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Werter WahkkrerseS, Derrn Landtagsabgeordneten Guts besitzer Kokel-Crostwitz, welcher als Festtheilnehmer mit anwesend war und der seine besten Kräfte im Landtage für das erreichte Projekt einsetzte, den Dank der Festversammlung durch ein jubelnd aufgenommenes Hoch auszubringen. Der Ver treter des städtischen Wahlkreises, Herr Fabrikant Weigang-Bautzen, war leider „anderweitig abge« halten, der Feier beizuwohnen". Herr Kokel dankte nun seinerseits für die ihm dargebrachte Ovation und trank auf die Entwickelung der Umgebung von Elstra, der ja besonders auch der Bahnanschluß zum Segen gereichen werde. Herr Adolf Täubrich-Bischofswerda überbrachte die Glückwünsche des Gewerbevereins und schilderte nochmals die unendlichen Anstrengungen, die seit Jahrzehnten für die Linie Bischofswerda-Elstra- Kamenz gemacht worden sind. Wenn auch nur zum Theil endlich heute etwas davon-erreicht ist, so hoffe er mit aller Zuversicht, daß es ihm bald vergönnt sein werde, einen weiteren Spaten stich zur Linie Bischofswerda-Elstra mitzuerleben. Der Segen für Handel und Gewerbe beider Städte wird dann nicht ausbleiben. Dieses schöne Zukunftsbild möge sich bald verwirklichen, alle Betheiligten möchten rüstig weiter an diesem Plane mit arbeiten und heute der Erreichung dieses Zieles ein Glas weihen. Hierauf ergriff Herr Gräfe-Bischofswerda nochmals das Wort und feierte untere sächsische Oberlausitz, die nament lich ein schönes Bild, welches zum Theil die Festversammlung verwirkliche, in sich birgt. Es sei herzergreifend, wie in unserer Lausitz Wenden und Deutsche friedlich mit und neben einander leben, einig in der Treue zum Königshause und Vaterlande. Herr Gräfe schilderte lebhaft daS herzerquickende Bild, welches der durch den mit anwesenden Herrn Abgeordneten Kokel veran staltete wendische Hochzeitszug im Wettiner Fest zuge geboten, wies auf die braven Reiter hin, die seit Jahrhunderten die Wenden unserem sächsischen Heere gestellt haben und schloß mit einem Hoch auf das weitere gedeihliche, friedliche Zusammenleben beider in einem Vaterlande ver bündeten Stämme. Sofort erhob sich nochmals Herr Abgeordneter Kokel und bestätigte in von echt patriotischem Geiste getragenen Worten die unverbrüchliche Treue der Wenden zum Königs hause, zum sächsischen Vaterlande, wie zu Kaiser und Reich und erklärte, daß es keine ungerechtere Beschuldigung gebe, wie es leider hin und wieder geschehe, die sächsischen Wenden des Panslavis.nus zu verdächtigen. Herr Kokel forderte nur das eine Recht für seine Stammesbrüder, das Recht, ihre Muttersprache weiter zu pflegen, dessen Berechtigung ein deutscher Dichter so schön in dem Liede beweise, „Muttersprache, Mutter laut, wie so wonnsam, wie so traut", und schloß mit den Worten, indem wir uns für gewisse russische Erziehungsmittel bedanken, fühlen wir uns glück lich unter dem Scepter der Wettiner. Diese Rede rief einen Sturm der Begeisterung bei allen Anwesenden hervor und dürfte auch für weitere Kreise ausklärend wirken. Nachdem noch Herr Redacteur Krausche die Glückwünsche des Gewerbevereins zu Kamenz dargebracht und auf die dauernde Freundschaft der Städte Elstra und Kamenz getrunken, blieb die Festversammlung noch lange in gehobenster Stimmung beisammen. Die Feier selbst wird jedem Theilnehmer eine schöne Erinnerung bleiben, mögen sich aber auch alle die Hoffnungen, die sich