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Pulsnitz, 11. Januar. Geh. Regierungsrat Hempel-DreSden, früher Amtsrichter kn PulSniy, hat au« alter Anhänglichkeit an unsere Kirche ein wertvolle« Oelgemälde .Christi Geburt* von ^närso äs solsrno, nachdem diele« in Dre«drn renoviert worvra ist, gestiftet. Dasselbe schmückt feit Sonntag unser Gotteshaus. Pirna. Der seit 1. September bei Herrn Gutsbesitzer Früde in Dorf Wehlen bedienstet gewesene Schweizer Nrkowarsch au« Cachowi» in Böhmen ist unter dem Verdachte, die in letzter Zett vorgrkommrnrn drei Brände verursacht zu haben, verhaftet worden. Fel« Bärenstein (Sächs. Schweiz). Die alte Mär, im sächsischen Baterlande gäbe e« keine Bären mehr, entsprach bi« Freitag nachmittag 2 Uhr, zu welcher Zeit da- letzte Exemplar erlegt wurde, nicht den Tatsachen. Nachdem bereit« am 26. Oktober vorigen Jahre» von de« hier hausen den BSrrn-Ehepaare da» Männchen den Tod durch dir Kugel erlitten hatte, war e» jetzt da» Weibchen, da« durch einen wohlgezielten Schutz in die ewigen Jagdgründe befördert wurde. Der glückliche Schütze de« stattlichen Wilde«, welche« über zwei Zentner wog, war ein höherer Offizier der Festung Königstein. Weixdorf. Da« seltene Glück, den 100 Geburtstag zu erleben, wird am kommenden Donnerstag der Lehrer-Witwe Frau Böthig, die hier bet ihrem Enkel, Herrn Bauunternehmer Felchner, wohnt, beschieden sein. Die Greisin ist Ururgroßmutter, erfreut sich trotz ihre» Alter» geistiger und körperlicher Frische und denkt noch lange nicht an» Scheiden. Dresden, 12. Januar. Da« sechste Ver zeichnt« der bei dem Landtag etngegangenen Petitionen ist erschienen. Zu erwähnen sind daraus eine Petition der Saalinhaber Sachfen» wegen Beschränkung der geschlossenen Zeiten in bezug auf Abhaltung von Tanzmusiken und Kon zerten, eine Petition der Innung der Baumeister zu Dresden, da» SubmiisionSwesen betreffend, eine solche der städtischen Kollegien zu Dresden um Vermehrung der Lan'otagSwahlkreise für Stadt Dresden und eine Petition de« Verein« sächsischer Gemeindebeamten um Errichtung einer LandrS- penstonSkasse und Verleihung der Pensions berechtigung an die Hinterlassenen der Gemeinde beamten in den mittleren und kleineren Städten und den Landgemeinden. Dresden, 12. Januar. Ein Mord und Selbstmord hat abermals die Bewohner der östlichen Umgebung Dresden« in den gestrigen Nachmittagsstunden in Aufregung versetzt. Gegen V,1 Uhr hörten FriedhofSbrsucher in Tolkewitz in der Nähe der Totenhalle vier Schüsse fallen. Sie fanden dort einen zehnjährigen Knaben tot und einen etwa 50 Jahre alten Mann sterbend vor. Letzterer hatte einen Revolver in der Rechten. Die Besichtigung der beiden Unglücklichen ergab, datz sowohl der Knabe al« auch sein Vater je zwei Schußwunden in der Herzgegend hatten. Der Vater hatte seinen eigenen Sohn durch zwei Revolverkugeln in die Herzgrube niedergestreckt und dann zwei Schüsse aus sich selbst abgegeben. Die Leichen wurden durch den Gemeindevorstand zu Tolkewitz aufgehoben. In den SohneSmörder wurde der Sattlermeister Franser au« KunnerS- dorf bet Schandau erkannt. Er hatte feinen Sohn mitten in» Herz getroffen. Der Täter selbst starb kurze Zett nach Verübung de« Selbst morde«. Bisher war noch nicht« über den Br- weggrund der blutigen Tat zu ermitteln. Die