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52 welches eine soweit reichende Wirkungsfähigkeit besitzt, weniger der niedrigen Spcculation, die auf die sinncnkitzelnde Schaulust des Publikums sich stützt, überlassen bleibe, als vielmehr zu einem allgemeinen Unternehmen für das Wohl des Volkes gemacht werde. Die Ständckammern aller Länder sollten gerade hier am allermeisten ihre Liberalität beweisen, und dessen gedenken, daß es zum Schutz eines Landes nicht bloß eine Militär-, sondern auch eine Geistesmacht giebt, deren Pflege und Erweiterung Allen zum Segen gereichen muß. Neben dem Staate, der nicht Alles allein machen kann, wären vermögende und wohlwollende Männer und Frauen hier im Stande, den Arnim, den Proletariern, dem Volke überhaupt, reiche Wohlthaten zu erzeigen. In großem Städten, wo natürlich allein dergleichen Einwirkungen durch die Bühne möglich sind, könnten sie sich zusammenschließen: entweder um ein volksmüßiges, sittliches Theater zu errichten, oder um den weniger Bemittelten durch Bezahlung von Plätzen den Besuch heilsam wir kender Stücke möglich zu machen, oder auch um talentvolle Schrift steller zur Abfassung von guten Volksspielen zn veranlassen. Viel leicht würde es auch möglich sein, gute Wanderbühnen einzurichten, die dann der Kunst einen Einfluß auch dort gestatteten, wo man sie bisher wenig kannte und zu würdigen wußte. Hoffend aus eine solche Auffassung und Förderung des Schauspielwesens schrieb Eduard Devrient 1848 im Vorwort zu seiner „Geschichte der deutschen Schauspielkunst": „Vielleicht tragen diese Blätter dazu bei, unsre Kunst einer ernsten Betrachtung und Würdigung zu gänglicher zu machen; vielleicht helfen sic, die Erkenntnis; reifen zu lassen: daß eine Kunst, deren Zweck, nach des größten Drama tikers Aussprüche, sowohl anfangs als jetzt war und ist, der Natur gleichsam den Spiegel vorzuhalten, der Tugend ihre eignen Züge, der Schmach ihr eignes Bild und dem Jahrhundert in Kürze der Zeit den Abdruck seiner Gestalt zu zeigen; daß diese Kunst endlich in ihrer sittlichen und staatlichen Bedeutung zu begreifen sei, und