größer als ihn der Hoffnungsfroheste zu ahnen vermochte. Und wenn auch die Erwartung, daß der Friede nun bald zurückkehren werde in die verwüsteten blutgedüngten Gelände, nicht in Er füllung ging, vielmehr noch manch schwerer Kampf unserer Truppen harrte — die Krrnmacht des Feindes war gebrochen, rS war alles nur noch das krampfhafte Zucken eines sterbenden RlesenlrtbrS. Und ob nun schon 34 Jahre in- Land gegangen sind seit jenem glorreichen Tage von Sedan, der Lorbeer, den unsere Waffen dort errungen haben, bleibt in unserer Erinnerung frisch und grün für alle Zetten. ue. — Zum 3. September. Wer ent sänne sich nicht, in seiner Jugend mit Vergnügen eine oder die andere der Erzählungen: „Rosa von Tannrnburg", „Die Ostereier", „Das Blumen körbchen", „Der Weihnachtsabend" oder „Grnovefa" gelesen zu haben? Der Verfasser dieser trefflichen Jugrndschrtsten Christoph von Schmid segnete heute vor 50 Jahren zu Augsburg das Zeitliche; die Werke seiner Feder aber werden das Andenken an ihn ständig bei uns wachrrhaltrn und unser junger Nachwuchs wird sich immer und immer wieder an jenen gemütvollen schlichten Er zählungen erfreuen, die seiner Phantasie ent sprungen sind. Am 1b. August 1768 zu Dinkelsbühl geboren, erhielt Christoph von Schmid seine Ausbildung zu Dillingen, trat, nachdem er sich einige Jahre dem Studium der Theologie ge widmet, al- Pfarrgehilse bet verschiedenen Pfarreien ein und wurde schließlich vom Grasen v. Stadion zum Schulinsprktor und Schulbemficiaten in Tennhausen an der Mtndrl berufen, woselbst er besonders auf den Religionsunterricht mit großem Erfolge einwirkte, indem er eine „Biblische Ge schichte für Kinder", sowie rin Lese- und Lehr- Küchlein in 100 kurzen Erzählungen schrieb, die später in allen Schulen Batrrns Eingang fanden. 20 Jahre lang war er in diesem Amte tätig und füllte die Mußestunden, die ihm dabet verblieben, vorzugsweise durch pädagogische Schriftstelleret aus. So entstanden auch jene anziehenden Er zählungen für dir Jugend, deren wir schon ein gangs Erwähnung taten. Aus Verwendung seine» Gönners erhielt Chr. von Schmid im Jahre 1816 dir Pfarrei Stadion in Württemberg, wurde später als Professor der Moral- und Pastoral theologie an dir Universität Tübingen und weiterhin als Direktor an da- Klerikalsemtnar zu Rothen burg berufen. 1827 ernannte der König von Baiern den verdienstvollen Gelehrten zum Dom herrn von Augsburg und 1850 zum Comthur des MichaelSordrnS. Als 86jähriger Grei» schied Christoph von Schmid aus einem arbeitsreichen Leben. — Dir außergewöhnliche Hitze und Trockenheit diele- Sommers führt der Ham burger Astronom Artur Stenzel aus die zahlreichen Sonnen flecken zurück, die ein Zeichen einer un geheueren Steigerung der Sonnentätigkeit seien. 1801 Hot Stenzel nur 6, 1902 nur 7, 1903 schon 2b und In diesem Jahre bi» zum 28. Aug. sogar 72 selbständige Flrckengrupprn auf der Sonne beobachtet. Stenzel sagt: Da nun nachgewirsrn ist, daß in fleckenarmrn Jahren, z. B. 1901/02, die Wärmestrahlung der Sonne größer, in flecken reichen Jahren, z. v. 1870/71, 1882, 18S2/S3 »pd ISO», geringer ist und ferner dir au» sehr pWD HeichachluogSrrihrn gewonnenen Ergebnisse einen unverkennbaren Einfluß der Schwankungen der Sonnenstrahlung auf die meteorologischen Verhältnisse der Erde darlegrn, so ist man auch zu Schlüffen auf die WitterungSgrstaltuug der nächsten Zukunft berechtigt. Strahlt die Sonn« stark (im Fleckrnmtnimum), z. B. 1901/02, so wird Europa durch die von der erhöhten Wafferdampf- eotwtcklung im Atlantischen Ozean herrührendrn regrnsührendrn barometrischen Ttesdruckgrbtrte vor- wiegend feuchtes, kühle» Wetter im Sommer, und feuchtes, warmes Wetter im Winter erhalten; strahlt die Sonne jedoch schwach (im Flecken- moximum) z. B. 1904, so werden über Europa die Wassrrdampsmassen mehr auSblrtben, daher