Leichen wurden in der Tvtenhalle de« Johanni«- friedhofe« untergrbracht. Dresden. Bei der Dresdner Molkerei Gebrüder Pfund sind 22 AuSfahrer in den Ausstand getreten. In Oschatz soll 1906 ein Heimat-fest ab gehalten werden. Leipzig. Der Aerztliche BezirkSveretn für die Knishauptmannschaft Leipzig hat an alle 29 Aerztliche Bezirksvereinr im Königreich Sachsen einen Antrag zur Unterstützung gesandt, der dahin geht, »da« Königliche Ministerium zu er suchen, den Krankenkaffen dir Einführung der freien Arztwahl aus Grund von Verträgen zu empfehlen, welche zwischen den Vorständen der Kaffen und denen der Aerztltchen Bezirk-Vereine abgeschlossen «erden*. Vom Krrt«verein wird be absichtigt, eine Denkschrift zu dem Anträge au«- zuarbettrn, die dem Ministerium mit übergeben werden fall. — von eine« Straßenbahnwagen überfahren wurde Sonnabend nachmittag in der Eisrnbohnstraße in L.» Neustadt da« sechs Jahre alte Töchterchen de« Lithographen Anschütz. Dem unglücklichen Kinde, welche« an sich schon gebrechlich »ar, wurde der rechte Fuß abgefahren; außerdem «litt es einen Oberschrnkrlbruch. Le» sächsische Erzähler. Gatte ». Leipzig. Der vormalige Direktor der Leip- ztger Bank, vr. Srntzsch, h,t. wie da« „Leipz. Tageblatt* erfährt, au- eigener Entschließung die Rechtsanwaltschaft niedergelegt, vr. Srntzsch dürste diesen Schritt getan haben, um die Ein leitung eine« Disziplinarverfahren» nach Verbüßung der ihm auferlrgten Strafe übe, flüssig zu machen. So wird vr. Srntzsch, der gewiß Minderschuldige an dem Zusammenbruch der Leipziger Bank, auch sür sein fernere« Leben hart gestraft, während der „blonde Exner* nach Verbüßung seiner kurzen Ge- fängni-strase weitere Folgen nicht zu tragen hat. Neujahr«.Tuchmrise 1904 zu Leipzig. Bet objektiver Berichterstattung muß man zugrbrn, daß die diesjährige Neujahr« - Tuchmesse wieder nur einen kleinen Umfang auswie« und damit von neuem den Rückgang der T'xtil-Messen bekundete. Dir Zufuhren an Ware waren geringer al» sonst. Vertreten waren nur die Plätze Forst-L., Kottbu», wenige Fabrikanten au» dem AuSstandSgebiete Crimmitschau, srrnrr Werdau und Großenhain. Die Fabrikanten au» Neudamm und Schwiebu», die sonst ihre Kollektionen auf der großen Fleischer gasse zu bemustern pflegten, sind diesmal ganz auSgeblteben. Der unselige Ausstand in Crimmitschau trug vor allem die Schuld an der schwachen Frequenz der heurigen Tuchmesse. Grossisten und Händler, die sonst einen Teil ihre» FrühjahrSbedarseS an den Tagen vom 5. bi» 6. Januar in Leipzig zu decken pflegten, hatten sich nur in geringer Zahl eingrfunden. Als Ein käufer zeigten sich hauptsächlich kleinere Provinz kundschaft, sowie Private. Konfektionäre traten diesmal so gut wir nicht al« Käufer auf. Ge fragt waren vorzugsweise, der Modenrichtung ent sprechend, solide Farben. Doch zeigte sich auch Interesse sür Noppen. In schwarz-weiß ist die Mode stark in Rückgang begriffen. Relativ gut verkaufte sich Kottbuser und Forster Ware. Die Preise waren eher fest als nachgebend, den hohen Rohmaterialpreisen entsprechend. Die Saalinhaber Leipzigs haben durch korporatives Vorgehen erreicht, daß die vom Stadt rat zu Leipzig bereits angeordneten erheblichen Beschränkungen bet Abhaltung von Maskenbällen aufgehoben werden. Langen st riegi«. AuS noch unerklärter