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des sächstschen Lrzähters. Bischofswerda, den 3. Oktober 1881. » oder ihren Familien selbst angefertigt werden. Auf diese Art kann man leicht zu einer Schraube ohne Ende kommen. H a u s i r h a n ö e l. Unsere Gewerbeordnung kennt bezüglich des Hausirwesens keine Vorschriften, welche bestimmte Artikel zum Gewerbebetrieb im Umherzichen zu lassen, sondern nur Vorschriften, welche daS Hau siren mit gewissen Sachen verbieten. Der Kreis dieser verbotenen Gegenstände ist ein beschränkter, und erstreckt sich nur auf Gegenstände, welche in gesundheitlicher oder sittlicher Hinsicht Bedenken bieten. Hierzu gehören geistige Getränke, ge brauchte Kleider, Abfälle, Goldwaaren, Taschen uhren, Spielkarten, Werthpapierc, explosive und reicht entzündliche Stoffe, Waffen, Gift und ge wisse Druckschriften. Thatsächlich ist bei einem Thcile der Bevölkerung schon lange der Wunsch rege, diese Beschränkungen vermehrt zu sehen, insofern nämlich sich der seßhafte Kleinhandel durch einen auSgebreiteten Hausirhandcl benach- theiligt glaubt nnd in gewissen Fällen benach- Ihciligt ist. Auf der anderen Seite ist man aber der Meinung, daß der Hausirhandel beibchalten werden müsse, um Jedem Gelegenheit zu gebe», sein Brot auf eine ehrliche Weise zu verdienen. DaS letzte ist ohne Zweifel richtig, nur muß die Einschränkung gemacht werden, daß die Personen, welche hausircn, selbst keine Veranlassung bieten, daß man sich über ihre Zudringlichkeit zu be schweren habe und daß sie nicht Leichtgläubigkeit und Unerfahrenheit benutzen, um Manipulationen vorzunehmen, die mehr an Betrug streifen. ES ist in der That sehr schwer, diesen beiden An sichten, die alle Beide viel wahres und richtiges an sich haben, gerecht zu werden und es wird dies wohl kaum möglich sein, allein es ist wohl nicht zu schwer, bei einer gesetzlichen Reform beiden Ansichten in gewisser Beziehung Rechnung zu tragen. Unbestritten wird es wohl sein, daß der seßhafte Kleinhandel, als ein wichtiger Bc- standtbeil deS Mittelstandes, in einer Zeit, wo man der Arbeiterklasse und der unbemittelten Klasse überhaupt in jeder Weise entgegen kommt, eine Beachtung seiner Beschwerden verlangen kann und wenn man diese gesetzlich durchsührt, so wird man vielen Klagen die Spitze abbrechen. Wenn man daher, wie verschiedentlich gemeldet wird, der Frage näher tritt, ob nicht der Wandergcwcr beschein gewissen Personen zu versagen ist, so läßt sich die Frage ruhig be sprechen, welchen er nicht erthcilt werden soll. Borgcschlagcn wird nun, ihn nicht zu erthcilen an Personen, welche a) nicht völlig unbescholten sind oder nachweislich als unzuverlässig in sitt licher oder gewerblicher Beziehung zu erachten sind, b) taub, stumm, blind oder geistesschwach sind, o) das 30. Lebensjahr noch nicht erreicht haben, eS sei denn, daß sie zu einer sonstigen ErwerbSthätigkeit untauglich sind, ck) eine vier wöchentliche Freiheitsstrafe wegen Verbrechen oder Vergehen erlitten haben, so lange nach Verbüßung derselben nicht ein Zeitraum von sechs Jahren verflossen ist, s) nicht nur Kinder, sondern auch Ehefrauen oder sonstige alimentationsberechtigte Verwandte haben, für deren genügenden Unter halt anderweitig nicht gesorgt