monogenen Hauptmasse des Cotopaxikegels nichts weiter wissen können, als was uns das relativ sehr kleine Stückchen Längsschnitt in den Krater wänden zeigt; im übrigen gibt der Bergkegel gar keine tieferen Aufschlüsse. So intakt, wie er ist, könnte aber der Bergkegel kaum sein, wenn zwischen der Vollendung seines heute vor uns stehenden Baues und dem Beginn des Ergusses seiner jungen Lavamassen „ein unermeßlich langer Zeitraum gänzlicher Ruhe“ verstrichen wäre. In einem solchen Zeitraum müßten durch die atmosphärischen Kräfte, durch Erosion und Denudation so starke Zerstörungen an dem Berg angerichtet worden sein, daß er unmög lich die Idealgestalt eines Vulkankegels bewahrt haben könnte, in der er sich uns heute präsentiert. Stübel hat hier sicherlich, wie in vielen anderen für seine Theorie angeführten Beispielen, die erosiven Einwirkungen auf die Bergform weit unterschätzt. Ich neige vielmehr zu der Ansicht, daß der Cotopaxi auf der Ruine seines alten Fußgebirges, von dem der auf dem Südabhang des Bergkegels herausragende Felszacken des Picacho ein Überrest ist, aus dem von neuem geöffneten Eruptionszentrum durch allmähliche Aufschüttung bis zu seiner heutigen Größe und Gestalt empor gewachsen ist. Reiß nimmt an, daß dazu ein Zeitraum von 80—100,000 Jahren erforderlich gewesen sei. Ich halte also den Cotopaxi für einen polygenen Vulkanberg, aber in dem Sinne, daß ursprünglich ein mono- gener Vulkan da war, der „Ur-Cotopaxi“, nach dessen Vollendung ein „unermeßlich langer Zeitraum der Ruhe“ eingetreten ist. In diesem Zeitraum haben Einstürze nach innen und Verwitterung und Erosion von außen den Berg zur Ruine verwandelt. Dann erst begann eine neue Eruptionsperiode und baute über dem Rest des „Ur-Cotopaxi“ einen neuen monogenen Vulkanberg in einer langen, noch andauernden Folge von Ergüssen auf; das ist der heutige große Cotopaxikegel. Auf diese Weise entstand aus der Vereinigung der beiden, aus demselben Eruptionsherd hervorgewachsnen monogenen Vulkane der polygene Cotopaxi, wie der polygene Vesuv aus dem monogenen älteren Monte Somma und dem dar über aufgebauten monogenen jüngern Vesuvkegel. Vier Jahre nach Stübels Cotopaxibesteigung schlug im September 1877 der lange Jahre an der Universität Quito als Geolog tätige Deutsche Theodor Wolf eine ganz neue Anstiegroute ein. Das war nur ein Viertel jahr nach dem furchtbaren Ausbruch des Cotopaxi vom 26. Juni 1877 (s. S. 212). Wolf hatte zuerst die Route von Reiß und Stübel gewählt; aber,