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I. Zur ßfiarakterikik. Nuf allen Gebieten des menschlichen Lebens, sei es der Kunst, sei es der Wissenschaft oder des Gewerbes, hat es jederzeit zwei Arten von Leuten gegeben: Solche, die eine Sache verstanden und Solche, die sie nicht oder nur wenig verstanden. Tie Ersteren nennt inan Sachverständige, s>ie Letzteren Laien. Beide unterscheiden sich hauptsächlich dadurch vo(i einander, daß die Einen durch Lärm und ruhelose Agitation zu ersetzen suchen, was ihnen vor den Andern an Einsicht und stillem Fleiße abgeht. Recht klar tritt dies gegenwärtig außer auf dem Gebiete der Politik auf dem noch weiter reichenden der Religion zu Tage. Es braucht einer zwar nicht Geistlicher zu sein, um hier als Sachverständiger zu gelten; denn an Talar und Tonsur ist die Kenntniß und damit die Urtheilsfühigkeit bezüglich religiöser Dinge nicht ausschließlich geknüpft, wie überhaupt das Jnnehaben und Betreiben eines Berufes oder Amtes nicht an sich schon wahres Verständnis; und ächte Liebe zu dem, was man ist, in sich schließt. Eins aber wird verlangt von denen, die auf dem genannten Felde nicht unter die Laien gerechnet sein möchten: daß sie nicht nur einmal oder zweimal bei Gelegenheit über die Religion, ihr Wesen und ihren Einfluß irgend etwas gelesen oder bei sich selbst gedacht, sondern daß sie mit gründlichem, anhaltenden Fleiß in die ganze Sache sich versenkt haben. i