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Nahrung; sie gewährt ihm alles, was er bedarf. Die Mutter milch enthält viel weniger Käsestoff (etwa die Hälfte so viel) als Kuhmilch, weniger Butter und weniger Salze, dagegen eine be deutendere Menge (fast noch einmal so viel) Milchzucker und Wasser, als Kuhmilch. Es ist kein leeres Vorurteil, es ist der echte Glaube an die allseitige Herrschaft einer erwiesenen Naturwahrheit, daß sich das Wesen der Mutter auch durch die Milch mitteilt. Muß man aber dennoch seine Zuflucht zu einer Amme nehmen (es ist dies, nach vorheriger Befragung eines erfahrenen Arztes, selbst bei in hin reichender Menge vorhandener Nahrung dann angezeigt, wenn die Mutter sich kränklich fühlt, ihre Nerven verstimmt sind und ihre eigene Ernährung sich in mangelhafter Weise vollzieht), so muß man auf die möglichste Übereinstimmung im Alter der Kinder von Mutter und Amme sehen, weil die Milch in der Mutter ihre Zusammensetzung mit der Zeit ändert. — Die Entziehung der Muttermilch geschehe nie plötzlich, sondern allmählich; man giebt nebenher schon künstliche Nahrung. Ganz besondere Vorsicht verlangt die Entwöhnung in der heißen Jahreszeit. Muß man ein Kind von Anfang an künstlich ernähren, so ist in der ersten Zeit sehr empfehlenswert eine Mi schung von vier Teilen reinen Wassers mit einem Teile guter Sahne (oder zwei Teilen Wasser und einem Teile guter Milch). Allerdings müssen beide von Kühen stammen , die gesund und frischmelkend sind und nur mit Grünfutter oder Heu, ja nicht mit Trebern, Abfällen der Brauereien und Brennereien rc. gefüttert und auch nicht durch schwere Arbeit übermüdet werden. Die Zubereitung erfolgt in der Weise, daß man die abgekochte Sahne mit heißem Wasser mischt und darauf sieht, daß die Mischung, der übrigens noch eine geringe Menge Milchzucker beigefügt werden kann, eine Wärme von 35" C. hat; eine höhere ist schädlich. Die Darreichung der flüssigen Nahrung ge schehe, wenn man von Anfang an dazu gezwungen ist, mittelst einer eingeteilten langen Saugflasche, welche mit einem gewöhnlichen Saug hütchen versehen ist, in welches man ein nicht zu großes Loch ge brannt hat (lange Gummischläuche sind weniger zu empfehlen, weil sie sich schwerer reinigen lassen). Flasche sowohl als Hütchen müssen nach jedem Gebrauche gut gereinigt und in reinem Wasser liegend oder damit gefüllt aufbewahrt werden. Nach etwa 14 Tagen kann man schon auf drei Teile Wasser einen Teil Sahne nehmen. So ist das dann die richtige Nahrung bis zum fünften Monate. (Nährt man mit Milch, so nimmt man im zweiten Monate halb Milch und halb Wasser, im dritten zwei Teile Milch auf einen Teil Wasser und im vierten drei Teile Milch auf einen Teil Wasser und von da an reine Milch mit dem unten erwähnten Zusatze.) Kinder, welche erst später andere als Muttermilch erhalten, trinken sofort aus einer Schale. Leert das Kind häufiger oder seltener als zwei- bis dreimal