Ursache brach am Montag abend gegen 7 Uhr im Böhmischen Tute, welches bereit« vor zwei Jahren von einem Brande heimgrsucht ward, ein Schadenfeuer aus, welche» drei Gutsgebäude ein äscherte. Auch Vieh ist bet dem Brande um gekommen. Oederan, 11. Januar. Das 25jährige Jubiläum al» Stadtverordneter beging dieser Tage Herr Stadtverordneten - Vorsteher Friedrich Goldberg. Bon den Stadtbehörden wurde ihm ein Glückwunschschreiben zugrsandt. Wetter überreichte ihm Bürgermeister vr. Schöne mit einer ehrenden Ansprache einen von den städtischen Kollegien gestifteten goldenen Ring. Chemnitz. Hier ward in voriger Woche ein Arbeiterinnenheim eröffnet, in welchem den allein stehenden ArbeitSmädchen nicht allein billige und saubere Schlafstellen, sondern auch Familienanschluß und geistige Anregung geboten werden soll. Chemnitz. Al« derjenige, der am 27. Debzr. 1903 au» dem Postabteil de» Mittagzug» von Stollberg nach Chemnitz einen Geldbrief beutel gestohlen hat, ist am Sonntag der hier beim Postamt IV beschäftigte Postbote Schubert ermittelt und der Staatsanwaltschaft übergeben worden. Meerane. Der Brandstifter, der im ver gangenen Jahre durch eine Reihe von Bränden die Einwohnerschaft in Aufregung versetzte, der 19 Jahre alte Wirtschaftsgehilfe Rudolph von hier, hat durch Erhängen seinem Leben rin Ziel ge setzt. Rudolph, der seinen Eltern durch die Brände etwa 5000 Mk. Schaden verursachte, war seiner zeit vom Landgericht Zwickau wegen geistiger Störung frrigesprochrn worden. Man vermutet, daß er auch den Selbstmord in einem Anfalle geistiger Störung verübt hat. Der Glauchauer Bezirk-verband will ein Genesungsheim bauen und zu diesem Zweck eine Anleihe von 100,000 Mk. aufnehmen. Glauchau. Der Brandstifter, der unsere Einwohnerschaft in den letzten Wochen beunruhigte, ist jetzt von unserer Polizei ergriffen worden. E« ist der Handarbeiter Wei dauer, der noch am Sonntag abend in der Sandgrube auf de« Scherbrrg zwei Strohfeimen in Brand gesteckt hat. Geheimrat vr. Roscher vom sächsischen Ministerium des Innern hat demselben Bericht über seine ergrbai»lo« »erlaufene Bermittrlung«- aktton t« Crimmitschauer Streik erstattet, welcher Bericht al»daaa de« Landtage zugegangen ist. Der Bericht bestätigt, wa« schon bekannt war, daß LGGch die Mission de« Herrn vr. Roscher an der Ab lehnung der Forderungen der streikenden Arbeiter seitrn« der vereinigten Fabrikanten scheiterte. Die Unternehmer erklärten, in dem jetzige» Kampfe handele e« sich lediglich um eine Machtsrage zwischen ihnen und der Sozialdemokratie. Am Schluffe seine« Berichte« empfahl Geheimrat Roscher die Schaffung von ArbetterauSschüffeo in den einzelnen Fabriken. Crimmitschau. Der Vorstand der Ort«gruppe Crimmitschau de« Verbände« von Arbeitgebern der Sächs. Textilindustrie zu Chemnitz versendet unter dem Titel „Ueber den Crimmitschauer Streik* eine Schrist, in der er eine Darstellung der Arbeiterverhältnissr und der Industrie von Crtmm tschau gibt. Am Schluffe der Au«führungen wird die Hoffnung ausgesprochen, daß „die bürger lichen Kreise oufhörrn, der Sozialdemokratie HerrrSfolge zu leisten und in übelangebrachter Menschlichkeit die Streikenden durch Geldspenden zur Fortsetzung des aussichtslosen Streik- zu er muntern.