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Leopold, dem Kronprinzen und den anwesenden Prinzen, sowie dem mecklenburgischen Gesandten v. Oertzen empfangen wurde. Nach sehr herzlicher Begrüßung suhren die Fürstlichkeiten nach dem Schlosse, wo die Kaiserin die hohen Gäste empfing. Berlin, 1. September. Die „Nordd. Allgem. Ztg." meldet: Der Oberhofmristrr der Kaiserin ist aus wiederholte« Ansuchen von den ihm im Nrbenamte übertragenen Geschäften al« Kabinett sekretär der Kaiserin und als Verwalter der Schatulle entbunden worden. Die Geschäfte find dem früheren Landrat vr. v. Behr übertragen worden. Mirbach legte seine sämtlichen Stellungen in den Vorständen der von ihm geleiteten kirch lichen und gemeinnützigen Vereine nieder. Prinz Ettel Friedrich hat das Protektorat über den Kölner Ltederkranz übernommen. Zur Frage der Ueberbürdung des Reichs« gertchts schreibt die „Tägl. Rundschau": Uebrr die langsame Erledigung von Prozessen am höchsten Gerichtshof ist namentlich in letzter Zett wieder lebhaft Klage geführt worden. So ist in einer am 26. Juli d. I. dem Reichegericht ringegangrnrn Revisionssache Termin aus den 6. Juni 1905 angrsetzt worden. Die abgelaufene Woche hat wiederum den schönsten nationalen Gedenk- und Ehrentag des Deutschen Volkes, den Sedantag gezeitigt. Derselbe ist auch diesmal an zahlreichen Orte» durch ent sprechende festliche Veranstaltungen einfach aber würdig begangen worden. Bon Münchener offiziöser Seite werden die aufgetauchten Gerüchte über angebliche Schwäche anfälle des Prinz-Regenten Luitpold mit der Ver sicherung als unbegründet bezeichnet, daß sich der Prinz-Regent des besten Wohlseins erfreue. Der Prinz-Regent ist inzwischen von München nach Schloß Hohenschwangau übergesiedelt. Speyer, 31. August. Der große Festzug, an dem auch der Vertreter des Kaisers, Prinz v. Sayn-Wittgenstein, der Regent von Sachsen« Coburg-Gotha, sowie Erbprinz Rruß, Prinz Ernst von Meiningen und Graf Wedel als Vertreter sür Weimar trtlnahmen, langte um 10 Uhr vormittags vor der Protestattonskirche an. Nach Begrüßung der Fürstlichkeiten und des Vertreters des Prinz regenten durch die AuSschußmitgltrder erfolgten die feierliche Uebergabe der Schlüssel, der Einzug in die Kirche und die Wethe derselben. Die Festrede hielt Obrrhofpredtger Dry ander über das Thema: „Unsere religiösen, sittlichen und kirchlichen Auf gaben". Um 2 Uhr war die Weihrseier beendet, der sofort ein zweiter FestgotteSdirnst folgte. Nachmittags fanden ein weiterer FestgotteSdirnst, sowie Volksversammlungen und Festbankett im „Wittelsbacher Hof" statt. Die Beteiligung des Publikums an den Feierlichkeiten war außer ordentlich groß. Die Frstversammlung sandte an den Kaiser und an den Prinz-Regenten Luitpold HuldtgungStrlegramme ab. Beide Monarchen ant worteten auf telegraphischem Wege huldvollst. Berlin, 1. September. General v. Trotha meldet: Die Kompagnie Welk überraschte am 28. August eine Hererobande bet Okamuru und erbeutete 400 Stück Vieh. Die HereroS hatten 16 Tote. Diesseits keine Verluste. Der Feind hat Otjakongo geräumt und soll nach Nordostrn, Osten und Südosten abztehen. Die Hauptkräfte sind anscheinend im Südosten. Otjomafo, O.'