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Todten-Capeste — wurde im Hintergründe de- Ge fängnisses ausgestellt. Die Schildwachen erhielten Befehl, jeden niederzuschießen, welcher ohne eine Ermächtigung des Capitäns Gonzalez ein- oder auS- gehen würde. UebrigenS ließ man Niemand zu als den Abbe Fischer, Caplan und Beichtvater Maximi lians. Ein wenig später kam der Bischof von Queretaro, um seine geistlichen Dienste anzubieten, welche die Gefangenen nach einer kurzen Berathung unter sich annahmen. Die Nacht verging in Unter redungen mit leiser Stimme; sie beichteten. Miramon litt stark an seiner Wunde am Auge, welche er mit frischem Wasser kühlte. Mejia verfiel in tiefen Schlaf. Maximilian verlangte Papier und Tinte; es dauerte einige Zeit, ehe man solches mitten in der Nacht fand. Er schrieb zwei Briefe, den einen in deutscher Sprache an die Erzherzogin Sophie, seine Mutter, den zweiten an seine Frau. Er übergab sie beide dem Bischöfe mit der Bitte, sie an ihre Adresse gelangen zu lassen. Er legte eine Haarlocke bei, welche ihm die Frau des Kerkermeisters abschnitt, küßte sie und steckte sie in das schon geschlossene Couvert. Gegen 4 Uhr wünschte Maximilian die Messe zu hören, die der Bischof las; man weckte Mejia auf und alle Drei nahmen das heilige Abendmahl ein. Es scheint, daß nach der Messe der Kaiser lange Zeit auf dem harten Steine knieend verblieb — ein Betstuhl war nicht vorhanden. Er stützte die Augen und Stirn auf seine Hände. Man weiß nicht, ob er betete oder weinte. Miramon war bleich und niedergeschlagen. Mejia war entzückt, man darf nicht vergessen, daß er Indianer und daß es ein Ruhm für ihn ist, mit seinem Herrn, wie er sagt, zu sterben. Als es 7 Uhr schlug, vernahm man die Musik der Procession und der Capitän Gonzalez trat mit den Binden in die Capelle. Miramon ließ sich die Augen verbinden ohne eine Bewegung zu machen. Mejia weigerte sich, dies thun zu lassen, und als nun der Capitän versuchen wollte, seinen Widerstand zu brechen, sagte der Bischof einige leise Worte zum General, worauf er sich die Augen verbinden ließ. Der Kaiser aber erklärte, daß er solches nicht dulden werde. Gonzalez zögerte einen Augenblick, grüßte dann den Kaiser und stellte sich an die Spitze der Escorte. Die Procession setzte sich in Marsch. Der Weg war mit einer Schwadron Lanciers bedeckt, dann kam die Musik, einen Trauermarsch spielend. Ein Bataillon Infanterie, das Gewehr im Arm, in zwei Reihen, jede vier Mann hoch, bildete das Spalier. Als der Zug die große Spitalpforte erreicht, sagte Mejia sehr laut: „Sire, geben Sie uns zum letzten Male ein Beispiel von Ihrem edlen Muthe ; wir folgen den Schritten Ew. Majestät." In dem Augenblicke zogen die Franziscaner vorüber; die beiden ersten trugen das Kreuz und das geweihte Wasser, die übrigen hielten Kerzen. Jeder von dm drei Särgen ward von einer Gruppe von vier Indianern getragen; hinterher folgten die drei schwarzen Hinrichtungskreuze nebst dm Bänken. Capitän Gonzalez gab nunmehr Maximilian ein Zeichen, auszusteigen. Der Kaiser näherte sich muthig mit dm zu dm zwei Generalen gesprochenen Wwchm.- „Vvnos nos L In lidoräack!" Die Procession bewegte sich langsam die Straße nach dem Kirchhofe hinan, indem sie über die Aquaduct-Straße hinten an der Kirche vorbeischrjtt. Bald beherrschte der Zug die ganze Ebene, und, von unten aus gesehen, war der Anblick höchst imposant. Boran schritt der Kaiser, zu seiner Rechten der Abbe Fischer, zu seiner Linken der Bischof. Hinter drein folgte, unterstützt von zwei Franziskanern, die ihm den Arm gaben, Miramon, und Mejia zwischen den beiden Priestern von Santacruz. Als man den Gipfel des Hügels erreicht hatte, sah Maximilian starr die aufgehende Sonne an. Dann zog er seine Uhr und ließ eine Feder spielen, welche das überaus verkleinerte Porträt der Kaiserin Charlotte verbarg. Er drückte es an die Lippen und sagte, indem er dem Abbe Fischer die Kette reichte: „Ueberbringen Sic dieses Andenken meiner viel geliebten Gattin in Europa, und sollte dieselbe Sie jemals verstehen können, so sagen Sie ihr, daß meine Augen sich schließen mit ihrem Bildnisse, daS ich mit nach oben nehme." Man hatte eine Stelle unweit der dicken, äußeren Kirchhofsmauer erreicht; dumpf zusammen hallten die Sterbeglocken. Nur die Personen vom Zuge waren zugegen, da man der Menge den Weg ver-' treten hatte, damit sie nicht die Anhöhe hinaneile. Drei Bänke mit Plankeskreuzen wurden gegen die Mauer gestellt; die drei herancommandirten Pelotons, je aus 5 Mann nebst zwei Reserve-Unter offizieren bestehend, näherten sich den Berurtheilten auf drei Schritte. Als der Kaiser die Bewegung der Gewehre bemerkte, meinte er, man stehe im Begriffe, zu feuern, und näherte sich lebhaft seinen beiden Gefährten, die er mit rührender Inbrunst umarmte. Miramon sank überwältigt auf die Bank nieder, wo er zusammengesunken sitzen blieb; die Franzis caner legten seine Arme kreuzweise über einander. Mejia erwiederte die Umarmung, Maximilians schluchzend mit Worten, die keim Mensch vernommen;, dann kreuzte er die Arme über die Brust und blieb aufrecht stehen. Der Bischof sagte im Nähertreten zu. Maximilian: ,/Sire geben Sie ganz Mexico in meiner Person den Kuß der Versöhnung; möge Ew. Majestät im letzten Augenblicke Alles verzeihen!" Der Kaiser, innerlich sichtbar erregt, ließ sich umarmen und schwieg. Dann rief er mit starker- Stimme: „Sagen sie Lopez, daß ich ihm seinen Verrath verzeihe; sagen sie ganz Mexico, daß ich ihm sein Verbrechen verzeihe! Hierauf drückte der Kaiser dem Abbe Fischer die Hand, und dieser, dem die Stimme den Dienst ver sagte, fiel dem Kaiser zu Füßen und benetzte dessen Hände, die er küßte, mit seinen Thränen. Viele von den Umstehenden weinten; Maximilian machte leise seine Hände los und sagte, indem er einen Schritt vorwärts machte, ironisch mit einem schwermüthigen Lächeln zu dem Offizier, der die Hinrichtung commandirte: la äisposicion äs nsteck? In dem »Hinblicke, wo auf ei» Zeichm »fit dm»'-