sondern onknüpfend und praktisch, nicht handwerksmäßig, sondern aus dem Leben für das Leben; nicht in pietistischer und metho distischer Erregung, sondern wie es einem Lehrer geziemt, der allein , der Wahrheit vertraut, nicht in blendenden Gedankenblitzen, nervenerregenden Geisteswürzen, glänzenden Redewendungen, sondern einfach, sachlich und gesund und doch mit Salz und Feuer soll dor evangelische Geistliche predigens." Allerdings ist es leichter und bequemer, in den hergebrachten Redensarten auf der Kanzel, in dem Beichtstuhl und draußen im Leben sich zu bewegen, als das Herz des Volks und die Bedürf nisse der Zeit zu studiren. Zu diesem Letzteren gehört eine sehr ernste und anhaltende Arbeit, die noch dazu von gewisser Seite oft in sehr böswilliger Art als „Untreue gegen das Bekenntnis;", als „Abfall vom Christenthum selbst" gebrandmarkt wird. Aber diese Arbeit lohnt durch das Bewußtsein innerer Wahrheit und gewissenhafter Treue! Muß denn nun auch jede Prüfung des Hergebrachten, jeder Versuch einer Aenderung nur aus Unglauben hervorgehen? Man braucht nicht geringschätzig von den Bekenntnißschriften zu denken und kann doch verlangen, daß sie geändert' und der neu gewon nenen Erkenniniß mehr entsprechend gestaltet werden sollen. Symbole sind nothwendig als Ausdruck der Ueberzeugung, welche eine Kirchengcmeinschaft zu einer bestimmten Zeit hat. Aber, wenn diese Ueberzeugung mit der Zeit eine andere geworden ist, hat die Kirchengemeinschaft das Recht, ihrer verbesserten und veredelten Ueberzeugung auch einen anderen Ausdruck zu geben und weniger streng mit dem Festhalten der früheren Symbole zu verfahren, ohne dadurch im Geringsten in ihrem Bestehen erschüttert zu werden. Im Gegentheil, nur auf diese Weise kann sich eine Kirchenge meinschaft vor Erstarrung, allmäligem Absterben und Hohlwerden ') Kahnis, der innere Gang des deutschen Protestantismus II., 312.