^- windombo und Oparakane werden als noch besetzt gemeldet. Hrydebrrck mit der 5. Kompagnie de« Regiments 2 und zwei Maschinenkanonen ist am 27. August von Windhuk über Epiktru abmarschtrrt. Deimling marschierte mit Kolonne Wahlen (1. und 3. Kompagnie des Regiments 2 und 7) und einer halben ersten Batterie am 27. August von Owi- kokorrro aus Oparakane, erreichte mit der Kolonne Meister (4. und 6. Kompagnie Regiment 2, und 5. Batterie, des bisherigen Detachement Winkler, der krank ist) Otjasondu. Rritzenstein (MühlenselS erkrankt) ist mit der 9., 10. und 11. Kompagnie deS Regiment» 1 und 2. Kompagnie des Regiments 2, der 6. Batterie, der Maschinengrwehrabtetlung Dürr und WittboiS im Vormarsch über Orutjiwa auf Okahandja. Estorfs ist mit der 1., 2., 4. und 7. Kompagnie deS Regiment» 1, der 3. und 4. Batterie und der Maschtnengewrhrabtrilung Saurma, sowie Bastards im Vormarsch über Otjusondu und hat eine Seitrnabteilung auf Epata entsandt, zur Aufklärung und Besetzung letzterer Wasserstelle. Vollmann meldet, daß der Bezirk Grootfontein und Otowiminrn und der untere Omurambafluß frei vom Feinde stnv, und hofft am 30. Osondoma zu erreichen. Fiedler bleibt, die Gegend säubernd und die Lazarette deckend, bet Watrrberg. Die 7. Kompagnie de« Regiment« 2 rückt von Windhuk nach GobablS und besetzt Oa». Da» Hauptquartier begibt sich nach Otjusondu. Laut einer neueren Depesche General v. Trotha» sind die Hauptkräfte der Herero» anscheinend im Südosten de» ausständtschen Gebiete». Oesterreich. Herr v. Körber, der österrrtchtsche Minister präsident, weilt zur Zett aus einer Informations reise in Galizien. Zunächst besuchte er Krakau, dann begab er sich nach Lemberg «eiter. In Krakau hielt Herr v. Körber eine Bankettrede, in welcher er die Notwendigkeit des inneren Bölkerfrirden» sür Oesterreich darlegte. Auch in Lemberg sprach er öffentlich, bet einem vom Landmarschall Grafen Badeni dem distinguierten Gast zu Ehren gegebenen Festmahl. In dieser Rede sprach sich Herr von Körber dahin au», eS sei höchst wünschenswert, daß die Beamten in Oesterreich unbeschadet der Wahrung ihrer Nationalität mehrere landesübliche Sprachen beherrschten, die« könnte dem inneren Frieden des Reiche» nur förderlich sein. Vorerst ist man aber in Oesterreich von letzterem noch weit entfernt, wie erst wieder die dieser Tage in der mährischen Stadt Proßnttz stattgrfundrnrn Ausschreitungen des czrchischen Pöbels gegen Deutsche bekundeten. Ferner setzte die jungruthe- nische Partei gerade während der Zeit der An wesenheit deS Ministerpräsidenten v. Körber in Lemberg einen Volks tag daselbst in Szene, welcher gegen die ruthenenfeindltche Haltung der polnischen Verwaltung wir gegen die Politik der Körberschen Regierung Verwahrung einlegte. Dir von den Teilnehmern am Volkstage versuchten Straßen kundgebungen wurden seitens der Polizei noch rechtzeitig verhindert. Proßnttz. Hier kam es am Dienstag zu Ausschreitungen gegen die Deutschen. Die Promenade blieb infolge Kurzschlusses bei der elektrischen Straßenbeleuchtung einige Zett unbe leuchtet. Diesen Umstand benutzte czechttcher Pöbel, um einen deutschen Studenten zu über fallen, der mit Stöcken geschlagen wurde. ES entstand eine allgemeine Rauferei, bei der auch deutsche Frauen und Kinder mißhandelt wurden. Belgien. Brüssel. Die GlaShüttrnbesitzer von Charlerot schließen infolge Lohnstreitigkrtten mit den Arbeitern die Hütten vom 1. September ab. Ueber 12000 Arbeiter sind davon betroffen. Balkanhalbinsel. In