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84 6. Pflanzenkunde. linsenförmige Kapseln, von denen jede nur einen Samen enthält. Bei voll ständiger Reife springen dieselben auf, und die Samen rollen heraus. Im nächsten Frühjahre kommt aus jedem Same» nach unten ein Würzelchen und nach oben der Keim mit den beiden Samenblättern hervor. Das erste Jahr bildet sich an dem sehr kurzen Stengel nur eine Blaltrosctte, aber keine Blüten. d) Im zweiten Jahre aber sproßt aus der Mitte der Grund- vder Bodenblätter der Stengel empor. Derselbe wird 0,30—1,0 m hoch, steht steif aufrecht, ist rund und von abstehenden Haaren rauh, im Innern hohl und saftig und teilt sich nach oben in viele Äste. An ihm stehen die den Bodenblättern ähnlichen Stengelblätter, von denen die unteren kurzgestielt sind, die oberen aber nur aus drei länglich-lanzettlichen Teilen bestehen und am Stengel sitzen. Wir schen: sie nehmen von unten nach oben an Größe ab, und ihre Stiele verkürzen sich; auf diese Weise kann jedes Blatt seinen Anteil an den Sonnenstrahlen erhalten. 1») Im zweiten Jahre erscheint der für gewöhnlich etwa drei Spannen hohe, rauhhaarigc, ästige Stengel mit abwechselnd stehenden Blättern und den langgestielten Blüten. Jeden Winter sterben Stengel und Blätter ab, und jedes Frühjahr kommen sie aufs neue aus dem Wurzclstockc zum Vor schein; der wollige Hahnenfuß ist eine ausdauernde Pflanze. o) An der Blüte erblicken wir den Kelch. Er besteht aus fünf kleinen, leicht abfallenden, zottig behaarten, eirunden, etwas aus gehöhlten Blättchen, welche "gelb oder grün (mit gelblichem Rande) gefärbt sind. Die Blumenkrone ist ebenfalls fünfblättrig. Die Kronenblätter sind groß, eirund, an der Spitze ausgerandet, goldgelb gefärbt, innen glänzend (Namen s. o.!) und am Grunde mit einem Nagel, an dessen innerer Seite eine kleine, von einer Schuppe über deckte Honiggrube sich befindet, versehen. Die glänzende Farbe der großen Blüten sowohl als der Honig locken Insekten an; diese streifen beim Aufsaugen des Honigs den Blütenstaub von den Staubgefäßen und übertragen ihn dann auf andere Blüten; denn innerhalb der Kronenblätter stehen zahlreiche (über 20, auf dem Fruchtboden, Kl. XIII) kurze Staubgefäße und in der Mitte derselben eine Menge kleiner eiförmiger Fruchtgefäße mit sehr kurzem Griffel und schiefer Narbe. v) Die Blüte besteht aus dem kleinen fünfblättrige», grünlichgclben Kelche, den fünf ziemlich großen, goldgelben, innen glänzenden Kronen blättern, den zahlreiche» gelben Staubgefäßen und einer Menge kleiner eiförmigcr Fruchtgefätze. Durch ihre leuchtende Farbe und den Honig lockt sie Insekten an, welche den Blütenstaub von einer Blüte zur andern tragen. O. Gäste rc. Allerlei Insekten (Bienen, Hummeln, Schmetterlinge, Fliegen rc.) besuchen diese Pflanze, um aus ihren Blüten Honig zu sammeln.