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Pladrä, vr. Svirß, Hartmann, Rittberger, Opitz, Finanzminister vr. Rüger, Lbgg. Schulze, Leithold, -Schleck, Hähne! und Rüder. Sodann wurde der Antrag de« Abg. Rüder, den zur Beratung stehenden Gegenstand der TesetzgebungSdrputation im Ein« vernehmen mit der Finanzdrputation X zur Bor« -eratung zu überweisen, einstimmig angenommen. Nächste Sitzung Donnerstag Uhr. Drahtnachrichten u. letzte Meldungen. Berlin, 13. Januar. Die „Berl. Polit. Nachr." milden: Es ist sehr wahrichrinlich, daß der elektrische Betrieb für die Stadtbahn und den VorortSverkehr nutzbar gemacht werden könne; eS erscheint aber ausgeschlossen, daß trotz de- voll kommenen Gelingens der Versuche auf der Militär« Hahn der elektrische Schnellbetrieb auf große Ent fernungen eingelührt werden könne, da der Betrieb selbst auf dec dafür am günstigsten liegenden Linie Berlin—Hamburg, namentlich weil eine völlig neue Bahn gebaut werden müsse, sich zu kost spielig stellen würde. Fallen jedoch die Versuche, die gegenwärtig mit neuen Lokomotiven stattfinden, mit einer Geschwindigkeit von 130 Lm auf der Linie Kassel—Hannover günstig auS, so erscheint eS nicht ausgeschlossen, daß schon im nächsten Sommer mit der Einrichtung solcher besonder schnellen Züge auf einzelnen Strecken vorgegangrn wird. Frankfurt o. M., 13. Januar. Die„Frankf. Ltg." meldet aus Heidelberg, daß dort gestern in einer Versammlung der süddeutschen Portland- Cementfabriken beschlossen wurde, am 21. d. M. ein süddeutsches Cementiyidikat mit dem Haupt sitz in Heidelberg zu konstituieren. Eine Ver ständigung mit den nordwest- und mitteldeutschen Fabriken sei in der Hauptsache erreicht. Köln, 12. Januar. DaS Schwurgericht ver urteilte den 22jährigen Tagelöhner Decker, der im Streite um ein Mädchen zwei Personen getötet hatte, zu sieben Jahren Zuchthaus. In Oberbrombach wurden infolge Scheuen« der Pferde alle Insassen aus einem Wagen ge schleudert. Eine Frau und der Kutscher wurden getötet, die anderen schwer verletzt. Wien, 12. Januar. Der erste Bürgermeister Lueger ist angeblich amtSmüde und will dem politischen Leben entsagen. Die Ursachen sind Parteikonflikte und schleichende Krankheit. Paris, 13. Januar. Durch den bereits ge meldeten Austritt von 50 Mitgliedern au« der sozialistisch-radikalen Gruppe, die im ganzen 115 Deputierte umfaßt, verliert sie wesentlich an Be« deutung, umsomehr, als noch zahlreiche Austritts erklärungen zu erwarten sind. Es heißt, daß die AuSgrschiedenen eine neue Partei unter dem Namen „Sozialistisch-reformistische Gruppe- bilden und mit den eigentlichen Sozialisten in enge Fühlung treten wollen. Man hält eS für möglich, daß der jüngst vom sozialistischen Verbände des SeinedepartementS ausgeschlossene Millerand an 1>te Spitze der nruzubildenden Gruppe treten werde. Die oppositionelle Presse erblickt in der geringen Mehrheit für Brisson und in der Niederlage JaurS»' Anzeichen für die beginnende Zersetzung der Regierungsmehrheit. Sie fügt übrigens selbst hinzu, daß eS der Mehrheit gelingen werde, da» Ministerium noch eine Zeit lang zu halten. Die radikalen Organe äußern sich sehr scharf über die jenigen Mitglieder der Mehrheit, die die geheime Abstimmung bei