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Beschwerden, über die Stubensitzer und Träge klagen. Diese Erfolge müssen alsdann um so lebhafter hervortreten, wenn die Übungen zugleich in frischer reiner Luft, namentlich im Freien ausgeführt werden; denn dann findet bei dem während der Übungen notwendig erfolgenden rascheren und tieferen Atmen die Einführung reichlicherer Mengen Sauerstoffs in das Blut statt. Derjenige, der gezwungen ist, sitzend zu arbeiten, sollte seine freien Stunden womöglich im Freien verleben. Insbesondere kann man fleißiges tiefes Ausatmen während mäßiger Bewegung im Freien nicht warm genug empfehlen. Dann wird man auch durch seine Kleidung den Blutlauf nicht beengen und in falsche Bahnen drängen oder locken. Ein geradezu gefährliches Kleidungsstück ist die Halsbinde, besonders wenn man sie fest anzieht, wie es manche in der Absicht thun, ihrem Gesichte eine lebhaftere Farbe zu geben. Dadurch wird das Blut in dem Gehirne zurückgehalten und übermäßig angehäuft; es drückt auf die Gehirnmasse, dehnt die feinen Adern derselben zu stark aus und bereitet sie zur Zerreißung vor. Es entstehen Kopfweh, Schwindel, Schläfrigkeit, Entzündung der Augen, Belästigung des Gehörs, ja Schlagfluß. Doch nicht allein der Kopf, sondern auch die Brust und der Unterleib leiden durch die Halsbinde, weil die wichtigsten Nerven stämme, welche deren Werkzeuge beherrschen, durch dieselbe in ihrer Thätigkeit beengt werden. Dies alles sind Beweggründe genug, dieses Kleidungsstück mindestens für überflüssig zu erklären. Seine Entbehr lichkeit beweisen uns Seeleute und die orientalischen Völker, welche letztere sich überdem, wie bekannt, durch einen stärkeren und schöneren Hals vor den Europäern vorteilhaft auszeichnen. Außerdem verläßt am Halse ein zwischen Haut und Kleidung, sowie zwischen den einzelnen Kleiderschichten aufsteigender Luftstrom fast in Blutwärme unseren Körper. Derselbe ist für unser Wohlbefinden von großer Bedeutung; denn er dient der Lufterneuerung und führt Erzeugnisse der Hautaus scheidung fort. Durch fest anliegende Bekleidung des Halses wird aber diese Lufterneuerung sehr beschränkt. Hüllen wir aber noch dazu den Hals warm ein, so wird die Halsgegend, die an und für sich durch die im Halse aufsteigenden großen Gefäße stark erwärmt ist, überhitzt, und die Gelegenheit zu allerlei Erkältungen und Hals krankheiten ist gegeben. Darum bleibt das zweckmäßigste Mittel gegen Erkältung des Halses und Störung des Blutkreislaufs das ununterbrochene Freitragen (Verbannung von Binde und Shawl) desselben. Nicht minder störend für den Blutlauf sind die Schnürleiber (Korsetts) und Rockbänder. Die ersteren sind Zwangsjacken, die dem Gedeihen des Körpers durch Druck auf Brust und Leib, durch Er schwerung des Atmens, durch Hemmung des Blutlaufes, durch Quetschung und Lähmung Gewalt anthun und den Gesetzen der Gesundheitspflege sowohl als auch denen der Schönheit widersprechen. (Siehe Atmung!)