* Besonder« die deutschen Frauenvrrrtne, die von Berlin aus zu Sammlungen aufgrfordert sind, werden in dem Rundschreiben ersucht, „sich al» echte deutsche Frauenverrine nicht in «ine ver hängnisvolle Gemeinschaft mit der Sozialdemo kratie drängen zu lassen.* Crimmitschau. Ja den letzten Tagen ist die Zahl der Arbeitswilligen wieder bedeutend gestiegen. Fast mit allen Zügen kommen Arbeiter und Arbeiterinnen an. Aber selbst aus den Reihen der Ausständigen kehren immer mehr in die Fabriken zurück, obwohl die Streikleitung in Flug blättern zu unentwegtem AuSharrrn auffordert. Deutsches Reich. Der Kaiser traf mit Gefolge am Montag mittag kurz nach 1 Uhr au» Berlin in LandeShut in Schlesien ein, wo er der Trauung der Gräfin Armgard zu Stollberg-Wernigerode, Tochter de» ersten Vizepräsidenten de« Reichstage« Grafen Udo zu Stollberg-Wernigerode, mit dem Grasen Piaten zu Halbermund beiwohnte. Auch an dem sich anschließenden Hochzeitsdiner, da« im Schlosse Krepprlhose stattsand, nahm Se. Majestät teil. Abend« 6V, Uhr reiste der Kaiser nach Breslau weiter, wo dir Ankunft 8*/, Uhr erfolgte. Er fuhr vom Bahnhofe sofort zum sürstbtschöslichen Palais, wo er da« Diner einnahm und dann Cercle abhielt; an der Tafel nahm u. A. auch der Fürstbischof SkcbenSky von Prag teil. Später begab sich der Monarch in da» königliche Schloß. BreSlau, 12. Januar. Der Kaiser trat kurz vor 4 Uhr dir Rückreise nach Potsdam an. Auf dem ganzen Wege von der Kaserne de» Kürassier-RegtmentS bis zum Oberschlestfchrn Bahn hof wurde der Kaiser, der im offenen Wagen fuhr, von einer großen Volksmenge jubelnd begrüßt. Nachdem sich der Kaiser in der Bahnhosshalle von dem Offizierskorps, da» sich auf dem Bahn hofe eingefunden hatte, verabschiedet hatte, bestieg er den Sonderzug, der alsbald unter dem drei fachen Hurra der Offiziere sich in Bewegung setzte. Am Berliner Hofe findet in Fortsetzung der Wintersestltchketten am 15. Januar rin Kapitel de« Schwarzen AdlerordenS statt. Der Sroßherzog von Mecklenburg- Schwerin ist in Cannes, wo er zurzeit «eilt, an Influenza erkrankt. Infolgedessen hat sich der Sroßherzog genötigt gesehen, auf die geplante Reise nach Berlin zur Teilnahme am Kapitelfeste des Schwarzen AdlerordenS zu verzichte«. Der Reichstag hat am 12. Januar seine Verhandlungen nach Ablauf seiner verhältnismäßig langen Weihnacht-ferien wieder ausgenommen. Die TagrSordnung für diese erste Sitzung de« Hause» im neuen Jahre war eine sehr reichhaltige und wie« namentlich eine Menge Interpellationen auf. Noch in der laufenden Woche, am Sonnabend, findet auch die Eröffnung de» preußischen Land tage» statt und zwar nach den bisherigen Dis positionen durch den Kaiser und König persönlich. Der EröffnungSakt vollzieht sich am genannten Tage vormittag» 11 Uhr im historischen Weißen Saale de» Berliner Residenzschlosse». Dem Reichstage ist die Vorlage über die KaufmanaSgertchte zugegangrn. Gegen den Strich und die Parteiparole haben in Görlitz 5 neu gewählte sozialdemo kratische Stadtverordnete gehandelt, la dem sie sich bet der Ansprache de» Stadtverordnetenvorsteher» über dir Besserung im Befinden de« Kaiser» und bei dem dreifachen Hoch auf denselben von den Plätzen erhoben. Der 1. Vizepräsident de« Reich«tage», Graf Udo zu Stollberg-Wernigerode, ist vom Kaiser zum Wirk. Geh. Rat mit dem Prädikat »Exzellenz* ernannt worden.