den gestrigen Wahlen nur dazu benutzt hätten, ihren Groll gegen JaurSj und Brisson zu bekunden. Petersburg, 12. Januar. Gegenüber der aus Petersburg datierten Mitteilung eines Berliner Blatte» über den Inhalt eine» angeblich in aller nächster Zeit zu erwartenden RezierungS-Kommuni« quS» über die Lage in Ostasten meldet die „Russische Telegraphruageutur", daß diese Mit teilung vollständig unbegründet sei. Bisher sei keinerlei derartige amtliche Verlautbarung erschienen und eine solche sei, wie ihr von zuständiger amt licher Seite mitgrteilt werde, vorläufig auch nicht zu erwarten. Madrid, 12. Januar. Wegen fortgesetzten Vortrages politischer Kuplrts wurde gestern da» Zarzurlatheatrr behördlich geschlossen. Ja anderen Theatern ereigneten sich tumulruartsche Szenen. - Ein Schauspieler wurde direkt von der Bühne ver haftet. ES h-rrscht eine starke Gährung unter der Bevölkerung. London, 12. Januar. Das „Reutersche Bureau" meldet au» Tokio: Heute nachmittag HM der Kalstr mit allen Kabinrtt-mitgltedern, fÜRs alttn SktzatSmäunern, zwei Admiralen und de« General Kovama eine lange Besprechung. WsMLrcht, wurde tu dieser Beratung die gestern WWMWWMt Japan» an Rußland gebilligt. Lrr ittchMeho Grzchhte- ». Die Antwort wird al» letzter Schritt in den Ver handlungen betrachtet. DaS öffentliche Interesse de» Volke» an dem SuSgange ist bi» zur Fieber hitze gestiegen. London, 12. Januar. Dem „Reuter'fchen Bureau" wird auS Tokio telegraphiert, die Antwort an Rußland werde wahrscheinlich ver langen, daß die Beantwortung in ierhaib einer sestgestelllen Zeit erfolge. Der russische Ge sandte in Söul habe dem japanischen Gesandten versichert, daß die Wache der russischen Gesandt schaft nicht über 126 Mann stark sein werbe. Der japanische Gesandte habe vorgrschlagen, eine Vereinbarung zu treffen, um einen Zusammenstoß zwischen der japanischen und der russischen Wache zu vermeiden. Der russische Gesandte habe sich in sehr herzlicher Weise einverstanden erklärt. London, 13. Januar. Die „Times" melden aus Peking von gestern: Seit dem Aufbruch der Tibetexpedition erhob China keinerlei Einspruch oder Beschwerde, gab im Gegenteil Beweise, daß r» die Expedition billige, da sie möglicherweise der russischen Jntrigue entgegenwirke, welche China nichts Gute» verbeiße. London, 13. Januar. Der „Time»" wird auS Tokio von gestern gemeldet: AuS Korea hier ringegangene Nachrichten deuten daraus hin, daß politische Jntriguen gegen die russenfreundliche Partei im Werke seien, bemerken aber dazu, daß der Hof geneigt sei, sich jaus russische Hülfe zu verlassen. Washington. 12. Januar. (Reutermeldung.) Der hiesige chinesische Gesandte Liang-cheng hat dem stellvertretenden Sekretär des Staats departements mitgeteilt, der Kaiser von China habe die Siegel an den chinesisch-amerikanischen Vertrag angehestet und dem Ersuchen deS ameri kanischen Gesandten in Peking um sofortigen Aus tausch der Ratifikation stattgegeben. Swakopmund, 12. Januar. Die tele graphische Verbindung mit Okahandja ist unter brochen. Vermischtes. — Was das deutsche Volk, 56 Millionen Menschen, im Jahre 1901 auSgrgrben hat für: 1) die beiden wichtigsten Nahrungsmittel: a. Brot, auf den Kopf etwa 175 bis 200 kx Brotgetreide (die Tonne --- 