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5. Der Nord-Chimborazo und der Carihuairazo. Die Hacienda Cunucyacu, das Standquartier für unsre Be steigungen und Untersuchungen der Nordgletscher des Chimborazo, ist mit 3759 m (3670 m Stübel) die höchst gelegne Hacienda an der Nordseito des Berges. Wir sind hier zwar ziemlich fern vom Berge — 2V 2 Stunden flotten Reitens bis zum Fuß, und in Luftlinie ca. 15 km zum Gipfel —, aber wir haben keine andre Wahl. Auf der ganzen West- und Nordseite des Chimborazo ist es die einzige menschliche Siedelung, wo für uns, unsre Leute und Karawanentiere genügende Nahrung und Unterkunft zu finden ist. Sonst gibt es auf der Nordseite zwar noch ein paar zu Cunucyacu ge hörende einsame, dem Bergfuß nähere Hirtenhütten (z. B. Poquios, Nauin, Paila-cocha), aber dort ist bestenfalls ein Trunk saurer Schafmilch zu haben, und das ganze übrige Gebiet bis zum Tambo Chuquipoquio am Ostfuß des Gebirges, so groß wie manches deutsche Fürstentum, ist imbewohnt, menschenleer und nur von einigen halbwilden Schaf-, Llama- und Rinder herden durchstreift, die sich in den rauhen Päramos ihre Nahrung und Nachtlager selbst suchen müssen. Überall nur fahles steifes Päramogras oder Sumpf und vulkanischer oder glazialer Gesteinsschutt, nirgends ein Baum oder ein schützender Busch. Bloß neben der Hacienda Cunucyacu, die sich wohlweislich gerade da hingelagert hat, wo das Hochtal des Pucayacu sich zu einem ziemlich tiefen geschützten Kessel erweitert, grünt es innerhalb einer Umfriedigung (Potrero) frisch von Alfalfa für das Jungvieh und von Kohl für den Haus-