an dieselbe knüpfen, reichlich erfüllen zum Segen der Stadt Elstra und seiner Umgebung, zum Heile unseres ge liebten Vaterlandes! Bischofswerda, 22 August. Die Genesung des Herrn vr. Rätze macht täglich erfreuliche Fortschritte, so daß er bald seine Praxis wieder selbst übernehmen dürfte. — Briefe an Soldaten des stehenden Heeres bis zum Feldwebel aufwärts genießen Porto- sreiheit, wenn der Absender auf die Adrcßseite des Briefes den Vermerk setzt: „Soldatenbrief, eigene Angelegenheit des Empfängers". Fehlt dieser Vermerk, so wird der Brief mit Strafporto belegt. Dieses Porto kann aber wieder erstattet werden, wenn der directe vorgesetzte Hauptmann bez. Rittmeister auf dem Umschlag bescheinigt, daß der Brief „in eigene^ Angelegenheit des Empfängers" abgesandt war. Gegen Rückgabe dieses Briefumschlages erst zahlt die Post daS Porto zurück. — Wiederholt sei darauf aufmerksam gemacht, daß Briefschreibende ihre Adresse auf das Couvert des abzusendendcn Briefes schreiben möchten. Im Jahre 1887 ist im deutschen Reichsgebiete eine Viertelmillion unanbri »gliche Briefe und Postkarten durch Feuer vernichtet worden. E» iläßt stch schwer in Worte fassen, welche Summe von EnkLuschmia, mSNÄlrm Schaden' »da-, durch erwachse« ist und im Laufe eineS jeden JahreS von Neuem verursacht wird. Und doch läßt sich dem Uebelstande so leicht durch die oben erwähnte Angabe abhelfen. — Die kühlen Tage der vergangenen Woche mögen zwar Manchen daran erinnert haben, daß die Zeit nicht allzu fern liegt, wo die Ansprüche an den Kohlenvorrath sich rascher steigern, gleich wohl lassen erfahrungsgemäß Viele den Zeitpunkt verstreichen, zu welchem die Beschaffung deS Kohlenbedarfs für den Winter nicht nur billiger und bequemer, sondern auch sicherer möglich ist. Jedenfalls werden alle Haushaltungsvorstände gut thun, jetzt schon ihren Winterbedarf an Feuerungsmaterial zu beschaffen. Noch mehr gilt aber diese Mahnung für Industrielle. Wenn nicht alle Zeichen trügen, wird der Herbstverkehr der Eisenbahnen eine rapide Steigerung erfahren und dann ist der Kohlenbezug bei auftretendem Wagcnmangel voraussichtlich weniger leicht als jetzt. Wer also irgend in der Lage ist, seinen Kohlenbedarf jetzt schon zu decken, der säume da mit im eigenen und allgemeinen Interesse nicht. — Mit Beginn der längeren Abende tritt die Petroleumlampe, die in den Meisten Haus haltungen während der Sommermonate wenig in Gebrauch ist, wieder in ihr Recht. In Ver anlassung des Umstandes, daß die meisten Petro leum-Explosionen bei der Wiederbenutzung längere Zeit außer Gebrauch gesetzter Lampen entstehen, unterlassen wir nicht, wiederholt an die Haus frauen die Mahnung zu erlassen, vor der Wieder benutzung der Lampen das in denselben befind liche alte Petroleum wegzugießen, auch den alten, inzwischen filzig und dadurch ohnehin zum Brennen untauglich gewordenen Docht durch neuen zu ersetzen, wenn sie nicht Gefahr laufen wollen, eine Explosion herbeizuführen. f Burkau, 19. August. Zum hiesigen Pfarrer wurde einstimmig vom Kirchenvorstand der Herr Hilfsprediger Herrmann zu Königsbrück erwählt. I Demitz, 21. August. Am gestrigen Abend bereitete Herr Glashüttenbesitzer Greiner juu. zu Ehren des 50jährigen Ehejubiläums seiner Eltern dem Beamten- und Arbeiterpersonal und deren Frauen seines Etablissements ein Freudenfest. Am Festmahle nahmen über 100 Personen theil. Herr Musikdirector Franke-Bischofswerda