1000 zu 150 Mk.) — 30 Mk. — 1700 Millionen Mark; b. Fleisch, aus den Kopf etwa 35 zu je 1 Mk. 20 Psg. — 40 Mk. — 2250 Millionen Mark. 2) Heer und Flotte: a. Heer, ordentliche Ausgaben 568 Millionen Mark, außerordentliche Ausgaben 85 Millionen Mark; d. Flotte, ordentliche Ausgaben 87 Millionen Mark, außerordentliche Ausgaben 130 Millionen Mark, zusammen — 881 Millionen Mark. 3) Geistige Getränke: a. Bier, 70 Millionen Hektoliter (125 I auf den Kops), das Liter im AuSichank — 32 Pfg — 2250 Millionen Mark; d Branntwein, 13,5 I Trinkbranntwein auf den Kopf, daS Liter zu 80 Pfg. im Ausschank — 560 Millionen Mark; o. Wein ----- 500 Millionen Mark; zusammen — 3300 Millionen Mark. (AuS „Gesundheit und Alkohol" von Professor vr. Karl Fränkel in Halle.) — Berlin, 11. Januar. Die Blätter melden zahlreiche Unglücksfälle auf dem Eise. Gestern ertranken in der Umgebung von Berlin beim Eisläufen sechs Personen. Davon sind fünf Fälle bereit» gemeldet. 16 Personen, welche ebenfalls einbrachen, wurden gerettet. — Kaiserslautern, 11. Januar. Wie die „Pfälz. Presse" meldet, erschoß im StaatSwalde bei Erbach der Jagdaufseher Leiner au» Jäger burg zwei Wilderer namen» Graf und Meyrr auS Erbach. Der Bruder deS Aufseher», der ihn begleitet hatte, wurde schwer verwundet. — Hagen, 11. Januar. Auf der Straße Priocri-Bceckerfcld stürzte infolge Glatteise» rin Postwagen von der hohen Böschung in die Exicheid. Drei Insassen find schwer verletzt, der Kutscher leicht. — Eutin, 12. Januar. Drei Kinder im Alter von 11, 8 und 5 Jahren sind auf de« Eutiner See ringrbrochen und ertrunken. — verbrannt stad am 12 Jan., wie depeschiert wird, bei einem Zimmrrdrande in der Rosenstraße zu Oldenburg eine Witwe mit ihrer 19jährigen Tochter. Die letztere hat dir Lampe anzüaden wollen, wobei diese explodierte. — München, 11. Januar. Der heute früh 8 Uhr 7 Minuten von Kempten hier eingrtroffene Prrsonenzug fuhr zu rasch in die Einsteighalle de» Zrntralbahnhofr» ein, so daß der Prellbock zer trümmert wurde und dir Borspannlokomotive ent gleiste. Zwei in der Näht befindliche hiesig, Kauflrute erlitten durch absprtngende Trümmer de» PrrllbockrS Verletzungen, be, «tue einen Unter- IAO4 schenkelbruch, der andere eine leichte Prellung de» Fuße». Bon den Insassen de» angekommrnen Zuge» haben zwei Reisende Prellungen erlitten. — Teplttz. Hier brachen zwei junge Leute beim Schlittschuhlaufen ein. Der Arbeiter Kroh versuchte die in Lebensgefahr Schwebenden zu retten. Alle drei ertranken jedoch. — Budwei». In Krumau wurde der 74 Jahre alte Greis Johann Tomandl unter der schweren Beschuldigung, seine eigene Tochter au» Habsucht ermordet zu haben, verhaftet. Tomandl gestand auch bereit», den Tod seiner Tochter da durch herdeigefuhit zu haben, daß er ihr Arsenik in den Kaffee mischte. Der Greis hat da» Ver brechen begangen, um da» Vermögen seiner Tochter zu erben. — BudweiS. Der 74 Jahre alte Häu-lrr Tomandl in Krumau, hat, wie sich jetzt heraus« stellt, schon früher zwei mißlungene Giftmorde an seiner Tochter versucht. Diesmal gelang daS Verbrechen, indem er in den Punsch am Sylvester abende «ine große Dosis Arsenik warf, den dann seine Tochter arglo» zu sich nahm. In der Neu« jahrSnacht starb sie. Da» Vermögen der