ist, k) nachweislich nicht für eigene Rechnung, sondern im Auftrage größerer Geschäfte den Absatz der von diesen ge fertigten oder geführten Gegenstände übernommen haben, sog. Lohnhausirer. Was die Gegenstände betrifft, so heißt es, sollen ausgeschlossen werden a) Putzwaaren und Luxusartikel, b) Tuche, wollene und halbwollene Stoffe, Leinen, Bettzeug, fertige Kleider und ledernes Schuhzeug, v) ferner soll daS Anbieten gewerblicher Leistungen durch sog. Schirmflicker, Korbflechter, Verzinner, Scheerenschleifer, Topf stricker u. f. w. verboten werden. Mit dem letzten Passus kann man sich unter Umständen einver- stanoen erklären, weil in der That diese Arbeiten ost nur als Aushängeschild für die Vagabundage dienen, allein eS giebt auch reelle Schleifer, Topf stricker u. s. w. und wer weiß, wie sehr gesucht , gerade deren Arbeit oft auf dem Lande ist, muß wünschen, daß nicht strickte mit diesen Leuten aufgeräumt wird. WaS dagegen n und b anbe- krifft, so wird auf der einen Seite die Reihe von Artikeln als nicht genügend angesehen werden, auf der andern Seite wird man darin eine wesentliche Beschränkung des Erwerbs erblicken. Man wird fragen, warum nicht Regenschirme, Stöcke, Mützen, Kämme, Spielzeug, Garn u. A. mit auftzenommen worden sti und man wird andererseits wieder fragen, warum beispielsweise daS Haustren mit Leinen und Kleiderstoffen ver- -Loten sein soll, Artikel, die oft von den Hausirern Sachse n. 8 Ende Juli 1841, also vor 50 Jahren, trat der Seminarist Herr Mutschink für den er krankten Lehrer zu Connewitz auf einige Wochen als Stellvertreter ein. Nach anderweitem Vicariat und fernerer Hilfslchrcrarbeit trat er 1845 in Demitz ein und wirkte dort — auch einige Jahre in der Schule zu Thumitz — bis 1890. Eine Schule zu Cannewitz existirt nicht mehr, desgleichen nicht eine Schule zu Demitz, sie änderten ihre Namen in Rothnauslitz und Thumitz um, indem die neuen Schulen dorthin gebaut und die alten verkauft wurden. Mutschink zog nach Bischofs werda, wo er vor Kurzem das Glück hatte, den 70. Geburtstag feiern zu können; er hat dem nach 2 Schulen, in denen er gewirkt, überlebt. Obgleich er nun schon beinahe 2 Jahre in Bischofswerda wohnt und seit dieser Zeit nicht mehr Vorsitzender des landwirthschaftl. Vereins zu Demitz ist, kommen von Zcitungshcrausgcbern, Saamenhändlern, Maschinenbauern rc. für jenen Verein bestimmte Drucksachen, Proben rc. an ihn, die dem Verein dann mir auf Umwegen nnd gelegentlich, deshalb ost verspätet zugehen. -f* Wenn man durch daS schöne Thal von Schmölln nach Demitz geht und das vorma lige Tuchfabrikgcbäude so unbenutzt dastchcn sieht, so fragt man unwillkürlich: „Wie kommt daS? Läßt es sich bei dem großen Begehr nach Wohn ungen nicht zu einem Öuartierhause für Arbeiter familien umwandeln?" Natürlich müßte zu diesem Zwecke eine Gesellschaft zusammentreten. Oder könnte nicht daraus eine Kaltwasserheil anstalt oder ein LogiShauS für Sommerfrischler geschaffen werden? Schon seit Jahren haben Sommerfrischler iu Demitz, wohl auch Schmölln, Aufenthalt nehmen wollen. Es fehlte aber an Wohnungen. Könnte nun nicht eine Gesellschaft zusammentreten, das HauS kaufen und für Sommergäste umbauen lassen? Wenn dann eine Wasserheilanstalt damit verbunden werden