Mazedonien regt sich das Banden unwesen wieder. In der weiteren Umgegend von Saloniki tauchte eine 60 Mann starke Insurgenten bande auf, welche im Dorfe Ghtrdabor mehrere Einwohner, darunter sogar eine Frau und zwei ihrer Kinder, ntedermetzelte. Eine andere Bande drang in das Dorf Kurfalt ein. Auch in Türkisch- Armenien geht das Bandenunwesen weiter, wie neuere Nachrichten von dort erkennen lassen. Rußland. Großfürst Boris von Rußland ist aus dem Hauptquartier General KuropatktnS in Peters burg ringetroffen. Gegenüber den Gerüchten, Kuropatktn habe sich des Großfürsten wegen der zwischen beiden entstandenen Mißhelltgketten durch dessen Hetmsendung nach Petersburg entledigen wollen, beeilt man sich von offiziöser russischer Sette zu erklären, Großfürst Borts werde binnen etwa 14 Tagen nach dem Kriegsschauplätze zurück- kehren. — Da wird sich Kuropatktn gewiß recht freuen! — Der im Altatgebiet vor einigen Wochen ausgetauchte kalmückische „Prophet" Ainot, welcher die LoSretßung der Kalmücken von der russischen Herrschaft predigt, ist verhastet, die durch ihn hervorgerufene Sährung unter den Kalmücken unterdrückt worden. Petersburger Blätter behaupten, die Japaner steckten hinter dieser Bewegung. , Amerika. New-Aork. Die Anwendung der Lynch justiz in Amerika greift jetzt in den Südstaatrn immer weiter um sich. Wiederum werden durch ein Kabeltelegramm drei neue Fälle gemeldet. In Weimar lTrxa») wurde einem jungen Neger, der wegen Angriff» auf ein weißes Mädchen im Gefängnis faß, durch die Gitterbalken der Zellen tür hindurch ein Lhasso um den Hals geworfen, dann wurde er mit der Schlinge gegen die Tür gezogen, bis er erdrosselt war. Die Tat wurde erst entdeckt, al» der GesängntSwärter die Zelle öffnete, um den Neger zum Vorverhör de» Richter vorzuführen. In Htckman (Krntucki) wurde ein im Gefängnis sitzender Neger, der ebenfalls eine» vergehen» gegen ein weiße» Mädchen beschuldigt »ar, von dem GesängntSwärter den Lynchrrn unter der Be dingung auSgeliefert, daß die Lynchjustiz in „an ständiger Form" vollzogen werde. Die Lyacher versprachen da» und brachten ihr Opfer in einem Boot auf die Mitte d«S bet der Stadt vorbei» fließenden Flusse» und hielten ihn dort mit ihren Rudern so lange unter Wasser, bi» er ertrunken war. In WilliSburg erschoß der frühere Armrearzt vr. Crume einen Neger, der eine un gehörige Bemerkung über Crume» Frau machte. China. In China scheinen wieder nette Zu stände zu herrschen. Bor einigen Tagen drangen meuternde Soldaten in die Stadt Ltutschufan ein und metzelten die meisten Beamten und die ange sehensten Bürger nieder. Einige der reichsten Einwohner ließen sie am Leben und schleppten sie fort, um Läsegrld zu erlangen. Nachdem die Soldaten 48 Stunden lang gemordet, geplündert und unsagbare Gewalttaten verübt hatten, zogen sie sich auf die Berge zurück, die sie besitzt halten. Dabei zwangen sie 4500 Bürger, Trägrrdtenste zu leisten, um den Raub fortzuschaffen. Unter anderem plünderten sie auch das Armen des Taotat, raubten aus der Staatskasse 600000 Mk. und aus dem Arsenal 6000 Gewehre und 400 000 Patronen. WaS sie an Gold und Warrn au« den Geschäftshäusern und von den Pfandleihern raubten, wird auf zwei Millionen Mark geschätzt. Beim Abzug steckten sie die Stadt in Brand, und diese ist vollständig ringeäschert worden. Große Heeresabteilungen