wird der Sommer vorwiegend heiß und trocken, der Winter hingegen kalt und trocken ausfallen. uo. — Altweibersommer nennt der BolkS- mund wenig galant die feinen, weißen Gewebe, die an schönen Septrmbrrtagrn iu der Luft zu hängen scheinen und unS beim Spaziergänge plötzlich an fliegen. ES fallen einem unwillkürlich allerhand Sagen rin, dir den Ursprung jener Fäden poetisch erklären. Da ist dir SchicksalSgöttin, dir den LebenSsadrn spinnt, eine der drei Parzen, und wirklich sagt man oft: „Das Leben diese» Menschen hängt nur an einem Faden." Eine andere Ge schichte erzählt von der stolzen Königstochter Arachne, die sich vermaß, mit den Frauen drS Olymp um die Wette spinnen zu wollen und die zur Strafe für ihren Dünkel in eine garstige Spinne verwandelt wurde. Im Mittelalter, wo die Verehrung der Jungfrau Maria dem Volke ganz in Fleisch und Blut übergrgangrn war, nannte man die kleinen duftigen Gewebe „Mariengarn" oder „Frauensommrr" und bildete manche sinnige Legende um ihre Entstehung. Heute wissen wir, daß die Feldspinne, um sich in der Luft rasch weiter be wegen zu können, den „Altweibersommer" erzeugt. Wenn wir Ihn sehen, so sollten wir unS freuen, nicht nur an der Geschicklichkeit, mit der er gesponnen wurde, sondern auch deshalb, weil diese Fäden stet» als Vorboten einer schönen, warmen Tage» gelten. Der Instinkt der Spinne ist hier säst immer un trüglich. — lieber den Saatenstand im Königreich Sachsen Mitte August veröffentlicht der Lande», kulturrat folgende«: Durchdringende Niederschläge stad auch in der BertchtSzeit — Mitte Juli bis Mitte August — nicht ringrtreten. Es find zwar in allen Teilen deS Landes an zwei bi» drei Tagen mehr oder weniger starke Gewitterregen ausgetreten. Die Niederschläge waren indessen von viel zu kurzer Dauer und haben in keinem Falle dem au-getrockneten Boden soviel Feuchtigkeit zu geführt, daß rin wesentlicher Einfluß auf das Wachstum der Pflanzen auSgrübt worden wäre. Die Getreideernte ist vielfach bereit» Anfang August beendet worden, nur in den höheren Lagen ist man noch damit beschäftigt. Str ist in diesem Jahre fast ohne Störung durch WttterungSrtnflüffe verlaufen und konnte drei bis vier Wochen früher al» in anderen Jahren beendet werden. Bei Winterroggen ist im allgemeinen trotz der mangelnden Feuchtigkeit eine gute Ausbildung der Körner und eine befriedigende Entwickelung drS Strohe» zu verzeichnen. Der Wtntrrwrtzrn war vielfach verloht, und die Kürnrrbtldung läßt zum Teil zu wünschen übrig. DaS Sommergetreide ist meist notretf geerntet worden, insbesondere wird der Hafer viel leichte- Korn geben. Auch der Strohertrag vom Sommergetreide ist meist gering. Die Kartoffeln sind hinsichtlich der Knolleo-Ent- Wicklung sehr zurückgeblieben. Auch die Zucker- und Futterrüben sind sehr klein geblieben. Am schlimmsten sehen dir Kleefelder und Wiesen, wie auch alle sonstigen Futter flächen au». Dieselben sind fast überall vollständig au-grbronnt. Nur Tal- und Wässerung-wirsen «erden einen geringen Grummetertrag geben, sofern da- SraS nicht grün verfüttert werden muß, wa» vielfach der Fall ist. uo. — Die Sonnenblume entfaltet gleich den meisten ihrer engeren Verwandten, der Korb blütler, erst im Spätsommer ihre Blüte zur vollen Größe, wenn die beliebtesten Kinder Flora», Mai glöckchen und Veilchen, längst dahingrschwunden sind und höchsten» nur die Rose sich rtnrr kurzen Nachsaison erfreut. Diesem Umstande, dem Be dürfnisse de» Menschen noch leuchtenden, lebendigen Farben auch im Herbste, verdankt e» die Sonnen blume wohl auch nur, daß sie in den Gärten, deren Besitzer sich keine kostspieligen Extravaganzen erlauben dürfen, Aufnahme al» Zierpflanze gefunden hat. Denn wirkliche Schönheit läßt sich ihr gerade nicht nachrühmrn, wenngleich wer dGGefchmack allerdings nicht gestritten werden soll. Jedenfalls ist