könnte, so wäre es noch besser. DaS Bergwasser ist schön und zur Einrichtung von Douschen sind die Vorbedingungen schon vorhanden. Schöne Spaziergänge mangeln nicht nnd an Ruhepunkten, die mehr als kaltes Wasser bieten, fehlt cs in Schmölln, Demitz, Thumitz und Rothnauslitz nicht. Ein Gang am Wasser bis Rothnauslitz ist für Sommerfrischler und Naturfreunde erfreu end und erquickend. Bautzen. Wegen der für Freitag und Sonnabend, den 2. und 3. Oktober, iu Aussicht genommenen Reinigung der in der II. Etage des Schlosses Ortenburg gelegenen Geschästslokalitätcn deS Kgl. Landgerichts können an diesen Tagen nur dringliche Sachen erledigt werden. *** Umschau in der sächs.-preuß. Lausitz und dem Meißner Hochland, 1. Oktober. Durch Feuer wurden vernichtet: DaS einstöckige Haus deS Schuhmachers Kitte in Ebersbach; daS Ulbrich'sche Wohnhaus in Warnsdorf (ein Maurer wurde gefänglich eingezogen, der das Feuer veranlaßt haben soll). — In Görlitz fand ein Anstreicher seinen Tod, indem er vom zweiten Stockwerk eines Hauses abstürzte. — In WaltherS- dorf bei Sorau wurde eine Magd durch einen Bullen lebensgefährlich verletzt.— Bei Schmilka wurde ein junger Mann aus Böhmen todt aus dem Wasser gezogen. - Die verstorbene Frau verw. Cantor Druschky hat der Armen kasse zu Hohnstein 3000 Mk. hinterlassen. — Frau verw. Rechtsanwalt vr. Hennig in Dresden hat der Kirche zu Saupsdorf eine kostbare schwarze, reich mit Silber verzierte Altarbekleidung ge schenkt. — Bei der vor Kurzem stattgefundenen Feucrwehrübung in Stolpen war auch die ge rade vor 100 Jahren geschaffte Spritze mit in Thätigkeit. — Seeligstavt brachte für die durch Brandbetroffenen von Helmsdorf und Neudörfel 70 Mark zusammen. — DaS 50jährige Ehe jubiläum feierte daS Ehepaar Passarius in Oybin. — Der Gesangverein „Eintracht" in Gersdors beging daS Fest seiner Fahnenweihe. — Zu Handelsrichtern und Stellvertretern in Zittau wurden ernannt die Herren Kaufleute: Johann Reiter, Simon Farion, Gustav Frey und Karl Th. Seydel: August Römer und Paul Emmerich. Allseitigste Theilnahme erweckte am Montag Mittag in Hohn stein (sächs. Schweiz) die dieses Städtchen durcheilende Trauerkunde, daß kurz nach 11 Uhr auf dem dortigen Standesamts der Königl. Oberförster Whistling vom Schlage getroffen und trotz schleunigst hcrbeigerufener ärzt licher Hilfe baldigst verschieden sei. Er war als Trauzeuge bei der vorzunehmenden Eheschließung seiner ältesten Tochter mit Vr. P. Lindemann,- Mitglied deS meteorologischen Instituts zu Chemnitz, erschienen. Die geplanten Hochzeits feierlichkeiten wurden selbstverständlich sofort auf gehoben, nur am Nachmittag wurde die standes amtliche Handlung nochmals in aller Stille vollzogen. AnS Meerane wird berichtet: Das Geschäft hat sich in Meerane seit einiger Zeit bedeutend gebessert. Unsere Fabrikanten haben auf ihre neue» Frühjahrskollektionen, wie wir allgemein hören, recht schöne Aufträge erhalten. Viele be deutende Einkäufer aus Süd und Nord und Ost und West sind persönlich hier gewesen und haben ihre Bestellungen gemacht. Es ist das um so erfreulicher, als daraus hervorgeht, daß die Mode ganz besonders unsere Meeraner Damenkleiderstoffe jetzt bevorzugt, und daß unsere Fabrikanten eS verstanden haben, mit der Zeit