sind gegen die Aufrührer auS- gesandt worden, deren Unterwerfung aber keine leichte Aufgabe bilden wird, da die Meuterer außerordentlich zahlreich sein sollen. Der Krieg in Ostasien. Boll Spannung sind die Blicke der gesamten zivilisierten Welt nach dem mandschurischen Kriegs schauplätze gerichtet, wo seit dem 30. August die längst erwartete große Entscheidungsschlacht zwischen den vereinigten japanischen Heeren und der russischen Armee unter Kuropatkm bei Liaujang tobt. Die Japaner haben die Russen umfaßt und versuchen, deren stark befestigten Stellungen zu erstürmen; sollte dies gelingen, so befände sich die Armee KuropatktnS in einer ungemein gefährdeten Lage und eS könnte wohl sein, daß sie sich dann dem siegreichen Gegner ergeben müßte. Auf beiden Setten weiß man denn sehr wohl auch die Be deutung der Schlacht zu würdigen und kämpft mit verzweifelter Tapferkeit, weder am 30. noch am 31. August ist daher irgend eine Entscheidung gefallen, e» wurde vielmehr auch am 1. September erbittert weitergefochten. Eine Reutermeldung ciu» Liaujang vom Abend des letzteren TageS besagt nun, daß die Russen längs der Eisenbahn nach Süden vorgerückt seien, was also darauf schließen ließe, daß dir Japaner an dieser Stelle des aus gedehnten Schlachtfeldes zurückgrworsen worden feien. Ferner versichert eine Depesche aus Mukden, vom 31. August nachmittags, die japanischen An griffe seien auf der ganzen Front zurückgeschlagen worden, wobei die Japaner große Verluste erlitten und mehr als 40 Kanonen rin gebüßt hätten. Anderseits veröffentlichen dir Londoner Abendblätter vom Mittwoch eine Drahtung aus Liaujang, der zufolge die Japaner bereits im Be sitze einer Borstadt von Liaujang sein sollen. Außerdem wissen Telegramme in verschiedenen Londoner Blättern zu versichern, Kuropatktn sei von drei Seiten umzingelt, die Japaner hätten schon die Eisenbahn im Norden von Liaujang besetzt. Angesichts dieser widersprechenden Angaben über den bisherigen Verlauf der Schlacht von Liaujang bleibt deren Ausgang noch abzuwartrn. UebrtgenS behauptet eine Reutermeldung au» Liaujang, daß auf beiden Seiten zusammen mehr al» 500000 Mann mit 1300 Geschützen am Kampfe beteiligt seien, eS würde demnach die Schlacht bet Liaujang der Zahl der Streiter nach al» eine der größten aller Zetten zu betrachten sein. — Bor Port Arthur sind neue heftige An griffe der Japaner, die in der Nacht zum 24. und am 24. August unternommen wurden, von der tapferen Garnison wiederum zurückgeschlagen worden. —' Aus Tokio besagt eine Reutermeldung vom 1. September vormittag» 11 Uhr folgende«: Die Schlacht bet Liaujang dauert fort. Bi» jetzt ist kein Ergebnis erzielt worden. Auch die amt lichen japanischen Telegramme, die gestern in später Stunde abgesandt wurden, melden, daß keine der beiden Parteien rin scheinbare» Resultat erlangt haben. Au» Tschifu wird dem Reuterschen Bureau vom Mittwoch gemeldet, daß die Japaner um Port Arthur folgende Stellung«! befrtzt haben: Im Osten eine Höhe in der Nähr de» Fort» V, im Süden Pahischeng, im Westen Huktatou und Noungtownag. Fort V ist nach Berichten von Chinesen, die am 28. August die Festung ver lassen haben, weder von den Raffen noch von den Japanern besetzt, von Tungkaitaschian wurden die Japaner, die auf dm benachbarten Hühm ein vag vie Russen wiever Jtschan besetzt gaven^MM