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matt und elend fühlt und dazu unangenehme nach Befriedigung drängende Gefühle in dem Schlundkopfe und Magen spürt. Der Hunger ist also das Verlangen des Körpers nach Nahrungsaufnahme, welches seinen Grund in dem Ernährungsbedürfnisse aller Körper gewebe hat, während der Durst auftritt, sobald es den Körpergeweben an den nötigen Flüssigkeiten (infolge von Hautausdünstung und Schwitzen in der Hitze, in Krankheit durch Fieber und Durchfall, durch ver mehrte Urinabsonderung, nach dem Genüsse ätzender oder stark reizender Gewürze rc.) fehlt und sich als Gefühl der Trockenheit im Munde und in der Rachenhöhle äußert. Da der Hunger als eine Empfindung ein Vorgang in unserm Bewußtsein ist, wird er nur dann vollständig sein, wenn auch das Bewußtsein ungestört ist. Jede starke geistige Beschäftigung, jede Gemütsbewegung drängt darum den Hunger zeitweise zurück, und Bewußtlose, Blöde, Irrsinnige empfinden denselben sehr häufig nicht. Mancher Geisteskranke würde auf diese Weise schon zu Grunde gegangen sein, wenn seine Pfleger nicht für ihn sorgten. Auch körperlich Kranke, insbesondere Fiebernde, hungern in der Regel nicht, trotzdem sie oft sehr rasch an Gewicht abnehmen; jedenfalls deshalb, weil ihr Körper seine ganze Thätigkeit auf Ausscheidung der kranken Stoffe richtet. Dafür ist der Hunger dann in der ersten Zeit der Wiederherstellung um so stärker. Der Hunger ist noch mehr als der Durst (Schlaf rc.) von der Gewöhnung abhängig; er überkommt zur gewohnten Speise stunde uns auch.dann, wenn unser Körper einmal wegen vorher gegangener reichlicher Mahlzeit oder wegen geringerer Anstrengung eigentlich noch nicht ein wirkliches Bedürfnis nach Speise hat. Appetit nennt man den Wunsch nach Speise und Trank um des Geschmackes willen. Derselbe ist darum meistenteils auf gewisse Speisen und Getränke gerichtet und wird dann durch die geistige Vorstellung vom Geschmacke derselben hervorgerufen. Diese Vorstellung kann so lebhaft werden, daß die Werkzeuge sich fchon zur Verdauungs- thätigkeit anschicken (Speicheldrüsen). „Das macht einem den Mund wässerig!" Ein gesunder Mensch hat immer Appetit, auch wenn er nicht gerade Hunger oder Durst hat; er wird aber, wenn die letzteren ihm fehlen, den Appetit nicht befriedigen. Ist die Schleimhaut der Berdauungswerkzeuge erschlafft oder entzündet (Schnupfen, Katarrh), so fehlt der Appetit, wenn auch Hunger und Durst vorhanden sind, und kehrt erst "mit der Gesundung wieder. Alle Menschen haben wohl schon die verschiedenen Stufen des Hungers vom angenehmen Reize eines leichten Appetites bis zu dem quälenden und drängenden Gefühle eines auf längere Zeit zurück gedrängten und dann mit um so größerer Gewalt wiederkehrenden echten Hungers gefühlt. Wer ihn nie fühlt oder gefühlt hat, um dessen Verdauung und Lebensgenuß ist es, wäre er auch noch so reich, traurig bestellt; denn „Hunger ist der beste Koch!" Aber von l*