Er mordeten, um dessentwillen der alte Mann da furchtbare Verbrechen beging, beträgt 2800 Kronen. Seine Tochter stand im 43. Lebensjahre und war ledig. — Prag. Der Krach der St. Wenzel», Borschuß-Kaile hat wiederum eia Opfer ge fordert. Der 63 Jahre alte Kaufmann Wenzel Fant! in Prag, der sein ganzes Vermögen durch die zugrunde gegangene Teldanstalt verloren hatte und dessen HauS am Sonnabend gerichtlich ver steigert werden sollte, hat sich eine Stunde vor der Versteigerung erhängt. — Wieder rin Unglück im Löwenkäftg. Eine schreckliche Szene spielte sich vor den Augen zahlreicher Zuschauer in der Menagerie von Droxler zu Part» ab. Droxler, ein bekannter Tier bändiger, wurde von einer Löwin angesallep und sehr schwer verletzt, auch seine Frau, die ehemalige Tänzerin La Toulue, welche ihm zur Hilfe eilte, erlitt mehrere Wunden. Die rasende Löwin wurde von einem anwesenden Schutzmann durch mehrere Revolverschüsse getötet. Der ganze Vor gang dauerte zwei Minuten lang. DaS Publikum gehorchte der Mahnung der Toulue, nicht zu schreien, um die wütend gewordenen Bestien nicht noch mehr zu erregen. — Diebe durch X-Strahlen überführt. AuS St. Petersburg wird berichtet: Ein gut ge kleideter Mann wurde kürzlich in betrunkenem Zu stande in Kiew verhaftet und nach der Polizei wache gebracht. Al» er wieder zum Bewußtsein kam, behauptete er, daß ihm 1220 Mark, die er bei sich gehabt hätte, abhanden gekommen wären. Im Gefängnis befanden sich fünf andere Gefangene, die man nun untersuchte. Man fand bei ihnen auch 780 Mk. Wo waren aber die noch fehlenden 440 Mk. geblieben? Mit Hilfe der X-Strahlen fanden sie sich auch, und zwar — im Innern der fünf Diebe. Sie hatten die Goldstücke ver schluckt, weil sie hofften, auf diese Weise den Diebstahl zu verbergen. — Warschau, 12. Januar. Bei einem TrauergotteSdienst in der Synagoge in BobinSk brach plötzlich der Fußboden ein. Mehrere hundert Personen stürzten in den darunter be findlichen Keller. Ueber 20 sind bereit» den dabet erlittenen Verletzungen erlegen, noch weit mehr liegen so schwer darnieder, daß an ihrer Wieder herstellung gezweifelt wird. — Der j.tzige Winter ist einer der furcht barsten, deren Spanien sich erinnert. In den Provinzen Soria, Burgo», Teruel und Leon »eigt da» Thermometer 16 Grad Reaumur unter Rull. Die Stadt Segovia, 70 Kilometer von Madrid entkernt, ist infolge enormer Schneemassea von der Außenwelt isoliert. Die Züge nach verschiedenen Richtungen werden vor Ablauf von vier Tagen nicht fahren können. Da» Meer ist furchtbar auf geregt, viele Fischer sind ertrunken. — Gei einer Explosion in den Botkinschen Naphthagruben im Kaukasus wurden über 100 Arbeiter getötet. Sächsische Gedenktage. L4. Januar. 1SSV brennen die Hussiten die Borstädte von Zwickau nieder und plündern die Umgegend, der Stadt selbst können sie jedoch nicht» anhaben. LSSS stirbt Barbar«, die Gemahlin Herzog Ge»rg de» Bärtigen. 17LK wird ein Postreglrment veröffentli^, nach de« die zur Post gegebenen Briese nicht auf Patcten befestigt, angebunden oder anaesiegelt werden dürfen. L7aa wird die Kirchenbutzr in Sachsen abaeschafft. L767 wird die nachmalige S. Gattin König Anton«, Maria Theresia, die Tochter Kais« Leopold M. lw» Oekerreiib a-ka«-«.