sie schon wegen ihrer ungefügigen Größe nicht dazu geeignet, in intimere Beziehungen zu dem Menschen zu treten. Ern langstieliges Sonnen, blumrn - Bukett würde sich al» ein Huldigung«. Geschenk sür eine Dame höchst kurto» auSnehmrn, und vor einer HelianthuSblume im Knopfloch würde selbst der geschmackloseste Geck zurück» schaudern. So bleibt r« denn dabei, daß die Sonnenblume nur im Freien als Augenweide ge duldet wird; blüht sie ab, dann knabbern die Kinder die ölhaltigen Kerne und machen sich ari den Blütenstrngrln kriegerische Lanzen, deren Fehler nur ist, daß sie zu leicht zerbrechen. DaS ist das klägliche Ende dieser Riesrnblume. Ausfällig und unsere» Wissen» nach nicht aufgeklärt Ist da» zarte Verhältnis, da» zwischen Sonnenblume und — Eisenbahn besteht. Kaum rin einzige» Häuschen eine- Bahnwärter« oder sonstigen Eisenbahnbeamtrn besteht, dessen Umgebung nicht mit dieser Pflanze geschmückt wird; auch auf dem Gelände der Bahn. Höfe ist fast jede» unbenutzte Fleckchen Erde für sie reserviert. Geschieht das nur um de» wohl tuenden Gegensatzes willen, den ihr Helle» Gelb hier zu der kohlrngeschwärzten Umgebung bildet, oder ist der Helianthus wirklich die offizielle Blume der Eisenbahnvrrwaltung? tz Neuktrch, 1. September. In Kummer und Sorge wurde die Elternfreuve de» hiesigen jungen Ehepaares H. verwandelt, dem diese Woche ihr erstes Kind, ein Mädchen geboren wurde. Letzteres, sonst wohlgebildet, hat wohl Augenlider, aber leider keine Augen. DaS Herzlrid der Angehörigen, die hier allgemein samt dem Kinde bedauert werden, läßt sich lebhaft vorstrllen. — Gestern unternahm, vom herrlichsten Wetter begünstigt, da» hiesige ge mischte Chor den alljährtgen SommrrauSflug. Al» Ziel galt dir» Jahr der Löbauer-Berg. — Bei der Sparkasse zu Obernrukirch L. S. fanden im Monat August 431 Einzahlungen Im Betrage von 34 831 Mk. 38 Pfg. statt, dagegen erfolgten 121 Rückzahlungen im Betrage von 15 532 Mk. 58 Pfg. Der Kassenbestand betrug am Schluffe de» Monat« 29 067 Mk. 73 Pfg. Bautzen, 31. August. Heute vormittag hat eine etwa 20jährige, noch unbekannte Frau hier auf der Goschwitzstraße einem fünfjährigen Mädchen, welches mit einer Mark zum Holen von Kaufmannsware au-geschickt worden war, diese» Geld unter dem vielgebrauchten Vorwande ab- genommen, r» „.einstweilen" halten zu wollen, bis das Kind für die Frau einen Auftrag in einem nahegelegenen Hause auSgrsührt habe. Al» da» Kind dann zurückkam, war die Frau verschwunden und konnte bisher auch nicht ermittelt werden. Großröhrsdorf. Fabrikbesitzer Hermann Schöne, Inhaber der Firma Joh. Christ. Schöne, stiftete au» Anlaß seiner silbernen Hochzeit sür sein Arbeitrrpersonal eine Summe von über 4000 Mark. In letzter Zett sind in der Gemeinde Rausch witz kurz hintereinander drei TyphuSer« krankungen vorgrkommen. ES sind jedoch sofort behördliche Maßnahmen getroffen worden, sodaß Grund zur Befürchtung weiterer Ausbreitung nicht vorliegt. — Am Sonntag Ist au» der Küche de» Scheibe'schen Gasthofes in Prtrtitz, gelegentlich der Tanzmusik, ein Fahrrad, dem TeschästSgrhilfen K. in Ätesa gehörig, im Werte von 100 Mark gestohlen worden. Dem Gendarm Hüttig in Elstra ist rS gelungen, den Dieb io dem Dienst, knecht V. aus Prietitz zu ermitteln und fest, zunrhmen. Leipzig, 1. Septbr. Während de» vri stoffenen KlrmpnerstretkS blieben auch die üblichen un angenehmen Begleiterscheinungen länger dauernder Streiks — die Belästigungen Arbeit», williger — nicht au». So belästigte am 7. Juli der Klrmpnergrhtlfe Paul Laube zwei Ar- beitende und schlug dies« sogar. Wegen de» letzteren Vergehen» verurteilte ihn da» Landgericht zu vier Monaten Gefängnis. MvalmaM) üoaß? nut' in vvslstzslf«i x- ^oi-iikwnftietkkiivn ß lolnl «leker slle Inssvien ssmmk Snil. üliUlovvoLok dovükrt. 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