sorgte für gute Tafelmusik, Musikstücke und Toaste wechselten ab und belebten das Mahl. Aner kannt wurde von mehreren Seiten, wie durch den jetzigen Besitzer und dessen Vorgänger sich das Etablissement gehoben und vergrößert und man wünschte, daß das gute Einvernehmen zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmern zum Segen der hiesigen Glasindustrie fortbcstehen möge. Ein belebter Ball folgte hierauf. D Limbach, 20. August. Nach eingehender Erwägung und auf Grund des Urtheils der bei der Cantorenprobe am 5. August zugezogenen Sachverständigen hat sich der Kirchenvorstand einstimmig für die Wahl von Johannes Pache- Leipzig als Cantor der hiesigen Kirche ausge sprochen und demgemäß an den Kirchenpatron berichtet. k. Wilsdruff, 22. August. Die Jahres versammlung des Dresdner Hauptvereins der Gustav-Adolf-Stiftung wurde hier am 20. und 21. d. M. unter großer Betheiligung der Be wohner der Stadt abgchalten. Dieselbe hatte sich zu diesen Tagen festlich geschmückt und die erschienenen Deputieren und Gäste gastfreundlich ausgenommen. Außer den 70 Deputaten der Zweigvereine waren auch Gäste aus Böhmen, Schlesien, Mähren und Posen erschienen. Mon tag Abend fand im Saale des Gasthauses zum Löwen die Begrüßung der Festgenossen durch Herrn Bürgermeister Ficker statt, welche durch Herrn Geheimen Rcgierungsrath Roscher herzlich und in dankbarer Weise beantwortet wurde. Hierauf gab die Stadtcapellc ein Concert und Ansprachen von Festgenossen erfolgten. Dienstag, den 20. d., wurden dann im Saale des Gast hauses zum Adler die Versammlungen der De putaten unter Vorsitz des Herrn Ober-Consistorial- rath vr. Franz vorgcnommen und dabei haupt sächlich Beschluß gefaßt über die zur Verwendung stehenden Liebesgaben an hilfsbedürftige evang. Gemeinden in der Diaspora. Der Hauptvercin konnte über 9244 Mk. verfügen, welche an circa 96 Gemeinden zur Vertheilung gelangten, da außerdem schon die einzelnen Zweigvereine über 8802 Mk. 20 Pf. Verfügung getroffen hatten. Berücksichtigt vom Hauptverein wurden noch Anhalt in Schlesien mit 100 Mk., Laurahütte mit 100 Mk., Schönberg mit 100 Mk., Louisen- felde in Posen mit 100 Mk., Schulitz mit 50 Mk., Aüssta in Böhmen mit 650 Mk., Bodenbach mit 300 Mk., Brüx mit 240 Mk., Deutsch-Gablonz mit V20 Ml., Eger mit 170 Mk., tzünchoWWW 250 Mk., Pilsen mit 200 Mk, Rumbürg mit 650 Mk., Reichenverg mit 375 Mk., Saaz mit 100 Mk., Teplitz mit 750 Mk., Jassena in Mähren mit 200 Mk., Zauchtel mit 200 Mk., Stritetz mit 150 Mk., Drahomischl in Oesterreichisch« Schlesien mit 200 Mk., Drbolowka in Galizien mit 200 Mk., Moosberg mit 100 Mk., Stadlo mit 400 Mk., Blutroth in Siebenbürgen mit 100 Mk., Meschendorf mit 100 Mk., Laaz in Ungarn mit 100 Mk., Marseille in Frankreich mit 100 Mk.u. s. w. Außerdem hatten mehrere Frauenvereine Altarleuchter, Abendmahlgefäße, Kronleuchter und Crueifixe gespendet, welche eben falls armen evangelischen Gemeinden zugewiesen wurden. Die Noth der armen Gemeinden schil derten in ergreifenden Worten die anwesenden Geistlichen aus der Diaspora. Um 5 Uhr Nach mittags wurden die Verhandlungen geschlossen und Abends 8 Uhr trug in demselben Saale Herr Consistorialrath 8up. vr. Dibelius den höchst interessanten Jahresbericht vor, worauf dann ein herrlich durchgeführtes Vocal- und Jnstrumentalconcert folgte. Mittwoch, den 21. August, früh 9 Uhr, Festgottesdienst. Im feier lichen Zuge gingen Festgenossen, die