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auch weiß oder grau behaart und deshalb vom Wasser nicht benetzbar ist, als die Grauerle, Grauweide, die verschiedenblättrige und graue Kratzdistel, der Huflattich, die Pestwurz rc. Der filzige Überzug ist zugleich ein Schutz gegen die Tierwelt. Beim Bereiten des beim Volke beliebten Thees (Himmelbrandthees — Brustmittel!) aus den Blüten der Königskerze löst sich ein Teil des feinen Haarfilzes, mit dem die Rückseite der Blüten gerade so wie die Blätter dieser Pflanze bedeckt ist, und schwimmt in dem Aufgusse. Versäumt man den Thee durchzuseihen, so kommen diese Härchen beim Genüsse des Thees an die Schleimhaut der Mundhöhle und erregen daselbst ein unaussteh liches Kratzen und Jucken. Daher ist auch erklärlich, warum das Weidevieh die mit noch stärkerem, aber ebenso leicht ablösbarem Filze überzogenen Blätter dieser Pflanze verschmäht. Bei manchen Pflanzen jedoch nehmen die Haare Formen an, welche den Stacheln nahe kommen; es ist unmöglich, da eine scharfe Grenze zu ziehen. Hierher gehören die sogenannten Stechborsten, mit denen ins besondere eine ganze Pflanzenfamilie, die der rauhblättrigen Gewächse (Boretsch, Schwarz- oder Beinwurz, Lungenkraut, Natterkopf, Igel same rc.) bewaffnet ist, und die Widerhäkchen, mit denen nicht nur solche Borsten, sondern auch die Ränder und Rippen der Blätter anderer Gewächse versehen sind. Durch letztere Einrichtung entstehen die sogenannten scharfen Blätter, die insbesondere vielen Gräsern (besonders den Riedgräsern, 6arex; Borstengras, ^uräus) eigen sind. Ebenso sind hier die sogenannten Brennborsten oder Brennhaare zu nennen. Dieselben bestehen jede aus einer einzelnen großen Zelle, die unten eine kolben- oder zwiebelartige Verdickung zeigt und nach oben lang ausgezogen ist. Der oberste Teil ist entweder fein zugespitzt oder köpfchenförmig angeschwollen und etwas umgebogen. In diesem Teile sind die Brennhaare zugleich äußerst spröde, so daß sie bei der leisesten Berührung von oben her abbrechen. In ihrem innern Hohlraume sind sie mit einer scharfen, ätzenden Flüssigkeit er füllt. Streichen wir von unten her über die Pflanze hin, so werden die Brennborsten, da das Gewebe, in welchem sie mit ihrem untern Ende eingepflanzt sind, elastisch ist, an die Fläche der Pflanze an gelegt, um sich sofort nach dem Nachlassen des Druckes wieder auf zurichten. Berührt man dagegen dieselbe Nessel von oben her, so brechen sofort die Köpfchen der Borsten ab, die röhrchenförmigen Spitzen dringen in die berührende Haut und ergießen ihre Flüssigkeit, welche sofort Rötung und blasenartige Anschwellung der Haut her vorruft. Weidende Tiere Weichen darum allen diesen Pflanzen sorg fältig aus; ebenso verschonen sie die mit Widerhäkchen und Stachel borsten versehenen. Die Oberhaut vieler Pflanzen trägt einen Überzug feiner oder gröberer Haare, welche die Verdunstung regeln und sic vor den Einflüssen der Wit terung sowie vor den Angriffen der Tierwelt schützen.