fortzuschreiten, sich in der Hauptsache im Ver gleiche mit früherer Zeit auf viel bessere Artikel zu legen und sich durch großen Fleiß, Ausdauer und Tüchtigkeit allzeit aus der Höhe zu erhalten. Großenhain, 30. September. Der wegen Verdachts der Brandstiftung gefänglich cinge- zogene Kurz- und Galanteriewaarenhändler Müller gen. Bayrich hat nunmehr volles Ge ständnis; abgelegt, daS am 23. Sept, in dem von ihm bewohnten Naumburger'schen Hause ent standene Schadenfeuer, dem 2 Menschenleben zum Opfer gefalle» sind, vorsätzlich angelegt zu haben. Chemnitz, 30. Septbr. Heute früh 7 Uhr ist daS bei dem Schwurgerichte zu Chemnitz am 13. Juli d. I. gegen den Cigarrenmacher Gustav Adolf Ludwig aus Hainichen wegen Raub mordes ergangene Todes urtheil mittels Fall- schwerteS vollstreckt worden. Der Leipziger Defraudant Winkelmann ist dem deutschen Gesandten in BuenoS-AyreS ausgeliesert worden. Leipzig, 29. September. Die der „Wests. Ztg." entnommene Mittheilung, Professor Wind scheid sei wegen der Ausstellung des heil. Rockes protestantisch geworden, ist nicht ganz zutreffend. Der berühmte Rcchtsgelehrte ist „Altkatholik". Dies wird von der „Schief. VolkSztg." bestätigt, welche berichtet, daß Windscheid sich bereits seit 1870 zur „altkatholischen" Gemeinschaft bekannt habe. Hierzu theilt ein geistlicher Herr, welcher 1851 bis 1866 Seelsorger der katholischen Ge meinde in Greifswald war, ergänzend mit, „daß Windscheid schon vor 1870 thatsächlich aufgchört hatte, der katholischen Kirche anzu gehören, insofern er während seiner mehrjährigen Stellung an der Universität Greifswald niemals die katholische Kirche besucht, also auch niemals die heil. Sakramente empfangen hat." Die Verbrechen gegen 8 176,3 deS Straf gesetzbuches mehren sich in erschreckender Weise. In Leipzig wurde am 27. Septbr. wiederum ein Mann verhaftet, ein 67 jähr. Modelltischler aus Wennungen, welcher mit nicht weniger als 6 Kindern im Alter von 5 bis 13 Jahren fast seit Jahresfrist diese abscheulichen Handlungen vorgenommen. — Am selben Tage wurde ein 29 jähriger Handarbeiter in Leipzig verhaftet, der sich gleichfalls unzüchtiger Handlungen schuldig gemacht hatte. In Birkenroda wurde ein 64- jähriger und in Thumitz ein 20jährigcr Mann wegen begangener SittlichkeitSvcrbrechen an 5 Schulmädchen verhaftet. — Bei einem Dresdner Antiquar wurde auf Requisition der königlichen Polizeidirektion zu Dresden eine außerordentlich große Anzahl unsittlicher Schriften durch die dortige Criminalpolizei beschlagnahmt. 8 Durch Feuer wurden vernichtet: Drei Häuser in Treuen; die Walzenmühle zu Döbeln; die Schuhwaaren - Fabrik von Ehrenfriedersdorf. Der Schaden wird auf 200,000 Mark geschätzt. Gegen 100 Arbeiter sind mit betroffen. — In Troitschenrut wurde ein Knecht durch einen Bullen lebensgefährlich verletzt. Bald darauf starb er. — In Plauen bei Dresden wurde die Leiche eines alten ManneS aus dem Wasser gezogen. — In der Franke'schen Spinnerei zu RuppertSgrün wurde ein Schul knabe durch'- gehende Zeug getödtet. — In Reudnitz wurde ein Kaufmann von 2 Subjekten im eigenen Hause überfallen und durch 3 Messer stiche verwundet. — Der Gutsbesitzer Reißig in DröSnen i. B. wurde durch eine herabstürzende Sense schwer verletzt. — Der 8jährige Sohn