verschiedenen Vereine der Stadt, das Schützencorps rc. in's Gotteshaus, woselbst Herr Ober-Consistorialrath vr. Rüling über Matth.5,1—10 die ergreifende Festpredigt hielt. Die Festcollecte erhielt die Gemeinde Bahnsattel in Niederösterreich und betrug dieselbe über 300 Mark. — Mittags 12 Uhr fand noch ein Festmahl im Gasthaus zum Adler statt, an welchem sich wohl gegen 200 Personen betheiligten und welches durch ausge brachte Trinksprüche sehr belebt war. Die meisten Festgäste verließen bereits Abends unser freund liches Städtchen, wo man sie so gern und liebe voll ausgenommen und dieselben schöne Stunden verlebt hatten. Dem Königl. Hausmarschallamt ist am 21. August eine an Se. Maj. den König gerichtete Petition eingereicht worden, welche, von circa 600 Unterschriften bedeckt, die Königliche Gnade für Herrn Musikdirector Trenkler anruft. Die Petenten, zum großen Theil Dresdner ange sehene Bürger und Einwohner, motiviren ihre Fürbitte mit dem Hinblick auf die 33jährige Dienstzeit Trenklers, seine Theilnahme an zwei Feldzügen, seine künstlerischen Erfolge und seine durch die letzten Ereignisse angegriffene Gesundheit. Ueber die festlichen Veranstaltungen, welche städtischerseits für den Empfang Sr. Majestät des Kaisers in Dresden bei seiner am Nach mittag des 5. September erwarteten Ankunft ge troffen worden sind, ist zwar schon mehrfach berichtet worden; wir sind aber nunmehr in der Lage, darüber noch einige nähere Mittheilungen zu machen. Die städtischen Collegien wollen den hohen Herrn, welcher zum ersten Male seit der Thronbesteigung als Oberbefehlshaber der Deutschen Armeen zu uns kommt, um über das Sächsische Armeecorps Heerschau zu halten, an den vor maligen Thorgebäuden am Kaiser-Wilhelm-Platze begrüßen. Daselbst soll in der Richtung ^er Kaiserstraße nach dem Plane der Architekten Giese und Weidner ein Säulenbau errichtet, vor diesem aber inmitten eines Wasserbeckens eine 6 Meter hohe Statue, die Stadt Dresden darstellend, auf gestellt werden, deren Modellirung der Bildhauer Robert Diez übernommen hat. Mit der Mo dellirung einer zweiten, den Säulenbau selbst be krönenden Figur, den Frieden darstellend, ist Professor Henze beschäftigt. Nach erfolgter Be grüßung Sr. Majestät des Kaisers wird der Wagen durch eine doppelte Reihe von Fahnen masten nach der Heinrichstraße sich bewegen, auf der Hauptstraße aber, wo die in der Richtung der Heinrichstraße stehenden Wasserhäuser nach dem Entwürfe des Architekten Herrn Schubert geschmückt werden sollen, in der Mittelallee nach dem Neustädter Marktplatze fahren, dessen Ein gang die von der Wettiner Feier her erhaltenen Obelisken in völlig neuem Schmucke zieren werden. Auf dem Neustädter Markte soll die Schuljugend Platz finden, insoweit solche nicht bei der Spalier bildung betheiligt wird und Se. Majestät den Kaiser bei seinem Herannahen mit einem Fest gesang begrüßen. Den grüßten Schmuck will man der AugustuSbrücke geben. Auf jedem Pfeiler derselben werden große GaScandelaber mit Pyramiden von weißen Glasglocken aufge stellt und mit mehr als 3000 Flammen jeden Abend, welchen Se. Majestät der Kaiser hier verweilen wird, Dresden als kaiserliche Residenz ganz besonders kennzeichnen. Wenn schließlich für die bevorstehenden Kaisertaae die Wettiner Jubi- läumS-Obelisken auf dem Schloßplatze noch er halten werden, so geschieht dies einem vielfach, namentlich auch von hoher stelle aus kuÄ>-